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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Herr Hase

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Hase1Woran denkt ihr, wenn ihr an das Münsterland denkt? Die Einen denken vielleicht an flaches Land, an Bauernhöfe und Pferde, an Schlösser und Adelssitze. Andere mögen an den Send in Münster, die doch ein wenig stureren Menschen, als in anderen Regionen denken oder an die westfälische Küche mit Schinken, dunklem Brot, Panhas oder Möppkenbrot und Knockepott. Wohl nur wenige – meist Kenner oder Eingeweihte – verbinden mit dem Münsterland die Begriff „Kaffee“ oder „Rösterei“. Doch tatsächlich gibt es im Münsterland einige Kaffeeröstereien, die eine gute bis sehr gute Bohne rösten. Eine davon ist die in Münster ansässige Rösterei „Herr Hase“, benannte nach Inhaber Sven Hasenclever (mit langem „mittleren e“). Wir haben ein paar Sorten von „Herr Hase“ zum testen erhalten.

Rösten im Pferdestall – so etwas gibt es nur im Münsterland

Wie viele Kaffeeröster ist auch Sven Hasenclever nicht in der x-ten Generation von Kaffeeröstern aufgewachsen, sondern hat sich irgendwann für das Kaffeerösten beruflich entschieden. Den Grundstein des heutigen Geschäfts in Münster legte seine eigene Hochzeit. Hier wollte er seinen Gästen Filterkaffee anbieten. Dann kam seine Frau auf den Gedanken, man könne ja einen Baristakurs belegen. Ab spätestens diesem Moment dürfte das junge Ehepaar wohl von der Welt des Kaffees und seine unzähligen Möglichkeiten angefixt gewesen sein. Denn 2001 begann das Ehepaar Hasenclever mit der eigenen Rösterei. Hierzu bezog man einen ehemaligen Pferdestall, in den Sven Hasenclever einen rund 90kg schweren Röster wuchtete. Von da an konnte ihn nichts mehr aufhalten. Heute bietet „Herr Hase“ verschiedene Blends und sortenreine Kaffees vor Ort in Münster und natürlich im Onlineshop an.

Hase2Kaffee mit Charakter oder: Vielen Dank, für die Blumen!

Für unseren Test hat uns Sven Hasenclever die Sorten „Äthiopien Aramo“, „Burundi Mbirizi“ und „“Äthiopien Kelloo“ zur Verfügung gestellt. Diese haben wir im Handfilter, im Cafflano (für unterwegs) und in der Stempelkanne getestet. Zu jeder Sorte gibt es auf der Internetseite und als kleine Karten zur Lieferung Kurzinformationen zu den Leitaromen, zur Anbauregion, zu den Varietäten und zur Aufbereitungsart sowie ein wenig Hintergrundwissen. Was ich persönlich schade finde, ist, dass es hier nahezu keine konkreten Informationen zu Fairness und Nachhaltigkeit gibt. Ganz vage wird von „echten Profis im Kaffeeimport, die mit den ausgewählten Kaffeeproduzenten im Ursprungsland eine partnerschaftliche Kooperation pflegen. Diese langfristigen Beziehungen schließen auch die Betreuung von sozialen, entwicklungs- und umwelttechnischen Projekten ein. Dieser Fokus auf faire Handelsbeziehung ist für uns essentiell und gleichermaßen eine elementare Voraussetzung für allerbeste Kaffee-Qualität.“ Gesprochen. Was das nun im konkreten Fall genau bedeutet, von welchen Farmen der Kaffee stammt und welche Projekte unterstützt werden – all das ist nicht nachzuvollziehen. Hier sollte noch ein wenig mehr ins Detail gegangen werden.

Kommen wir aber nun zu dem, was die Meisten interessieren dürfte: Dem Geschmack. Hier bestechen die beiden Kaffees aus Äthiopien natürlich durch ihre fruchtigen Noten. Während man beim „Kelloo“ vor allem die Nektarine herausschmeckt und auch der Pflaumengeschmack im Abgang gut durchkommt, überzeugt der „Aramo“ durch seine starke Blaubeernote. Der „Fruit Punch“ hallt noch lange nach. Auch die deutliche Säure trägt zu einem eher außergewöhnlichen Geschmackserlebnis bei. Das wird nicht den breiten Massengeschmack treffen (Kaffee aus Äthiopien muss man mögen), ist aber ein durchaus delikates Erlebnis. Der „Mbirizi“ hingegen überzeugt mit floralen Noten und einigen „obstigen“ Anklängen. Grapefruit ist deutlicher herauszuschmecken, als Orange.

Fazit: Über den Geschmack der Kaffees von „Herr Hase“ muss man nicht groß diskutieren. Das, was wir zur Verfügung gestellt bekommen haben, schmeckte zum Großteil absolut gut. Allerdings ist es schade, dass man im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung nichts über den genauen Ursprung der jeweiligen Kaffees erfährt, über fairen Handel, Nachhaltigkeit etc. Zwar behauptet Sven Hasencelver (was wir natürlich nicht in Zweifel ziehen), dass er seinen Kaffee von Importeuren bzw. Händlern erhält, die auf Nachhaltigkeit und faire Bezahlung bzw. soziales Engagement viel Wert legen. Da es sich offensichtlich aber nicht um „direct trade“ handelt und auf der Homepage keinerlei Aussagen getroffen werden, setzen wir mal ein vorsichtiges Fragezeichen hinter diese doch so elementaren Aspekte. Dennoch: Wer tollen Kaffee aus dem Münsterland möchte, kann hier glücklich werden.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

8Fairness und Nachhaltigkeit: keine genauen Aussage möglich

Geschmack: 8-9 von 10 Punkten

Transparenz: 4 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Sven Hasenclever von der „Herr Hase“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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