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Zubereitungsmethode im Test: Die Chemex-Karaffe

| Marc Heiland | Kaffeewelten

ChemexIm Zuge der „Third Wave Coffee“-Bewegung erlebt nicht nur das langsame Aufbereitung des Kaffees, die so genannte „Soft Brew“-Methode ein Comeback. Auch im Bereich der Zubereitungsmethoden haben Produkte, die es schon zu Großmutters Zeiten gab, wie der klassische Handfilter, erneut Hochkonjunktur. Doch nicht nur der Filter, den wir alle unter seinem Namen „Melitta“ kennen, da er von der Berlinerin Melitta Benz erfunden und zuerst vertrieben und von der japanischen Firma „Hario“ in die Moderne durch deren verbessertes System getragen wurde, bekommt seinen „zweiten Frühling“ zu sehen. Gleiches gilt auch für die „Chemex“-Karaffen, die jedoch – im Vergleich zur äußerst populären Handfilter-Methode von Melitta ein eher unbeachtetes Nischendasein fristeten, aber bereits in den 1940er Jahren in vom Deutschen Peter Schlumbohm in den USA entwickelt wurde. Worin sich beide Systeme unterscheiden und wie „Soft Brew“ mit der Chemex funktioniert, erklären wir euch im Test. Für diesen hat uns unser Partner, die Kaffeerösterei „Life&Coffee Baden-Baden - Kaffeerösterei mit Charakter“ (hier geht’s zu unserer Vorstellung der Kaffeerösterei mit Test verschiedener Sorten), freundlicherweise eine Chemex-Karaffe und einen ausgewählten Kaffee zur Verfügung gestellt.

 

Tradition trifft Moderne

Wer schon einmal Kaffee in einer Chemex-Karaffe zubereitet hat, der weiß, dass Kaffee in dieser Zubereitungsmethode sehr klare und filigrane Aromen entwickelt – ähnlich wie beim Hario V60-Handfilter. Während ihr beim Hario die einzelnen Bestandteile separat erwerben müsst, bekommt ihr beim Kauf der (etwas teureren) Chemex-Kanne alles quasi in einem. Einzig die Filtertüten müsst ihr extra kaufen. Diese sind – verglichen mit dem Hario V60-Handfilter – etwas kostspieliger. Wer also Kaffee in Mengen trinkt, sollte sich die Anschaffung vorher durchrechnen. Ansonsten bekommt ihr bei der Chemex-Karaffe jedoch eine optisch ansprechende Zubereitungsmethode, die sogar schon im US-amerikanischen Museum of Modern Art ausgestellt wird. Die Chemex aus feuerfestem Borosilikatglas besticht durch ein minimalistisches, klares Design mit Lederkordel und Holzmanschette für einen sicheren Griff. Mehr gibt es nicht. Unnützen Schnickschnack sucht ihr hier vergebens. Die einzigartige Form der Chemex sorgt dafür, dass der Filter einfach in den Hals der Karaffe eingesetzt werden kann und nicht durchrutscht.

Apropos Filter: Der Unterschied zu einem handelsüblichen Hario-Handfilter ist, dass dieser wesentlich stärker und schwerer ist. Darüber hinaus werden Chemex-Filtertüten mit Sauerstoff vorgereinigt. Während die Hario-Filtertüten recht klein und in klassischer Form anzutreffen sind, kommen die Chemex-Filter recht groß und in Kreisform daher. Wer bei den doch recht teuren Filtern nach Alternativen sucht, der tut dies vergebens. Denn Filtertüten für Chemex gibt es nicht bei Drittanbietern! Die Chemex-Karaffe gibt es in zwei Größen für 2-3 und für 3-6 Cups (entspricht ca. 8 Tassen).

Die Chemex-Karaffe im Praxistest

Für unseren Test haben wir den von „Life&Coffee“ zur Verfügung gestellten Kaffee genutzt. Folgende Testparameter legten wir zugrunde: Das Wasser hatte eine Temperatur von 95°C, etwa 1 Liter Wasser wurde mit einer Kaffeemenge von 50-60g (je nach Sorte und individueller Vorliebe) verwendet. Der Mahlgrad des Kaffees sollte in etwa mittel bis gröber eingestellt sein. Von der Struktur her sollte das Kaffeepulver ein wenig an Salz erinnern. Sollte euer Kaffee euch so nicht schmecken, gilt – wie bei allen Zubereitungsmethoden: Einfach ein wenig ausprobieren. Die Extraktionszeit sollte rund 3min. (minimal) bis 5min. (maximal) betragen. Anderenfalls kommt es zu einer Überextraktion oder zu einer Unterextraktion. Dadurch, dass der Filter einer Chemex-Karaffe viel feinporiger als der Filter eines Hario V60, werden mehr Kaffee-Öle herausgefiltert, wodurch ihr einen sehr klaren Kaffeegeschmack als Resultat des Vorgangs bekommt.

Wichtig ist, dass der Filter richtig gefaltet und in die Chemex-Karaffe eingesetzt wird. Die dreilagige Seite muss nach vorne zeigen. Danach wird heißes Wasser in den Filter gegeben, damit der Kaffee nicht nach Papier schmeckt. Sinnvoll ist es auch, die Chemex vorab mit heißem Wasser durchzuspülen, damit die Temperatur des fertigen Kaffees länger konstant bleibt. Nun wird das Pulver in den Filter gegeben und leicht geklopft, damit es nach Möglichkeit plan liegt. Wie bei einem Hario V60-Handfilter solltet ihr auch hier vor dem gesamten Eingießen des Wassers zunächst das Pulver komplett mit Wasser leicht benetzen, um es quellen zu lassen. Hierdurch tritt das Kohlendioxid aus dem Kaffeepulver aus. Dies sorgt dafür, dass das Pulver besser am Filterpapier anheften kann. Nun gießt ihr den Rest des Wassers unter Verwendung eines Timers auf. Zu beachten ist, dass ihr in kreisförmigen Bewegungen aufgießt und das Kaffeepulver konstant „schwimmt“. Also nicht einmal auf alles, sondern nach und nach. Ist das Wasser durchgelaufen, entnehmt ihr den Filter und schwenkt die Chemex-Karaffe, um den Kaffee noch ein wenig durchzumischen. Zur Reinigung empfehlen wir, die Chemex-Karaffe entweder in den Geschirrspüler zu geben (die Manschette muss vorher abgenommen werden!), oder mit einer entsprechenden Bürste zu reinigen.

9Fazit: Die „Chemex“ ist eine tolle Zubereitungsmethode für einen klaren und aromareichen Kaffee. Wer einmal den Dreh raushat, wie man den Filter richtig in die Chemex einsetzt, kann ebenso leicht mit der Karaffe arbeiten, wie mit dem Hario V60-Handfilter. In der Anschaffung und in den Folgekosten (für die Filter) liegt die Chemex zwar über dem japanischen Mitbewerber. Dafür habt ihr hier alles in einem. Egal, für welches Produkt ihr euch aber entscheidet: Gut schmeckt der Kaffee aus der Karaffe auf jeden Fall.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei „Life&Coffee Baden-Baden - Kaffeerösterei mit Charakter“ für das zur Verfügung gestellte Textexemplar.

D. Stappen

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