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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Langen Kaffee

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Langen1Fairer Produkthandel wird in unserer globalen Welt immer wichtiger. Viele Industrieländer erkennen, dass es wichtig ist, auf gute Bezahlung und nachhaltigen Anbau sowie die Unterstützung sozialer Projekte in den Anbauländern zu sorgen, um die bestmöglichen Ergebnisse für alle Beteiligten zu erzielen. Im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung ist diese Entwicklung auch beim Kaffeeimport bzw. beim Kaffeeanbau und der Versorgung und Unterstützung der Kaffeebauern zu begrüßen. Ein Unternehmen, das sich fairen Handel auf die Fahnen geschrieben hat, ist die Kaffeerösterei „Langen Kaffee“ aus Medebach, die wir euch an dieser Stelle vorstellen möchten.

Tradition seit über 50 Jahren

Die Kaffeerösterei „Langen Kaffee“ ist eine Traditionsrösterei. Seit 1959 gibt es sie. Was mit einer gebrauchten Röstmaschine in einem Eisenbahnwagon begann, entwickelte sich schnell zu einem gefragten Unternehmen in Sachen Kaffeekultur. Als besondere Highlights der Firmenhistorie nennt das Unternehmen für das Jahr 1994 die Gründung des Projekts „TATICO“, das sich entwicklungspolitisch befasst und eng mit dem Kolpingverband arbeitet. Hier steht der fair gehandelte Kaffee im Vordergrund. 1997 startete man mit einer Neufirmierung; 2006 war „Langen Kaffee“ eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Röstergilde Certifiziert.de mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Fairness, Gesundheitsbewusstsein, Qualität und Transparenz. Darüber hinaus entwickelte „Langen Kaffee“ ein eigenes Signet für fair gehandelte „Langen“-Produkte. Im Shop gibt es aktuell (Stand März 2018) vier Variationen des fair gehandelten Kaffees.

Mit dem Kauf von „Langen Kaffee“-Sorten unterstützt ihr dann auch den Aufbau nachhaltiger Strukturen vor Ort mit. So garantiert das Unternehmen folgende Aspekte / Maßnahmen

Achtung der Menschenwürde

Förderung des Aufbaus von Kooperativen

Unabhängigkeit der Produzenten von Zwischenhändlern

Förderung von Zertifizierungsmaßnahmen im Bereich BIO

Respekt vor der Natur und dem Leben

Beitrag zum Klimaschutz

Schaffung von Arbeitsplätzen

Armutsbekämpfung

Langen2Chancengleichheit beim Handel zwischen den Ländern des Südens und des Nordens

Null Akzeptanz von Korruption

Wo fair draufsteht muss auch fair drin sein

Kampf gegen Kinderarbeit

Bessere medizinische Versorgung

Vorfinanzierung für die Kooperativen

Wertschätzung des Produkts

Förderung selbstbestimmten Arbeitens

Keine Diskriminierung

Mitbestimmung auf Augenhöhe

Bessere Bedingungen

So erfährt man von „Langen“: Von der Kooperation profitieren beide Seiten. Vor allem für die Kaffeeproduzenten haben sich durch die wirtschaftliche Stabilität neue Möglichkeiten ergeben. Investitionen in Fincas und Wohnhäuser, ein besserer Zugang zu medizinischer Versorgung, die Steigerung der Mobilität, die Ermöglichung von Bildung für die Familie und die Förderung der Ernährungssouveränität sind direkte Ergebnisse unserer Zusammenarbeit.

Was wir tun

Die Begleitung der Kooperativen zielt vor allem darauf ab, ihre Bedarfe zu erkennen und ihre Unabhängigkeit zu fördern. Das geht nicht ohne Bildungsarbeit. Ziel ist es, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu fördern. Das geschieht durch Unterstützung bei Zertifizierungsmaßnahmen, Aufbau von Kooperativenstrukturen und die Förderung der sukzessiven Übernahme der einzelnen Schritte der Produktionskette.“

Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test stellte uns die Kaffeerösterei „Langen Kaffee“ einige Sorten zur Verfügung. Dies sind:

„Äthiopien“, „Guatemala La Cascada“, „Traditions Mischung“, „Primero Mischung“, „Java“ und „fair Langen Suave“ mit „Fair gehandelt“-Siegel, DE-Öko-039 nach Nicht-EU-Landwirtschaft-Siegel und Siegel der Deutschen Röstergilde.

Alle Sorten kommen in einer optisch ein wenig „angestaubt“ wirkenden Verpackung daher. Das Ganze macht ein wenig den Eindruck, als hätte man eine „Retro“-Verpackung aus dem Gründungsjahr vor sich. Die Verpackung lässt sich einigermaßen gut hinstellen, falls man sie nur mal zwischendurch verwenden und nicht den gesamten Beutelinhalt in ein Gefäß umlagern möchte. Auf der Verpackung finden wir auf der Vorderseite einen recht allgemeinen Text, wie „Langen“ den Kaffee röstet – ein typischer Werbetext ohne Besonderheiten. Darunter stehen der Name der Sorte und die Mengenangabe. Ebenfalls mit dabei sind das MHD und das Röstdatum. Auch die Kontaktdaten sind zu finden. Komplett außen vor bleiben Beschreibungen zur Herkunft der Bohnen (bei einigen Sorten steht nur das Land auf der Verpackung), zu den Varietäten und zur Aufbereitung. Diese Informationen gehören einfach mit auf die Verpackung, was auch kein Problem darstellen sollte, da auf der Rückseite keine Informationen zu finden sind. Ebenfalls schade ist, dass die Verpackungen nicht wiederverschließbar sind. Auch hier kann die Verpackung noch optimiert werden. Allerdings muss man der Rösterei zugute halten, dass sie einen QR-Code auf ihren Verpackungen angebracht haben, der direkt zur Webseite mit Infos führt. Und dort findet man zumindest einen Teil der gewünschten Informationen. Mit persönlich fehlen allerdings noch Angaben zu den Varietäten und zur Aufbereitung.

Kommen wir nun zum praktischen Teil. Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade und der Baratza Sette. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo und in der AeroPress.

Bei den Beschreibungen nutzen wir die zur Verfügung stehenden Texte von „Langen Kaffee“.

Der „La Cascada Estat“ – Guatemala

„In Guatemala San Cristóbal Verapaz befindet sich auf 1200 bis 1500 Meter Höhe die Plantage Flor del Rosario. Pro Ernte werden ca. 2000 Sack à 69 kg produziert. Die Kaffeeplantage birgt eine spektakuläre natürliche Kulisse. Die Vielfalt der Flora und Fauna machen sie zu einem echten Naturwunder. Auf der Plantage befindet sich ein 100 Meter tiefer, natürlicher Wasserfall, Namensgeber für diesen Kaffee „La Cascada Estate“. Seit 2008 wird der Export nach Europa ausschließlich an die Mitglieder der Deutschen Röstergilde geliefert.“

Unser Eindruck: Der vorliegende Kaffee kommt aus Guatemala. Dort finden sich unterschiedliche Mikroklimata, die zusammen mit Niederschlag und mineralreichem Boden für geschmackvolle Vielfalt sorgen. Guatemala liefert 98% Arabica- und nur rund 2% Robusta in die Welt. In den meisten Fällen wird der Kaffee nass aufbereitet. In Guatemala stehen etwa 270.000 Hektar unter Kaffee. Die meisten Farmen verfügen über ein Gebiet von 2-3ha. Der Kaffee wird in Waschstationen aufbereitet. Geschmacklich überzeugt der Kaffee durch recht florale Noten und fruchtige Obertöne, eine komplexe Aromenstruktur, einen vollen Körper sowie eine deutlich wahrnehmbare Säure.

Die „Traditions Mischung“

Eine Mischung bester Arabica-Sorten der Hochlandregionen Zentralamerikas. Verfeinert durch erstklassige Kaffees aus Kenia und & Äthiopien. Ein eleganter Kaffee mit feiner Säure und ausgezeichnetem Aroma.

Unser Eindruck: Die Mischung ist recht ordentlich gelungen und kann durch diverse Nuancen von Frucht und Blumen mit ein wenig holzigem Geschmack in Abgang. Kein Highlight, aber auch nicht schlecht.

Die „Primero Mischung“

Eine Mischung bester Kaffeeprovenienzen aus Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Kolumbien. Ein eleganter Kaffee mit einem besonderen Aroma und mildem Geschmack.

Unser Eindruck: Der Südländer ist recht leicht, um nicht so sagen langweilig. Erinnert ein wenig an den Monsooned Malabar. Auch wenn gerade aus Costa Rica stammende Kaffees geschmacklich hoch komplex sind, so gehen sie hier ein wenig unter. Ein „besonders“ Aroma kann dem Kaffee nur in Teilen beschieden werden.

Der „Java“-Kaffee

Einer der besten Kaffees aus der Inselwelt Indonesiens. Ein aromatischer, aber säurearmer Kaffee mit würzigem Geschmack und schwerer Fülle.

Unser Eindruck: Wie es sich für einen guten Kaffee aus Java handelt, so ist auch dieser Kaffee im Geschmack nussig-erdig und besitzt einen ausgeprägten Körper. Manche würden ihn als recht „rustikal“ bezeichnen. Durch und durch schmackhaft!

Der „Äthiopien“-Kaffee

Äthiopien in Ostafrika, auch Abessinien genannt, ist die Urheimat des Kaffees, der Ursprung aller Kaffeekulturen, die im Tropengürtel die Erde umspannen. Äthiopien hat die besten Kaffeeböden des Kontinents, ideale Höhenlagen und ein vorzügliches Klima. Unser Äthiopien kommt aus dem Distrikt „Sidamo“. Dieser Kaffee hat eine sehr feine, ausgeprägte Säure.

Unser Eindruck: Die Landschaft der üppig grünen Region Sidamo bietet eine recht facettenreiche Aromenkomplexität zwischen fruchtig und zitronig, nussig und floral. Und auch dieser Kaffee besticht durch einen bunten Mix diverser „Tonlagen“. Vor allem die leichten, floralen Noten sind für den Kaffee ein Charakteristikum. Dadurch bildet er einen absoluten Kontrapunkt zu den anderen Kaffees. Nicht jedermanns Sache, aber durchaus lecker.

Langen3Der „fairLangen“ suave

Eine Filter-Röstung mit Arabica Kaffees der Kooperativen Mexico und Peru. Ein absolut milder und weicher Kaffee, wenig Säure, gutes Aroma. Der Kaffee stammt aus biologischem Anbau. Kontrolliert durch DE-ÖKO-039.

Unser Eindruck: Und noch einmal kehren wir nach Lateinamerika zurück. Die Mischung aus peruanischen und mexikanischen Bohnen bietet einen gut strukturierten, ausgewogenen Kaffee mit erdigen, hölzernen Noten, wobei der Kaffee trotzdem nicht so stark „nach vorne“ geht. Auch hier: Ein wirklich fein geröstetes Produkt mit gutem Geschmack.

Fazit: Noch immer tun sich Traditionsröstereien schwer, auf den Zug der „Third Wave Coffee“-Bewegung aufzuspringen. Natürlich ist positiv und deutlich hervorzuheben, dass man sich verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit, Fairness und soziales Engagement befasst. Und auch die Tatsache, dass man von der Röstergilde zertifizierte Produkte anbietet, ist in „Kennerkreisen“ ein wichtiger Schritt. Doch wenn für den Kunden nur in einem einzigen Fall konkret nachzuvollziehen ist, woher der Kaffee, den er trinkt, stammt, ist das noch zu wenig. So fehlt auf den anderen Packungen (und vor allem im Internet) eine umfassende Beschreibung, von welchen Farmen oder welchen Kooperativen der Kaffee stammt, welche Varietäten eingesetzt werden, auf welcher Höhe der Kaffee angebaut und wie er aufbereitet wird usw. Hier ist man extrem minimalistisch unterwegs. Die Qualität der Bohnen ist gut und weißt nur wenige Defekte auf. Geschmacklich bewegt man sich auf gutem Niveau, auch wenn da noch Luft nach oben ist.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7,5 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 8,5 von 10 Punkten

Fairness und Nachhaltigkeit: 6 von 10 Punkten (nur bei den „fairLangen“-Kaffees nachvollziehbar)

Geschmack: 8 von 10 Punkten

Transparenz: 6 von 10 Punkten (nicht immer nachvollziehbar)

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der „Kaffeerösterei Langen Kaffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

L. Zimmermann

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