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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Schamong

| Marc Heiland | Kaffeewelten

SchamongBild1Fragt man Kölner, welche Kaffeerösterei ihnen als „urkölsch“ einfällt, dann wird wohl in vielen Fällen ein Name genannt werden: „Schamong“. Die Kaffeerösterei in Köln-Ehrenfeld darf sich nämlich als „älteste Kaffeerösterei Kölns“ betiteln, gibt es sie doch bereits seit dem „Geburtsjahr“ der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949. Seitdem befindet sich das Unternehmen – mittlerweile in dritter Generation - in Familienbesitz. Doch wer nun befürchtet, dass hier „oller Kaffee“ von „anno dazumal“ serviert wird, der liegt falsch. Denn Inhaber und Geschäftsführer Mirko Schamong setzt sowohl auf Tradition, als auch auf Moderne und damit auf Nachhaltigkeit, Fairness, Transparenz und natürlich – wie seit bald 70 Jahren – auf bestmögliche Qualität und exzellenten Geschmack. Klar, dass wir Schamong unbedingt in unseren Kreis der Kaffeeröster-Vorstellungen mit aufnehmen mussten. Und dankenswerterweise hat sich Mirko Schamong gleich bereit erklärt, uns zu unterstützten. Hier also unsere Präsentation mit anschließendem Geschmackstest.

Tradition trifft Moderne

Bevor wir über unsere ganz persönlichen Eindrücke sprechen, lassen wir das Unternehmen zu Wort kommen, um ein wenig über die Geschichte hinter Schamong zu erfahren: „Zunächst leitete Josef Schamong das Geschäft als Filiale der Rösterei „Lülsdorff Kaffee“ aus der kölner Südstadt. 1960 übernahm er die Filiale, erwarb eine Probat Röstmaschiene aus Emmerich/ Rhein und gründete die Marke Schoming-Kaffee. Das Ziel bestand darin, Kaffee von besonderer Qualität an den kölner Bürger zu bringen.

In den folgenden Jahren etablierte sich die Kaffeerösterei und wurde zugleich über die Stadtgrenzen Kölns hinaus bekannt. Der Anfang war gemacht und das wichtige Fundament für die kommenden Jahrzehnte gesetzt. Nach 35 Jahren, am 1. Januar 1995, übergab Josef Schamong aus Altersgründen die Kaffeerösterei an seinen ältesten Sohn, Fred Schamong. Dieser führte die Traditionsmarke erfolgreich ins Jahr 2008.

Heute wird das Kaffeegeschäft durch ein Team Familienangehöriger in dritter Generation geleitet. Wie schon damals, ist es uns auch heutzutage ein Anliegen, erlesenen Kaffee besonderer Qualität anbieten zu können. Dabei schöpfen wir aus einem unersetzbaren Maß an Erfahrung, in der Herstellung von Kaffee. Gleichzeitig sind wir darauf bedacht, uns stetig zu verbessern und weiterhin neues Wissen anzueignen.

Nach dem Umzug zu Anfang des Jahres 2011 in die neuen Räumlichkeiten der Venloer Str. 535, wurde im Zusammenspiel von Tradition und Gegenwart das gesamte Ladenkonzept überarbeitet und dazu, in Zusammenarbeit mit dem kölner Barista Fabio De Nittis, Kölns Erste Kaffee Akademie ins Leben gerufen.“

Wer möchte, kann sich in dieser Kaffee Akademie in den Grundlagen im „Barista Schnupperkurs“ unterweisen lassen, einen „Barista Basis“-Kurs machen, oder den Kurs für Fortgeschrittene besuchen. Auch zu Latte Art werden Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten sowie Espresso-Workshops und Workshops im Bereich des Filterkaffees. Schlussendlich bildet die Kaffee Akademie auch Baristi / Bariste in mehreren Stufen aus.

Auf der Homepage der Kaffeerösterei Schamong finden wir Informationen rund um die Rösterei, Artikel und Videos zu Schamong, Brewing Guides (Anleitungen zur Zubereitung von Kaffee und Espresso mit verschiedenen Methoden), die leider nur in englischer Sprache vorliegen, sowie natürlich den Shop. Hier sind die Kaffee-Sorten und Espressi nach Ländern bzw. sortenreinen Kaffees, Kaffeemischungen (Blends) und Espresso-Mischungen gelistet. Darüber hinaus gibt es eine Rubrik für Kapseln und Pads aus dem Hause Schamong, Baristakurse, Barista-Zubehör zu erwerben, Kaffeezubehör und Schokoladen.

Für unseren Test hat uns die Kaffeerösterei Schamong folgende Sorten zur Verfügung gestellt:

Espresso Fiorentino, Ehrenfeld Spezial, Guatemala Tio Juan – direct trade, Brasilien Capim Branco – direct trade und Espresso Sant’ Elena. Gemahlen haben wir die Espressi mit unserer Baratza Sette 270W sowie die Kaffee-Sorten mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario Handfilter V60, in der Chemex, dem Siebträger, dem Vollautomaten, dem Syphon, der AeroPress und der French Press.

Die Verpackungen kommen in weißer Farbe daher. Auf der Verpackungen befinden sich das Firmenlogo, der Name des Kaffees / des Espresso, bei den Kaffees Angaben zur Aufbereitung (bei den Espressi fehlt dies leider), ob der Kaffee direkt gehandelt wird, Angaben zum Tassenprofil und Geschmack, zur Herkunft des Kaffees (Land, Farm, Anbauhöhe und vorliegende Varietäten) und die Mengenangabe. Die beiden Seiten sind gefüllt mit Piktogrammen zu den unterschiedlichen Zubereitungsmethoden, die von Schamong für die jeweilige Sorte empfohlen werden. Auf der Rückseite finden wir schließlich allgemeine (Verbraucher-) Informationen zum Unternehmen und dem Hinweis, dass Schamong Mitglied der Deutschen Röstergilde und SCAE-Mitglied ist sowie die Kontaktdaten. Überraschenderweise fehlen das Röstdatum bzw. das MHD. Die Bohnen sind in der Verpackung aromaversiegelt (mit Aroma-Ventil). Wie viele Röstereien geht auch Schamong bei seiner Verpackung wohl davon aus, dass der Kunde die Bohnen direkt umfüllt. Denn so lässt sich erklären, warum man einen Beutel gewählt hat, der nicht wiederverschließbar ist und auch nicht beim Entnehmen der Bohnen hingestellt werden kann. Beides ist natürlich eine Frage der Haltung. Ich persönlich bin ja eher ein Fan wiederverschließbarer Verpackungen, die ich bei der Entnahme meiner Bohnen auch entspannt hinstellen kann. Aber jeder Röstmeister wählt da seinen eigenen Weg...

SchamongBild2Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unsere Vorstellung bedienen wir uns des offiziellen Textes von Schamong. Unsere Eindrücke geben wir aus verschiedenen „Probiersessions“ wieder.

Espresso Fiorentino

Bei diesem Espresso handelt es sich um einen „(...)von der deutschen Röstergilde prämierte Espressokreation, mit einem Arabicaanteil von 70%. Mittelkräftig mit deutlich schokoladigen Geschmacksnuancen. Weicher Robusta aus dem „Canephora“ - Klassiker Uganda trifft auf Süd- und Zentralamerikanischen Arabica aus Brasilien und Panama! Ebenfalls mit schöner Crema, die jeden „Zuckertest“ mit Leichtigkeit besteht.“

Unser Eindruck: Hier vereinen sich drei tolle Kaffeeländer zu einem kräftigen und äußerst delikaten Espresso. Robusta aus Uganda, dem zweitgrößten Exporteur von Robusta-Kaffee, wo er an einigen Stellen noch wild und meist am Lake Victoria Bassin auf lehmhaltigen Tonböden wächst und Arabica aus Brasilien und Panama, wo Arabica überwiegend im Westen auf kleinen Farmen angebaut wird.

Der Espresso besticht durch leichte Zitrusobertöne, Anklänge von Zartbitterschokolade und einem „erdigen Boden“. Im Abgang ist er leicht anhaltend. Eine schöne Komposition.

Espresso Sant’ Elena

Der zweite Espresso, welchen und Schamong zugeschickt hat, wurde „2016 im Rahmen des Verkostungswettberwerbs der deutschen Röstergilde mit Gold ausgezeichnet!“ Bei ihm handelt es sich zu 60% um Arabica und um 40% aus Robusta. Die Bohnen setzen sich wie folgt zusammen: Indien „Kaapi Royale Green Ganesha“, „Santos Brasil Bourbon“, Costa Rica „Tarrazú“, Columbia „Supremo“ sowie St. Helene „Green Tipped Bourbon“.

Beschrieben wird er so: Geschmack: bittersüß und kräftig, Körper: vollmundig, Mundgefühl: samtig weich und Aroma: dunkele Schokolade, Nuss

Unser Eindruck: Die kräftigere Variante finden wir in diesem Espresso. Nicht umsonst wurde er von der deutschen Röstergilde mit Gold prämiert. Der facettenreiche Espresso mit Anklängen von Nussschokolade geht in Richtung italienischer Espresso, was vor allem der „indischen Sorte“ zu verdanken ist. Eine leicht pfeffrig-würzige Beinote ist ebenfalls zu erkennen. Interessant auf der Zunge und angenehm im Abgang.

Ehrenfeld Spezial

„Die traditionsreiche Hausmischung besteht schon fast solange, wie die Rösterei selbst. Damals ins Leben gerufen durch den Firmengründer Josef Schamong. Eine harmonische, mittelkräftige Zusammenstellung südamerikanischer Kaffees aus Brasilien und Kolumbien, leichten Anklänge von milder Lakritze und würzigen Aromen.“

Unser Eindruck: WOW! Was für ein toller Kaffee. Der kann was! Zwar muss ich zugeben, dass bei uns in der Redaktion niemand so richtig die Lakritze herausgeschmeckt hat; aber dafür hat er allen gemundet. Die Würze geht angenehm nach vorne, die Röstaromen halten sich zurück und der Kaffee entfaltet sich so richtig schön im Mund, wenn ihr ihn einen Augenblick im Mund behaltet. Vor allem in der Stempelkanne entwickelt er die Stärke. Filigraner und „runder“ wird er im Syphon bzw. im Handfilter. Klasse!

Guatemala Tio Juan

Dieser Kaffee stammt aus Guatemala, genauer gesagt aus dem Anbaugebiet Nuevo Oriente. Dort wird er von Farmer: Tio Juan auf seiner Farm „Tio Juan – Lampocoy“ in einer Höhe von 1200m angebaut und gewaschen aufbereitet. Der Arabica liegt in den Varietäten Catimor und Catuai. Seine Aromen werden beschrieben mit „dunkle Schokolade, Pekanuss und Karamell“.

Unser Eindruck: Ein echter Guatemalteke! Trotz dunkler Schokolade ist er ein wenig süßlich mit Anklängen von Toffee und ein wenig Kakao. Zu verdanken hat der Kaffee seine Aromenvielfalt den Mikroklimata von Berghängen bis zu Tiefebenen mit reichlich Niederschlag und guten Böden, wie sie auf Guatemala vorherrschen. Etwa 270000 Hektar Land werden dort mit Kaffee bebaut. Etwa 100000 Kaffeebauern arbeiten auf Fincas, die oft nicht mehr als 2-3ha Land umfassen. Viele Farmen liefern ihre Kaffeekirschen an so genannte „beneficios“ (Waschstationen), welche die Aufbereitung vornehmen.

Das „Lampocoy Projekt“ wird seit 2012 durch den deutschen Fernsehjournalisten Dethlev Cordts zusammen mit seiner Frau aufgebaut. Das Ziel des Projektes ist - neben dem fairen und direkten Handel - vor allem die wirtschaftliche Besserstellung der sehr armen Kaffeebauern, der Schutz der sensiblen Umwelt, absolute Transparenz und höchste Qualität.

Zusammen mit den Kleinbauern der Kooperative hat Cordts seit 2012 ein Projekt entwickelt, das den Bauern mehr Lebensqualität bietet und ihnen über den Direktvertrieb nach Europa ein deutlich höheres Einkommen verschafft. Für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bauern wurde das Projekt international ausgezeichnet.

Brasilien Capim Branco

Der Kaffee stammt aus Brasilien und dort vom legendären Cerrado in Minas Gerais im Südosten Brasiliens. Farmer Ismael Andrade baut seinen Arabica in einer Höhe von 800 - 1150m an, was für einen Arabica recht niedrig ist. Allerdings ist das bei brasilianischen Arabicas teilweise normal. Bei dieser Sorte handelt es sich um einen brasilianischen Spezialitätenkaffee (BSCA). Die Brazil Specialty Coffee Association ist eine Non-Profit Vereinigung brasilianischer Kaffeefarmer, Rohkaffeeimporteuren und Spezialitätenröstereien.

Ziel dieser Vereinigung ist es zum einem brasilianischen Kaffee als Spezialitätenkaffee anzubauen und dementsprechend zu vermarkten, denn bis lang galt brasilianischer Kaffee als Massenkaffee, der nicht unbedingt Spezialitätenqualität vorzuweisen hatte. Die 1991, von 12 Kaffeefarmern, gegründete Organisation fand sich zusammen als der Kaffeemarkt 1989 am Boden war. Damals war der Kaffeemarktpreis bis auf 30 Cent/lbs gesunken. Daran zerbrachen viele der Farmen. Die Farmer und Rohkaffeehändler schlossen sich daraufhin zusammen und gründeten die BSCA. Sie setzen sich fortan für den Anbau hochwertiger Kaffees ein und schulen die Farmbesitzer dementsprechend. Denn hochwertiger Kaffee erzielt höhere Preise. Desweiteren setzt sich die Organisation für den nachhaltigen Kaffeeanbau und die Schonung der Umwelt ein.

Kaffee-Fans kennen Ismael Andrade natürlich, wurden einige seiner Kaffees bereits beim Cup of Excellence prämiert. Der vorliegende Kaffee setzt sich aus den „natural“ aufbereiteten Varietäten Red Catuai und Yellow Icatu zusammen. Geschmacklich wird er als „süß mit Noten von Kakao, Karamell und Nüsse“ charakterisiert.

Unser Eindruck: Ebenfalls ein sehr delikater und feiner Kaffee, dem man die Kenntnisse von Ismael Andrade (und natürlich der sehr guten Rösterei von Schamong) anmerkt. Bereits beim Mahlen entfaltet der Kaffee ein tolles Aroma, welches beim Brühvorgang sich weiter verstärkt. Der Kaffee besticht durch eine milde Säure und eine mittlere Textur.

Fazit: Die Kaffeerösterei „Schamong“ bietet erstklassigen Kaffee mit facettenreichen Aromen und superbem Geschmack. Mirko Schamong und sein Team achten dabei – soweit möglich – auf Nachhaltigkeit und Fairness und versuchen mit hoher Transparenz zu arbeiten. Hier und da gibt es noch kleine Verbesserungen, doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Wer Schamong (außerhalb Kölns) noch nicht kennt, der sollte unbedingt seinen nächsten Kaffee bei der Kölner Kaffeerösterei ordern. Ihr werde es auf keinen Fall bereuen!

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 10 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 8,5 von 10 Punkten

Geschmack: 10 von 10 Punkten

Transparenz: 8,5 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Schamong“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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