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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Schwarzmahler

| Marc Heiland | Kaffeewelten

SchwarzmahlerBild1In den vergangenen Monaten, seitdem wir bei inn-joy angefangen haben, kleine Kaffeeröstereien, Privatröstereien und damit auch Röstereien jenseits des alteingesessenen „Mainstreams“ zu präsentieren, sind uns dabei die unterschiedlichsten Karrieren, Lebensmodelle und Typen begegnet. Doch sie alle einte eines: Die Leidenschaft zu wirklich gutem Kaffee und die Freude daran, diese Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen. Dass sich in der „Szene“ viele schräge, aber unglaublich sympathische Typen tummeln, haben wir zu schätzen gelernt. Denn gerade die „Quereinsteiger“ sind es, die – entweder durch ihre Vita, oder dadurch, dass sie in Punkto Kaffee noch so „unbeleckt“ sind – die unglaublich tolle und facettenreiche Röstprofile hinbekommen, die aufhorchen lassen und die eigene Kaffeerösterei in den Fokus von uns Journalisten und Kaffeefans rücken, da man sie in der Regel vorher noch nicht oder quasi nur im „Vorbeigehen“ wahrgenommen hatte.

Einer dieser verrückten Typen, die ich eingangs beschrieben habe, ist Heiko Blocher, Inhaber der Kaffeerösterei „Schwarzmahler“. Dass Blocher dabei mit dem Namen kokettiert, ist natürlich kein Zufall und absolut beabsichtigt. Denn „schwarzer“ Kaffee hat absolut viel Leidenschaft zu bieten, ist echt, authentisch und dennoch unglaublich facettenreich und immer wieder für Überraschungen gut. Dies trifft zweifellos auch auf Heiko Blocher zu. Denn wenn man sich anschaut, wie vielseitig er ist, kann man schon staunen. Zum Kaffee gekommen ist der Diplom-Sozialpädagoge (wie viele andere Röstereibesitzer auch) über mittelmäßigen Kaffee der Konkurrenz und dem Wunsch, es selbst besser zu machen. Nach einigen Überlegungen und ersten „Gehversuchen“, startete er dann vor rund sieben Jahren mit seinem Unternehmen.

Denn Kaffee bezieht er dabei im Direktimport, also ohne teure Zwischenhändler oder sogar an der Börse, bei Kooperativen aus Ecuador (namentlich aus Valle de Intag). Von dort aus wird er bei den Jungs von Quijote in Hamburg mitgenommen und verarbeitet. So kann er nicht nur für Fairness und Nachhaltigkeit seines Kaffee garantieren, sondern für hohe Qualität. Wichtig sind Blocher dazu auch aluminiumfreie, energieeffiziente Verpackungen sowie ein (leider noch lange nicht selbstverständlicher) CO2 neutraler Versand hin zum Kunden

Dass Heiko Blocher ein ziemlich schräger, aber liebenswürdiger Typ ist, erkennt man (nicht nur als Fachmann) darüber hinaus daran, dass er nebenbei auch noch handgemachte Musik produziert. Seine Kapelle „Deliver“ setzt nämlich voll und ganz auf Hardcore Punk. Klar, dass Blocher dabei auch als Frontmann und Sänger den Ton angibt.

Doch kommen wir zurück zum Kaffee. Warum Schwarzmahler über Kooperativen seinen Kaffee bezieht, erklärt er wie folgt: „Direkter Handel“ bedeutet, dass ich meinen Rohkaffee direkt beim Erzeuger ohne den Umweg über Zwischenhändler einkaufen. Im Gegensatz zum jedoch in der Spezialitätenkaffee-Branche gängigen Verständnis des direkten Handels, halte ich am Handel mit Produzentengemeinschaften / Kooperativen fest. Warum? Die sehr hohe Qualität des Kaffees, aber auch eine breite Verteilung von Wissen und Lebensqualität in den Produktionsländern hat oberste Priorität. Gefördert wird dies durch den Handel mit Produzentengemeinschaften.

Ich importiere für mein Sortiment deshalb weder von Einzelfarmern, noch von großen Farmen. Kooperationsmodelle wie Kollektive oder Kooperativen fördern größtmögliche demokratische Strukturen.“

Zum Rösten erfahren wir: „Da Schwarzmahler nach wie vor ein kleines, manufakturähnliches Unternehmen ist, versuche ich gemeinsame Ressourcen mit meinen Partnern zu nutzen. Eine eigene Röstanlage würde in meiner aktuellen Situation zu viele zeitliche und finanzielle Ressourcen verschlingen. Daher wird mein Rohkaffee nach meinen eigenen Röstprofilen von einer der angesehensten Spezialitätenkaffeeröstereien in Deutschland geröstet. Mit Quijote-Kaffee habe ich einen Partner gefunden, dessen Unternehmensgrundsätze und Qualitätsansprüche perfekt zu Schwarzmahler passen. Um die Kaffeequalität stetig weiter zu entwickeln werden in regelmäßigen Abständen Proben auf einem 1-Kilo-Trommelröster getätigt. Mein Serienkaffee wird in einem 25-Kilo-Trommelröster der Marke Coffee-Tool geröstet. Die kleinen Chargen ermöglichen es uns stets frisch gerösteten Kaffee anzubieten.“

Portfolio-Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test hat uns Heiko Blocher freundlicherweise seine vier Espresso- Sorten bzw. „Omniroast“-Sorten, die auch im Filter zubereitet werden können, zur Verfügung gestellt. Dieses sind „Pechschwarz“, „Bertone&Luigi“, „Heimat“ und „Deliver – Release One“. Filterkaffee wird aktuell keiner angeboten.

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten schwarzen bzw. Verpackung mit Vakuumventil daher. Auf einen Zip-Verschluss muss man verzichten, was schade ist, da man so seine gewünschte Portion Kaffee nicht einfach entnehmen und die Verpackung danach wieder verschließen kann. Auch ist es nicht möglich, die Verpackung bei Entnahme der Bohnen hinzustellen. Also solltet ihr die Bohnen in eine entsprechende Dose etc. bei euch zuhause umfüllen, um sie für eine gewisse Zeit frisch halten zu können.

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo von „Schwarzmahler“, der Name des Espressos, Angaben, ob es sich um Robusta oder Arabica handelt (hier „Beanipedia“ genannt), Angaben zur Herkunft (Leider nur allgemein zur Kooperative nicht zum Land oder der Farm / Finca und auch nicht zu den Varietäten. Diese Infos gibt es dann aber auf der offiziellen Schwarzmahler-Homepage zu finden), Infos zur Aufbereitung, Zubereitungsempfehlungen, Röstdatum, Mengenangaben sowie Angaben, ob die Sorte gemahlen oder als Ganze Bohnen vorliegt. Auf der Rückseite finden wir noch ein paar Dankesworte des Schwarzmahlers an seine Kunden.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten mit der Baratza Sette 270W. Zubereitet haben wir die Espressi im Siebträger und in der Stempelkanne, der Herdkanne und in der AeroPress sowie im Falle der beiden „Omniroast“-Sorten im Hario V60-Handfilter.

Beschreibung und Geschmackstest

PECHSCHWARZ

Beim ersten unserer insgesamt vier „Testkandidaten“ handelt es sich um einen Arabica, der aus Ecuador stammt. Dort, in der Region Cotacachi, in der Provinz Imbabura, wird der Kaffee in Hochlagen angebaut. Die Bohnen liegen in den Varietäten Caturra, Typica und Bourbon vor. Wie sie aufbereitet wurden, erfährt der Kunde leider nicht. Geröstet wurde er als „french roast“, also die dunkelste Stufe (unterteilt in „light french“ und „dark french“). Dadurch enthält der Kaffee recht starke Röstaromen, aber vergleichsweise wenig Koffein. Diese Röststufe (von insgesamt 10) ist der typisch italienische Espresso.

Unser Eindruck: Holla die Waldfee! Das ist mal ein „starker“ Espresso. Wer leichte Espressi mag oder gar hell geröstete Sorten bevorzugt (was ja gerade recht en vogue ist), der sollte definitiv die Finger hiervon lassen. Denn dunkler geht es nicht mehr (außer verbrannt!). Schon beim Öffnen der Verpackung strömt ein ziemlich intensives Aroma in die Nase, bei dem man das Gefühl hat, der Kaffee sei etwas zu lang in der Trommel gewesen. Im Mund drängt sich der Espresso ungestüm nach vorne, entfaltet sich binnen eines Sekundenbruchteils, legt sich schokoladig um den Gaumen und ist im Abgang recht rau. Die starken Röstaromen überlagern fast schon den Geschmack des Espresso. Dadurch wirkt er recht bitter und herb. Muss man wirklich mögen.

BERTONE & LUIGI

Dieser Espressoblend setzt sich aus 80 % Arabica (zu gleichen Anteilen aus Ecuador und Honduras) sowie zu 20 % Robusta aus Ecuador zusammen. Die Bezugsregionen bzw. Kooperativen sind Valle de Intag, ACRII (Ecuador),

COMSA (Honduras) für die Arabicas sowie Jatari und Rukullakta (Ecuador) für den Robusta. Die Varietäten sind Mondo Novo, Catuai und Bourbon.

Unser Eindruck: Der Espresso ist wunderbar voll im Geschmack, schmiegt sich toll an den Gaumen an und bietet den typischen Geschmack nach Nussschokolade. In den Obertönen bietet euch der Espresso ganz leichte Fruchtnoten, die allerdings überhaupt nicht störend wirken. Die Röstaromen drängen sich zu keiner Zeit allzu dominant in den Vordergrund. Nach hinten raus bleibt der Espresso lange stehen. Die Crema ist absolut toll.

HEIMAT

Der dritte Testkandidat ist der Espresso „Heimat“. Er besteht zu 100% aus Arabica der Varietäten Caturra, Typica und Bourbon, stammt aus Ecuador von

Valle de Intag, Catacachi, Imbabura.

Unser Eindruck: Auch dieser Espresso kommt mit einem tollen Aroma-Bouquet daher, erinnert primär natürlich an Nussschokolade und Karamell, bietet fruchtige Obertöne und einen ausgeprägten, nach vorne drängenden Körper. Die Röstaromen sind deutlich wahrzunehmen. Manche würden ihn als „typischen Italiener“ bezeichnen. Doch er ist nicht ganz so bitter im Abgang. Viele von euch werden ihn wohl mit Milch bevorzugen.

DELIVER – RELEASE ONE

Beim vierten und letzten „Probanden“ handelt es sich um einen weiteren „Omniroast“, der ebenfalls zu 100% Arabica-Bohnen aus Equador in den Varietäten Caturra, Typica und Bourbon beinhaltet. Er kommt von Valle de Intag, Catacachi, Imbabura.

Unser Eindruck: Erneut haben wir einen an Nussschokolade erinnernden Kaffee mit ein wenig Toffee und leichter Säure. Er ist nicht ganz so „hart“ im Geschmack und im Handfilter zubereitet sogar recht filigran. Daher lässt er sich gut jetzt im Frühling trinken zum relaxen und genießen.

Fazit: Qualitativ hochwertig, nachhaltig, fair und lecker - Das ist der Kaffee der Rösterei „Schwarzmahler“. Ist zwar kein tolles Fazit aber umschreibt kurz und knapp, was uns in den Sinn gekommen ist. Wer mehr wissen möchte, liest den Test und nicht nur hier unten das Fazit...

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 8,5 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 8,5 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Heiko Blocher von der Rösterei „Schwarzmahler“ für die zur Verfügung gestellten Testmuster.

D. Stappen

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