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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Muckefuck

| Marc Heiland | Kaffeewelten

MuckefuckBild1Das Allgäu. Für viele ist es noch immer eine der beschaulichsten Regionen Deutschlands, wo Traditionen hochgehalten werden, wo die Zeit langsamer zu laufen scheint, wo man in unberührter Natur junge Mädchen über Blumenwiesen springen sieht, schrullige Typen mit Gamsbart und Lederhosen beim Holzhacken antrifft, die in der Pause gerne sich mal einen Schnupftabak genehmigen und in einer Sprache sich unterhalten, die man jenseits der Berge kaum zu verstehen scheint. Klar: Klischees und Vorurteile haben wir über Bayern und das Allgäu ebenso, wie über die stocksteifen Norddeutschen, die „auf Kohle wohnenden“ Ruhrpottler oder die Möchtegern-Weltstädter aus diversen Metropolen.

Doch in Wahrheit bietet das Allgäu viel mehr als nur eine Projektionsfläche für die „heile Welt“. Denn Kaffeeliebhaber wissen es schon seit Jahren: Das Allgäu und seine Umgebung mausert sich immer mehr vom Geheimtipp zur Hochburg erstklassiger Kaffeeröstereien. Auch wir sind seit dem Start unserer Rubrik „Kaffeewelten“ von den verschiedenen Röstereien der Region begeistert, was die verschiedenen Tests, bei denen die Kaffeeröstereien aus dem Allgäu allesamt mit höchsten Wertungen abschneiden konnten, eindrucksvoll belegen. Ob sich die Kaffeerösterei mit dem interessanten und für Spitzenkaffee doch reichlich ungewöhnlichen Namen, „Muckefuck“, in diese Galerie einreihen kann, erfahrt ihr im Folgenden.

Komplettvorstellung des Portfolios und Geschmackstest

Kommen wir nun zu dem Teil, der wohl die meisten von euch besonders interessiert – den „praktischen“ Teil.

Für unseren Test hat uns Andreas Oertl freundlicherweise das gesamte Portfolio plus den kommenden Neuzugang der Rösterei zur Verfügung gestellt. Dieses setzt sich zusammen aus den Sorten „Sepp“ (aus Kolumbien), „Anderl“ (Kenia), „Toni“ (Costa Rica) und „Gustl“ (Honduras) jeweils als Espresso und Filterkaffee.

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten Verpackung mit Vakuumventil und Zip-Verschluss daher. Gut gefällt uns nicht nur diese Lösung, damit man seinen Kaffee direkt aus der Verpackung mehrfach entnehmen kann, sondern auch die Tatsache, dass die Verpackung hingestellt und so der Kaffee vernünftig entnommen werden kann.

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo der Kaffeerösterei Muckefuck, der Name des Kaffees / Espressos und die Gewichtsangabe, Angaben zur Herkunft des Kaffees, zur Anbauhöhe und zum Tassenprofil sowie das Röstdatum. Einzig die vorliegenden Varietäten könnte man noch ergänzen. Auf der Rückseite finden wir die Kontaktdaten, die Motti von Muckefuck „mit Leidenschaft handwerklich geröstet“ und „hoch die Tassen“ sowie das MHD. Das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten ist sehr homogen, Defekte sind nur wenige zu finden.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270W für die Espressi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo, der Chemex, dem Syphon und in der AeroPress.

Geschmackstest

Die Texte zur Produktbeschreibung stammen von der Kaffeerösterei Muckefuck. Die Geschmackseindrücke fassen wir kurz zusammen.

Sepp

„Der Verband „Café Exótico de Altura” besteht aus 72 Familien mit kleinen Höfen. Durch den Zusammenschluss entsteht eine Anbaufläche von etwa 140 ha. Seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, die Arbeitsprozesse nach streng traditionellen Methoden zu standardisieren. Das Ergebnis ist ein erstklassiger Kaffee, der mit seiner konstanten Qualität über das ganze Jahr hinweg begeistert.

Tropische Aufwinde aus dem Cauca-Tal erzeugen ein Mikroklima auf den Höhenlagen von Giraldo. Die Anbauflächen der Familien aus Giraldo erstrecken sich über La Sierrita und La Sierra. In den Höhenlagen von 1.700 bis 2.100 m herrschen perfekte Bedingungen für den Kaffeeanbau. Vulkanische Böden und das Mikroklima sorgen zusammen mit der Arbeit an der Pflanze für einen hervorragenden Kaffee. Dieser wird nach der Ernte nass aufbereitet und anschließend an der Sonne getrocknet.

The Coffee Quest hat täglich Kontakt mit ihren Kaffeeproduzenten, welche aus Überzeugung umweltfreundlich produzieren. Durch die enge Zusammenarbeit kann die Herkunft des Kaffees bis auf den Quadratmeter zurückverfolgt werden. Um die positive Entwicklung in Kolumbien zu unterstützen, spendet The Coffee Quest einen Teil des Kaufpreises an die Fondación Caminos.“

Zusammenfassung:

Herkunft: Kolumbien

Region: Antioquia, Giraldo

Farmer: Café Exótico de Altura auf 1.700 – 2.100 m ü.M.

Arabicavarietät: Caturra und Castillo

Erntezeit: April – Juni und Oktober – Januar

Aufbereitung: gewaschen, Trocknung an der Sonne

Direkt-Import: The Coffee Quest

Unser Eindruck: Was für ein grandioser Kaffee / Espresso. Mit seiner schokoladigen Note trifft er genau ins Herz der meisten Kaffeefans. Er ist sehr harmonisch und ausgewogen, im Handfilter filigran und klar im Abgang. Im Siebträger deutlich kräftiger, aber zu keiner Zeit unangenehm „überwürzt“ oder herb. „Sepp“ liegt angenehm auf der Zunge und hat einen langen Nachhall.

MuckefuckBild2Anderl

„Die Gesamtanbaufläche in Kenia wird auf 160.000 ha geschätzt, davon werden 2/3 von Kleinbauern bewirtschaftet, die sich meist zu Genossenschaften zusammengeschlossen haben. Auch in Kenia bietet die Kombination aus vulkanischen Böden, Höhenlagen und einem idealen Klima die Voraussetzung für einen Kaffee von absoluter Spitzenqualität.

Die Region Nyeri liegt im Herzen des zentralen Hochlands, zwischen Mount Kenya und Great Gift Valley und ist bekannt für die besten Kaffees des Landes.

Der Verein Kedevo setzt sich seit Jahren für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Bauern ein. Bei diesem Kaffee wird direkt verhandelt und in einer fairen Zusammenarbeit Jahr für Jahr an der Qualität des Kaffees und an der Eigenständigkeit der Bauern gearbeitet.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit, faire Preise und Respekt im Umgang mit der Natur und dem Menschen stehen bei diesen Projekten an erster Stelle. Regelmäßige Schulungen, sinnvolle Baumaßnahmen und das Einführen von Qualitätsstandards sind wichtige Säulen für die Zukunft und tragen zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung bei.

Das Ziel ist es, den Bauern die Eigenständigkeit und die Freude am Kaffeeanbau zurückzugeben und dafür einen Kaffee genießen zu dürfen, der von unschätzbarem Wert ist.“

Zusammenfassung:

Herkunft: Kenia

Region: Nyeri, Ndurutu

Farmer: Rutuma Farmers Cooperative, Ndurutu Wet Mill auf 1.800 m ü.M.

Arabicavarietät: SL 28 und SL 34

Erntezeit: Oktober – Dezember

Aufbereitung: gewaschen, Trocknung an der Sonne

Direkt-Import: Sandtorkai Handel Pappenhagen KG, Kedevo e.V. & Chania Coffee

Unser Eindruck: Anderl kommt mit viel Gefühl daher. Er duftet intensiv beim Mahlen, verströmt ein komplexes Aromenbouquet , ist würzig, aber nicht zu übertrieben, süß und fruchtig, schmiegt sich toll an den Gaumen und besitzt eine feine Säure. Ebenfalls sehr lecker. Im Siebträger geht der Espresso ordentlich nach vorne und weiß zu gefallen.

Toni

„Die Hacienda Pilas ist ein Familienbetrieb. Schon seit fünf Generationen verfolgt man in Pilas den traditionellen Kaffeeanbau und kann die idealen klimatischen Bedingungen im West Valley nutzen.

Auf der Plantage achtet man darauf, dass alle Partner zu ihrem Recht kommen: Die Natur wird schonend behandelt, die Landarbeiter sind respektiert, bekommen ihren gerechten Lohn, der Gewinn löst sich nicht von der Produktion ab. Über 30 fest angestellte Mitarbeiter werden während der Erntezeit von bis zu 400 Kaffeepflückern unterstützt. Die Hacienda pflegt eine eigene Kultur, ein Lebensgefühl, sie ist ein Ort zum Lernen und Feiern. Schulpflicht, Umweltschutz, Wohnqualität und ein respektvolles Miteinander sind Grundbestandteile der dortigen Unternehmensstruktur.

Costa Rica hat eine der größten Artenvielfalten auf der Erde und somit arbeitet man in Pilas mit besonderer Sorgfalt, verzichtet auf Chemie und setzt auf zukunftsorientierte Arbeit für ein Gleichgewicht von Natur und Mensch: Mischkulturen aus Kaffeesträuchern, schattenspendenden Bäumen, usw. bilden die Grundlage für eine moderne Agrarforstwirtschaft. Jedes Jahr wird ein genauer Plan aufgestellt, um das für Nachhaltigkeit optimale Erntevolumen im Verhältnis zur Qualität zu bestimmen.

Das Land wird von einer hohen Bergkette mit einigen Vulkanen längs geteilt. Die fruchtbaren Vulkanböden mit einem hohen Anteil an Mineralstoffen sind ideal für den Kaffeeanbau, der einen Großteil der Wirtschaft in Costa Rica ausmacht. Ca. 55.000 Familien leben vom Kaffeeanbau als Haupteinnahmequelle. Die „Ticos” (Einwohner Costa Ricas) sollen laut eines Sprichworts die glücklichsten Menschen der

Welt sein... – das könnte damit zu tun haben, dass man bereits 1949 das Militär zu Gunsten von Bildungs-, Gesundheit- und Umweltprogrammen abgeschafft hat.“

Zusammenfassung:

Herkunft: Costa Rica

Region: Valle Occidental, Naranjo

Farmer: Hacienda Pilas auf 1.200 – 1.300m ü.M.

Arabicavarietät: Catuai

Erntezeit: Oktober - Januar

Aufbereitung: gewaschen, Trocknung an der Sonne

Direkt-Import: Costa Rica Best Coffee GmbH

Unser Eindruck: Dieser Kaffee zeigt eine komplexe Süße, kombiniert mit feiner Säure, einer sanften Textur und einer leichten Zitrusnote. Im Abgang ist er klar und fein.

Fazit: Wie bereits eingangs erwähnt: „Mit Leidenschaft handwerklich geröstet“ ist das Motto der Kaffeerösterei „Muckefuck“. Unser Test hat bestätigt: Wo „Muckefuck“ drauf steht, ist alles andere als „Muckefuck“ drin, sondern erstklassige Spitzenqualität. Die von uns getesteten Sorten spielen ganz oben mit uns können rundum überzeugen. Da hier ebenfalls auf Nachhaltigkeit, faire Entlohnung und Transparenz von der Bohne bis zum Kunden großen Wert gelegt wird, können wir gar nicht anders, als die Höchstwertung zu ziehen. Herzlichen Glückwunsch an die Kaffeerösterei „Muckefuck“ aber auch an alle Kaffee-Fans, die hier bereits Kunde sind oder hoffentlich durch unseren kleinen Artikel bald schon Fans werden. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

10Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten

Geschmack: 10 von 10 Punkten

Transparenz: 10 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Andreas Oertl von der Kaffeerösterei „Muckefuck“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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