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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Florian Steiner Kaffee

| Marc Heiland | Kaffeewelten

florian steinerUnd weiter geht unsere Reise durch die abenteuerliche Welt der Kaffeeröstereien, auf der wir schon so manch interessante Erfahrung in den vergangenen Monaten machen durften. Auf unserer heutigen Etappe machen wir Rast bei der Kaffeerösterei von Florian Steiner in Heidelberg. Für unseren Test hat uns der Deutsche Kaffeeröstmeister von 2009 diverse Espressi und Filterkaffee-Sorten zur Verfügung gestellt. Wir haben sie für euch getestet und verraten euch, was zu erwarten ist.

Ein Mysterium - aber der Kaffee ist geil!

Da wir unsere Tests ja immer aus der Sicht des Endverbrauchers, also aus eurer Sicht, liebe Leserinnen und Leser, verfassen, gehen wir von den Fakten, Informationen und dem Wissen aus, was ihr ebenso bekommt, wie wir. Presseinformationen würden wir dann einarbeiten, wenn sie das Wissen erweitern bzw. als solche kenntlich machen. Leider steht uns hierzu nichts zur Verfügung. Betrachtet man die Internetpräsenz der Kaffeerösterei Florian Steiner, so ist man doch ziemlich überrascht. Denn wo die Mitbewerber mit Tonnen an Informationen zur eigenen Geschichte um sich werfen, geizt der Heidelberger. Außer der Information, dass er vor 9 Jahren Meister seines Faches war, findet sich nichts über seine Vita oder die Entstehung seines Betriebes wieder. Die Infos, dass er selbst röstet und dass viele Kaffees Bio sind, ist allgemeines Geplänkel und sollte sich von selbst verstehen. Ansonsten erfahren wir lediglich, dass er ein mobiles Café hat („Catering“) und eine mit dem Red Dot Design Award prämierte Kaffeebar, dass er einen Barista Crashkurs anbietet (sowie einige Poster mit Logos seiner Kaffees).

Nun gut. Man mag Florian Steiner zugute halten, dass es ihm nicht wichtig ist, seine Person in den Vordergrund zu schieben, sondern seine Produkte, sprich die Kaffees und Espressi als Stars glänzen zu lassen. Und genau das tut er auch. Denn die von ihm gekauften Rohkaffees gehören allesamt zu den Spitzenkaffees. Beispiele sind Costa Rica (Tarrazu SHB), Äthiopien (Yirgacheffe) und Indien (Kaapi Royale AA). Dass Steiner seine Kaffees von Trabocca bezieht, ist ein weiteres Indiz für seine hohen Ansprüche. Denn das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam importiert nur Rohkaffees der Spitzenqualität. Schade, dass sowas dem Kunden nicht transparenter gemacht wird. Und auch die Aussage, dass die Rösterei Biozertifiziert ist, sagt zunächst einmal wenig. Die Aussage zum „Bio“-Kaffee „Zoe“ lautet dann auch ganz lapidar „aus kontrolliert biologischem Anbau“. Worauf sich das genau bezieht ist nicht erkenntlich und kann gerade bei Kaffee eine Menge bedeuten.

Das größte Mysterium der Kaffees ist jedoch das 1kg-Paket „Cafe Mehari“, welches wir ebenfalls erhalten haben. Diese Mischung beinhaltet Kaffee aus Brasilien (Fazendas Recreio), Indien (Kaapi Royale) und Kolumbien (La Guamera). Hier wurden 60 Prozent Arabica (Varietäten?) und 40 Prozent Robusta gemischt. Schaut man dann auf die entsprechende auf der Verpackung stehende Webseite, erhält man keine Auskünfte, um was es sich hierbei handelt. Heiteres Herumraten ist für den Verbraucher heutzutage kein Kaufgrund. Da könnte man sich auch die „Feine Milde“ zulegen. Der Rätselprozess wäre derselbe. Warum geizt Florian Steiner hier mit Infos und Fakten?

Doch genug der Kritik. Lassen wir die Stars, also die Mischungen von Florian Steiner sprechen. Zunächst einmal fällt auf, dass das Röstbild bei allen von uns getesteten Sorten recht homogen ist. Und auch die Anzahl der Defekte beschränkt sich auf ein absolutes Minimum.

SteinerGuatemalaGeschmacklich reißen die uns zur Verfügung gestellten Sorten dafür wieder so einiges raus, was uns an Transparenz in einigen Bereichen fehlt. So schmeckt beispielsweise der Guatemala im Handfilter Hario V60 stark, besitzt einen kräftigen Körper, füllige Aromen und eine spannende Würze. Er ist recht säurearm und besitzt einen langen Abgang. Walnüsse und Orangen würde ich hier weniger erkennen. Kakao – wie auf der Verpackung angegeben – schon eher.

Auch der „Enzo“ überzeugt durch seinen kräftigen, leicht bitteren Geschmack, wie man ihn beim Italiener um die Ecke verorten würde. Die Crema ist hier der optische Star und im Abgang gibt es nochmal ordentlich auf die 12. Wie „Enzo Ferrari“ und seine Autos: Schnell am Start, ordentlich mit Highspeed unterwegs und nach hinten raus mit Kraft und Dynamik.

Mein persönlicher Favorit ist allerdings der „Zoe“. Dieser Espresso krallt sich förmlich im Mund fest und will gar nicht mehr weichen. Eine irre Mischung aus fruchtigen Aromen und floralen Anklängen, wie man sie aus Äthiopien kennt, gleichzeitig aber auch ein wenig erdige Nuancen und ein Hauch Kakao. Dazu ein langer Abgang und ein voller Körper. Wow!

Fazit: Bei Florian Steiner sind die Kaffeesorten und die Espressi eindeutig die Stars. Qualitativ und geschmacklich können sie überzeugen. Schön wäre allerdings mehr Transparenz über die Farmen, die Nachhaltigkeit, den Anbau etc. Hier hält er sich sehr vage bzw. macht gar keine Angaben. Dennoch können wir alle von uns getesteten Sorten empfehlen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

8Fairness und Nachhaltigkeit: nicht bewertbar

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 5 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Florian Steiner von „Florian Steiner Kaffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

 

D. Stappen

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