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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Mainzer Kaffeemanufaktur

| Marc Heiland | Kaffeewelten
MeenzerMischungWährend viele Kaffeeröstereien relativ jung sind, kann die „Mainzer Kaffeemanufaktur“ auf über 90 Jahre Erfahrung zurückblicken. Da sind wir natürlich neugierig geworden und haben für ein Special um ein paar Kaffees zur Verkostung gebeten. Diese hat uns Norbert Becker, Inhaber der „Mainzer Kaffeemanufaktur“ freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Über unsere Eindrücke berichten wir euch im Folgenden.
 
Ein Mainzer Geheimnis
Normalerweise können wir ja über die Homepage der Unternehmen immer recht viele Informationen über die Geschichte, Besonderheiten etc. herausfinden. Im Falle der „Mainzer Kaffeemanufaktur“ schweigt sich das Unternehmen allerdings auf seiner Webpräsenz aus. Stattdessen erfährt man als Interessent über Umwege aus anderen Internetseiten, dass es sich hierbei um die „Privatrösterei Geiling“ handelt, die nach dem Ersten Weltkrieg geründet und bis 2003 in Familienbesitz geführt wurde. Das Unternehmen hat sich auf Qualitäts-Hochlandkaffees aus Südamerika spezialisiert. Warum all dies jedoch nicht direkt unter dem Stichwort „Über uns“ zu finden ist, ist uns ein Rätsel. Auch scheint man „von allem ein bisschen“ anzubieten, da – so andere Seiten über das Unternehmen – Öle, Gewürzmischungen etc. angeboten werden. 
 
Auf der Homepage liest man dafür folgende Aussagen: „Siegel und Zertifikate schaffen Vertrauen und geben Ihnen als Verbraucher die Sicherheit, sich für ein Produkt entschieden zu haben, das verantwortungsbewusst hergestellt wurde. Viele unserer Kaffees sind nach EU-Bio, Rainforest, UTZ und IMO-Control zertifiziert. Aber Verantwortungsbewusstsein endet nicht bei Logos und Siegeln – Verantwortung muss gelebt werden. Bei der Mainzer Kaffeemanufaktur geschieht das konkret bei der Beziehung zu den Erzeugern und Lieferanten.
 
Fairer Handel
Wir fördern mit unseren Projekten die umweltfreundliche und nachhaltige Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen. Wir beziehen den Kaffee direkt und ohne Zwischenhändler von den Bauern. Wir zahlen einen Preis, der 35 % über dem Weltmarktniveau liegt.
 
Faire Zukunft
Die Mainzer Kaffeemanufaktur unterstützt verschiedene Projekte mit dem Kauf der dortigen Kaffeeernten. Wir beteiligen uns am Ausbau der Infrastruktur, der Gesundheitssituation und des Schulsystems – unser Beitrag zu einem fairen Handel.
 
„Wir kaufen unsere Bohnen direkt von Kleinerzeugern ein, mit denen wir in Kooperation stehen.“ -  Norbert Becker
 
PROJEKTKAFFEE LAMPOCOY (GRAND CRU GUATEMALA)
Lampocoy ist ein kleines Kaffeeanbaugebiet im östlichen Hochland von Guatemala. Der große Körper dieses Lagenkaffees verbindet sich in der Tasse zu einem Hochgenuss aus einer feinen und späten Säure sowie Noten von Schokolade, Karamell und Pekannuss. Premium-Kaffee Auf Europas wichtigstem Kaffee-Event wurde der Lampocoy Grand Cru der „Changing lives at Origin Award“ verliehen. Dieser Preis geht an Kaffeeprojekte, die sich in vorbildlicher Weise für die Verbesserung der Qualität, der Lebensverhältnisse und des Umweltschutzes im Ursprung einsetzen.“
 
Ok. Immerhin setzt man schon mal auf Fairtrade, unterstützt (wie auch einige andere Mitbewerber) den Projektkaffee in Lampocoy, setzt auf direct trade (insoweit möglich), kennt die Kleinerzeuger vor Ort und verfügt über diverse Zertifikate in Sachen Nachhaltigkeit. Detaillierte Angaben zu den jeweiligen Plantagen gibt es jedoch nicht. Auch fehlen auf den Verpackungen, welche uns für unseren Test zur Verfügung gestellt wurden, einige wesentliche Angaben zu Anbauregion, Farmen, Varietäten, Arabica oder Robusta sowie das exakte Röstdatum. Auch online erhält man hierzu keinerlei Informationen, was im Zuge der „Third Wave Coffee“-Bewegung enttäuscht. Seltsam sind die widersprüchlichen Angaben. So stehen Angaben bei einem Kaffee zum Aroma auf der Verpackung anders, als auf der Internetseite. Selbiges gilt für die Aussage „Röstkaffee Bohnen“ auf der Verpackung vs. „Bohne“ im Online-Shop. Zwar ist klar, was gemeint ist. Doch ist für den Laien der Unterschied nicht nachzuvollziehen. Schade ist ebenfalls, dass nirgendwo zu finden ist (wir argumentieren stets aus Sicht eines Laien, der seinen Kaffee online erwirbt), wie die Kaffees zubereitet werden können / sollen. Hier gibt es viele Mitbewerber, die das Ganze innovativer bzw. klar strukturiert angehen. Gut wäre auch, wenn man einfach in zwei bis drei Nebensätzen die Zertifikate erläutern würde. So kann der Laie mit „Rainforest“ und „UTZ“ rein gar nichts anfangen. Auch ein „Bio-Zertifikat für nicht EU-Landwirtschaftsbetriebe“ sagt erst einmal wenig über die Qualität des Kaffees. Denn dieses Siegel bedeutet in erster Linie, dass vor Ort keine Pestizide etc. eingesetzt werden und ggf. gibt es Hinweise, dass hier eine „Mischkultur“ angepflanzt wird, wodurch wir unter Umständen Schattenspender vor Ort vorfinden. 
 
Die Kaffees und Espressi der „Mainzer Kaffeemanufaktur“ im Geschmackstest
Die von uns getesteten Sorten sind allesamt recht stark im Geschmack. Die Röstaromen treten deutlich in den Vordergrund und im Abgang sind alle Sorten etwas bitter. Dafür, dass es sich um ein Unternehmen mit einer derart langen Tradition handelt, ist der Geschmack schon eine kleine Ernüchterung. Wie von den Südamerikanern gewohnt, dominieren ansonsten schokoladige, erdige und recht würzige Noten. Leichte Kaffees hatten wir nicht im Angebot.  
 
Fazit: Geschmacklich sind die von uns getesteten Sorten unterschiedlich zu betrachten. So ist beispielsweise die „Meenzer Mischung“, die als „stark“ bezeichnet wird, recht bitter und die Röstaromen schmeckt man schon deutlich raus. Der Kaffee ist im Abgang rau. Die Espressi sind ok, wesentliche Highlights und Akzente können sie jedoch nicht setzen. Der „Lampocoy“ ist noch der Beste unter den von uns verkosteten Sorten. Die Qualität der Bohnen ist gut. Hin und wieder entdeckten wir kleine Defekte. Im Zuge der „Third Wave Coffee“-Bewegung ist es sehr schade, dass sich die „Mainzer Kaffeemanufaktur“ in Sachen Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness weitgehend bedeckt hält. Zwar tragen einige Sorten das „Bio-Siegel“ für Landwirtschaft außerhalb der EU, was einen gewissen Standard garantiert und beim „Projektkaffee Lampocoy“ erfährt man nur ein wenig über den Anbau und fairen Handel. Doch Informationen wie Varietäten und Aufbereitung, Farmen und Anbau werden nirgendwo erläutert. Die Erläuterungen auf der Homepage sind ebenfalls nichtssagend.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
 
Qualität: 9 von 10 Punkten
 
Fairness und Nachhaltigkeit: 7 von 10 Punkten. 
 
Geschmack: 8 von 10 Punkten
 
Transparenz: 6 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Mainzer Kaffeemanufaktur für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen

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