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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Murnauer Kaffeerösterei

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Murnauer1Ich muss es ja ehrlich zugeben: Als Tester von tollen Kaffeesorten habe ich eigentlich einen tollen Job. Ich erhalte von freundlichen Menschen frisch gerösteten Kaffee, schreibe meist nette Artikel und genieße die Produkte alleine, mit der Familie oder mit Freunden. Manches Mal kommt dabei allerdings etwas zum Vorschein, mit dem selbst ich nicht rechnen kann. Die Rede ist von einem Déjà-vu Erlebnis, also von einem „das hab ich doch irgendwo schon einmal gesehen oder erlebt. Doch eigentlich kann das nicht sein!“ Ein solches, aber doch reales Erlebnis hatte ich am gestrigen Tag. Da traf nämlich bei uns in der Redaktion ein kleines Paket der „Murnauer Kaffeerösterei“ ein. Drin enthalten waren drei Kaffeesorten. So weit, so alltäglich. Bei einem Blick in das Impressum und über den Internetauftritt staunte ich jedoch nicht schlecht. Denn Inhaber und Geschäftsführer ist kein Geringerer als Thomas Eckel. Wer sich bei uns in den vergangen Wochen fleißig mit den Artikeln über die von uns getesteten Röstereien auseinandergesetzt hat oder auch einigermaßen in der „Kaffee-Szene“ vertraut ist, der weiß, dass Thomas zu den Koryphäen der Branche gehört. Umso überraschter und erfreuter war ich, dass Eckel, der auch gleichzeitig Chef von „Green Cup Coffee“ ist, uns hier erneut begegnet. So weiß ich, ohne auch nur einen Schluck Kaffee getrunken zu haben, als „Fan“ der Kaffees von Thomas gleich, dass mich und euch Top-Qualität erwartet. Darüber hinaus natürlich auch ein hohes Maß an Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness im Sinne der „Third Wave Coffee-Bewegung“. Na dann wollen wir doch mal schauen, was die „Murnauer Kaffeerösterei“ so „auf Lager“ hat...

Ich weiß genau, wo du wächst!

Für unseren Test hat uns die „Murnauer Kaffeerösterei“ drei Sorten aus ihrem vielfältigen Portfolio zukommen lassen. Dies sind „Pacha Mama“, ein Hochlandkaffee aus Peru, „El Castillo“, eine Espresso-Mischung aus den Ländern Brasilien, Kolumbien und Indien sowie – das ist ein absolutes Novum für unsere „Kaffeewelten“ den entkoffeinierten Kaffee „Silencio“, dessen Bohnen ebenfalls aus Peru stammen.

Die drei Sorten wurden alle in vakuumversiegelte „Frischeboxen“ abgefüllt. Leider sind sie nicht wiederverschließbar. Auf den Verpackungen finden wir zunächst natürlich das Logo des Unternehmens, ein ansprechendes Bild, das Lust auf Mehr macht, Angaben zum Namen, zum „Tassenprofil“, zur Qualität, zu den Bohnen mitsamt den Varietäten, dem Herkunftsland mit Angaben zur Farm, der Aufbereitungsart und der Stärke. Darüber hinaus gibt es Informationen zum Röstdatum, zum MHD und Empfehlungen zur Zubereitungsmethode (Handfilter, Kaffeevollautomat etc.). Last but not least gibt es den Hinweis auf das „Bio“-Zertifikat für Nicht-EU-Landwirtschaft. Fehlen darf selbstverständlich auch ein wenig Eigenlob nicht, wurde die Rösterei doch im Jahre 2015 zur „Rösterei des Jahres“ vom renommierten und größten europäischen Fachmagazin „Crema“ gekürt.

Auf der Homepage erfahren wir noch einiges über Thomas Eckel und seine Leidenschaft zum Kaffee (u.a., dass er Deutschlands erster Q-Grader ist) und mit zur internationalen Jury des „Cup of Excellence“ gehört, bei der die jeweils besten Kaffees eines Landes gewählt und prämiert werden. Wichtig ist Thomas Eckel, im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung die Transparenz, die Nachhaltigkeit und die faire Bezahlung der Kaffeefarmer bzw. Bauern auf den Plantagen. Darüber hinaus gibt es Infos zum Team hinter der „Murnauer Kaffeerösterei“ und die Möglichkeit, ein „Kaffee-Abo“ abzuschließen. Im Shop gibt es natürlich die Möglichkeit, die Kaffees, Espressi oder „Besonderheiten“ (wie den entkoffeinierten Kaffee) direkt zu bestellen, oder über den Filter einer Ländersuche sich die Kaffees entsprechend anzeigen zu lassen.

Doch nicht nur Produkte können online bezogen, sondern auch Kurse gebucht werden. Vom „Brühen und Mahlen“ über die „Sensorik“ und den „Barista-Kurs“ bis hin zur „Latte Art“ ist eine breite Palette im Aufgebot vorhanden. Zu guter Letzt findet man noch ein digitales „Barista-Magazin“ das sich mit verschiedenen Themen befasst.

Murnauer2Die drei Sorten im Geschmackstest

Frei nach dem Motto „Grau ist alle Theorie“ kommen wir aber nun zu dem besonders interessanten Aspekt, nämlich der Verkostung. Vorab sei darauf hingewiesen, dass wir die Zubereitungsmethoden sehr breit angelegt haben, um uns ein ganz genaues Bild machen zu können. Getestet haben wir unter anderem die Sorten im Siebträger, im Hario Handfilter V60, im Cafflano (für unterwegs), in der Soft Brew-Kanne, der Karlsbader Kanne, im Vollautomaten, im Moccamaster, dem Café Solo und in der FrenchPress sowie der AeroPress. Beim Öffnen der Verpackungen haben wir die drei Sorten einer „Erstsichtung“ unterzogen. Dabei fällt auf, dass bei allen Sorten ein sehr homogenes Bild der gerösteten Bohnen ins Auge sticht. Defekte sind nur in ganz geringem Umfang zu erkennen. Doch nicht nur das Auge wird verwöhnt, auch olfaktorisch wird uns viel geboten. Denn die Kaffeesorten duften all intensiv, angenehm natürlich und facettenreich.

Der „Pacha Mama“

Leitaromen: Schokolade, Nuss, Maracuja

Über die Herkunft dieses Kaffees erfahren wir Folgendes: „Das Gebiet der Asociación Miguel Grau befindet sich in einer privilegierten Höhenlage zwischen 1.320 und 1.620 m, welche die Produktion von Spitzenkaffee ermöglicht. Die Berghänge der Anden verfügen über sehr nährstoffreichen Boden und die Region Chanchamayo gehört zu den besten Lagen Perus.

Die etwa 50 einzelnen Kaffeebauern dieser Kooperative besitzen mittelgroße Plantagen und arbeiten mit Leidenschaft und hohem persönlichem Einsatz für die stete Qualitätsverbesserung ihres Kaffees. Vor etwa vier Jahren sind sie aus einer großen Kooperative ausgestiegen, um ihren eigenen Kaffee, den sie seit Generationen im Hochland Perus anbauen und pflegen, zu vermarkten. Dabei wird nach ökologischen Vorgaben, nachhaltig und mit Rücksicht auf die einzigartige Kulturlandschaft Perus gewirtschaftet. Zudem werden vor Ort Projekte für Bildung, Gesundheit und Naturschutz gefördert.

Im Juni 2015 war Thomas Eckel vor Ort in Miguel Grau, um die Initiative von Michael Scherff und Walter Knauer persönlich kennen zu lernen. Die beiden Deutschen haben es sich zum Ziel gesetzt, mit den Kaffeebauern der Asociación Miguel Grau Kaffee der Qualität 85 Punkte und mehr zu erzeugen und diesen direkt nach Deutschland zu vermarkten. Die Murnauer Kaffeerösterei ist die erste Spezialitätenrösterei, die sich die besten Qualitäten der Ernte 2015 sichern konnte.“

Unser Eindruck: Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen dem Gaumen angenehm schmeichelnden Produkt. Der vollmundige Geschmack und die leichte Würze sind zwar dominant, drängen sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund. Die „obstigen“ Noten erinnern an Sommerfrische, gemischt mit Anklängen an Schokolade ergänzt sich hier eine wunderbare Komplexität im Mund mit einigen Überraschungen. Vor allem in der AeroPress geht der Kaffee geschmacklich ordentlich „nach vorne“ und lässt eine gewisse –typisch lateinamerikanische- Stärke zu, die sich im Handfilter zugunsten der Aromen ein wenig zurücknimmt. Ein toller Kaffee!

Murnauer2Der „Silencio“

Der Kaffee wurde schonend und chemiefrei im CO2-Verfahren mit Wasserdampf und Druck entkoffeiniert. So bleiben die Aromen vollständig erhalten und chemische Rückstände durch „klassisches“ Entkoffeinieren können nicht vorkommen. Leitaromen: Karamell, Haselnuss, Rote Traube.

Unser Eindruck: Da ist er also nun. Der erste „Entkoffeinierte“, den wir hier in den „Kaffeewelten“ vorstellen und mein persönlich erster Kaffee ohne Koffein seit etlichen Jahren. Für mich persönlich haben die Begriffe „Kaffee“ und „entkoffeiniert“ nur schwer zusammengefunden. Doch weiß ich aus eigener Erfahrung im Familienkreis, dass es tatsächlich nicht gerade wenige Menschen gibt, die auf dieses Produkt schwören und meinen, ohne Koffein sich besser zu fühlen. Kurze Infos zum Kaffee finden wir wie folgt: „Unser Silencio stammt aus dem Gebiet „Selva Central“ in Chanchamayo, Peru, einer Provinz in der Region Junín. Die dort ansässigen Kaffee-Kleinbauern haben sich zu einer Kooperative, der Cooperativa Agroecológica de Café de Origen Selva Central CAECOS, zusammengeschlossen. Nach der nassen Aufbereitung in Lima (Peru) wird der Kaffee in der Hansestadt Bremen (Deutschland) entkoffeiniert.“

Als wir bei der „Murnauer Kaffeerösterei“ vorstellig wurden, riet man uns zur Blindverkostung des Kaffees. Dem sind wir nachgekommen. Zusätzlich habe ich den Kaffee auf dem Prüfstand gehabt. Und was soll ich sagen: Geschmacklich haben sowohl die Blindverkoster, als auch ich einfach nur gestaunt. Tatsächlich kann man hier überhaupt nicht vom klassisch „schlaffen“ und irgendwie auf der Zunge halb toten Kaffee sprechen. Stattdessen erhält man beim „Silencio“ (den man bei diesem Wetter übrigens wirklich gut in der Stille eines Kaminfeuers genießen kann) einen leckeren Kaffee mit einer cremig-feinen Textur, nussigem Geschmack und leicht fruchtiger „Beinote“. Auch im Abgang bleibt er beeindruckend. Kompliment!

Der „El Castillo“

Der Blend in der „Testrunde“ bietet Kaffeebohnen aus gleich drei Ländern. „Die Arabica-Bohnen für den El Castillo stammen von der Plantage Fazenda Rainha (Brasilien) und aus Kolumbien. Die Robusta-Bohnen kommen aus Indien und sind „wet polished“: aufgrund dieser speziellen Behandlung, bei der die Kaffeebohnen in feuchtem, aufgequollenem Zustand durch Friktion (Reibung) in einer Trommel tatsächlich „poliert“ werden und die oberste Häutchenschicht entfernt wird, liefert der Kaffee ein sehr homogenes Bohnenbild. Das Geschmacksprofil ist im Vergleich zu ungewaschenen, geringeren Robusta-Qualitäten, deutlich milder und feiner. Ideal für eine charakterstarke Kaffeemischung.“

Unser Eindruck: Diese Mischung hat es wirklich in sich, geht mit einer wahnsinnigen Leidenschaft nach vorne, ist ungestüm und wild, schmeckt würzig und nach Nussschokolade zugleich, bleibt trotz allem harmonisch in der Gesamtkomposition und besitzt einen langen Abgang.

Fazit: Wie bereits eingangs erwähnt: Wo Eckel drauf steht, ist Spitzenqualität drin! Die drei von uns getesteten Sorten spielen ebenfalls ganz oben mit uns können rundum überzeugen. Da hier ebenfalls auf Nachhaltigkeit, faire Entlohnung und Transparenz von der Bohne bis zum Kunden großen Wert gelegt wird, können wir gar nicht anders, als die Höchstwertung zu ziehen. Herzlichen Glückwunsch an die „Murnauer Kaffeerösterei“ aber auch an alle Kaffee-Fans, die hier bereits Kunde sind oder hoffentlich durch unseren kleinen Artikel bald schon Fans werden. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 10 von 10 Punkten

10Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten

Geschmack: 10 von 10 Punkten

Transparenz: 10 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Thomas Eckel und seinem Team der „Murnauer Kaffeerösterei“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

U. Sperling

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