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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Chamer Land

| Marc Heiland | Kaffeewelten

ChamerLandLogoWenn heutzutage Kaffeeröster von „Nachhaltigkeit“, „Fairness“ und „Transparenz“ im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung sprechen, dann meinen sie in der Regel, dass sie versuchen, nachzuverfolgen, woher der Kaffee kommt. In einigen Fällen sind die Kaffeeröster oder ihre Teams direkt vor Ort und schauen, wie es um die Qualität der Bohnen bestimmt ist, wie die Arbeit auf den Farmen läuft und wie es um faire Bezahlung der Kaffeebauern und nachhaltigen Anbau bestellt ist.

Einen Schritt weiter geht da Jürgen Wittmann, Inhaber der „Kaffeerösterei Chamer Land“. Als er im Jahr 2011 in den Bergen Nordthailands seine Frau Avou kennenlernt, fasziniert ihn die Kaffeekultur des exotischen Landes, dem Anbau des Kaffees und allem, was damit zusammenhängt. Die Leidenschaft steckte ihn an und die Liebe zu Thailand und seiner Frau sorgten dafür, dass Wittmann vor rund sechs Jahren selbst mit dem Anbau von Kaffee in Thailand begann. Klar, dass uns dieses Engagement nicht verborgen blieb und wir ein großes Interesse an einem Test der Kaffees der „Kaffeerösterei Chamer Land“ bekamen. Dank eines netten Kontakts mit Jürgen Wittmann können wir euch im Folgenden die Rösterei und ausgewählte Kaffees vorstellen. Viel Spaß beim Lesen!

Die Welt ist ein Dorf

Als wir unseren ersten Kontakt zu Jürgen Wittmann knüpften, waren sowohl er, als auch wir baff, da wir bei unseren zahlreichen Vorstellungen diverser Kaffeeröstereien aus ganz Deutschland in unserer Rubrik „Kaffeewelten“ indirekt bereits in Berührung mit Jürgen Wittmann und seinen Thailändischen Kaffees gekommen sind. Denn Wittmann blieb in den vergangenen Jahren nicht lokal bei seinen Kaffees und den Kaffees seiner inländischen Partner stehen, sondern knüpfte emsig Kontakte, um die Rohkaffees auch nach Europa zu vermitteln. Seit etwa vier Jahren existieren etliche Kooperationen mit Kaffeeröstereien in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Darüber hinaus bietet Jürgen Wittmann auch diverse Tees an.

Die Rohkaffees bezieht Jürgen Wittmann von einschlägigen Rohkaffeespezialitäten – Händlern, teilweise aus der Zusammenarbeit mit befreundeten Kaffeeröstereien, die in engem Kontakte zu den jeweiligen Bauern vor Ort stehen, aber auch aus Direktimport. Ein paar Sorten sind (schon) mit dem EU – Bio Siegel zertifiziert. Für die Kaffees zahlt Jürgen Wittmann sogar deutlich mehr, als im „Fair Trade“-Bereich gezahlt wird, um auch die Kaffeebauern zu motivieren, ihr Bestes im Umgang mit dem Kaffee zu geben.

Seine Rösterei hat Jürgen Wittmann im Erdgeschoss des Chamer Rathauses (im Regierungsbezirk Oberpfalz in Ostbayern zwischen Bodenmais und Regensburg nahe an der Tschechischen Grenze) seit einem Jahr.

Die Kaffees in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test haben wir fünf verschiedenen Sorten aus der Angebotspalette der „Kaffeerösterei Chamer Land“ zur Verkostung erhalten. Die als ganze Bohne gelieferten Kaffees haben wir mit der Baratza Sette und der Commandante C40 MK3. Zubereitet haben wir die Kaffeesorten im Hario V60 Handfilter, in der Soft Brew Kanne und in der French Press und im Siebträger. Die fünf uns angebotenen Sorten überzeugen durch eine hohe Bohnen-Qualität, mit nur wenigen Defekten und ein recht gleichmäßiges Röstbild.

WinterkaffeeDer „Winter Espresso“

Bei diesem Kaffee handelt es sich um eine „Sonderedition“, die nur über einen gewissen Zeitraum erhältlich ist. Der aus Asien, Afrika und Südamerika stammende Kaffee bietet einen bunten Mix verschiedenster Spezialitäten, die ansonsten als Sortenreine angeboten werden. So handelt es sich bei den Bohnen aus Asien um Bohnen aus Myanmar, genauer gesagt aus Shan State, einem der insgesamt 15 Verwaltungsbezirke des Landes. „Myanamr (ehemals Birma)“, so erfährt man auf der Homepage der „Kaffeerösterei Chamer Land“, „steckt noch in den Kinderschuhen, was die Stellung im weltweiten Kaffeemarkt betrifft.

Erst seit politischer Neuausrichtung in 2016 konnte langsam mit der professionellen Vermarktung der bereits seit Jahrzehnten in den abgelegenen und schwer zugänglichen Bergen der „Shan Provinz“ wachsende Kaffee begonnen werden. Durch die speziellen Arabica Varietäten, der natürlichen Bewirtschaftung und den ersten und dadurch sehr akribischen Schritten zur Aufbereitung, entsteht ein wunderbarer exklusiver Kaffee, der es bisher kaum nach Europa schaffte.“ Der Kaffee wird in einer Höhe von 1300-1500m angebaut, per Hand gepflückt und „fully washed“. Hinzu kommen Robusta-Bohnen aus Indien. Bei den Bohnen aus Afrika handelt es sich um Bohnen aus Tansania, aus der Region Kilimanjaro / Machare. Auch diese Bohnen wurden gewaschen aufbereitet. Schließlich kommen noch Bohnen aus Brasilien, genauer gesagt aus dem Savannenbereich Zentral-Brasiliens Cerrado / Pantano (aus der bekannten Kaffeeregion Minas Gerais) „mit in die Tüte“. Hierzu erfahren wir: „Die Fazenda Pantano umfasst eine Größe von 600 Hektar, wovon mind. 100 Hektar unter Aufsicht der Regierung als natürliche Waldfläche verbleiben müssen. Die Farm unter der Leitung von der Familie Ferrero, welche bereits in dritter Generation Kaffee bewirtschaftet, unterstützt lokale Schule und legt sehr viel Wert auf die stete Weiterbildung der einzelnen Teammitglieder.

So konnte die Familie Ferrero mit ihrer Fazenda Pantano innerhalb Brasiliens bereits Auszeichnungen für Besondere Kaffeequalität in Verbindung mit sozialem Engagement und Nachhaltiger Bewirtschaftung erzielen.“ Der Kaffee liegt in der Varietät „Yellow Bourbon“ und „natural“ aufbereitet vor.

Unser Eindruck: Die „Wintermischung“ ist sehr harmonisch, nicht zu stark (im Handfilter) bzw. mittelkräftig (in der AeroPress und im Siebträger). Der Kaffee besitzt eine dezente Süße mit Noten von Schokolade sowie einer feinen Säure und einem schönen, leicht würzigen Abgang. Ein wunderbarer Kaffee für den Morgen ebenso wie für den Nachmittag.

Die AAA-Mischung (Asien – Afrika – Amerika)

Auch bei diesem Kaffee handelt es sich um einen Blend mit Bohnen aus Asien, Afrika und Amerika, genauer gesagt, aus Indonesien, Äthiopien und Brasilien.

Auch dieser Blend hat die sortenreinen Länderkaffees als Basis. Hierzu gibt es folgende Angaben: „Indonesien - Sumatra / Gayo (washed): 20%“, „Äthiopien - Sidamo (washed): 40%“ und „Brasilien - Cerrado / Fazenda Pantano: 40%“. Genauere Angaben finden sich dann auf der Homepage unter den jeweiligen sortenreinen Länderkaffees.

Unser Eindruck: Diese Sorte besticht durch die interessante Mischung aus einer guten Würze, leicht floralen Anklängen und einer süßlichen Beinote. Vollmundig im Geschmack und dennoch filigran kann er ebenfalls überzeugen.

ChamerLandThailandDer Kaffee „Asien“ – Thailand „Mae u Mong“

Dieser Kaffee ist eine echte Herzensangelegenheit von Jürgen Wittmann. Mit dem Kaffee wird in Thailand das Sozialprojekt „Aufbau Kaffeedorf - Mae u Mong“ unterstützt.

Vor vier Jahren haben Avou und Jürgen Wittmann sich dazu entschieden ein abgelegenes Bergdorf bei der Bewirtschaftung und Weiterverarbeitung des Kaffees von Beginn an aufzubauen. So sagt Jürgen Wittmann über sein Projekt: (...) „Damit hat die langfristige ausgerichtete Umsetzung eines seit Jahren gehegten Traums begonnen. Viel Schweiß, Nerven und Herzblut steckt in diesem Projekt, welches den Bauern von Mae u Mong eine bessere Lebensqualität und vor allem auch positive Zukunftsperspektiven bringt.“

Der Kaffee, der in der Region Mae Hong Son im Nordwesten Thailands auf 1200m angebaut wird, besteht aus verschiedenen Arabica-Varietäten. Er wird per Hand gepflückt, ist „fully washed“ sowie teilweise „natural“, und wird auf Bambustischen in der Sonne getrocknet, sowie handsortiert.

Dass hier Arabica zum Einsatz kommt, ist insofern erstaunlich, als dass in Thailand fast ausschließlich Robusta angebaut wird. Denn obwohl seit rund 40 Jahren die Farmer unterstützt wurden, Arabica-Pflanzen anzubauen, war der Anreiz nicht sonderlich hoch. Gerade im Norden werden Perlbohnen ausgesondert und dann als Spezialität gehandelt.

Unser Eindruck: Geschmacklich kommt der Kaffee mit einer weichen Textur, wenig Säure, Anklängen von Schokolade und einer fruchtig-süßen Note daher. Der Kaffee ist wenig aufdringlich und liegt angenehm auf der Zunge.

Der „Espresso No. 1“ – Indien

Dieser Espresso setzt sich zu 70% aus Arabica und zu 30% aus Robusta zusammen. Hier haben wir es mit Arabica-Bohnen aus der südindischen Provinz Karnataka der Region Budangiri Hills im Süden Indiens (Little Flower der Nagambika Estate) in der Varietät „S795 – AA“ zu tun sowie mit Robusta-Bohnen „Kaapi Royale“ der Harley Estate. Die Verarbeitung der Bohnen ist „fully washed“ und sonnengetrocknet.

Unser Eindruck: Wie schon auf der Verpackung zu lesen ist, handelt es sich um einen kräftigen Espresso mit komplexen Aromen, die sich wunderbar im Siebträger entfalten. Die „Schokonoten“ bleiben auffällig dezent im Hintergrund, die Würze dominiert dafür umso mehr. Ein wirklich schmackhafter Espresso mit einer schönen, stabilen Crema.

Fazit: Die Kaffeerösterei „Chamer Land“ bietet Kaffees von hoher Qualität, tollem und facettenreichen Geschmack und setzt in Sachen Nachhaltigkeit und Fairness Maßstäbe. Man erkennt die Leidenschaft für das Handwerk, nicht zuletzt durch den eigenen Anbau von Kaffee, den Jürgen Wittmann in Thailand betreibt. Dafür gibt es von uns eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!

 

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

10Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 10 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Jürgen Wittmann von der Kaffeerösterei „Chamer Land“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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