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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Rösttrommel

| Marc Heiland | Kaffeewelten
RoesttrommelBild1Kaffee rösten können – was nicht zuletzt unsere zahlreichen Kaffeerösterei-Vorstellungen zweifelsfrei belegen – Viele. Doch den Titel „Röster des Jahres“, der alljährlich von Europas größtem Fachmagazin in Sachen Kaffee(kultur) vergeben wird, können nur eine Handvoll Röster vorweisen. Und wenn es dann noch gerade mal sieben Jahre von der Gründung bis zu diesem Titel dauert, dann weiß man als Kunde (und natürlich auch Journalist und Kritiker), dass man es mit einer ganz besonderen Rösterei zu tun hat. Daher ist es uns auch eine besondere Freude, an dieser Stelle über die Nürnberger Kaffeerösterei „Rösttrommel“ berichten zu dürfen. Selbstverständlich darf auch ein Kaffeetest nicht fehlen. Ob wir auch der Meinung sind, dass die „Rösttrommel“ verdient den Titel „Röster des Jahres 2017“ erhalten hat oder wo wir eventuell noch Potential bzw. „Luft nach oben“ sehen, verraten wir euch im Test.

 
Vier Freunde müsst ihr sein
Als Michael Heyder und Stefan Schwarz im Jahr 2010 ihre Kaffeerösterei gründeten, konnten sie wohl kaum diesen kometenhaften Aufstieg vorhersehen. 
Unterstützung bekamen die beiden „Nürnberger Pioniere“ durch Matthias Heyder, den Bruder Michaels. Schnell war klar, dass man sich als „Spezialitätenkaffeerösterei“ verstand, die sich schwerpunktmäßig auf Microlot Kaffees konzentriert. Da es von ihnen je Ernte nur wenige Tonnen gibt, liegt hier stets eine hohe Qualität vor. Darüber hinaus zeichnet sich Microlot Kaffee häufig durch den Anbau auf kleinsten Plantagen (meist nur wenige Hektar groß) aus, die von einzelnen Familien betrieben werden. So lässt sich problemlos (ganz im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung) die Bohne zurück zum Strauch verfolgen und Nachhaltigkeit und Transparenz, also der Fokus auf eine vernünftige Entlohnung der Kaffeebauern, soziale Projekte etc., liegen ganz klar auf der Hand. Neben den Einzelfarmen beziehen die Inhaber der „Rösttrommel“ in Nürnberg ihren Kaffee von Kooperativen, die nur eine kleine Jahresproduktion haben. Aber wie auch bei den einzelnen Bauern, so können die „Rösttrommler“ sicher sein, hier beste Waren zu erhalten, da keine Zwischenhändler oder Börsen im Spiel sind. Durch die persönliche Auswahl der Chargen und neuen Ernten ist es möglich, zu steuern, bei wem die Ware bezogen wird und ob Fairness und Nachhaltigkeit hier ebenfalls groß geschrieben wird. 
 
Heute hat die „Rösttrommel“ ihren Hauptsitz auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der Fürther Straße in Nürnberg. Entspannen, besten Kaffee genießen und mit Freunden über Gott und die Welt philosophieren könnt ihr im Café in der Laufer Gasse. (Ortskundige werden euch den Weg bestimmt gerne weisen) Die zweite Dependance befindet sich in Erlangen, inmitten der City. Neben den täglichen Röstungen gibt es jeden Dienstag und Freitag auch „Live“-Röstungen, bei denen ihr als Interessierte zuschauen könnt. So rückt der Fan noch ein Stück näher an das Produkt heran. Neben der Röstung „per Hand“ auf Giesen Trommelröstern nutzen Michael Heyder und seine Kollegen unter anderem mit der Röstsoftware Cropster.
 
Last but not least sollten wir noch die „Kaffeeschule Nürnberg“ erwähnen“. In dieser bietet Bastian Reif, Leiter der Kaffeeschule und Latte Art Weltmeister Christian Ullrich diverse Kurse, Fortbildungen und Seminare an. 
 
RoesttrommelBild2Im Webshop bietet die „Rösttrommel“ aktuell (Stand März 2018) neben insgesamt neun Filterkaffee-Sorten und 11 Espressi auch ein wenig Zubehör diverser Marken an. Die Kaffee-Sorten und Espressi kommen allesamt in praktischen, wiederverschließbaren Verpackungen (mit Aromaventil) daher. Auf den Verpackungen finden wir neben dem Namen auch das Röstdatum, das MHD, Angaben zur Herkunft der Bohnen, zur Varietät und zur Aufbereitung. Schön wäre noch, wenn auf der Rückseite ein paar Informationen zu den Fincas bzw. zu Fairness und Nachhaltigkeit gemacht würden. Dies erfährt man aber aus dem Netz. Dies ist jedoch hier Kritik auf hohem Niveau.
 
Für unseren Test stellte uns die „Rösttrommel“ folgende Sorten zur Verfügung:
 
Kenia Kiamabara 1x Espresso, 1x Filterkaffee
 
Honduras Francis Melgar 1x Espresso, 1x Filterkaffee
 
Brasilien Irmas Pereira 1xEspresso, 1x Filterkaffee
 
Espresso Mischung
 
Die Zubereitung
Zu den einzelnen Sorten stellt die „Rösttrommel“ Beschreibungen der einzelnen Sorten zur Verfügung. Diese haben wir übernommen. Die Kaffees und Espressi haben wir mit der „Comandante C40 MK3 Nitro Blade“ für die Kaffee-Sorten und der „Baratza Sette 270“ gemahlen. Die Espressi haben wir im Vollautomaten und im Siebträger, die Kaffee-Sorten im „Hario V60“-Handfilter, in der „Chemex“, dem „Hario Syphon“ und anderen Zubereitungsmethoden getestet. Auffällig ist die hohe Qualität der Bohnen. Defekte sind nur in sehr geringer Menge vorhanden. Das Röstbild ist wunderbar und stimmig. Auch hier gibt es nichts zu kritisieren.
 
Ausgewählte Sorten in Vorstellung und Geschmackstest
Der Kiambara - Kenia
Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen Arabica, der aus der Region Nyeri stammt. Dort wird er in einer Höhe von 1700m angebaut. Die Aufbereitung des Kaffees ist „washed“. Der Kaffee liegt in den Varietäten Batian, Ruiru 11, SL 28 und SL 34 vor. Weitere Infos: „Unmittelbar außerhalb der Ortschaft Kiamabara in der Region Nyeri liegt die Kiamabara Factory. Diese ist eine von fünf Aufbereitungsanlagen in der Region, die von der Mugaga Kooperative genutzt wird.
 
Mehr als 900 Kleinbauern aus der Umgebung bringen ihre Kaffeekirschen zur Kiamabara Factory, die in den frühen 1980er Jahren gebaut wurde. Die Manager der Aufbereitungsanlagen bekommen jedes Jahr Fortbildungen vom Landwirtschaftsministerium, um die Qualität weiter zu steigern.
 
Darüber hinaus hat die Kiamabara Factory ein Experimentierfeld angelegt, auf dem die Farmer trainiert und weitergebildet werden können.“
 
Unser Eindruck: Der Kenianer besticht durch reichlich Fülle mit fruchtigen Nuancen in den Obertönen. Hagebutte wird vor allem in der Stempelkanne deutlich. Melasse gibt eine schöne Basis. 
 
Der Irmas Pereira – Brasilien
Der brasilianische Kaffee stammt aus der Region schlechthin, nämlich aus Minas Gerais, genauer gesagt, aus Carmo de Minas. Dort wird er auf einer Höhe von 1300m angebaut und pulped natural aufbereite. Hierzu lesen wir: „Antonio Andrade Pereia Filho und Maria da Conceicao Costa Pereira entschieden 1971 in ihre Kaffeefarm zu investieren und neue Setzlinge zu pflanzen. Auf der Fazenda Irmas Pereira werden die Varietäten Acaia, Yellow and Red Bourbon, Yellow and Red Catuai, Yellow and Red Catucai und Novo Mundo angebaut.
 
Die Kaffees haben aufgrund der optimalen klimatischen Bedingungen ein fantastisches Aroma und ein ausgeprägtes Geschmacksprofil. Unser Kaffee wird pulped natural aufbereitet. Dies resultiert in einer sehr sauberen, klaren und ausgewogenen Tasse.
 
Die Fazenda Irmas Pereira ist aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit international bekannt und hat schon diverse hohe Auszeichnungen bekommen.“
 
Unser Eindruck: Schon beim Mahlen erkennt man eindeutig das Aroma des sauren Apfels. Die Schokolade hingegen ist eher zurückhaltend. Im Mund entfaltet der im Handfilter aufgebrühte Kaffee eine tolle Aromenvielfalt, einen vollen Körper und bleibt angenehm lang Abgang. Der schokoladige Geschmack wird noch besser in der Stempelkanne dargestellt. Sehr lecker!
 
Der Francis Melgar – Honduras
Dieser Kaffee wird in der Region Capucas San Pedro Copan angebaut. Dort wächst er in einer Höhe von etwa 1370m und wird ebenfalls „washed“ aufbereitet. Der Kaffee liegt in der Varietät Caturra vor. Hierzu die Röster: „Unser Kaffee aus Honduras ist kein Microlot sondern ein Farmerlot, genauer die diesjährige Ernte von Francis Geovany Melgar. Er ist Teil der Kooperative COCAFCAL und Teilnehmer an einem einzigartigen Projekt, das Farmer und Röster direkt verbindet.
 
Wir haben uns auf dieses Experiment eingelassen und vorab die komplette Ernte von Francis zu einem Festpreis gekauft, mit der Vereinbarung, dass sein Kaffee über 84 Punkte nach SCA scoring erzielt. So konnten wir unseren Qualitätsanspruch mit dem Ziel des Projekts, den Farmern sichere und gute Einnahmen und feste Abnahmepartner, zusammenbringen.
 
Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Kaffee von Francis ist ein fantastischer, schokoladig-ausgewogener Kaffee aus Honduras, wie wir ihn gesucht haben.“
 
Unser Eindruck: starker Geschmack von dunkler Zartbitter-Schokolade. Ordentlich „wumms“ im Hario V60-Handfilter. Fast schon Espresso. Dunkle Röstung. Deutliche, aber nicht zu dominante Röstaromen. Die Anklänge von Zitrusfrüchte stehen zurück, gehen aber nicht unter. Ein Kracher der Extraklasse. Die Wertung von über 84 Punkten nach SCA scoring hat sich der Kaffee einwandfrei verdient. 
 
Ergänzend zu den drei Filterkaffeesorten haben wir die jeweiligen Espressi und den Blend getestet. Alle vier Sorten bestechen ebenfalls durch aromareiche Profile, sind wunderbar kräftig und bilden alle eine schöne Crema. Geschmacklich sind alle vier Sorten sehr zu empfehlen. 
 
Fazit: Die Kaffeerösterei „Rösttrommel“ ist verdient zum „Röster des Jahres 2017“ gewählt worden. Hier stimmt einfach alles. Die Qualität des Kaffees ist hervorragend, der Geschmack teilweise sensationell. In Sachen Transparenz gibt es nahezu nichts zu bemängeln und auch um Fairness und Nachhaltigkeit ist man sehr bemüht. Mehr kann man einfach nicht leisten. Daher gibt es von uns auch ohne Einschränkung die Höchstbewertung und damit einhergehend eine ganz klare und uneingeschränkte Kaufempfehlung. Hier ist jeder Cent bestens angelegt!
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
 
Qualität: 10 von 10 Punkten
 
10Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten
 
Geschmack: 10 von 10 Punkten
 
Transparenz: 10 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Michael Heyder von der Kaffeerösterei „Rösttrommel“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
L. Zimmermann
 

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