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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Elephant Beans

| Marc Heiland | Kaffeewelten

ElephantBeansBild1In unserer heutigen Zeit, in dem immer mehr Kunden Wert darauf legen zu wissen, woher ihr Kaffee kommt, ist es für eine Kaffeerösterei besonders wichtig, nicht nur guten Kaffee zu rösten, sondern auch – ganz im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung auf Transparenz zu setzen. Darüber hinaus sind natürlich auch die Werte „Nachhaltigkeit“ und „Fairness“, die mehr sein sollten, als bloße Phrasen und Lippenbekenntnisse, das A und O, um Kunden von seinem Unternehmen zu überzeugen. Einer der Vorreiter war und ist auf diesem Gebiet die Kaffeerösterei „Elephant Beans“ aus Freiburg im Breisgau. Klar, dass wir uns diese Pioniere nicht für unsere Rubrik „Kaffeewelten“ entgehen lassen können. Und so haben wir bei Elephant Beans angefragt und wurden von Jörg Volkmann, Gründer und Geschäftsleiter des Unternehmens, mit einer kleinen, aber feinen Lieferung versorgt. Wie Elephant Beans abgeschnitten hat, lest ihr im Folgenden.

Ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

Während in anderen Ländern die Themen Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz beim Kaffeeanbau, Vertrieb und Verkauf schon seit Jahren wichtige Bausteine des Kaffeekonsums sind, ist Deutschland hier noch ziemlich rückständig. Vielen Bundesbürgern ist leider noch immer egal, wie der Kaffee gehandelt wird, ob die Kaffeebauern mehr Lohn gezahlt bekommen als beim Ankauf von an der Börse gehandeltem Kaffee, wie nachhaltig vor Ort gewirtschaftet wird und wie es um die Qualität der Bohnen bestimmt ist. Hier gelten die Grundsätze „Hauptsache günstig“ und „Hauptsache Kaffee“ seit etlichen Jahrzehnten. Doch nach und nach setzt bei immer mehr Menschen eine neue Denkweise ein, die im Zuge der „Third Wave Coffee“-Bewegung über den großen Teich auch zu uns gekommen ist. Bewusstes Interesse an der Herkunft des Kaffees, der Qualität, der fairen Bezahlung der Kaffeebauern, des Wahrnehmens der ganzen Kaffeevielfalt und die Wertschätzung des Produkts sind gerade bei der jungen Generation auf dem Vormarsch.

Einen Beitrag hierzu leistet auch Elephant Beans. Denn das Unternehmen war schon sehr früh darauf bedacht, sich selbst und auch seine Kunden für eben diese Pfeiler von „Third Wave Coffee“, der „neuen Kaffeekultur“, zu sensibilisieren. Wie das Team dabei vorgegangen ist, lesen wir auf der Homepage:

„Als eine der ersten und wenigen Kleinröstereien in Deutschland haben wir uns intensiv mit fast allen Facetten des Kaffees auseinandergesetzt – von der Pflanze in ihrem Ökosystem über den Erzeuger bis in die Tasse.

Seit 2002, also fast 10 Jahre vor Gründung von Elephant Beans, sammelt Jörg Volkmann als Berater wissenschaftliches und praktisches Know-how zu Kaffeeökologie, Ökonomie und Zertifizierung. Dies insbesondere in Äthiopien, dem Ursprungsland des Arabica-Kaffees.

Ab 2009 begann die praktische Phase, mit Heimröster und der ersten Event-Brewbar Deutschlands für Handzubereitungen.

2010 und 2011 gelangen erstmalige und exklusive Kaffeedirektimporte von der Südseeinsel Tanna und von Sri Lanka sowie aus Nepal. Damit begann unser Direkthandel, den wir seit 2013 im Rahmen des Importkollektivs Roasters United ausgeweitet haben. Wir besuchen und betreuen unsere Partnerkooperativen im Rahmen regelmäßiger Reisen, initiieren und finanzieren Selbsthilfeprojekte zur Verbesserung von Kaffeequalität und zur Förderung der Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

2012 zählten wir zu den ersten Kaffee-Bars Deutschlands, in denen Cold Drip Coffee zelebriert wurde, u.a. serviert am ersten elektrisch betriebenen Kaffeefahrrad Süddeutschlands.“

Wie sie zu ihrem exotisch klingenden Namen gekommen sind, erklären die Jungs von Elephant Beans so: „Der Name “Elephant Beans” bezeichnet eine besonders große Kaffeebohnenvarietät, die v.a. in Lateinamerika beheimatet und unter dem Namen der brasilianischen Hafenstadt ‚Maragogype’ bekannt ist – aber wer weiß schon, wie man das richtig ausspricht….“

Beim Einkauf ihres Rohkaffees achten die Jungs von Elephant Beans auf Direkthandel. So beziehen sie die Bohnen als Teil des Direkthandelskollektivs „Roasters United“ und Partner der Hamburger Rösterei „Quijote Kaffee“ von Kooperativen, also dem Zusammenschluss mehrerer Kaffeefarmen oder von einzelnen Bauern. Damit garantieren sie, dass sie nachweisen können, woher der Kaffee exakt stammt, wie vor Ort für die Bauern gesorgt wird und wie die Qualität des Kaffees bei der Ernte ist. Und sie gehen noch einen Schritt weiter. Denn bei „Transparently Traded Coffees“ lässt sich nachlesen, welchen Anteil die Kooperativen am Preis der 250g Tüten erhalten. Um sich selbst ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen zu können, reisen sie mindestens einmal im Jahr zur „Hauptkooperative“, wo sie unterstützend vor Ort tätig werden.

Richtig spannend für Kunden ist das Modell „Bohn'schafter des guten Geschmacks“. Dies funktioniert wie folgt:

„Idee: Mit Better Beans möchten wir unsere Kunden enger in den Direkthandel mit einbeziehen. Wir glauben, dass die Nähe zwischen unseren Produzenten und unseren Kunden einen großen Vorteil für die Kaffeequalität darstellt. Transparenz schafft Bewusstsein und somit Qualität.

Ziel: Wir wollen unsere Kaffeebauern dazu ermutigen weiterhin Spitzenkaffees anzubauen. Darüber hinaus haben wir den Anspruch durch verbindliche Abnahmevereinbarungen und auf Wunsch zinsfreie Vorfinanzierung der Ernte, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Bauern zu stärken und sie nicht nur in Notlagen zu unterstützen.

Weg: Werden Sie Bohn‘schafter und finanzieren Sie über das Better Beans Partnerfunding oder die Better Beans Kaffeekarte Ihren Anteil an Rohkaffee vor. Mit Ihrer Vorfinanzierung unterstützen Sie den Direkthandel: nur so können wir ganze Jahreskontingente bei unseren Produzenten auf einmal abnehmen und die Kaffeebauern langfristig unterstützen.

Durch jede Tasse Elephant Beans und durch das Better Beans Partnerfunding arbeiten wir gemeinsam an den Vorraussetzungen für guten Kaffee.

Better Beans für Privatkunden

Als Privatkunde haben Sie die Möglichkeit 10 Päckchen Ihrer üblichen Verbrauchseinheit (z.B.: 250 g) vorab zu bezahlen. Sie bezahlen dafür den rabattierten Basispreis unseres günstigsten Kaffees (z.B.: 10 x 7,30 € für 68,50 € statt 73 € = 4,50 € Rabatt). Sie nehmen aus diesem Kontingent von 10 Päckchen immer nur so viel Kaffee mit, wie Sie gerade benötigen – immer frisch geröstet!

Je nach Preis der gewählten Sorten bezahlen Sie ggf. nur den Preisunterschied zur günstigsten Sorte (z.B. bei einem Kaffee für 8,00 € – 0,70 € Aufpreis).“

Ihr seht also, dass sich die Jungs von Elephant Beans extrem stark für Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz einsetzen, mehr vielleicht, als manch anderer Kaffeeröster.

Doch natürlich stellt sich nun die Frage, ob sich das ganze „Drumherum“ auch in der Tasse bemerkbar macht. Oder schlicht gefragt: „Wie schmeckt’s?“ Daher kommen wir nun zu dem Punkt, der euch mit Sicherheit brennend interessieren dürfte: Der Vorstellung unserer Test-Sorten und dem Geschmackstest.

Im Shop bietet „Elephant Beans“ derzeit (Stand März 2018) sieben Espresso Mischungen (Blends), zehn sortenreine Espressi und sieben Kaffee-Sorten sowie Kaffeemühlen, Zubehör, vier Tee-Sorten und weißen Malabar-Pfeffer an. Zu jedem Kaffee / Espresso finden wir Angaben zum Profil, Bio-Zertifikat, Zubereitungsempfehlungen, Röstgrad, Körper, Süße und Säure, zu den Varietäten, zum Erntejahr und eine Kurzbeschreibung. Auch zur Region, zur Aufbereitung und Anbaukooperative werden Angaben gemacht. „Elephant Beans“ waren im Übrigen die Ersten, die die „American Press“ in Deutschland anboten.

ElephantBeansBild2Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test hat uns Jörg Volkmann freundlicherweise drei ausgewählte Sorten zur Verfügung gestellt. Dieses sind Marcala Miel, ein BIO-Espresso aus Honduras, Classico Espresso, ein Blend aus Brasilien, Indien und Ecuador sowie Silichio, ein Filterkaffee aus Äthiopien. 

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten Verpackung mit Vakuumventil und Zip-Verschluss daher. Gut gefällt uns nicht nur diese Lösung, damit man seinen Kaffee direkt aus der Verpackung mehrfach entnehmen kann, sondern auch die Tatsache, dass die Verpackung hingestellt und so der Kaffee vernünftig entnommen werden kann, ohne, dass man Angst haben muss, dass die Verpackung umkippt und alles auf dem Boden landet. Bis auf den Zip-Verschluss und das Aroma-Ventil ist alles hauskompostierbar. 

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo von „Elephant Beans“, der Ländername sowie eine Kurzinfo, ob es sich um einen Filterkaffee oder um einen Espresso handelt. Die interessanten Details befinden sich auf der Rückseite der Verpackung. Neben dem MHD gibt es Informationen zur Kooperative, Geschmack und Tassenprofil, verwendeten Varietäten der Arabicas, Anbauhöhe und Aufbereitungsart sowie Verzehrempfehlungen und die Kontaktdaten zur Rösterei. Last but not least wird der Kaffee mit dem Siegel „DE-Ökö-006“ (BIO-Siegel für nicht EU-Landwirtschaft) gekennzeichnet. Diese Informationen (und viele weitere) sind noch einmal auf der Homepage zu finden. Mehr Transparenz geht nicht. Bei den Beschreibungen der Kaffees und Espressi haben wir uns der Texte auf der Homepage von Elephant Beans bedient und diese kenntlich gemacht. Die Geschmackseindrücke stammen von uns.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade und der Baratza Sette 270W für die Espressi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo, der Chemex und in der AeroPress.

Geschmackstest

„Marcala Miel“ – BIO-Espresso aus Honduras

„Café Organica Marcala (COMSA) ist eine Kleinbauernorganisation aus der Region La Paz im Westen Honduras. Seine 840 Mitglieder bauen biozertifizierten Kaffee auf kleinen Farmen von durchschnittlich 3,8 ha an. COMSA engagiert sich stark für die Verbesserung der Wasserversorgung, der sozialen Infrastruktur und im Kampf gegen ‚La Roya’ – den Kaffeerost“.

Der Marcala Miel wird in Honduras, genauer gesagt, in der Region Marcala in einer Höhe von 1200m-1700m angebaut und „natural, honey processed“ aufbereitet. Er liegt in den Varietäten Caturra, Catuai, Typica und Bourbon vor. Die Bäume werden durchgängig unter Schatten kultiviert und ohne Chemikalien gepflegt.

Unser Eindruck: Der Espresso besticht durch seinen ausgeprägten Körper, seine feine, nicht allzu stark ausgeprägte Säure, eine dafür umso ausgeprägtere Süße, Anklänge von Toffee und Nussschokolade. Im Abgang ist er angenehm und hallt recht lange nach. Ein toller Espresso.

Classico Espresso

Diesen Espresso bezeichnet Elephant Beans als „Universeller Dreier-Blend aus zwei Arabicas aus Brasilien und Ecuador (oder Honduras), abgerundet mit indischem Robusta. Eine vielseitige Mischung für Einsteiger und Liebhaber von eher mildem Espresso klassischer Art.“ Der Blend setzt sich zusammen aus 80% Arabica- und 20% Robusta-Bohnen. Aufbereitet sind sie natural, washed und semi-washed. Die Kooperativen, von denen die Bohnen stammen sind „FAF-Network“ (Brasilien), „ACRIM“ (Ecuador), (COMSA Honduras ) und „Organic Wayanad FN“ (Indien). Leider erfährt man hier keine weiteren Details, was bei Blends aber häufig der Fall ist.

Unser Eindruck: Dieser Espresso zeichnet sich dadurch aus, dass er recht weich ist, ebenfalls nur eine geringe Säure besitzt, einen reichen Körper und eine angenehme, nie zu dominante Würze. Im Abgang bleibt er nicht mehr allzu lang stehen. Für Einsteiger gut geeignet. Mir persönlich ist er nicht sonderlich im Gedächtnis geblieben.

Äthiopien Kaffee Silichio

Der dritte „Testkandidat“ im Bunde ist ein BIO-Kaffee aus der Heimat des Kaffees, aus Äthiopien. Der hell geröstete Kaffee wird dort in Sidamo, im Süden des Landes, angebaut. Kaffee aus dieser Region zeichnet sich durch eine enorme Bandbreite an komplexen Noten aus. Der Kaffee wird in einer Höhe von 1800m-1900m angebaut und „washed“ aufbereitet.

Weitere Informationen hierzu: „Shilicho umfasst drei Kommunen in der Region Sidama, im Südosten Äthiopiens im Großen Ostafrikanischen Graben, etwa 300 km südlich der Hauptstadt Addis Ababa. Mit 2.250 Mitgliedern zählt sie zu den größten Kooperativen, die Größe der bewirtschafteten Flächen liegt jedoch nur bei durchschnittlich 0,75 ha pro Familie. Die Shilicho Kooperative gehört zum Dachverband Sidama Union. 2017 unterstützen wir die Kooperative beim Bau einer Kompostanlage inkl. Trainingsmaßnahmen.“

Unser Eindruck: Dieser Kaffee besticht durch elegante, florale und zugleich fruchtige Noten und ist – typisch für die Region – sehr komplex in seiner Struktur. Den Anklang von Bergamotte muss man mögen, so wie Jasmin beim Geisha. Wer aber blumig-fruchtige Kaffees mit deutlich ausgeprägter Säure mag, die hell geröstet werden, der wird hier glücklich.

Fazit: Die (leider nur) drei uns zur Verfügung gestellten Sorten bestechen durch ein tolles, fast tadelloses Bohnenbild, einen facettenreichen Geschmack und können Einsteiger wie Liebhaber gleichermaßen begeistern. Uns begeistert darüber hinaus, die Transparenz, welche uns Elephant Beans bietet, der große Fokus auf Fairness und Nachhaltigkeit sowie die schlichten, aber dennoch ansprechenden Verpackungen der einzelnen Kaffeesorten. Ohne großes Brimborium, aber dafür mit klarer Linie.

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 10 von 10 Punkten

10Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 9 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Jörg Volkmann von der Kaffeerösterei „Elephant Beans“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

M. Heiland

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