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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: SLOKOFFIE

| Marc Heiland | Kaffeewelten

SlokoffieBild1In Zeiten der Globalisierung und der Ausbeutung unserer Erde ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten, innezuhalten und zu überlegen, wie man wieder mehr mit der Natur und für die Natur leben kann, ohne dabei jedoch allzu große Abstriche in seinem Leben machen zu müssen. Diesen Überlegungen will auch die „Third Wave Coffee“-Bewegung Rechnung tragen, die sich bewusst (neben den Aspekten Fairness, Transparenz und Qualität) auch um Nachhaltigkeit kümmert. Daher freuen wir uns bei inn-joy umso mehr, wenn wir auf junge und ambitionierte Kaffeeröstereien treffen, die sich dieser Anliegen bewusst sind und aktiv etwas für die Umwelt tun und natürlich dabei auch tollen Kaffee und Espresso anbieten.

Eines dieser Unternehmen ist die 2016 gegründete Kaffeerösterei „SLOKOFFIE“ aus Bremen, das sich unter dem Dach der Biten Gesellschaft für gesegelten Kaffee mbH gegründet hat. Das Ziel von „SLOKOFFIE“ ist es, so das Unternehmen auf seiner Homepage (...) „einen honduranischen Spitzenkaffee auf den deutschen Markt zu bringen, der in seiner gesamten Wertschöpfungskette das Prinzip der Nachhaltigkeit verfolgt und einhält. Begonnen mit dem biologischen Anbau der Kaffeepflanzen, den fairen Arbeitsbedingungen auf den Kaffeeplantagen bis hin zum Transport, der mit dem Segelschiff AVONTUUR von Honduras bis nach Bremen erfolgt.“ Da sind wir natürlich gespannt, was hinter den vollmundigen Versprechen steckt und haben mit Spannung und Vorfreude die drei Sorten, welche aktuell im Portfolio von „SLOKOFFIE“ angeboten werden, probiert. Was dabei herausgekommen ist, erfahrt ihr in unserem Test. Hierzu gibt es zunächst einige Informationen des Unternehmens selbst, gefolgt von unseren persönlichen Eindrücken.

Der „langsame Kaffee“ vom Segelschiff

„SLOKOFFIE“ – ein Projekt für den Umweltschutz auf See, aber warum?

Die Weltschifffahrt stößt jährlich mehr CO2-Emissionen aus als die gesamte Bundesrepublik Deutschland in einem Jahr. Was auf unseren Straßen mit grünen Plaketten und Schadstoff-Richtlinien längst verankert ist, ist aber auf See kaum Thema. Da Schweröl günstig und Segeln eine längere Zeit in Anspruch nimmt, setzen die meisten Unternehmen auf Containerschiffe. In Hamburg kommen jedes Jahr 40.000 Container, welche mit Kaffee geladen sind, an. Das wollen wir ändern. Bei dem Transport mit dem Segelschiff „AVONTUUR“ werden 90% weniger Co2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Kaffeetransporten erzeugt.

Die Gründer von „SLOKOFFIE“ sind Thomas Riedel-Fricke, ein erfahrener Schifffahrtsspezialist, und Maik Hembluck, Betreiber des Bremer Food-Labels BITEN. „SLOKOFFIE“ arbeitet eng mit der Initiative „TIMBERCOAST“ und der „Volcafe“ Gruppe zusammen, ohne die unser Projekt niemals möglich wäre.

Das Projekt „TIMBERCOAST“ setzt ein Zeichen für den Umweltschutz auf See und transportiert Waren nachhaltig und klimafreundlich – nur per Wind. Seit 2016 bietet die Initiative einen Ladungstransport auf dem Seeweg an.

Die „AVONTUUR“, ein fast 100 Jahre altes Segelschiff, das „TIMBERCOAST“ gekauft und als Frachtsegler für weltweiten Einsatz zurückgebaut hat, transportiert unseren „SLOKOFFIE“ von Honduras nach Bremen. Sie folgt dabei der traditionellen Handelsroute von Europa in die Karibik und zurück.

Wir zeigen, was geht!

Auf See werden momentan die meisten Schiffe mit Schiffsdiesel oder Schweröl betrieben. Im Gegenteil dazu fahren wir mit voller Kraft voraus in eine luftige Zukunft. Da nicht nur sensationell-schmeckender Bio Kaffee auf unserer Agenda steht, sondern auch durch nachhaltigen Transport unsere Erde fit zu halten, setzen wir bei der Reise unsere Bohnen auf Windenergie. Deshalb sind wir umso mehr begeistert von der Idee den Transport auch über See möglichst emissionsfrei zu gestalten. Diese Begeisterung teilt auch die engagierte Besatzung auf der „AVONTUUR“: Das sind Kapitän Cornelius Bockermann und seine internationale Crew. Diese besteht aus Steuerleuten, Koch und Trainees. Durch das transportieren unseres „SLOKOFFIEs“ per Segelschiff werden 90% weniger Co2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Kaffeetransporten erzeugt. Dieser hat verzehrfertig oft einen CO2-Footprint von 59 bis 100 Gramm, was unvorstellbar viel für eine Tasse Kaffee ist. Pro Kilo sind das etwa 5450g CO2. Vor allem der Waterfootprint, also das Wasser was aufgewendet oder bei dem Prozess verschmutzt wird, um den Kaffee zu produzieren und zu verarbeiten, sieht verheerend aus. Hier liegen die Ergebnisse der Durchschnittstasse Kaffee bei ungefähr 145 Litern Wasser.

Back to the Roots

Das Anbaugebiet für unsere „SLOKOFFIE“-Bohnen liegt wunderbar umgeben von Bergen und den Naturschutzgebieten Parque Nacional Celaque und dem Reserva de Vida Silvestre Erapuca. Um den Geschmack garantieren zu können, den unser Kaffee verdient, wächst dieser im Schutz von Orangen- und Zitronenbäumen, Bananenstauden und dem Inga. Der Inga, ein Baum der den Boden auf natürliche Weise mit Nitrat düngt, spendet unseren Kaffeepflanzen außerdem zusätzlichen Schatten. Auch ein wunderbarer Dünger sind die getrockneten Cascara, das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche. Als Resultat der sanften Trocknung, bekommen die Bohnen einen einzigartigen schokoladigen, mit Zitrusaromen gepaarten Geschmack. Allein deshalb ist unser Bio Kaffee eine Probe wert. Besonders der Besuch bei unseren Kaffeebauernfamilien lohnt sich. Was nicht zuletzt am guten Kaffee, aber vorallem an den lieben Menschen und Partnern liegt!

SlokoffieBild2Komplettvorstellung des Portfolios und Geschmackstest

Kommen wir nun zu dem Teil, der wohl die meisten von euch besonders interessiert – den „praktischen“ Teil.

Für unseren Test hat uns Thomas Riedel-Fricke freundlicherweise das gesamte Portfolio zur Verfügung gestellt. Dieses setzt sich zusammen aus einem Espresso, einem Filterkaffee „Milde Brise“ und dem neuen „World Earth Day Coffee“.

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten Verpackung mit Vakuumventil und Zip-Verschluss sowie im Standbodenbeutel daher. Gut gefällt uns nicht nur die Lösung mit dem Zip-Verschluss, damit man seinen Kaffee direkt aus der Verpackung mehrfach entnehmen kann, sondern auch die Tatsache, dass die Verpackung hingestellt und so der Kaffee vernünftig entnommen werden kann.

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo der Kaffeerösterei „Slokoffie“, die Schlagworte „Fair. Gesegelt. Bio“, Angaben, dass es sich hierbei um den ersten gesegelten Kaffee von Honduras (wo alle drei Sorten herkommen) nach Bremen handelt, dass hierbei 90% weniger CO2 ausgestoßen wird, und es sich um einen S.H.G. Hochlandkaffee aus reinem Arabica handelt. Angaben zur Plantage, zur Aufbereitung und zu den Varietäten gibt es auf der Verpackung nicht. Hierzu könnt ihr jedoch Infos auf der Homepage finden! Auf der Rückseite der Verpackungen finden wir noch detailliertere Informationen zu den drei Schlagworten „Fair“, „Gesegelt“ und „Bio“, die Kontaktdaten, das MHD sowie BIO-Zertifikate. Das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten ist sehr homogen, Defekte sind nur wenige zu finden.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270W für den Espresso. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo, der Chemex, dem Syphon und in der AeroPress.

Geschmackstest

Die Texte zur Produktbeschreibung stammen in Teilen von der Kaffeerösterei „Slokoffie“. Die Geschmackseindrücke fassen wir kurz zusammen.

Der „World Earth Day Coffee“

Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen zu 100% aus Arabica-Bohnen bestehenden Kaffee, der in den Varietäten „Caturra“ und „Catuai“ vorliegt. Der Rohkaffee stammt aus der Region Copan im Nordwesten Honduras und wurde von Hand gepflückt und sonnengetrocknet. Der Kaffee stammt von der Kooperative CAFICO deren Zielsetzung der nachhaltige und BIO Zertifizierte Kaffeeanbau ist. Die World Earth Day Coffee Röstung ergänzt das Kaffeeprogramm von SLOKOFFIE mit einer hellen Röstung, die das gesamte Aroma der fruchtigen vollmundigen Süsse gepaart mit ein wenig Bitterschokoladenaroma entwickelt.

Das mittelamerikanische Honduras produziert besonders vielfältige Geschmacksprofile, die von weich, säurearm, nussig und Toffee bis zu säuregeprägten Kaffees reichen. Honduras kämpft seit vielen Jahren mit einer schlechten Infrastruktur und nicht immer optimaler Aufbereitung. Mehr als die Hälfte des Kaffees stammt aus gerade einmal drei Departamentos. Kleinbauern vor Ort bauen überwiegend Arabica wie Pacas oder auch Typica an. Die Kaffeebäume werden ohne Chemikalien und durchgängig unter Schatten kultiviert. Die Spezialitätenkaffees werden mit Ausbildungsinvestitionen gefördert.

„Motivation: Der Earth Day 2017 ist der Ankunftstag der AVONTUUR im Bremer Europahafen, die unseren SLOKOFFIE aus Honduras anlandet.

Der Earth Day 2018 hat das Jahresmotto ‘Nachhaltige Mobilität hat Zukunft – Tempo für die lebenswerte Verkehrswende’ . Der gesegelte SLOKOFFIE ist eine positive und konsequente Demonstration zu diesem Thema und gleichzeitig ist der nachhaltige Transport eine unserer Herzensangelegenheiten. Wir fühlen uns dem Earth Day verbunden.“

Unser Eindruck: Der Kaffee bietet genau das, was man von einem Kaffee aus Copan erwartet: Er ist körperreich, bietet Noten von Kakao mit Anklängen von Zartbitterschokolade und eine ausgeprägten Süße, die fast schon an afrikanische Regionen wie Kenia und Äthiopien erinnert. Der Kaffee liegt angenehm im Mund und besitzt einen langen Abgang.

Der BIO-Espresso

Auch für den Espresso von „SLOKOFFIE“ gilt: Es handelt sich um einen 100%igen Arabica aus Honduras in den Varietäten „Caturra“ und „Catuai“. Der Rohkaffee ist

Ebenfalls ein S.H.G. (Strictly High Grown - Sehr harte Bohnen mit einer Anbauhöhe ab 1600 m.ü.M.).

Unser Eindruck: Diesen Espresso haben wir sowohl im Siebträger, als auch in der AeroPress probiert. Im Siebträger wird die Süße besser herausgearbeitet. Hier denkt man an die beliebten „Toffifee“-Pralinen. In der AeroPress kommt die Zitrone klarer zum Ausdruck. In beiden Zubereitungsmethoden schmeckt der Espresso wunderbar. Nicht zu schwer, kein bisschen bitter, mit einer schön ausgebildeten Crema und einer feinen Textur, angenehm im Abgang und lang auf der Zunge liegend.

Der BIO-Filterkaffee „Milde Brise“

Hier könnten wir wieder den Info-Text der beiden anderen Sorten kopieren. Zum Tassenprofil lesen wir: „Dieser Speciality-Kaffee als Filterröstung ergibt eine vollmundige, runde Tasse mit einer milden Fruchtnote sowie einem Hauch von Zartbitterschokolade.“

Unser Eindruck: Der Kaffee verströmt schon beim Mahlen mit der Comandante eine schöne Fruchtnote, die sich beim Aufbrühen noch verstärkt. Die Zartbitterschokolade ist in Anklängen vorhanden, aber nicht so dominant, wie zu vermuten wäre. Ein insgesamt sehr ausgewogen komponierter Filterkaffee, der vollmundig, aber nicht zu kräftig ist und im Abgang fein gezeichnet ist. Gerade im Hario V60-Handfilter entwickelt er seine vollen Aromen.

Fazit: Das Konzept von „SLOKOFFIE“ geht voll und ganz auf. Hervorragende Qualität, ein tolle und facettenreicher Kaffee mit einem wunderbaren Geschmack, ein starker Fokus auf Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, Fairness und bestmögliche Transparenz – Was will man mehr? Vielleicht noch ein paar weitere Sorten. Doch das wird die Zeit bringen. Bis dahin können wir nur gratulieren zu einem der tollsten Produkte der vergangenen Jahre!

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

10Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten

Geschmack: 10 von 10 Punkten

Transparenz: 10 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Thomas Riedel-Fricke von der Kaffeerösterei „SLOKOFFIE“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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