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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: La Mattina

| Marc Heiland | Kaffeewelten

LaMattinaNachdem wir euch in unserer Rubrik „Kaffeewelten“ bereits mehr als 60 Kaffeeröstereien in ganz Deutschland vorgestellt haben, ist es an der Zeit, sich auch den angrenzenden Nachbarstaaten zu widmen. Den Anfang macht dabei Österreich, genauer gesagt, die Kaffeerösterei „La Mattina“ unter ihrem Inhaber Razvan Ban.

 

Von Rumänien nach Villach

Kaffeeröstermeister Razvan Ban stammt ursprünglich aus Timisoara in Rumänien und lebt seit nunmehr 13 Jahren im schönen Villach. Dort arbeitete er in den Jahren unter anderem als Bar-Chef und Somelier und sammelte Erfahrungen im Gastro-Bereich. Als Restaurantleiter und Geschäftsführer wagte er erstmals den Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Vor fünf Jahren lernte Razvan Ban dann den Mann kennen, bei dem er das Rösthandwerk erlernte. Die Leidenschaft war von der ersten Minute an vorhanden und die Liebe zum Handwerk war durch die jahrelange gastronomische Tätigkeit sowieso schon vorhanden. Zwei Pfeiler für den beruflichen Erfolg waren also früh gesetzt. Und so war es nur ein logischer Schritt für Ban, selbst eine Kaffeerösterei zu eröffnen, um Spezialitätenkaffee zu rösten und an den Kunden zu bringen. Doch bis es soweit war, legte er noch viele hundert Kilometer quer durch Europa hinter sich, stets auf der Suche nach neuen Zubereitungen, nach Röstprofilen und Erfahrung im Umgang mit der Szene und der Materie. Sein Mentor, der hochdekorierte Gewinner des Lifetime Achievement der SCAE undEspresso-Spezialist der Sandalj Trading Company , Edy Bieker, war immer im Hintergrund an seiner Seite und half Razvan Ban in die Welt des Kaffeegenusses hinein zu finden.

Als Ban seine eigene Rösterei in Villach, „La Mattina“ eröffnete, konnte er also bereits auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen, die ihm beim Start in die Selbständigkeit innerhalb der internationalen Kaffeeszene helfen konnten. Mittlerweile hat er sich etabliert und über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht.

Vorstellung einiger Sorten und Geschmackstest

Kommen wir nun zu dem Teil, der wohl die meisten von euch besonders interessiert – den „praktischen“ Teil.

Für unseren Test hat uns Razvan Ban eine große Auswahl an Kaffees zur Verfügung gestellt. Diese setzt sich zusammen aus den Sorten „Costa Rica Tarrazu Pastora“, „Guatemala Antigua“, „Tansania Tonga“, „Äthiopien Yirgacheffe“, „Kenya AA“, „Gourmet Blend“, „Kolumbien Supremo Huila“ und „Peru 2 Moske“. Einige Sorten möchten wir euch jetzt genauer vorstellen.

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten Verpackung mit Vakuumventil und Zip-Verschluss sowie (bis auf den Gourmet-Blend) mit Standboden-Verpackung daher. Gut gefällt uns nicht nur diese Lösung, damit man seinen Kaffee direkt aus der Verpackung mehrfach entnehmen kann, sondern auch die Tatsache, dass die Verpackung hingestellt und so der Kaffee vernünftig entnommen werden kann.

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo der Kaffeerösterei La Mattina, der Name des Kaffees und die Gewichtsangabe, Angaben zur Herkunft des Kaffees, das Röstdatum, das Tassenprofil und Kontaktdaten. Angaben zur Anbauhöhe oder den vorliegenden Varietäten gibt es nicht. Das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten ist sehr homogen, Defekte sind nur wenige zu finden.

Was sehr schade ist, dass wir auch auf der Homepage keine detaillierten Informationen zur exakten Herkunft erhalten und auch die Themen Fairness und Nachhaltigkeit werden nicht offengelegt. Ebenfalls unklar ist, ob es sich um direct trade-Kaffee handelt. All das sollte im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung dem Kunden dargestellt werden. Hier besteht noch Handlungsbedarf.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade und der Baratza Sette 270W. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo, der Chemex, dem Syphon und in der AeroPress.

Der Costa Rica Terrazu Pastora

Terrazu ist die bekannteste Kaffeeregion Costa Ricas und erzeugt unter Schatten auf 1200 – 1900m über dem Meeresspiegel vor allem Caturra und Catuai. Kaffees aus Costa Rica sind vor allem für ihre komplexe Süße, kombiniert mit feiner Säure, sanfter Textur und einer Reihe von Zitrus- und blumigen Noten bekannt.

Unser Eindruck: Nussschokolade und eine ordentliche Süße. Diese beiden Stichwörter standen bei mir auf dem Zettel. Für unseren Test haben wir den Kaffee in der Baratza Sette recht fein gemahlen, damit er noch ein wenig deutlicher seine Aromen entfaltet. Dann kommt er recht kräftig daher, also mit vollem Körper und entfaltet im langen Abgang schöne Röstaromen. Man merkt an der dunklen Röstung, dass er ganz klar auch als „Omnibrew“-Kaffee ausgelegt ist.

LaMattinaBild2Der Guatemala Antigua

In der besten Kaffeeregion Guatemalas wachsen die Kaffees auf 1300 – 1600m Höhe über dem Meeresspiegel. Das Klima ist kühl und trocken und der Kaffee reift langsamer vor sich hin. Kaffees aus Guatemala werden meist nass, in geringem Maße trocken aufbereitet. Kaffee aus Guatemala liegt in den Varietäten Bourbon, Caturra, Catuai, Typica, Maragogipe und Pache vor.

Unser Eindruck: Noch eine Spur intensiver geht es mit dem Antigua zu. Der Kaffee schmeckt nach Zartbitterschokolade mit Obertönen von Frucht. Angenehm auf der Zunge und ebenfalls lang im Abgang. Auch dieser Kaffee wurde dunkel geröstet.

Der Kenia AA

Unser Eindruck: Diese Sorte könnte ich mir persönlich sehr gut als Eiskaffee im Cold Brew-Verfahren vorstellen. Mit seinen exotischen Noten von Mango und Maracuja mag er vielleicht nicht die breite Masse begeistern. Doch wenn man ihm eine Chance gibt, lässt er einen staunend zurück. Ein typischer und dennoch exotischer Kenianer von absoluter Spitzenqualität. Schade nur, dass wir hier nicht noch ein paar Infos mehr erhalten.

Der Tansania Tonga

Leider gibt es zur genauen Herkunft des Kaffees auch hier erneut keinerlei Informationen, was extrem schade ist.


Unser Eindruck: Der Kaffee besitzt eine gewisse Schwere und einen reichhaltigen Körper. Der angekündigte Geschmack von altem Barrique Rum ist deutlich zu bemerken. Lang im Abgang und durchweg lecker.

Der Äthiopien Yirgacheffe

Wer sich mit Kaffeesorten auskennt, der weiß, dass Kaffees aus Yirgacheffee, einer Stadt im Südwesten Äthiopiens, mit zu den besten überhaupt zählen. Der Kaffee wird in einer Höhe von ca. 1900-2100m angebaut und meist „natural“ aufbereitet.

Unser Eindruck: Wer mit floralen (blumigen) Kaffees und fruchtigen Sorten („fruit punch“) nicht viel anfangen kann, der wird mit diesem Kaffee nicht glücklich. Typisch für Kaffees aus Äthiopien sind die blumig-fruchtigen Aromen, die auch hier deutlich zum Vorschein kommen. Die „obstigen“ Noten der Erdbeere und Papaya sowie beim Aufbrühen der Melone fallen deutlich auf. Im Abgang ist der Kaffee bleiben die floralen Note lange stehen. Durchaus interessant, aber wohl für die breite Masse der Kaffeeliebhaber zu blumig.

Der Kolumbien Supremo Huila

Kolumbianische Kaffees sind meist voll und körperreich und bieten eine Fülle unterschiedlichster Noten. So auch der vorliegende Kaffee aus der in Zentralkolumbien gelegenen Provinz Huila. Aus den Bergen Huilas kommen 12 Prozent des Kaffees her. Viele halten die Region nicht umsonst für das beste Anbaugebiet Kolumbiens.


Unser Eindruck: Man merkt dem Kaffee seine Qualität an. Er ist sehr facettenreich und bietet eine tolle Fruchtnote sowie eine feine Säure, eine dichte Textur und einen komplexen Geschmack. Rohrzucker steht für die Süße und Anklänge von Walnuss sind ebenfalls mit dabei.

Fazit: Würden wir ausschließlich die Kaffee-Sorten testen („Cupping“), so könnten wir „La Mattina“ durchaus eine 8,5 geben. Denn die uns angebotenen Sorten sind allesamt gut im Röstprofil und somit im Geschmack. Die Qualität der Bohnen (das so genannte „Bohnenbild“) weist kaum Defekte auf und ist recht harmonisch. Doch wir testen immer das „Gesamtpaket“. Hier gibt es leider zahlreiche „Schwächen“ im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung. So ist nahezu keine verlässliche Aussage zur exakten Herkunft der Kaffeebohnen zu finden, es gibt nur äußerst spärliche Informationen auf der Homepage zu den Sorten und auf den Verpackungen finden wir ebenfalls recht wenig Infos. Elementare Informationen wie die exakte Bohnenherkunft, welche Varietäten eingesetzt werden, wie die Bohnen / Kaffeekirschen aufbereitet werden – all das wird hier dem potentiellen Kunden in Gänze vorenthalten. Hier sollte auf jeden Fall deutlich nachgebessert werden!

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 8 von 10 Punkten

7Fairness und Nachhaltigkeit: 4 von 10 Punkten (nicht immer nachvollziehbar)

Geschmack: 8,5-9 von 10 Punkten

Transparenz: 4 von 10 (nicht immer nachvollziehbar)

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Razvan Ban, Inhaber der Kaffeerösterei „La Mattina“, für die zur Verfügung gestellten Testmuster.

D. Stappen

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