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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Bohnenmeister

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Bohnenmeister1In den vergangenen Jahren haben sich deutschlandweit immer mehr Kaffeeröstereien niedergelassen, die ganz im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung auf Nachhaltigkeit, Qualität, Transparenz und Fairness setzen, nach dem Motto „vom Strauch zur Tasse“. Viele dieser Röstereien haben wir euch in den vergangenen Monaten bereits vorgestellt. An dieser Stelle soll die Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ aus Chemnitz im Fokus stehen. Das Unternehmen wurde vor vier Jahren von Matthias Dallinger ins Leben gerufen. In seiner „gläsernen Manufaktur“ lässt er sich gerne über die Schulter blicken und vollzieht sämtliche Arbeitsschritte in Eigenregie. Im Angebot hat er jedoch nicht nur hochwertige Spezialitätenkaffees, sondern auch Kakaosorten, Zubehör und anderes mehr. Für unseren Test hat uns Matthias Dallinger verschiedene Sorten zur Verfügung gestellt.

Die Verpackung

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten Verpackung mit schickem Label daher. Die Verpackung lässt sich leider nicht hinstellen, um den Kaffee in Portionen zu entnehmen. Hier hat man sich nicht für eine Standverpackung, sondern eine Verpackung mit spitzem Boden entschieden. Leider sind die Verpackungen nicht wiederverschließbar. Auf der Verpackung finden wir auf der Vorderseite den Namen und das Logo von „Bohnenmeister“, die Landesflagge der jeweiligen Rohbohnen bzw. ein kleines Bild der Anbauregion, den Namen der Sorte, einen Hinweis, dass es sich um Filterkaffee (bei unseren Testexemplaren) handelt, ein kurzes Tassenprofil, Infos, dass der Kaffee direkt gehandelt wurde bzw. es sich um Projektkaffee handelt. Auf der Rückseite finden wir einen kleinen Infotext mit allgemeinen Aussagen zur Röstung, Angaben, ob der Kaffee in ganzer Bohne oder gemahlen vorliegt, die Mengenangabe und das MHD. Auf das Röstdatum verzichtet Matthias Dallinger ebenso, wie auf Angaben zu den eingesetzten Varietäten, der Anbauhöhe oder den Fincas / Plantagen, also dem exakten Herkunftsort des Rohkaffees. Informationen hierzu finden sich jedoch zum Teil auf der Homepage der Kaffeerösterei.

Zubereitung, Vorstellung und Verkostung

Kommen wir nun zum praktischen Teil. Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade und der Baratza Sette. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, in der SoftBrew-Kanne und im Cafflano für unterwegs.

Bei den Beschreibungen nutzen wir zum Teil die zur Verfügung stehenden Texte von „Bohnenmeister“.

Der „Kamerun Bongabee Projektkaffee- "fair-direkt-nachhaltig"- Röstkaffee"

Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen Arabica, der in der Varietät „Java“ vorliegt und in einer Höhe von 1500 bis 2000m im Gebirge im Nordwesten des Landes angebaut wird. Das Gebirge liegt auf der „Cameroon Vulcanic Line“ (CVL bzw. Cavoli), die mit ihren mineralreichen Böden und ihrem subtropischen Klima beste Voraussetzungen für den Kaffeeanbau bietet. Darüber hinaus wird dieser „Bergkaffee“ handgepflückt, gewaschen und in der Sonne getrocknet. Der Rohkaffee wird – so Matthias Dallinger – fair und transparent gehandelt, ohne Pestizide angebaut und die Bauern vor Ort unterstützt. So wird beispielsweise nach dem Verkauf des Rohkaffees in Deutschland ein Teil des Erlöses (1 Euro pro Kilo) für einen Fonds gesammelt, welcher auf die Finanzierung von Entwicklungsprojekten der Region Nkambe, wie z.B. Kauf und Verteilung von Büchern an Kinder, Krankenhausrechnung bezahlen, Stärkung der Lehrkräfte in lokalen Schulen etc., gerichtet ist. Der Name Bongabe ist ein Wort aus dem Limbum, der Graslandsprache im Nordwesten Kameruns und bedeutet Zusammengehörigkeit/ Einheit.

Bohnenmeister2Unser Eindruck: Kamerun ist vielleicht nicht unbedingt eines der besten und bekanntesten Anbaugebiete für exquisiten Kaffee. Dennoch ist das afrikanische Land in Sachen Klima und Bodenbeschaffenheit sehr gut für den Kaffeeanbau und für geschmacklich vielseitige Rohkaffees weit mehr als ein Geheimtipp. Denn in Kamerun treffen zahlreiche flache Plateaus auf Vulkanberge im Westen, Regenwald im Süden und breite Ebenen an der Küste. Klimatisch bietet Kamerun Äquatorialklima, im Innern des Landes tropische Regionen und auch hier und dort recht trockene Gebiete. Kaffee selbst wird in Kamerun erst seit knapp über 100 Jahren angebaut. Im Gepäck eines deutschen Offiziers wurde zunächst die qualitativ hochwertige und bis heute besonders geschätzte Arabica-Varietät Jamaica Blue Mountain genutzt. Heutzutage werden in Kamerun zu gleichen Teilen Arabica und Robusta kultiviert. Geschmacklich ist der vorliegende Kaffee ein fast schon „typischer“ afrikanischer Kaffee, der mit einer angenehmen, aber nicht zu aufdringlichen Süße und einem eher milden Aroma bzw. mittlerem Körper überzeugt. Kein „Fruitpunch“, wie bei anderen afrikanischen Sorten, aber dafür sehr schön ausgewogen mit einem feinen Abgang.

Der „Honduras Marcala – Frauenprojekt“

Bei diesem Kaffee handelt es sich um Rohkaffee aus Honduras, genauer gesagt, aus dem Herzen Mittelamerikas. Es liegt an der breitesten Stelle der Landbrücke zwischen dem Pazifik im Süden und dem Atlantik im Norden. Dieses Land ist bekannt für seinen großen Naturreichtum, des größten zusammenhängenden Regenwaldes in Zentralamerika, sowie das zweitgrößte Korallenriffökosystem rund um die Inseln Bahias und für sein außerordentliches subtropisches Klima. Nicht genau beziffern lässt sich, wann der Kaffee zum ersten Mal Honduras erreichte. Exportiert wurde er jedoch erstmals nach den verlässlichen Aufzeichnungen am 12. September 1799.

Rohkaffee aus Honduras wird wegen seiner hohen Qualität und seines facettenreichen Geschmacks weltweit geschätzt, wodurch das Land mittlerweile zu den größten Kaffeeproduzenten des „Kaffeegürtels“ gehört. Aufgrund des Internationalen Kaffeeabkommens, im Jahre 1989, fielen drastisch die Kaffeepreise, sodass viele Kaffeefarmer mit den Auswirkungen zu kämpfen hatten. Diese Krise löste bei vielen Bauern ein Umdenken aus, so dass nicht mehr Masse produziert wurde, sondern Sie setzten nun auf Qualität und Internationale Zertifikate wie das Bio- und das Fairtrade-Siegel.

Gedüngt wurde nun ausschließlich mit dem Fruchtfleisch der Kaffeekirchen, was nachträglich das Wachstum der Kaffeepflanzen anregte. Zuvor hatte man das Fruchtfleisch ausschließlich als Futter für die dort lebenden Tiere hergenommen.

Bei diesem Projektkaffee werden soziale Projekte vor Ort und dabei in besonders Frauen unterstützt.

Unser Eindruck: Der uns zur Verfügung gestellte Kaffee ist ein wunderbar ausgewogener Kaffee, der im Aroma mit Noten von Mandelschokolade begeistert. Seine feine und unaufdringliche Säure machen diesen herrlichen Kaffee der sich angenehm an den Gaumen anschmiegt zu einem ganz besonderen Genuss. Darüber hinaus besitzt der Kaffee ein volles Aroma mit einer leichten fruchtigen Note und eher weichem Charakter.

Thailand – Pang Khon

Das Bergdorf Pang Khon des Akha Volkes in der Provinz Chiang Rai hat gerade mal ca. 350 Einwohner, verteilt auf ca. 70 Haushalte. In dem kleinen Dorf ist der Kaffee allgegenwärtig. Überall wachsen die Sträucher und so gut wie jeder der Einwohner beschäftigt sich damit.

So gibt es neben ein, zwei Familien, die den Ertrag aus ihren Plantagen selbst aufbereiten und vermarkten, eine Familie, die etwas größer aufgestellt ist, die Zentrale der Dorfkooperative bildet und zugleich unser Produzentenpartner ist.

Seit 20 Jahren werden hier die Kaffeesträucher genutzt. Klein und sehr primitiv angefangen wuchs hier Jahr für Jahr das Wissen um die Kaffekultivierung, dessen Aufbereitung und auch, wie ein Weg in den Markt geschaffen wird und die sehr gute Qualität dieser grünen Bohnen ihre Abnehmer finden. Im Mischwald unter optimalen Bedingungen wird der Kaffee angebaut, handgepflückt, auf Bambustischen getrocknet und handverlesen. Dieser Kaffee wird direkt ohne weitere Händler vom Bauern geliefert. Dadurch entsteht ein transparentes Verhältnis zwischen Produzent und Konsument.

Unser Eindruck: Der Kaffee zeichnet sich durch einen samtig, schokoladigen Geschmack mit feinen Karamellnoten, einer nicht zu aufdringlichen Würze und einer leichten Säure aus.

9Fazit: Die Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ bietet erstklassigen Kaffee mit facettenreichen Aromen und feinem Geschmack. Matthias Dallinger achtet dabei – soweit möglich – auf Nachhaltigkeit und Fairness, indem er auf Direktimport setzt und Projektkaffees unterstützt bzw. anbietet. Die Transparenz könnte hier und da noch ein wenig optimiert werden. Doch das alles ist Kritik auf hohem Niveau. Wir hoffen schon jetzt, euch bald weitere Sorten vorstellen zu dürfen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 8 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Matthias Dallinger von der Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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