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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Kaffeesack Achern

| Marc Heiland | Kaffeewelten

KaffeesackBild1Woran denkt ihr, wenn ihr den Begriff „Kaffeesack“ hört? Normalerweise dürfte die Antwort „An ein Transportbehältnis für Kaffeebohnen“ lauten. Doch fragt man Kaffeefans in und rund um Achern und Baden-Baden, wird man in den vergangenen Jahren immer häufiger „Eine Kaffeerösterei“ und „Ein schickes Café“ hören. Denn seit 2019 gibt es „Kaffeesack“ im Herzen von Achern als Kaffeerösterei und in Baden-Baden bereits seit 2014 als Café mit Brewbar. Wir haben während unseres diesjährigen Urlaubs im Schwarzwald in Baden-Baden Rast gemacht und kamen mit Anna Huber, der Tochter des Inhabers, Volker Huber und zuständig für den Bereich Marketing innerhalb der Rösterei, ein wenig ins Plaudern. Natürlich konnten wir auch vier spannende Espressi und Filterkaffees aus dem Sortiment des „Kaffeesack“ für euch testen. Unsere Eindrücke schildern wir euch im Folgenden.

Mit Wohnzimmercharme in die Herzen der Baden-Badener

Wenn man das Café von „Kaffeesack“ im Herzen von Baden-Baden besuchen möchte, muss man zunächst einen steilen Anstieg in Kauf nehmen. Denn das von außen recht unscheinbare Café liegt in einer am Hang gelegenen Seitenstraße im Zentrum der Stadt. Außen finden wir ein paar Tische und Stühle sowie einige Sitzgelegenheiten, stilecht dekoriert mit Kaffeesäcken, auf einer Treppe vor. Die beiden großen Schaufenster sind nicht nur mit dem Firmennamen, sondern auch mit verschiedenen Brühmethoden.

Betritt man das Café findet man zur Linken die Kaffeesorten und Espressi sowie eine kleine Auswahl an Equipment, das man ebenfalls käuflich erwerben kann. Blickt man sich im recht kleinen, aber gut besuchten Café um, so fällt der Blick auf die Brewbar mit allem, was man als gut sotierter Laden so benötigt, sowie kleine Snacks oder auch Kuchen. Neben Sitzgelegenheiten gibt es Stehtische. Alles wirkt durchdacht und ist liebevoll dekoriert.

Kaum sind wir angekommen, werden wir von Anna Huber, der Inhaberin von „Kaffeesack“ begrüßt. Freundlich, aufgeschlossen und für ihre Passion, das Kaffeerösten und Kaffee verkaufen brennend, erzählt sie uns, wie sie zum Kaffee gekommen ist, was hinter dem Namen „Kaffeesack“ steht und wie sie sich vom kleinen Unternehmen nach und nach in die Herzen der Baden-Badener geschlichen haben. Dass jede und jeder, der im Unternehmen arbeitet, nicht nur verkaufen, sondern auch als Barista arbeiten kann, versteht sich nicht von selbst, ist aber das Credo der jungen Unternehmerin. Überhaupt wird hier Wert auf junge und dynamische Mitarbeiter gelegt. Toll!

Ein anderes Konzept, sowohl von der Location als auch dem Umfeld her, verfolgt man dann in der Kaffeerösterei in Achern. Hier ist das Klientel ein vollkommen anderes und auch die Ausstattung der Rösterei folgt einem anderen Konzept. Der gute Kaffee ist natürlich derselbe...

Kaffeesortenauswahl im Überblick

Nachdem wir im Café „Kaffeesack“ bereits einige Impressionen vom Kaffee und Espresso mitnehmen durften und von unseren ersten Eindrücken durchaus begeistert waren, ging es dann an den Test. Denn das ist es ja, was euch am meisten interessieren dürfte.

Was als allererstes auffällt, ist, dass die Kaffeerösterei „Kaffeesack“ bei den Verpackungen optisch farbliche „Unterscheidungshilfen“ bietet. So sind die Espressi schwarz gehalten, während die Filterkaffee-Sorten in grün daher kommen. Die Beutel bestehen aus der typischen Kunststoffverpackung mit wiederverschließbarem Zip-Verschluss. Jede Verpackung kommt mit einem Standboden daher, sodass die Verpackung bequem hingestellt werden kann, um den Kaffee portionsweise entnehmen zu können. Das Kunststoffventil (Vakuumventil) ist natürlich mit dabei.

Auf der Vorderseite der Verpackung finden wir den Namen der Rösterei und den Namen des Kaffees bzw. Espressos. Die Rückseite gibt schlafwortartige Auskunft über die Varietät, die Aufbereitung und den Charakter der Sorte sowie das Ursprungsland des Rohkaffees. Darüber hinaus finden wir die Füllmenge (interessanterweise hier in der eher ungewöhnlichen Abfüllung von 350g oder auch 1000g), das MHD (und Röstdatum) und die Kontaktdaten. Exakte Angaben zur Farm oder Kooperative werden hier zwar nicht gemacht, können aber ausführlich auf der Homepage nachgelesen werden, was wir natürlich im Zuge der „Third Wave Coffee“-Bewegung begrüßen. Schön: Zu jedem Namen gibt es auch eine kleine Geschichte. Hier merkt man, dass sich das Team bis ins kleinste Detail Gedanken gemacht hat.

Die uns zur Verfügung gestellten Sorten sind sowohl vor Ort, als auch online erhältlich und können nicht nur in ganzer Bohne, sondern auch in verschiedenen Zubereitungsarten gemahlen bestellt werden. Preislich liegt man bei den 350g Packungen zwischen 9,40 Euro und 10,50 Euro. Das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten ist sehr homogen, Defekte sind nur wenige zu finden.

Zubereitung

Für unseren Test haben wir den Kaffee mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Hario V60 Handfilter bzw. die Chemex und der Baratza Sette 270Wi für den Siebträger bzw. die Aero Press gemahlen.

KaffeesackBild2Die vier „Kaffeesack“-Sorten: Beschreibung und im Geschmackstest

Für unseren Test hat uns Anna Huber die Filterkaffee-Sorten „Tante Anna“ und „Schwarzwaldtanne“ sowie die Espressi „Emmapresso“ und „Mr. Sack“ zur Verfügung gestellt. Die Texte stammen von der Homepage der Kaffeerösterei „Kaffeesack“, die Eindrücke von uns.

Die Schwarzwaldtanne

„Wir haben uns verliebt in die Vielfalt der Kaffees von Honduras. Daher kehrt der Rohkaffee der Finca „El Pastal II“ zurück im Gewand der Schwarzwaldtanne. Carola und Christian von „Meámbar“ importieren diesen Kaffee direkt für uns. Carola ist unsere direkte Ansprechpartnerin in Deutschland, Christian lebt in Honduras und macht dort die besten Kaffeeplantagen ausfindig.

Die Finca El Pastal II liegt hoch in den Bergen im Südwesten des Gebietes La Paz in Honduras. Dimas der Bauer ist sehr stolz auf seine auf 1530 Metern liegende Finca. In seinem ca. 4 Hektar Land hat er Kaffeepflanzen der Varietäten Catuai und Pacas, die er mit sechs festen Mitarbeitern pflegt. Zur Erntezeit beschäftigt er um die 20 Arbeiter. Die Farm wird hauptsächlich mit Macheten und Hacken per Handarbeit sauber gehalten.“

Unser Eindruck: Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen gewaschenen Red Catuai und Pacas. Vom Charakter her wird er mit Noten von Cashewnuss, Pfirsich und Trockenpflaume beschrieben. Bereits beim Öffnen der Verpackung verströmt der Kaffee leicht fruchtig-frische Noten. Diese werden während des Brühvorgangs verstärkt. Im Mund macht sich vor allem die nussige Note bemerkbar. Die fruchtigen Anklänge sind leicht vorhanden, aber drängen sich zu keiner Zeit in den Vordergrund. Einen richtigen „Fruitpunch“ bietet der Kaffee nicht. Dazu gesellen sich eine angenehme Säure und ein recht langer Nachhall.

Tante Anna

„Wo Onkel Otto ist darf Tante Anna nicht fehlen, denn jetzt kommt’s: Diese beiden gab es wirklich!

Volkers Onkel Otto, von dem er seine Zweitnamen erbte, liebte eine Frau namens Anna: Herzlich, mütterlich und, wie auch Onkel Otto, immer adrett. Ihre köllsche´ Frohnatur, findet sich in dem nach ihr benannten Kaffee wieder: Beerig, süß und nach Hagebutte duftend.

Dieser Kaffee aus Kenia macht seiner afrikanischen Herkunft alle Ehre, und haute uns mit seinem Geschmackprofil total aus den Socken. Er ist vor allem für Filterkaffeeliebhaber und für die, die gerne mal was anderes probieren, ein absolutes Muss!

Die Kapngetuny Society ist ein Zusammenschluss aus etwa 900 Farmern in Kericho County, die aus der umliegenden Region ihre Kaffee-Kirschen zur Wet Mill bringen. Alle Kaffees werden hier gepulped, trocken fermentiert, gewaschen und sonnengetrocknet. Diese Community im Herzen von Kenia hat 2015 die Initiative “Women in Coffee” ins Leben gerufen. Etwa 300 Frauen bewirtschaften hier eigenverantwortlich ihre Kaffeepflanzen. Sie werden für ihre Erträge unabhängig von den Ernten ihrer Männer entlohnt. Das Geld wird auf ihr persönliches Konto separat überwiesen.“

Unser Eindruck: Hier haben wir es also mit einem gewaschenen Kaffee der vielleicht eher etwas unbekannteren Varietät „Batian“ zu tun. Charakterlich wird er beschrieben mit Noten von Melasse, Rum und Litschi. Eine sehr spannende Melange. Geschmacklich kann er mit seinen intensiven Aromen, einem vollen Körper und seinem langen Nachhall überzeugen. Fruchtiger als der Kaffee aus Honduras, aber dennoch nicht allzu exotisch. Durchaus lecker.

Der Emmapresso

Der erste Espresso in unserem Test stammt aus Honduras. Hierzu lesen wir: „Durch die Liebe zu Honduras und seinen Kaffees, war eine Sache ganz klar: Das schreit nach einer aufrichtigen LOVE STORY! Und so begann Sie: Bauer René Arturo Martinez hatte im Jahr 2012 seine Ernte an eine aggressive Form des Pilzes Roya (vastatrix Hemileia) verloren. Die Finca hat dadurch extrem viele Kaffeepflanzen verloren und schwere finanzielle Verluste erlitten. Nach langen Überlegungen haben sie sich entschieden wieder in Kaffee zu investieren. Es fand jedoch eine Umorientierung bezüglich der Varietäten statt. Es wurden Kaffeevarietäten gepflanzt, die genetisch bedingt resistenter gegen diese Krankheit waren.

Im Jahr 2017 konnte die erste exportfähige Ernte von Parainema geerntet werden. Carola von Meámbar dachte dabei an uns und so wurde diese erste Ernte von zwei Säcken zu unserem Weihnachtskaffee 2017.

Diese besondere Beziehung machte die Entscheidung einfach, für diese Röstung Renés Kaffee auszuwählen: Thorsten wurde im Sommer 2018 Papa und zu Ehren seiner kleinen Tochter Emma entstand der Emma Presso. Dieses Jahr macht sich bereits die dritte Ernte zu uns auf den Weg.“

Unser Eindruck: Der gewaschene Rohkaffee, auf dem dieser Espresso basiert, wird mit den Noten von Karamell, Malz und Mandel beschrieben. Im Mund macht sich der typische Espressogeschmack breit. Die malzige Basis und die Nussschokolade on top sind eine tolle Kombination. Als Cappuccino oder Latte Macchiato kommt er ebenfalls gut durch und wird von der Milch zu keiner Zeit „erschlagen“. Als doppelter Espresso geht er ganz toll nach vorne. Leichte Röstaromen ergänzen diesen Espresso wunderbar.

Mr. Sack

Last but not least haben wir hier quasi den „namengebenden“ Espresso, den „Mr. Sack“. „Der Mr. Sack ist unsere Interpretation des modernen Hut, Bart und Fliegenträgers: Ein Klassiker mit modernen Einflüssen. Wir würden leugnen, wenn wir uns als moderner Coffeeshop mit Hang zur Lagerhausatmosphäre nicht von dieser Szene beeinflussen lassen würden. Das gefällt uns schon ganz gut und daher diese Blend für alle, die sich ein bisschen Hipsterfeeling in die Tasse und nach Hause holen möchten.“

Bei diesem Espresso, einem Blend aus Brasilien und Indien, stammt der Rohkaffee von der Finca Fazenda da Lagoa & Kaapi Royal. Der Rohkaffee wurde natural bzw. gewaschen aufbereitet und liegt in der Varietät Arabica 6 Canephora vor. Charakterlich wird er mit den Noten von Kakako-Nibs, Rohzucker und Kaffeekirsche beschrieben.

Unser Eindruck: Ein Kaffee, wie er typischer für den „deutschen Geschmack“ kaum sein könnte. Schokoladig mit ordentlich Punch und einer ganz klaren Linie. Der geht nach vorne und zeigt, was er kann. Die Röstaromen sind vorhanden, knallen aber nicht zu sehr rein, wodurch sie andere Aromen überlagern könnten, Der Espresso bildet eine tolle Crema. Darüber hinaus kann man ihn erstklassig auch mit Milch in verschiedenen Varianten genießen. Topp!

Fazit: Die Kaffeerösterei „Kaffeesack“ bietet tolle Kaffees mit facettenreichen Aromen und feinem Geschmack. In Punkto Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness befindet man sich auf einem guten Weg für ein so junges Unternehmen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 8,5 von 10 Punkten

8Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten

Geschmack: 8,5 von 10 Punkten

Transparenz: 8 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Anna Huber von der Kaffeerösterei „Kaffeesack “ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

M. Heiland

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