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Die große Kaffeebibel - Alles über der Deutschen liebsten Wachmacher

| Marc Heiland | Kaffeewelten

DieKaffeebibelWissen Sie eigentlich, wo der Ursprungsort des Kaffees liegt? Wie die europaweite Erfolgsgeschichte des populären Wachmachers begann? Oder welchen langen Weg die Kaffeebohne bis zu Ihrer Guten-Morgen-Tasse gehen muss? Das Kaffeebuch beinhaltet alles über Kaffee und zeigt den Weg der Bohnen vom Anbau über Röstungstechniken bis zu Zubereitungsarten, ergänzt um Rezepte und Angeberwissen.

Rezension: Eine der wohl bekanntesten und größten Kaffeeröstereien (abgesehen von Industrieröstereien) ist zweifelsohne die Kaffeerösterei „Dinzler“. Seit über 20 Jahren betreibt das Ehepaar Richter mittlerweile ihre Rösterei in Oberbayern, genauer gesagt, in Irschenberg. 1998 hat Franz Richter die Rösterei vom namensgebenden damaligen Inhaber, Klaus Dinzler, in Bischofswiesen übernommen und über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Wenn dann eine Frau wie Isolde Richter, Mitinhaberin der Kaffeerösterei gemeinsam mit Max Bauer, dem Röstmeister und Leiter der Kaffeerösterei sowie Thomas Steinke, seines Zeichens dienstältester Angestellter des Hauses, ein Buch über Kaffee verfassen und es auch noch „Die große Kaffee-Bibel“ nennen, dann kann man davon ausgehen, dass die drei Autoren wissen, was sie da zusammentragen und man als interessierter Leser ein umfassendes Nachschlagewerk rund um der Deutschen Lieblingsgetränk bekommt. Gemeinsam haben sie ihre „Kaffeebibel“ im Christian Verlag herausgebracht.

Alles, was man wissen muss?

Wenn man ein Buch eine „Bibel“ nennt, dann erwartet man nichts weniger als eine „Offenbarung“ und ein episches Werk. Was die Offenbarung anbelangt, wird sich am Ende zeigen, ob man „Die große Kaffeebibel“ als solche verstehen kann. Recht episch hingegen mutet das Buch tatsächlich auf den ersten Blick bereits an. Denn die Autoren haben nicht weniger als 300 Seiten plus Anhang mit ihrem Kaffeewissen gefüllt. Das beeindruckt schon vor der Lektüre.

Und auch der Aufbau zeigt, dass hier – auf den ersten Blick – die wichtigsten Dinge rund um den Kaffee - von der Farm bis in die Tasse - zu finden sind. Das Buch ist unterteilt in sechs Kapitel und einen umfangreichen Anhang.

Kapitel eins befasst sich zunächst mit einem historischen Abriss des Kaffees von seiner ersten Entdeckung über die „Kultivierung“ innerhalb der Gesellschaft in Kaffeehäusern, Kaffee als Teil der Politik und Kaffee als Handelsware bis hin zu „fairem“ Kaffee und Kaffeeeinkauf. Schön ist, dass sich die Autoren auch kritisch mit dem Thema „Fairtrade“ und diversen Zertifikaten auseinandersetzen, die oftmals alles andere als „fair“ für die Kaffeebauern sind. Dass man hier (und natürlich an vielen anderen Stellen im Buch) Werbung für den eigenen Weg macht (immerhin wurde das Buch von Dinzler verfasst), kann man kritisieren oder nachvollziehen, da die Kosten und der Aufwand für das Buch über mehrere Kanäle wieder „refinanziert“ werden müssen. Ich finde die Eigenwerbung stellenweise bedenklich. Warum, wird vor allem beim vierten Kapitel deutlich.

Im zweiten Kapitel stellen die Autoren den Kaffeeanbau in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Von den Varietäten, also den verschiedenen Sorten, über die Anbaugebiete (den so genannten „Kaffeegürtel“) und die Ernte, wird hier jeder Aspekt ausführlich erläutert. Ein konkretes Beispiel, wie man im Einklang mit der Natur Kaffee anbauen kann, ist hier anhand einer Reportage dargestellt.

Das dritte Kapitel befasst sich mit der Verarbeitung und der Röstung des Rohkaffees zu dem Produkt, welches dann schlussendlich in der Tasse des Verbrauchers landet. Von der Aufbereitung bis zum Versand wird hier der gesamte Arbeitszyklus vorgestellt. Dabei gehen die Autoren auf die Unterschiede zwischen industriell hergestelltem Kaffee und Kaffee vom „Röster um die Ecke“ ein, zeigen, wie der Kaffee gelagert und entkoffeiniert wird, was man zum Thema „löslicher Kaffee“ wissen muss und worauf man als Kunde beim Kauf des Kaffees achten sollte.

Das vierte Kapitel hat „Zubereitung und Zubehör“ zum Schwerpunkt. Denn der geröstete Kaffee stellt nur die „halbe Miete“ dar. Ohne den richtigen Mahlgrad, eine gute Mühle, gutes Wasser und eine vernünftige Zubereitung wird aus dem besten Kaffee nicht das, was man als „guten“ Kaffee sehen kann. Ein wenig schade ist, dass Dinzler hier erneut (zu viel) Werbung für eigene Produkte macht. Wenn man schon Empfehlungen gibt, fehlt mir beispielsweise DER Klassiker für eine Top-Handmühle, die „Comandante C40 MK3 Nitro Blade“. Auch hätte man in Form von Maschinen von „Eureka“, „Baratza“ und Co, die gerade im Espressobereich wunderbar homogene Mahlergebnisse liefern, ein wenig über den Tellerrand hinausblicken können! Ebenfalls schade ist, dass auch bei den Brühmethoden eigene Werbung mit im Vordergrund stehen, „Basics“ wie die Hario V60 komplett ignoriert werden. Zwar wird allgemein fachgesimpelt, aber für Einsteiger werden hier keinerlei konkrete Empfehlungen genannt. Auch fragt man sich, weshalb nicht mit einer Silbe auf Kaffeewaagen (gerade beim Handfilter) eingegangen wird. Jeder gute Barista nutzt eine Waage! Man muss ja nicht Acaia und Hario schreiben. Aber den Einsatz gänzlich tot zu schweigen, halte ich für absolut falsch. Selbiges gilt bei den „professionellen“ Maschinen: Warum man dann gerade die „BUNN“ erwähnt, und nicht beispielsweise die „Moccamaster“ und diverse Nachbauten, ist mir persönlich schleierhaft. Selbiges gilt für die Siebträger. Warum stellt man nicht die „Rancilio Silvia“ als eine der beliebtesten Einkreiser vor, sondern präsentiert hier „den Mercedes“? Will man hier auf Profis setzen oder wo ist die Zielgruppe zu finden? Stattdessen macht man „Werbung“ für die Thermoblock-Maschine von Ascaso. Allem Anschein nach gibt es hier einen Werbevertrag. Immerhin stellen die Autoren weitere gängige Brühmethoden vor.

Die beiden folgenden Kapitel haben das Thema „Kaffee und seine Wirkung“ sowie „Rezepte“ zum Inhalt. Am Schluss gibt es noch einmal einen großen „Werbeblock“ zur Kaffeerösterei und „Angeberwissen“. Warum man so etwas mit in das Buch nimmt, anstatt andere, wichtigere Sachen, ist unerklärlich, zumal niemand, der sich ernsthaft mit dem Thema Kaffee befasst, mit seinem Wissen angeben will. Dies ist doch recht kindisch statt seriös, was man von einem derartigen Buch eigentlich erwarten sollte und kann.

Fazit: „Die große Kaffeebibel“ ist für mich leider keine wirkliche Offenbarung. Zwar lässt sich eine Menge Wissen rund um das Thema Kaffee finden. Doch im Endeffekt ist dieses Buch vor allem eine Werbeplattform der Firma Dinzler geworden. So werden elementare Dinge nicht genannt oder lediglich umschrieben, was für Einsteiger sehr schade ist. Daher ist das Buch unvollständig. Profis finden kaum Neues, werden also nicht zum Kauf motiviert. Wer als Einsteiger sich auf werbereduzierte Weise mit der Welt des Kaffees befassen möchte, dem raten wir zu den Büchern von Johanna Wechselberger. Schade, dass Dinzler das Buch eher als Eigenwerbung oder Werbung für seine Partner versteht. Eine „Offenbarung“ ist „Die große Kaffeebibel“ leider nicht geworden.

Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich beim Christian Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

Titel: Die große Kaffeebibel. Alles über der Deutschen liebsten Wachmacher: Geschichte, Anbau, Sorten, Verarbeitung, Zubereitung und Rezepturen. Kaffeewissen total.

6Autoren: Isolde Richter, Max Bauer, Thomas Steinke

Verlag: Christian Verlag GmbH; Auflage: 1 (27. März 2017)

ISBN-10: 3959610939

ISBN-13: 978-3959610933

 

D. Stappen

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