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Eureka Mignon Puristico im Praxistest

| Marc Heiland | Kaffeewelten

EurekaPuristicoWer als Hobby-Barista auf der Suche nach einer guten Espressomühle ist, der stößt bei seiner Suche nach guten und nicht den gesamten Monats-Etat auffressenden Mühlen immer wieder auf den Namen „Eureka“. Das in Italien ansässige Unternehmen produziert Kaffeemühlen seit den 1940er Jahren. Dabei legen die Entwickler und Designer nicht nur Wert auf hohe Qualität bei den in den Mühlen eingesetzten Bauteilen, sondern auch auf farbenfrohe Modelle. Bei keinem zweiten Hersteller ist die Angebotspalette derart groß, wie bei „Eureka“. Für unseren Test hat uns Espressopool die „Eureka Mignon Puristico“ zur Verfügung gestellt, die exklusiv in Kooperation mit dem Unternehmen auf den Markt gebracht wurde. Wir haben die Mühle mehrerer intensiver Tests unterzogen und verraten euch, welche Vorteile die „Puristico“ bietet, wo Schwächen liegen könnten und wie wir mit der Mühle klar gekommen sind.

Eine Schönheit mit Ecken und Kanten

Für die einen muss eine Kaffeemühle in erster Linie sehr gutes, homogenes Mahlgut herstellen. Ihnen ist das Design weniger wichtig als die Funktionalität. Andere hingegen lehnen Mühlen ab, die nicht in ihre Hochglanzküche vom Stararchitekten passen. Solltet ihr zu letztgenannter Gruppe gehören, empfehlen wir euch, an dieser Stelle nicht weiterzulesen. Denn die „Eureka Mignon Puristico“ ist vom Design her eher recht „kantig“, einige würden sogar sagen „klobig“ ausgefallen. Auch darüber hinaus bleibt die Maschine – wie der Name es schon vermuten lässt – eher „puristisch“. Wichtig sind den italienischen Entwicklern die „inneren Werte“. Und die können sich auf dem Blatt Papier sehen lassen. So besitzt die mit den Maßen 120mm x 180mm x 350mm und einem Leergewicht von 5,6kg recht kompakte Mühle ein 55mm-Scheibenmahlwerk (Diamond Inside), das höchsten Ansprüchen gerecht werden soll. Angetrieben wird die Mühle von einem 260W-Motor, der 1350 Umdrehungen in der Minute realisiert. Der Bohnenbehälter der „Puristico“ fasst 300g, was absolut ausreichend ist. Leider gibt es keinen Hebel, mit dem überschüssige Bohnen wieder bequem in die Dose oder die Verpackung zurückgeschüttet werden können. Das Anti- Elektrostatisches System (ACE) soll dafür sorgen, dass das Mahlgut nicht verklumpt. Der Totraum soll recht gering sein. An der Seite gibt es einen manuellen Bezugstaster. „Mignon typisch“ gibt es auch bei diesem Modell eine stufenlose Mahlgradeinstellung über das Drehrad. Während das Drehrad bei der „Perfetto“ farblich ist und so gerade Einsteigern hilft, den richtigen Mahlgrad für die verschiedenen Zubereitungsmethoden zu finden, ist das Drehrad der „Puristico“ komplett in silber gehalten. Auch auf ein digitales Display wurde verzichtet. Wie die gesamte Neuauflage der Mignon-Reihe, so kommt auch die „Puristico“ mit der „Silent Range“-Technologie daher. Dies hat zur Folge, dass die Mühle deutlich leiser arbeitet, als die älteren Modelle. Siebträger können bequem über die Siebträgergabel eingespannt werden. Wer möchte, kann auch andere Behälter nutzen. Einen geschlossenen Auffangbehälter besitzt die „Puristico“ leider nicht. Noch ein Wort zum Mahlwerk und zur Einstellung über das Drehrad: Wenn ihr bei der Mühle das Drehrad im Uhrzeigersinn dreht, wird das Mahlgut feiner gemahlen. Dreht ihr hingegen das Rad gegen den Uhrzeigersinn, wird das Pulver gröber gemahlen. Die „Puristico“ mahlt „on time“. Solltet ihr eine Mühle bevorzugen, die nach den Grammangaben arbeitet, ist die Mühle nichts für euch.

Die „Eureka Mignon Puristico“ im Praxistest

Nach dem Motto „grau ist alle Theorie“ wollen wir euch nun unsere Ergebnisse und Eindrücke aus dem Praxistest vorstellen. Wie bereits erwähnt, haben wir verschiedene Kaffee- und Espressosorten in der Mühle gemahlen. Theoretisch könnt ihr mit der „Puristico“ sowohl Kaffee für „grobe“ Methoden wie die Karlsbader Kanne oder die Chemex und mittlere wie den Hario V60-Handfilter und Co. mahlen. Doch ihre Stärken spielt die Mühle ganz klar im Espressobereich aus. Was uns im Test sofort auffiel, sind zwei Dinge: Erstens mahlt die „Puristico“ wirklich sehr leise und arbeitet – im direkten Vergleich mit unserer „Redaktionsmühle“, der Baratza Sette 270Wi – fast schon flüsterleise. Hier erkennt man die neue Silent Range-Technologie. Zweitens ist die Einstellung des „perfekten“ Mahlgrads für die verschiedenen Zubereitungsmethoden für Einsteiger eine echte Herausforderung. Natürlich müsst ihr immer wieder schauen (je nach Röstung, Menge oder Vorlieben), wo ihr „euren“ Mahlgrad findet. Doch während es bei den Mitbewerbern stellenweise recht leicht ist, da es hier eine feinere und klarere Unterteilung gibt, bleibt die richtige Einstellung bei der „Puristico“ eher vage. Wer viel zwischen Filterkaffee und Espresso hin und her wechseln will, der wird die Maschine wohl eher als reine Espressomühle nutzen wollen. Das hätten die Entwickler zugänglicher lösen können. Genau dieses Manko, über das in diversen Internetforen teils heftig diskutiert wird, haben auch wir als große Schwachstelle der Mühle ausgemacht. Denn was bringt mir eine Mühle, bei der ich jedes Mal experimentieren muss, bis ich auch wirklich den exakten Mahlgrad herausgefunden habe? Warum kann ich nicht gewisse Anhaltspunkte bekommen (außer den 5 vorgegebenen „groben“ Angaben)? Warum ist es nicht möglich, einfach zwischen verschiedenen Mahlgraden für diverse Brühmethoden hin und her zu switchen? Ich erwarte ja nicht mal, dass die Mühle mir einen ebenso guten Espresso zaubert, wie einen tollen Filterkaffee. Aber dieses Gefummel finde ich persönlich nicht nutzerfreundlich. Klar: Ich kann hier quasi nahezu unendlich viele Feinjustierungen vornehmen. Doch in der Praxis will ich das gar nicht, sondern einfach und schnell meinen Espresso gemahlen haben. Steige ich dann auf eine andere Röstung um, verhaut es mir wieder die Einstellung, da ich dann erneut suchen muss. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Bedienungsanleitung. Diese ist stellenweise wirklich umständlich übersetzt worden und auch das Blättern von hinten nach vorne und zurück macht auf Dauer keinen Spaß. Ist es nicht möglich, die komplette Übersicht mehrfach ins Heft zu drucken? Irgendwie habe ich das Gefühl, die Entwickler machen es dem Nutzer in sämtlichen Belangen unnötig schwer. Auch das Öffnen und Verschließen des Bohnenbehälters über die Lasche ist nicht die beste Art. Das kann man auch galanter lösen. Bei unserem Testmodell verhakte sich die Lasche hin und wieder, sodass wir mit etwas mehr Kraft ran gehen mussten. Komischerweise funktionierte der Bezug des Pulvers nur mit dem kleinen Pin an der Seite und nicht, indem man den Siebträger vor den Punkt am Ausgabeschacht hält und leicht dagegen drückt. Der Totraum der „Puristico“ ist in geringem Maße vorhanden. Trotz angepriesenem ACE flog in unserem Test hin und wieder etwas Kaffeemehl neben den Siebträger. Dies lässt sich allerdings auch nicht komplett ausschließen, da es sich hier um ein offenes System handelt. Baratza löst das bei seiner „Encore“ zwar eleganter. Dafür könnt ihr dort allerdings auch nicht den Siebträger einspannen.

Fazit: Abschließend folgt natürlich die Frage aller Fragen: Wem können wir die „Eureka Mignon Puristico“ empfehlen? Die Antwort ist nicht leicht. Wer wirklich viel Zeit hat, die Maschine ausschließlich für Espressi nutzt und kaum Verstellungen vornehmen will, kann – sofern er irgendwann mal „seinen“ Mahlgrad gefunden hat (der natürlich bei den Gästen vollkommen anders ankommen kann und dann wieder in Gefummel ausartet) – mit der Maschine möglicherweise 7glücklich werden. Wer eine sehr leise Mühle bevorzugt, wird ebenfalls seine Freude haben. Der jedoch mal eben fix den Mahlgrad verändern möchte oder zwischen verschiedenen Röstungen hin und her switchen will, der sollte einen Bogen um die Mühle machen, da das exakte Einstellen alles andere als ein Kinderspiel ist. Die Verarbeitung spricht hingegen für die Mühle, da sie recht hochwertig ist. Der Totraum ist gering, was ebenfalls für die Mühle spricht. Wer ein geschlossenes System sucht, wird bei der Baratza „Encore“ glücklicher; wer nicht auf Zeit sondern lieber auf die Grammgenauigkeit mahlen will, greift beispielsweise zur Baratza „Sette 270 Wi“, die allerdings fast 200 Euro teurer ist.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkte.

D. Stappen

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