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Vorstellung und eine ausgewählte Sorte im Test: Kettwiger Rösterei

| Marc Heiland | Kaffeewelten

KettwigerRoestereiWas gehört eigentlich dazu, um einen perfekten Kaffee zu rösten? Gutes Equipment – ganz klar. Ein gewisses Talent am Röster – sollte ebenfalls vorhanden sein. Nur hochwertige Ware – versteht sich eigentlich von selbst! Was jedoch ganz fundamental ist, um nicht nur beste Qualität zu erschaffen, sondern den Beruf des Kaffeerösters auch über viele Jahre mit Spaß und mindestens auf gleichbleibend hohem Niveau durchzuführen, ist die Leidenschaft für den Beruf. Diesen sollte man niemals aus den Augen verlieren.

 

Und genau diese Leidenschaft hat auch Jörn Porankiwitz von der Kettwiger Rösterei aus Essen Kettwig sich auf seine Fahnen geschrieben. Seit über 10 Jahren kommen bei ihm nur ausgewählte Kaffeebohnen von kleinen Plantagen in den Röster, die er auch zum Teil persönlich kennt. Da wir ja selbst aus dem Ruhrgebiet kommen und mittlerweile schon viele Röstereien aus dem „Pott“ bei uns in den „Kaffeewelten“ präsentiert haben, sind wir natürlich auch gespannt, was die Kettwiger Rösterei zu bieten hat.

Immer am Puls der Zeit?

Wenn man heutzutage eine Kaffeerösterei eröffnet, dann muss man den Markt ganz genau beobachten. Denn die wichtigste Frage, die sich jedem Kaffeeröster-Meister stellt, lautet: „Was wollen meine Kunden?“ Während diese Frage vor einigen Jahren noch recht einfach beantwortet werden konnte, werden die Vorlieben immer komplexer. Denn während die einen ihren Kaffee und Espresso nach wie vor „klassisch“, als dunkel geröstet und mit Anklängen von Schokolade und eine gewisse Würze bevorzugen, lieben es die anderen eher floral oder fruchtig. Daher muss der Kaffeeröster stets ein breites Portfolio im Angebot haben, insofern er sich nicht auf eine Exklusivität hell gerösteter Kaffeesorten oder dunkler Sorten, Espressi „nach italienischer Art“ oder anderer Klassiker festgelegt hat.

Doch noch etwas muss der Inhaber einer Kaffeerösterei heutzutage beachten. Denn der kritische Kunde, von denen es Gott sei Dank immer mehr gibt, achtet heutzutage – ganz im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung auf Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz. Daher ist es unerlässlich, dem Käufer im Detail darzustellen, woher sein Kaffee kommt, ob die Kaffeebauern vor Ort „vernünftig“ (am besten über dem Fairtrade-Preis) entlohnt werden, ob eine gewisse Nachhaltigkeit herrscht und so fort.

Bei der Kettwiger Rösterei kann man zumindest sagen, dass sie ein Mitglied der Deutschen Röstergilde sind, die einen gewissen Standard an Transparenz, Fairness und Nachhaltigkeit in ihrer Satzung haben. Im Detail erhält man als Kunde jedoch keine Auskünfte über Direct Trade, Zwischenhändler, an die Bauern gezahlte Beträge etc. Auch wird nicht klar, ob gewisse Projekte direkt oder indirekt unterstützt werden. Dass man Mitglied der Röstergilde ist, kann man bewerten, wie man möchte. Ich persönlich halte davon nur bedingt etwas, da diese Mitglieder jedes Jahr untereinander Kaffees bewerten und dafür Medaillen verleihen. Allerdings gibt es zahlreiche Medaillen und diese werden ausschließlich an Beitrag zahlende Mitglieder vergeben. Für den Außenstehenden sind die Kriterien nicht nachvollziehbar und das Ganze sagt auch nur bedingt etwas über die Qualität des Endproduktes aus.

KettwigerRoestereiGuatemalaFür unseren Test hat uns Jörn Porankiwitz zunächst einen Espresso zur Verfügung gestellt. Somit fällt es uns schwer, etwas über die Angebotspalette im Geschmackstest auszusagen und somit die Qualität des Röstens. Die im Shop erhältlichen Sorten sind abwechslungsreich, bieten jedoch auf den ersten Blick „nur“ Standardkaffees. Ausreißer gibt es da nicht. Immerhin finden wir bei einigen Kaffees und Espressi (wie bei dem uns zur Verfügung gestellten Espresso aus Guatemala) ein paar Angaben zur genauen Herkunft. In unserem Fall stammt der Rohkaffee von der Plantage „Finca Santa Augustina“ in der Region Retalhuleu. Dort wird er in einer Höhe von 600-1200m angebaut. Doch fehlen Angaben zur Aufbereitung des Kaffees und zu den vorliegenden Varietäten. Auch auf der Verpackung und im Shop gibt es keine Aussagen diesbezüglich. Immerhin erfahren wir in der weiterhin, dass der Anbau unter der Leitung der Familie Arrivillaga geschieht, die auf Nachhaltigkeit und umweltschonendes Arbeiten Wert legen und beispielsweise die Stromgewinnung durch ein eigenes Wasserkraftwerk realisieren. Auf der Verpackung finden wir darüber hinaus noch das MHD. Das Röstdatum fehlt hingegen. Ansonsten ist die Verpackung recht schlicht gehalten. Das obligatorische Vakuumventil ist mit dabei; einen Zip-Verschluss sucht man vergeblich. Ist die Verpackung einmal geöffnet, muss man den Kaffee sofort nutzen oder umfüllen. Gut gefällt uns hingegen die Lösung des Standbodens, damit man seinen Kaffee direkt aus der Verpackung mehrfach entnehmen und bei der Entnahme hinstellen kann.

Zubereitung

Gemahlen haben wir den Espresso – wie immer – mit unserer Baratza Sette 270Wi. Zubereitet haben wir die Sorte im Siebträger.

Beschreibung und Geschmackstest

Der Espresso Guatemala ist ein reiner Canephora. Mehr können wir an dieser Stelle leider nicht sagen. Das Bohnenbild ist recht gleichmäßig. Defekte sind in geringem Maße vorhanden, was aber absolut in Ordnung ist.

Unser Eindruck: Guatemaltekische Kaffees können sehr unterschiedlich sein. Mal schmecken sie süß mit Kakaonoten oder Toffee, mal krautig oder ein wenig zitrusartig, blumig mit knackiger Säure oder schwer und würzig. Auch bei den Espressi findet man ähnliche, teilweise recht erstaunlich facettenreiche Aromen, da es auf Guatemala viele Mikroklimata gibt, die solch perfekte Voraussetzungen bieten.

Der vorliegende Espresso bietet eine interessante Grundwürze, den typisch schokoladigen Aufbau und leichte Nougatobertöne. Er schmiegt sich wunderbar an den Gaumen an, baut sich nach hinten hin kräftiger auf und besitzt einen recht langen Abgang. Die Crema ist schön ausgebaut und als Cappuccino oder Latte Macchiato kann man ihn ebenfalls gut trinken.

Fazit: Schade, dass uns die Kettwiger Rösterei für den Test nur eine Sorte zur Verfügung gestellt hat. Denn wir hätten euch noch gerne weitere Sorten (und vor allem die hohe Kunst der Filterkaffees) präsentiert. Die von uns getestete Sorten konnte überzeugen, liefert aber nur einen Mosaikstein des ganzen Repertoires. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness ist man auf einem guten Weg, der (ebenso wie die Transparenz) aber noch ausbaufähig ist. Somit ergibt sich folgende Gesamtbewertung:

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 8 von 10 Punkten

Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten

8Geschmack: 8 von 10 Punkten

Transparenz: 7 von 10 Punkten (für den Kunden sowohl im Netz als auch auf der Verpackung nicht immer exakt nachzuvollziehen)

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kettwiger Kaffeerösterei für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

 

D. Stappen

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