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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Die Kaffee Privatrösterei Düsseldorf

| Marc Heiland | Kaffeewelten
DieKaffeeIn den vergangenen zwei Jahren, in denen wir euch über 70 Kaffeeröstereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz in unserer Rubrik „Kaffeewelten“ präsentiert haben, ist uns aufgefallen, dass die Anzahl der Frauen viel zu gering gewesen ist. Zwar gibt es – prozentual im Vergleich zu den männlichen Kaffeeröster-Meister – nur eine Hand voll Frauen, die dem Beruf nachgehen. Doch diese sind meistens noch filigraner im Umgang mit den Kaffeebohnen, haben noch ein größeres Feingespür für guten Geschmack und können sich noch besser in die Wünsche der Kunden hineinversetzen.  
Da wir in überwiegender Zahl den Herren der Schöpfung einen gewissen Platz eingeräumt haben, soll an dieser Stelle wieder eine Frau präsentiert werden. Heute stellen wir euch Olga Sabristova und ihre Privatrösterei „Die Kaffee“ aus Düsseldorf vor. 
 
Mit viel Leidenschaft für besten Kaffee
Dass NRW zu den Hochburgen besten Kaffeegenusses gehört, wissen treue Leserinnen und Leser unserer Rubrik „Kaffeewelten“ seit gut zwei Jahren. Denn hier schlägt – neben Bayern – das Herz der absoluten Kaffeefans und Freaks. Vergesst Berlin mit seinen snobistischen und hochnäsigen „Chai Latte“-Expertisen, denkt nicht an Hamburg, mit seinen steifen Marotten. Die wahren Herzensmenschen findet ihr bei uns im Bundesland! 
Denn dort ist auch Olga Sabristova mit ihrer Privatrösterei beheimatet. Dass sie Ahnung von dem hat, was sie tut, beweisen sowohl ihre Ausbildung als Coffeologin als auch ihr beruflicher Werdegang. Seit mittlerweile über einer Dekade befasst sie sich mit allem, was mit dem Thema Kaffee zu tun hat mit viel Leidenschat, Herzblut und Interesse, sich stets zu verbessern. Arbeitete sie zunächst in Kaffeebars und lernte dort die Basics des Handwerks kennen, probierte sich Olga Sabristova dann im Rösthandwerk in Düsseldorf. 2008 machte sie die Ausbildung zur Coffeologin und ist SCAE zertifizierte Barista der Level 1 und 2. Nur zwei Jahre später stand Olga Sabristova bei den bundesdeutschen Baristameisterschaften auf den Brettern, die die Kaffeewelt bedeuten und belegte aus dem Stand den elften Platz. 2014 konnte sie sogar bei den deutschen Cuptasting Meisterschaften den dritten Platz „ercuppen“. Im vergangenen Jahr stand sie im Halbfinale. 
Seit Ende August des Jahres 2011 hat sie ihre eigene Kaffeerösterei im beschaulichen Düsseldorf-Pempelfort, wo Interessierte auch die verschiedenen Kaffee-Sorten und Espressi aus dem reichhaltigen Sortiment selbst probieren können. 
 
Die Testsorten im Überblick
Für unseren Test hat uns Olga Sabristova eine Auswahl aus dem Portfolio der Rösterei zur Verfügung gestellt. Dies sind  der „Kalledevarapuradie“ aus Indien, der Excelso – „Coffee Origen“ aus Kolumbien, der  Antigua „Pastores“ aus Guatemala sowie der AA „Thageini“ aus Kenia. 
Alle Sorten kommen in recht schlichter Verpackung daher. Ein wenig schade ist, dass die Beutel keinen richtigen Standboden und keinen Zip-Verschluss haben, um sie richtig hinstellen zu können, und die gewünschte Portion Kaffee zu entnehmen. Doch im Gespräch teilte uns Olga Sabristova mit, dieses Manko demnächst zu beheben. Wie bei allen guten Kaffees, kommen auch die uns zur Verfügung gestellten Sorten Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass die Röstgase austreten, aber kein Sauerstoff hineingelangen kann.
 
Kommen wir zur Beschreibung der Verpackungen. Auf der Vorderseite finden wir neben dem Logo der Rösterei den Namen der jeweiligen Sorte, ein kurzes Geschmacksprofil, einen Umriss des Ursprungslandes (z.B. Honduras), Zubereitungsempfehlungen, Angaben zur Farm, von welcher der Rohkaffee stammt, zu den vorliegenden Varietäten, zur Anbauhöhe und der Aufbereitungsart. Besser geht es nicht. Neben dem MHD ist auch das Röstdatum zu finden. Sehr vorbildlich.
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit Baratza Sette 270Wi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger und der Chemex. Die Qualität der Kaffeebohnen bewegt sich insgesamt auf hohem Niveau. Defekte sind nur in geringer Stückzahl zu erkennen. Das Röstbild ist sehr einheitlich. 
 
Geschmackstest
Der „Patores“ – Guatemala
Der erste Kaffee, den wir getestet haben, ist ein Kaffee aus Guatemala, genauer gesagt, aus der Region Antigua im Süden des Landes. In der besten Kaffeeregion Guatemalas wachsen die Kaffees in einer Höhe von 1300m – 1600m Höhe. Das Klima ist kühl und trocken und der Kaffee ist süß und ausgewogen mit Nuss- Gewürz- und Schokoladennoten. Der „Pastores“ wird gewaschen aufbereitete und liegt in den beiden Varietäten Bourbon und Arabigo vor. 
Unser Eindruck: In Guatemala finden sich die unterschiedlichsten Mikroklimata, von Berghängen bis zu Tiefebenen, die zusammen mit Niederschlag und fetten Böden für geschmackliche Vielfalt sorgen. Rund 270000 Hektar stehen unter Kaffee. Von den nahezu 100000 Erzeugern bewirtschaftet ein Großteil kleine Farmen von zwei bis drei Hektar. Viele Kaffeebauern liefern ihre Ernte an Waschstationen, aber immer mehr Bauern richten sich mittlerweile auch eigene Aufbereitungsanlagen ein, die so genannten „beneficios“. Der Kaffee, der uns zur Verfügung gestellt wurde, ist ein typischer Vertreter der Südregion. Er besticht durch ein ausgeglichenes Aromenbouquet, durch feine Noten von Nuss und durch eine schöne, dezente Zitrusnote. Der Kaffee schmiegt sich weich an den Gaumen und ist im Abgang feingliedrig und angenehm. 
DieKaffeeBild2Der „Kalledevarapura“ - Indien
Der Indien „Kalledevarapura“ wird in der Region Chickmagalur (Bundesstaat Karnataka) im Bababudangiri Gebirge auf einer Höhe von 1300m angebaut. Er liegt in der Varietät „S795“ vor und wird gewaschen aufbereitet. 
Unser Eindruck: In Indien wächst der Kaffee unter Schatten, meist neben anderen Früchten wie Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Nüssen, Orangen, Vanille, Bananen etc. Die rund 250000 Erzeuger sind in überwiegender Zahl Kleinbauern. Der uns vorliegende Kaffee ist ein „typischer“ indischer Kaffee. Er ist körperreich und säurearm, hat dominante Noten von Nussschokolade und einen langen Abgang. Die Röstaromen sind vorhanden, treten aber zu keiner Zeit dominant in den Vordergrund. Auch hier können wir wieder dein Genuss mit Milch empfehlen. 
 
Der Excelso „Coffee Origen“ – Kolumbien
Beim dritten „Testkandidaten“ handelt es sich um einen gewaschen aufbereiteter Arabica aus Kolumbien. Er stammt von Kleinbauern im Süden der Region Huila, wo er in einer Höhe von 1350m – 1900m organisch angebaut wird. Der Rohkaffee liegt in den Varietäten „Caturra“ und „Bourbon“ vor. 
Unser Eindruck: Dieser Kaffee ist voll und körperreich und kommt mit sehr ausgeprägten, fast schon tropisch anmutenden Noten („Fruchtcocktail“ fiel uns im Test als allererstes ein) daher. Dennoch besitzt er eine schokoladige Grundnote, auf der die übrigen Aromen wunderbar präsent aufgesetzt sind. Der lange Abgang weiß zu überzeugen. 
 
Der „Thageini“ AA – Kenia
Kaffee Nummer vier in unserem Test ist ein hell gerösteter Kaffee aus Kenia. Die Bezeichnung „AA“ benennt die Größe der Bohnen, wobei „AA“ die zweitgrößte, „AAA“ die größte Bohne ist. Der Rohkaffee wird auf vulkanischem Boden des Mount Kenya in einer Höhe von 1600m – 1700m im Nyeri County angebaut, gewaschen aufbereitet und liegt in den Varietäten SL 28, SL 34 und Ruiru 11 vor. Angebaut wird der Rohkaffee von der Thage-ini Wet Mill der Aguthi Kooperative, gelegen im Nyeri County in der Nähe des Mount Kenya. Der Kaffee ist ein Projektkaffee zur Unterstützung von diversen Projekten im Bereich von Gesundheit, Bildung und Umweltverbesserung in Kenia. 
Unser Eindruck: In der Region Nyeri herrschen nahezu perfekte klimatische Bedingungen für einen erstklassigen Kaffee: Moderate Niederschläge, ein mineralstoffreicher Boden, ein überwiegend für die Kaffeepflanzen konstantes Klima und ausreichend Sonne, machen die Bohnen zu etwas ganz Besonderem. Daher wundert es nicht, dass auch dieser Kaffee einer der aromatischsten und komplexesten Kaffees unseres Tests ist. Mit seiner Süße und Anklängen an Darjeeling-Tee mag er nicht für den Mainstream bestimmt sein. Dennoch kann er mit seinem mittleren Körper und seiner moderaten Säure absolut überzeugen. Diesen Kaffee empfehlen wir ohne Milch zu trinken, da ansonsten die Aromen etwas untergehen. Angenehm ist sein Abgang und der recht lange Nachhall weiß zu gefallen. 
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: 8,5 von 10 Punkten
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 8,5 von 10 Punkten
 
9Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten uns voll und ganz überzeugen. Alle Kaffees bestechen durch individuelle Stärken, komplexe Aroma-Bouquets und jeweils sehr interessante Geschmacksrichtungen. In Sachen Transparenz, Nachhaltigkeit, Fairness und Qualität bewegt sich „Die Kaffee“ auf hohem Niveau. Die Unterstützung sozialer Projekte hat uns besonders beeindruckt.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Olga Sabristova von der Privatrösterei „Die Kaffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen
 

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