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Weitere Sorten im Test: Bohnenmeister aus Chemnitz

| Marc Heiland | Kaffeewelten
Bohnenmeister2020Bild1Nachdem wir euch im Sommer 2018 die Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ aus Chemnitz in einer Erstvorstellung präsentiert und dabei nicht nur die facettenreichen Kaffees von Matthias Dallinger gelobt haben, sondern auch, dass Dallinger und sein Team besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz legen, ist es nun Zeit, noch einmal zu schauen, was sich seitdem getan hat. Mit fünf weiteren Sorten und Verbesserungen in den von uns erwähnten Punkten, hat die Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ sich erneut einem Test gestellt. Wir waren gespannt, was uns erwartet. Unsere Eindrücke lest ihr im Folgenden.  
Fortschritt statt Stillstand
Bereits 2018 konnten wir die Kaffees von Matthias Dallinger nur loben. Sowohl qualitativ als auch geschmacklich waren die uns damals zur Verfügung gestellten Sorten auf sehr hohem Niveau angesiedelt. In Sachen Transparenz ging allerdings noch ein wenig mehr. Hier hat der Chemnitzer Kaffeeexperte noch eine Schippe draufgelegt und stellt seinen Kunden weitere Informationen zur Verfügung. So sind sämtliche Kaffees nun Projektkaffees, also Kaffees, die soziale Projekte unterstützen. Auch zu den Rohkaffees selbst erhalten wir wichtige Informationen. Beides ist absolut topp! 
 
Zubereitung
Für unseren Test haben wir den Kaffee mit unserer Baratza Sette 270Wi für den Hario-Handfilter und die Chemex sowie der Kalita Wave gemahlen. 
 
Vorstellung und Geschmackstest
Die Text zu den einzelnen von uns getesteten Filterkaffee-Sorten haben wir der Homepage von „Bohnenmeister“ entnommen. Die Eindrücke stammen von uns.
 
Der Filterkaffee aus Nicaragua 
Kaffees aus Nicaragua sind äußerst abwechslungsreich und bestechen durch eine enorme Aromenvielfalt. Von den circa 40000 Kaffeeerzeugern bewirtschaften rund 80% auf 800 bis 1900m Höhe weniger als drei Hektar pro Farm. Das Gros des angebauten Kaffees sind Arabica-Sorten wie Bourbon und Pacamara. Ohne Geld für Chemikalien wird meist biologisch angebaut. So auch beim vorliegenden Rohkaffee der „UCA Miraflor“ (Unión de Cooperativas Multisectoriales Héroes y Mártires de Miraflor). Über die UCA erfahren wir von „Bohnenmeister“ Matthias Dallinger: 
Sie wurde „1990 im Naturreservat Miraflor im Norden Nicaraguas gegründet“. Es handelt sich um einen „Kooperativenverband mit derzeit 12 Basiskooperativen und insgesamt 420 Mitgliedern, davon 43% Frauen“. Die „Basiskooperativen beschäftigen sich insbesondere mit Kaffee (Bio & Fairtrade), Grundnahrungsmittel, Öko-Tourismus und Sozialprojekten. Der Kooperativenverband „UCA Miraflor“ unterstützt die Mitglieder mit technischer Assistenz, Weiterbildungen, Mikrokrediten und der Vermarktung des Kaffees sowie dem Marketing für die Ökotourismus-Projekte.“ Das Projekt „Honey-Kaffee liegt ausschließlich in den Händen von Frauen“. Die „Vermarktung des Kaffees soll unmittelbar dazu dienen, die Kommunen und Gemeinschaften zu unterstützen und das Einkommen der Kaffeebäuerinnen zu erhöhen.“
Der im Naturreservat angebaute Rohkaffee wird in den Varietäten Caturra, Típica, Catuaí und Pacamara in einer Höhe von ca. 1250 Metern komplett unter Schatten gezogen. Meistens wird er washed oder semi-washed aufbereitet. Hin und wieder finden wir auch naturals.
 
Unser Eindruck: Geschmacklich ist dieser Kaffee etwas wirklich Spannendes. Denn er bietet eine Aromenmischung aus Mandeln, Mirabellen und altem Cognac. Hinzu treten zum Teil etwas erdig-nussige Aromen in den Vordergrund, die den Begriff „Wald“ vor dem geistigen Auge auftauchen lassen. Der komplexe Körper und eine dezente, feine Säure runden das Geschmackserlebnis ab. 
 
Der „Nasa Wild“ - Kolumbien
Kolumbianische Kaffees sind meist voll und körperreich und bieten eine Fülle von Noten: von süß, nussig und schokoladig bis zu blumig, fruchtig und beinahe tropisch. Die Berge Kolumbiens erzeugen eine Vielzahl von Mikroklimata, die dem Kaffee einzigartige Charakteristika verleihen. Zwei Millionen Kolumbianer lieben vom Kaffeeanbau. Die meisten von ihnen arbeiten für eine Gruppe kleiner Farmer, aber ca. 650000 sind Erzeuger mit nur ein bis zwei Hektar eigenem Land. Der vorliegende Kaffee stammt von der Finca El Carrizal aus Páez, Tierradentro vom Volk der Nasa. Auf der Finca wird der Rohkaffee in einer Höhe von 1800m angebaut und liegt in den Varietäten Tipica und Caturra vor. 
 
Unser Eindruck: Der Kaffee verbreitet schon beim Mahlen ein tolles, recht intensives Aroma, das sich während des Brühvorgangs noch verstärkt. Die feine Würze und der mittelkräftige Körper wissen absolut zu gefallen. Ein wenig Schokolade ist als Basis zu verzeichnen, eine leichte Süße im Abgang zu erkennen. Insgesamt ein toll komponierter Kaffee. 
 
Bohnenmeister2020Bild2Der „Sheka Forest“ - Äthiopien
Über diesen tollen Filterkaffee erfahren wir, dass es sich um „Arabica Hochlandbohnen aus dem Sheka Forest in Äthiopien“ handelt. „Sheka Forest“ ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Weiter heißt es: „Umweltgerecht sowie sozial, umweltverträglich und ökonomisch nachhaltig angebauter Waldkaffee als Spezialität mit voller Rückverfolgbarkeit (Traceability). Wir setzen auf: Faire, angemessene Preise ohne Zwischenhändler für beste Wettbewerbschancen am Markt, sozialer Mehrwert und optimale Reputation für Ihr Unternehmen. Durch den Sheka Forest Kaffee unserer Kleinbauern tragen Sie zur Reduktion von Armut, soziopolitisch bedingten Kriegen, Instabilität und Fluchtursachen bei und leisten durch eine faire, nachhaltige Handelsbeziehung den Wettbewerb auf eine sozial und ökologisch vertretbare Stufe zu bringen. Die mit uns vertraglich verbundenen Kaffee-Kleinbauern (Small Scale Coffee Farmers / “SSCF”) müssen die Ziele des umweltverträglichen, ökonomischen und sozialen Anbaus im Hochwaldgebiet des UNESCO-Schutzgebietes der Sheka-Region erfüllen. Dazu gehören: Mindestens 50% des natürlichen Urwalds erhalten und/oder aufforsten. Aktiven Beitrag zur Vergrößerung, dem Schutz und der Erhaltung der von der UNESCO ausgezeichneten Kernregion leisten und zudem keine synthetischen Pestizide oder Düngemittel einsetzen.“ Das klingt nicht nur toll, das ist es auch. Denn wer die politische, wirtschaftliche und ökologische Situation Äthiopiens kennt, der weiß, dass jede Hilfe hier dringend benötigt wird – auch beim Kaffeeanbau.
 
Unser Eindruck: Dieser Filterkaffee zeigt einmal mehr, wie facettenreich Kaffees aus Äthiopien, der Wiege des Kaffees, sein können. Von eleganten, floralen, krautigen und zitrusartigen Sorten bis hin zu „Fruchtcocktails“ ist die Bandbreite unglaublich weit gefächert. Dies liegt an den in Wildgärten wachsenden „ethiopean heirloom“-Varietäten, die in ihrer Artenvielfalt eine Menge komplexe Aromen bieten. So bietet auch dieser Kaffee leichte Anklänge von Obst, die sich jedoch erstaunlich zurückhalten. Getragen werden sie von einem Toffeegrundton, der durch filigrane Säuren ergänzt wird. Der Kaffee schmiegt sich wunderbar an den Gaumen an und ist lang anhaltend im Abgang. 
 
Der „Bongabee“ - Kamerun
„Der CAMEROON COFFEE ist qualitativ hochwertiger Bio-Rohkaffee der Sorte Arabica mit der Varietät Java aus den Höhenlagen Kameruns. Die Kaffeebäume wachsen im Gebirge im Nordwesten Kameruns auf 1500–2000 Metern Höhe. Dieses Gebirge liegt auf der Cameroon Vulcanic Line (CVL bzw. Cavoli), die mit ihren mineralreichen Böden und ihrem subtropischen Klima beste Voraussetzungen für den Kaffeeanbau bietet. Zudem wird unser Bergkaffee auf natürliche Weise angebaut.  Das wichtigste an unserem Kaffee ist: Er ist handgepflückt, -verlesen, -gewaschen  und von der Äquatorsonne getrocknet.“
 
Unser Eindruck: Kaffee aus Kamerun kann je nach Anbauregion qualitativ sehr unterschiedlich ausfallen. Der beste Kaffee gedeiht im höher gelegenen nordwestlichen Teil des Landes, in den Regionen Bamileke und Bamoun. In den bewaldeten Gebieten reifen ebenfalls hochwertige Arabicas, die mit einem sanften Geschmack und viel Süße punkten können. Bei den Robustabohnen handelt es sich hingegen meist um eine durchschnittlich gute Qualität, die gern für Mischungen verwendet wird. Der vorliegende Kaffee besitzt eine feine, nie zu dominante Süße und ein recht mildes Aroma. Empfehlen können wir ihn daher sehr gute als sonntäglichen Kaffee, den man mit Freunden bei einem schönen Stück Kuchen genießt. 
 
Der „El Morito“ – Guatemala
Der Rohkaffee für diesen Filterkaffee stammt aus der Region „Nuevo Oriente im Osten des Landes. Er wird auf rund 1600m angebaut und als „natural“ aufbereitet. 
 
Unser Eindruck: Der Kaffee hat tolle, facettenreiche Aromen, ist recht süß und hat Noten von Schokolade und ein wenig Toffee. Mit einer feinen Säure und einem vollen Körper tut sich unglaublich viel auf der Zunge. Ein spannender und interessanter Kaffee. 
 
Fazit: Matthias Dallinger hat mit diesen fünf Filterkaffees erneut gezeigt, wie gut er es versteht, Spezialitätenkaffees zu rösten und ihnen individuelle Noten zu verleihen. Die Projektkaffees sind nicht nur geschmacklich zu empfehlen, sondern aufgrund der sozialen Komponente auch für jeden, der gerne Nachhaltigkeit und Hilfe vor Ort unterstützen 9möchte, ein Pflichtkauf.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Matthias Dallinger von der Kaffeerösterei „Bohnenmeister“ für die zur Verfügung gestellten Testmuster.
 
D. Stappen
 

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