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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeemanufaktur OBENAUF

| Marc Heiland | Kaffeewelten
KaffeemanufakturOBENAUFIn den vergangenen zweieinhalb Jahren, seitdem wir bei inn-joy angefangen haben, kleine Kaffeeröstereien bzw. Privatröstereien und damit auch Röstereien jenseits des alteingesessenen „Mainstreams“ zu präsentieren, sind uns dabei die unterschiedlichsten Karrieren, Lebensmodelle und Typen begegnet. Doch sie alle einte eines: Die Leidenschaft zu wirklich gutem Kaffee und die Freude daran, diese Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen. Dass sich in der „Szene“ auch etliche „Quereinsteiger“ tummeln, haben wir im Laufe der Zeit zu schätzen gelernt. Denn gerade die Quereinsteiger sind es, die – entweder durch ihre Vita, oder dadurch, dass sie in Punkto Kaffee noch so „unbeleckt“ sind – unglaublich tolle und facettenreiche Röstprofile hinbekommen, die aufhorchen lassen und die eigene Kaffeerösterei in den Fokus von uns Journalisten und Kaffeefans rücken, da man sie in der Regel vorher noch nicht oder quasi nur im „Vorbeigehen“ wahrgenommen hatte. Einer dieser Quereinsteiger ist Jens Rettig, Inhaber und Kaffeeröster der Kaffeemanufaktur „OBENAUF“ aus Leipzig, den wir an dieser Stelle euch präsentieren wollen.
 
Die Tasse Kaffee, die Inspirationen schuf
Angefangen hat alles im Jahr 2013. In diesem Jahr saß Jens Rettig bei einem gemütlichen Kaffee zusammen mit dem damaligen deutschen Barista Meister und staunte, wie facettenreich und spannend der Kaffee ihm schmeckte. All das, was er bis dato über Kaffee kannte, wurde durch dieses eine Getränk komplett über den sprichwörtlichen Haufen geworfen. Von da an war Rettig mit dem „Kaffee Virus“ infiziert und wollte selbst lernen, derart tolle Kaffees zu rösten. 
Im Folgenden lernte er bei Dr. Steffen Schwarz im Coffee Consulate Mannheim, besuchte Farmen und unterhielt sich mit Kaffeebauern vor Ort, um sein theoretisches Wissen zu vertiefen und Praxiserfahrungen zu sammeln. Bereits ein Jahr später erschuf Jens Rettig seine Marke „OBENAUF“ und konnte sich 2015/16 über die Auszeichnung „Espresso des Jahres“ in der „Crema“ freuen. 2018 schließlich eröffnete er – nach einem Jahr Aufenthalt in England – mit seiner Partnerin Anne, die Rösterei „OBENAUF“ in Leipzig. Eine tolle Karriere, wie wir finden…
 
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns jetzt einmal die Verpackungen an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Die Beutel bestehen aus einer Papierverpackung mit wiederverschließbarem Zip-Verschluss. Jede Verpackung kommt mit einem Standboden daher, sodass die Verpackung bequem hingestellt werden kann, um den Kaffee portionsweise entnehmen zu können. Das Kunststoffventil (Vakuumventil) ist natürlich mit dabei.
Auf der Vorderseite der Verpackung finden wir den Namen der Rösterei und den Namen des Kaffees. Darüber hinaus gibt es alle wichtigen Informationen für den Kunden wie das Herkunftsland des Rohkaffees, den Namen des Produzenten bzw. der Farm, die vorliegende Varietät und die Aufbereitung des Rohkaffees sowie ein Hinweis, dass es sich um direct trade-Kaffee handelt. Die Mengenangabe wurde mit einem Stempel nachgeprägt. Auf der Rückseite lesen wir das MHD. Lediglich das Röstdatum wurde leider nicht mit auf die Verpackung gebracht. Weitere Informationen zu den einzelnen Sorten finden wir auf der Homepage im Blog von „OBENAUF“.
Zur Qualität des Kaffees lässt sich sagen, dass das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten sehr homogen ist. Defekte sind nur wenige zu finden. Generell wurden die Filterkaffee-Sorten recht dunkel geröstet.
 
Zubereitung
Für unseren Test haben wir den Kaffee mit unserer Baratza Sette 270Wi für den Hario V60 Handfilter bzw. die Chemex gemahlen.
 
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Für den Geschmackstest hat uns Jens Rettig die drei Filterkaffee-Sorten „Baba Budan“ aus Indien, „Agua Limpa“ aus Brasilien sowie „Temple Mountain“ aus Indien zur Verfügung gestellt. 
 
Der Filterkaffee „Baba Budan“
Der erste unserer „Testkandidaten“ stammt aus Indien, genauer gesagt aus der Region Baba Budan Giri Hills von der Estate Balehonnur der Familie Mammen. Der Rohkaffee wird auf der Farm in den Varietäten „SLN 274“ und „Old Paradenia“ angebaut und „fully washed“ aufbereitet. Der Rohkaffee wächst ausschließlich unter Schatten zwischen verschiedenen anderen Baumarten. Dies sorgt nicht nur für einen besseren Wuchs der Kaffeebäume, sondern auch dafür, dass der Rohkaffee die Noten der anderen Bäume mit annimmt. 
 
Unser Eindruck: Der Kaffee wird mit den Schlagwörtern „kräftig, säurearm, vollmundig“ mit Noten von Popcorn beschrieben. Diese machen sich bereits beim Öffnen der Verpackung in der Nase breit. Da merkt man schon: Der Kaffee geht nach vorne, der zeigt klar, was er kann. Während des Mahlvorgangs verstärken sich die würzig-intensiven Noten und eine gewisse Tabak-Beinote fügt sich hinzu. Aufgebrüht schmeckt der Filterkaffee sehr intensiv und macht sich dominant im Mund breit. Der lange Abgang bringt gute, aber nicht zu übertriebene Röstaromen mit sich. Lässt man den Kaffee eine Weile stehen, kommen die Tabaknoten deutlich zum Tragen. Wer sowas mag, wird hier viel Freude finden. Uns hat der Kaffee sehr gut geschmeckt. 
 
Der Filterkaffee „Aqua Limpa“
Wie bereits eingangs erwähnt, wurde die Espresso-Variante dieses Kaffees von der Crema im Jahr 2016 zum „Espresso des Jahres“ in der Leserwahl auserkoren. Dieser Kaffee stammt aus Brasilien, von der Fazenda „Agua Limpa“, die von Walter und Ednilson Dutra in Manhuacu Minas Gerais geführt wird. Dort wird der Rohkaffee in einer Höhe von rund 1200m unter anderem in der Varietät „Catuai 785“ angebaut und „pulped natural“ aufbereitet. 
 
Unser Eindruck: Der brasilianische Kaffee wird mit den Stichworten „fruchtig“ und „würzig“ angekündigt. Geschmacklich ist der Kaffee angenehm fruchtig, hat einen nicht allzu vollen Körper mit Anklängen von Steinobst und besitzt eine mittlere Säure, die angenehm an der Zunge prickelt. Der recht lange Abgang bringt noch ein paar Kakaonoten zum Vorschein. Die feine Würze unterstützt den angenehmen Geschmack. Ein wirklich toller Filterkaffee.
 
Der Filterkaffee „Temple Mountain“
Zum Abschluss unseres kleinen Tests geht es noch einmal zurück nach Indien. Dort, in der Region Baba Budan, baut Jacob Mammen auf der Farm Temple Mountain den Rohkaffee in der Varietät „Catimor“ an. Der Kaffee wird „fully washed“ aufbereitet. Noten von Steinobst, Pfirsich und Aprikose werden hier angekündigt. 
 
Unser Eindruck: Der Filterkaffee ist sehr fein ausbalanciert. Er überzeugt durch eine schöne Struktur, angenehme Säure und dennoch einen kräftigen Körper. Die Anklänge von Obst sind klar zu erkennen. Der recht lange Abgang bringt einige Röstaromen mit sich, die jedoch zu keiner Zeit als störend empfunden werden. Den Kaffee können wir als Sonntagskaffee ebenso empfehlen wie in geselliger Runde mit netten Freunden.
 
Fazit: Jens Rettig und sein Team haben mit ihren drei Kaffeesorten fein komponierte Kaffees im Angebot, die uns überzeugt haben. Hoffen wir, dass in Zukunft noch weitere Sorten hinzukommen werden. In Punkto Qualität, Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness gibt uns Jens Rettig viele Informationen, sodass im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung weitgehend der Weg von der Pflanze zur Tasse nachvollzogen werden kann. Daher können wir euch den Kaffee der Kaffeemanufaktur „OBENAUF“ absolut empfehlen. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
 
Qualität: 9 von 10 Punkten
 
9Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten
 
Geschmack: 9 von 10 Punkten
 
Transparenz: 9 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Jens Rettig von der Kaffeemanufaktur „OBENAUF“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen
 

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