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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Maycoffee

| Marc Heiland | Kaffeewelten
MaycoffeeBild1Baden-Württemberg hat sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Hochburg der Spezialitätenkaffee-Röstereien gemausert. Viele renommierte Unternehmen haben dort ihre Wurzeln, einige von ihnen sind bei uns mittlerweile fester Bestandteil unserer „Kaffeewelten“. Heute wollen wir euch einen weiteren Spezialitätenkaffee-Röster und seine Rösterei präsentieren. Die Rede ist von „Maycoffee“ aus Herrenberg zwischen Stuttgart und Tübingen.  
 
Eine facettenreiche Reise – nicht nur beim Kaffee
Schaut man sich die Internetpräsenz von Kevin Bandel, Inhaber von „Maycoffee“ an, fällt auf, dass diese sehr schlicht gehalten ist. Nur eine Handvoll Fotos zieren die Homepage – mitten drin, Kevin Bandel. Über ihn erfahren wir, dass er schon im Bereich der Gastronomie groß wurde und mit einer Ausbildung zum Koch begann, die er erfolgreich absolvierte, aber von da in die Welt der Getränke wechselte. Dort bildete er sich als Barkeeper und Barista fort. Bis heute fährt Bandel hier sozusagen zweigleisig. Zum einen ist er seit 2014 Geschäftsführer der „Kevin Bandel Cocktails“, zum anderen führt er „Maycoffee“ seit 2019, die aus der „Herrenberger Privatrösterei“ entstanden ist. Neben dem Rösten und dem Verkauf von Kaffee setzt Kevin Bandel auf Kaffee-Catering, den Verkauf und die Wartung von Kaffeemaschinen und Seminare und Schulungen. Seit vergangenem Jahr bietet Bandel auch seinen hauseigenen „Bio coffee-GIN“ an. Ihr seht also: Hier ist Vielseitigkeit angesagt. 
 
Übersicht über das Sortiment
Aktuell (Stand 01/22) hat „Maycoffee“ 2 Light Roast (hellgeröstete) Filterkaffees, 10 Medium Roast (mittlerer Röstgrad) Kaffees und 6 Espressi im Sortiment. Die Sorten können in verschiedenen Mahlgraden oder als Ganze Bohne erworben werden. Verkauft werden die Sorten zu je 500g, was recht untypisch, verglichen mit den Mitbewerbern ist. Interessanterweise kamen unsere Proben in einer 250er-Verpackung in der Redaktion an.
 
Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test haben wir von Kevin Bandel insgesamt sechs Sorten zugeschickt bekommen. Dies sind ein Microlot-Projekt-Kaffee aus Peru, die beiden Espressi „Black Tiger“ und „India“ sowie die nach eigener Zählweise nummerierten Filterkaffees „No. 2 (Nicaragua)“, „No. 5 (Äthiopien)“ und „No. 15 (Brasilien)“. 
Auffällig an den Verpackungen, die allesamt in schwarz daherkommen und sich lediglich durch das Label farblich unterscheiden, ist, dass auf den typischen Standboden bei der Wahl der Verpackung verzichtet wurde. Dies ist insofern unpraktisch, da der Kaffee nicht portionsweise bequem entnommen werden kann. Aufgrund eines fehlenden Zip-Verschlusses müsst ihr den Kaffee mit einem eigenen Verschluss nach dem Verbrauch wiederverschließen oder in ein Gefäß geben. Hat man mehrere Sorten gekauft, nimmt das Ganze dann unnötig viel Platz weg. Hier sehen wir Optimierungsbedarf. 
Ansonsten finden wir auf der Vorderseite der Verpackung den Namen des Kaffees, Angaben, wie sich der Kaffee zusammensetzt und eine kurze Zusammenfassung des Charakters. Während beim Microlot die Herkunft bekannt ist, fehlen die Angaben bei den Espressi beispielsweise völlig. Last but not least gibt es noch Informationen zu den empfohlenen Zubereitungsarten. Das Röstdatum wird leider nicht genannt, lediglich das MHD ist auf der Rückseite zu finden. Das greift ein klein wenig kurz. Rückseitig gibt es das obligatorische PR-Sprech, was sehr allgemein gehalten ist (mit Ausnahme des Projektkaffees), die Kontaktdaten, Chargennummer und die Füllmenge – das war’s. 
Weitere – und vor allem genauere – Angaben gibt es dann auf der Homepage zu jeder Sorte. Hier sind Informationen zum Anbau, zu den vorliegenden Varietäten und zur Aufbereitung zu finden. Leider ist nicht bei jeder Sorte exakt nachzulesen, von welcher Fazenda, Finca oder Kooperative der jeweilige Rohkaffee stammt. Immerhin wissen wir den Rohkaffee in guten und erfahrenen Händen, da er über cumpa importiert wird! 
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270W für die Espressi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, im Kaffeevollautomaten und im Siebträger. 
Das Bohnenbild der von uns getesteten Sorten ist gut, Defekte und ungleiche Röststufen sind nur ganz gering auszumachen.
 
Der Espresso "INDIA " BIO
Bei unserem ersten Test-Espresso handelt es sich um einen BIO-Espresso aus Indien. Weiter ins Detail geht Kevin Bandel nicht. Es wird noch erwähnt, dass es sich um einen Direct Trade handelt und der Espresso als limitierte Edition vorliegt. Immerhin: Der Espresso wurde (sowie sein „Kollege“, der „Black Tiger“) im CREMA Magazin in der Rubrik „Bohnen, die lohnen“ vorgestellt. 
Unser Eindruck: Ein ordentlicher Espresso, der mit einer Tabaknote und vollem Körper sowie einer Basis von Zartbitterschokolade punktet. Die Crema steht recht lange und sauber und im Abgang hallt der Espresso noch einige Zeit nach. 
 
MaycoffeeBild2Der Espresso "BLACK TIGER"
Eine Nummer stärker ist dann dieser Espresso. Für mein Empfinden schon etwas überröstet, bietet Kevin Bandel uns hier einen „klassischen“ Espresso, mit dem das italienische Kultgetränk in Reinform nachempfunden wird. Auch hier fehlen wieder die detaillierten Angaben. 
 
Medium Roast
Peru MICROLOT - Projektkaffee
Der Rohkaffee der vorliegenden Sorte stammt aus Peru, genauer gesagt, aus dem Distrikt. Wie wir erfahren, haben die dort ansässigen „Bauern in der Vergangenheit Coca angepflanzt, um überleben zu können. Dies hatte Terror, Krieg und Leid zur Folge, daher gibt den Bauern die dortige Cooperative zusammen mit cumpa eine neue Alternative.“ Mit dem Erwerb des Kaffees unterstützt ihr also das Projekt mit, was wir natürlich sehr begrüßenswert finden. 
Der Rohkaffee wächst in einer Höhe von rund 1350m über dem Meeresspiegel, Monzón liegt entlang des gleichnamigen Flusses. Verantwortlich für die Kaffee-Kultivierung ist Yordy Baylon, der seit rund sechs Jahren erfolgreich den Kaffee anbaut. Gemeinsam mit einigen Freunden, hat er eine kleine Assoziation gegründet, um den Kaffee vor Ort weiter veredeln zu können. Direct Trade über cumpa macht es ihm leichter, internationale Aufmerksamkeit zu erhalten und im Markt der Spezialitätenkaffees Fuß zu fassen. 
 
Unser Eindruck: Der Kaffee wird im Tassenprofil mit „Samtig weiche(r) Schokonote mit feiner karamelliger Süße angegeben. Dem können wir absolut zustimmen. Die Schokoladennote nimmt man bereits beim Öffnen der Verpackung wahr. Während des Aufbrühens verstärkt sie sich und die begleitende Karamellnote kommt zum Vorschein. Eine ganz feine Würze schwingt mit und der recht lange Abgang weiß zu überzeugen. Vom Körper her bewegt sich der Kaffee im mittleren Bereich. Ein schöner Terrassenkaffee für ein gemütliches Miteinander. 
 
Medium Roast-Kaffees
No. 5 Äthiopien BIO
Äthiopien gilt für die meisten als Wiege des Kaffees. Hier wächst Kaffee noch heute stellenweise so, wie vor über 200 Jahren: In Wildvarietäten, den sogenannten „Ethiopean heirloom“ in Kaffeegärten. Zu den beliebtesten und größten Gebieten des Kaffeeanbaus gehören unter anderem Sidamo, Yirgacheffe, Harar, Limu und Djimmah. Äthopien selbst verfügt zwar nicht viele Kaffeefarmen, dennoch leben rund 15,5 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau, seiner Ernte und dem Export. Das Land verfügt über eine einzigartige Vielfalt an Sorten und Arten, von denen bis heute noch nicht alle identifiziert wurden. Die Kaffeeernte erfolgt in der Regel per Hand, die Aufbereitung gewaschen oder trocken. 
 
Unser Eindruck: Das Tassenprofil wird mit „Typisch äthiopische(r) Fruchtnote beschrieben, worunter sich möglicherweise nicht jeder gleich etwas vorstellen kann, sowie einem guten Körper und schöner Süße. Die Fruchtnote können wir in etwa mit Fruchtcocktail (Maracuja, Grapefruit, Blaubeere oder Ananas) bezeichnen. Das muss man natürlich auch mögen. Ein wenig floral sind die Kaffees auch oftmals ausgebildet (oder auch „krautig“). Dies gilt auch für den vorliegenden Kaffee. „Fruitpunch“ würde man hierzu wohl sagen, denn die Fruchtbowle (ohne Alkohol!) ist hier ganz klar und deutlich zu erschmecken. Nach hinten raus kommen Anklänge von Litschi mit zum Tragen. Ein interessanter und komplexer Kaffee, auf den man sich einlassen sollte.
 
No. 15 - Brasilien Fazenda Lagoa
Denkt man als Kaffeekenner an Kaffee aus Brasilien, so kommen einem vier Gegenden in den Sinn, aus dem der Rohkaffee stammen kann: Cerrado, Sul de Minas bzw. Minas Gerais (Bundesstaat) / Matas de Minas und Sao Paolo sowie Bahia. Gemeinsam haben die Regionen, dass sie allesamt im Südosten Brasiliens zu finden sind. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ist dieser Bereich des Landes für facettenreiche Kaffees prädestiniert. Der Rohkaffee stammt von der rund 400 Hektar großen „Fazenda Lagoa“ und wird dort auf einer Höhe von 900-1200m angebaut sowie handgepflückt. Da die Fazenda umrahmt von Regenwald ist, ist das Klima entsprechend optimal. 
 
Unser Eindruck: Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen recht milden, harmonisch-ausgewogenen Kaffee, der eine leichte Süße besitzt, sowie einen lange anhaltenden schokoladigen Nachgeschmack bietet. Da schmeckt man die Sonne Brasiliens. 
 
Light Roast
No.2 - Nicaragua "Flores del Café"
Bei „Flores del Café“ handelt es sich um einen Projektkaffee, der ausschließlich von Frauen erwirtschaftet wird. Ziel des „Women´s Fund Projects“ ist es, den Frauen durch Unterstützung Kleinstkredite zu ermöglichen, um vor Ort Maschinen, Bewässerungssysteme etc. kaufen zu können. Ebenfalls kann so die Lebensqualität der Familie verbessert werden. Traditionell geben Väter ihren Söhnen das Ackerland weiter. Durch den Erwerb können Frauen nun auch das Land ihren Töchtern weitergeben. Angebaut wird der Kaffee in einer Höhe von 1100m bis 1400m und ist somit ein „Hochlandkaffee“. Die Ernte erfolgt per Hand. Verantwortlich zeichnet die Kooperative Aldea. Der Rohkaffee liegt in den Varietäten Cattura, Bourbon und Catuai vor. 
 
Unser Eindruck: Der „Flores del Cafe“ begeistert durch eine leichte Säure und eine enorme Fülle an Aromen. Der „Allrounder“ versteht sich ebenso gut als Filter, wie auch als Espresso. Samtig weich liegt er sehr angenehm im Mund und bietet einen klaren, nicht überladenen Abgang. 
Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten uns größtenteils überzeugen, wobei die Espressi qualitativ bzw. geschmacklich abfallen. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet man schon eine ganze Menge. Hier ist cumpa ein guter Partner in Sachen Kaffeeimport. Die Transparenz ist hier und da gelungen, sollte aber weiter verbessert und ausgebaut werden. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 8 von 10 Punkten
8Fairness und Nachhaltigkeit: 7 von 10 Punkten
Geschmack: 8 von 10 Punkten
Transparenz: 7 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Kevin Bandel von der Kaffeerösterei „Maycoffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen
 

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