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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Suedhang

| Marc Heiland | Kaffeewelten
SuedhangLogoDie Corona bedingten Lockdowns haben in den vergangenen Jahren viel mit uns gemacht. Während die meisten von uns mit der von außen her verordneten Ruhe einen völlig neuen Alltag erfahren konnten bzw. mussten, andere Schicksalsschläge verkraften mussten, haben einige die Chance genutzt, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken – bewusst oder unbewusst. Heraus gekommen sind immer wieder interessante „Lebenslinien“, die – nicht selten – für die Beteiligten spannend, herausfordernd und zugleich anstrengend aber auch befreiend gewesen sind.  
 
Zu dieser Gruppe gehören Martin und Robin, die Gründer der Kaffeerösterei „Südhang“ aus Tübingen im Herzen Baden-Württembergs. Doch nicht nur die Umstände, welche die beiden zusammengeführt haben (die Männer haben sich auf dem Spielplatz während des Sandburgenbaus ihrer Kinder kennengelernt!), sind spannend; auch ihre Ideen, die sie mit ihrer eigenen Rösterei verbinden, versprechen viel. Denn ihre Kaffeerösterei sollte „gläsern“ sein, also in Sachen Transparenz alles offenlegen, damit sich potenzielle Kunden ein Bild machen können, wie ihre Prinzipien – nicht nur sehr guten Kaffee anzubieten, sondern auch die „ethischen und ökologischen Standards“ einzuhalten und in allen Bereichen noch zu übertreffen. Ob das Ganze auch gelungen ist, klären wir im Test.
Vor gut zwei Jahren lernten wir – der Kaffeeexperte Robin und der Unternehmer Martin – uns auf dem Spielplatz kennen. Während unsere Kinder Sandburgen bauten, fantasierten wir über eine gemeinsame Kaffeerösterei. Aus der Vision wurde SUEDHANG. Die Eröffnung erfolgte direkt nach dem ersten Lockdown 
 
Transparenz auf allen Ebenen
Nicht nur die „Großen“ auf dem Markt, die mit „The Pledge“ sich dazu verpflichtet haben, alles offen zu legen, was mit dem Kaffee „vom Strauch bis in die Tasse“ passiert und damit die ethischen Grundsätze für jeden klar nachvollziehbar zu machen, setzen immer mehr auf Nachhaltigkeit, Fairness und eben auf Transparenz. Auch kleinere Kaffeeröstereien wagen den Schritt und stellen sich und ihr Geschäftsmodell der breiten Öffentlichkeit. Denn im Gegensatz zu den Industrieröstereien, die sich seit Jahr und Tag nebulös und mit viel PR-Blabla recht mundfaul geben, was den wahren Ursprung ihres Kaffees anbelangt, mit für die Kaffeebauern schier unerschwinglichen Siegeln prahlen und so eine gute Qualität vorgaukeln, haben die Spezialitätenkaffee-Röstereien in den meisten Fällen nichts zu verbergen. 
Und so ist es auch bei „Südhang“. So arbeiten sie beim Import mit bekannten Größen wie Cumpa aus Tübingen und den Hamburgern von Plotcoffee zusammen. Hierdurch können bessere Bezahlungen für die Kaffeebauern garantiert werden. Auf Zertifizierungen verzichten sie aus den eben genannten Gründen völlig. Auf ihrer Homepage listen sie ihre Ausgaben, in ihrer „Zeitung“ namens „Blatt 1“ die Zusammensetzung des Verkaufspreises ihres Kaffees, auf.
 
Übersicht über das Sortiment
Aktuell (Stand 02/22) hat „Südhang“ 5 Espressi und 7 Filterkaffee-Sorten sowie einen entkoffeinierten Omniroast im Sortiment. Auch ein Abo ist möglich. Auf der äußerst interessant gestalteten, da wie eine Zeitung aussehenden Homepage finden wir – wie auch auf den Verpackungen der jeweiligen Sorten – ausführliche Beschreibungen zu den Kaffees bzw. Espressi. 
 
Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test hat uns die Kaffeerösterei „Südhang“ die beiden Sorten „Bella Vista – Guatemala Antigua“ und „Ayla Bombe – Äthiopien“ zur Verfügung gestellt.
Die Kaffees und Espressi kommen in einer Standboden-Verpackung daher, sodass der Kaffee leichter und öfter zu entnehmen ist. Verschlossen werden kann er mittels beigefügter Klammer. Auf Aluminium oder andere Materialien wird bei der Herstellung der Verpackungen bewusst verzichtet. Bis auf die Tackernadeln, mit denen das Label befestigt ist, wurde die gesamte Verpackung aus Papier gefertigt. 
Auf der Vorderseite finden wir – recht klein und eher unscheinbar - das Logo der Kaffeerösterei „Südhang“. Dazu kommen der Namen des Kaffees bzw. des Ursprungslandes oder – im Falle eines Blend – der Ursprungsländer, ein Tassenprofil in Stichworten und die Füllmengenangabe. Auf den Seiten sind die Kontaktdaten und das MHD sowie umfangreiche Angaben zur Anbauregion des Rohkaffees, der Farm / dem Farmer, der Anbauhöhe, den Varietäten, den Bodenbedingungen, der Erntemethode, der Erntezeit und der Aufbereitung zu finden, also all das, was im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung wichtig ist. Last but not least finden wir auf der Rückseite noch ein paar Sätze zum Ursprung des Kaffees. 
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade. Handmade ist eben auch hier das Nonplusultra. Zubereitet haben wir die beiden Sorten im Hario V60 Handfilter nach den Standards. 
 
Geschmackstest
SuedhangBellaVistaDer „Bella Vista"
Unser erster Testkaffee stammt aus Guatemala, genauer gesagt, aus Antigua, wo er auf der Farm „Bella Vista“ in einer Höhe von rund 1500m angebaut wird. Der Kaffee liegt in den Varietäten Bourbon, Caturra und Villa Sarchi vor und wird gewaschen aufbereitet. 
Die Hacienda Carmona, zu welcher die Farm Bella Vista gehört, befindet sich seit über 100 Jahren im Besitz der Familie von Maria Zelaya. Sie wurde von Marias Großvater gekauft. Nach dem Tod seines Großvaters ging die Farm an Marias Mutter über und nun ist Maria die Besitzerin der Hacienda Carmona in dritter Generation.
Luis Pedro Zelaya baut seit vielen Jahren Spezialitätenkaffee an, nachdem er zuvor in breiter Masse produziert hatte. Von den 675 Hektar, die als Gesamtfläche der Familie zur Verfügung stehen, wird auf knapp über 100 Hektar Kaffee angebaut. Dank des vulkanischen Bodens und des guten Klimas sind die Bedingungen für den Kaffee optimal. 
Die Familie betreibt auf der Farm eine eigene Mühle zur Verarbeitung der Kaffeekirschen. Dadurch spart sie die zusätzlichen Kosten für eine Kooperative. 
 
Unser Eindruck: Bereits beim Öffnen der Verpackung strömt ein intensives Bouquet in die Nase. Noten von Obst und Schokolade sind deutlich wahrzunehmen. Während des Aufbrühens verstärkt sich das Ganze noch einmal. Im Mund schiebt sich die Nussschokolade als Basis angenehm in den Vordergrund. Auf ihr setzten sich Noten von Limette, Kirsche und ein wenig Grapefruit auf und bilden eine wunderbare Melange von fruchtigen Aromen, ohne, dass der Kaffee dabei zu süß oder sauer daherkommt. 
 
Der „Ayla Bombe“
Der Rohkaffee für diese Sorte stammt aus Äthiopien, genauer gesagt aus Sidamo (Region Bensa Woreda), wo er in einer Höhe von 1900 bis 2100m in der Varietät Kurume angebaut wird. Verantwortlich zeichnen sich diverse Kleinbauern, die ihren Kaffee zur Waschstation „Testi Ayla“ bringen. Diese wiederum wird von Testi Trading betrieben und verwaltet. Der natural aufbereitete Rohkaffee wird einer 48stündigen Fermentation unterzogen, wodurch die feinen Aromen noch besser ausgebaut werden.
 
Unser Eindruck: Fruchtig-floral, wie man es von vielen Kaffees aus Äthiopien, der Wiege des Kaffees, kennt, ist auch dieser Kaffee. Mit Noten von Bergamotte, Blaubeere, aber auch Mango und Steinobst handelt es sich um einen außergewöhnlichen Kaffee, der sich jenseits des Mainstream aufhält und auch nicht für den „Massengeschmack“ gedacht ist. Die SCA bewertete in der Vergangenheit den Rohkaffee mit durchschnittlich 88-90 Punkten. 
 
Fazit: Die von uns getesteten beiden Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt überzeugt. Neben dem eher klassisch schmeckenden „Bella Vista“ ist es der „Ayla Bombe“, der das typische Kaffeeprofil durchbricht und von diversen Mitbewerbern abhebt. Schade, dass wir nicht eine größere Übersicht für unseren Test erhalten haben…
 
In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet man mehr als manch anderer Röster und auch die Transparenz wird groß geschrieben. Von der Qualität des Kaffees her beweist „Suedhang“, dass es nicht immer ein „Cup of Excellence“-Gewinner sein muss, um Spitzenkaffee zu bieten. Insgesamt gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
 
Qualität: 9 von 10 Punkten
 
9Fairness und Nachhaltigkeit: 8,5 von 10 Punkten
 
Geschmack: 8,5 von 10 Punkten
 
Transparenz: 9 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Florian Mayrhofer von der Kaffeerösterei „Suedhang“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen
 

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