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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Herzog Kaffee Röstwerk

| Marc Heiland | Kaffeewelten
RoestwerkBild1Der Schwarzwald. Für Millionen Menschen auf der ganzen Welt eines der Symbole von Deutschland. Kaum ein anderes Gebiet kann mit derart wunderschönen und verschiedenen Landschaften aufwarten, hat eine so reiche Flora und Fauna und bietet so viele historische Sehenswürdigkeiten, wie der Schwarzwald. In Ettlingen, im Nordschwarzwald, befindet sich das „Tor zum Schwarzwald“ mit seiner wunderschönen „Alb“, einem imposanten und naturklaren Fluss, an dem sich das „Albtal“ anschließt. Knapp zehn Kilometer von Ettlingen entfernt, liegt Waldbronn. Und inmitten der Gemeinde befindet sich „Herzog Kaffee Röstwerk“, eine Kaffeerösterei, die international im Jahr 2019 zum Gewinner des „Liberica Coffee“ in der Kategorie „best flavour“ gekürt wurde und hierzulande zweimal  hintereinander den ersten Platz im Feinschmecker-Magazin „falstaff“ erreichen konnte:
Einmal in der Kategorie „beliebteste Rösterei in Baden“ und einmal als beliebteste Rösterei in Baden-Württemberg. Bei so viel nationalem und internationalem Lob mussten wir natürlich auch unsere Fühler ausstrecken und die Kaffeerösterei „Herzog Kaffee Röstwerk“ in unsere „Kaffeewelten“ aufnehmen. Und hier folgt unser – wie immer offener, ehrlicher und kritischer – Test.  
 
Geballtes Fachwissen
Für diejenigen, die die Kaffeerösterei noch nicht kennen, kommt hier eine Kurzvorstellung. So lesen wir auf der ansprechend gestalteten Homepage, die für jedes Unternehmen die Visitenkarte ist: „Leidenschaft für Kaffee, Experimentierfreude und Transparenz - diese Begriffe zeichnen unsere Manufaktur in Waldbronn aus. Mit unserem Angebot an ausgesuchten Parzellenkaffees von kleinen Kaffeefarmen in Mexiko, Brasilien, El Salvador, Guatemala und Indien bieten wir Ihnen erstklassige und einzigartig geröstete Kaffees mit unverwechselbaren Geschmacksprofilen.
 
Zahlreiche nationale und internationale Küchenchefs der gehobenen Gastronomie sowie Hoteliers und Sterneköche der Extraklasse - in Hamburg, Frankfurt, Andernach, München oder im Schwarzwald - vertrauen mittlerweile auf die einzigartige Qualität unseres Kaffees. Darauf sind wir besonders stolz. Als besonderen Service können Kunden bei uns ihren ganz individuellen Kaffee kreieren lassen: von der eigenen Parzelle, mit eigenem Röstprofil bis hin zu einem eigenen Label auf dem Kaffeesack. Natürlich umfasst das Angebot von Herzog Kaffee auch einen umfangreichen, kompetenten Service bei allen Fragen rund um das Thema Kaffee. Ob Kaffee Degustation, Espresso-Seminar, Barista-Schulung oder exklusives Coffee Catering.“
Das klingt ja schon einmal recht vielversprechend. Wer hinter dem Namen „Röstwerk“ steckt, erfahren wir in der Vorstellung der beiden Protagonisten – dies sind: 
 
Sven Herzog
Der ausgebildete Coffeologe und Coffee Connaisseur Sven Herzog bezeichnet sich selbst als dem Kaffee verfallen und detailverliebt. Diese Leidenschaft für den Kaffee, kombiniert mit seiner jahrelangen Gastronomieerfahrung macht ihn zum kompetenten Ansprechpartner bei allen Fragen rund um das Thema Kaffee. Er liebt die Entdeckung kulinarischer Spezialitäten, ist ständig auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen und weiß, worauf es in der gehobenen Gastronomie ankommt.
Wenn es um die Auswahl der richtigen Kaffeesorte oder die Erstellung eines persönlichen Geschmacksprofils geht, berät er seine Kunden kompetent und findet so gemeinsam mit ihnen heraus, welcher Kaffee am besten zu ihnen passt.
 
Jochen Ludat
Ästhetik beschäftigt Jochen Ludat weit über seinen Ausbildungsberuf als Zahntechniker hinaus. Mit dem Wort verbindet der anthroposophisch angehauchte Enthusiast heutzutage vor allem das Kaffeerösten. Sinnliche Wahrnehmung mit der Vision der perfekten Röstung verhelfen ihm zur inneren Genugtuung.
Ihr seht: Zwei Männer, mit Erfahrung. Schauen wir weiter. Angaben zu den Rohkaffees gibt es auf der Homepage (demnächst auch auf den Verpackungen als QR-Code, was wir sehr begrüßen). Auch mit dem Thema „Direct Trade“ befasst man sich und versucht, so viel als möglich dort zu realisieren. 
 
Übersicht über das Sortiment
Aktuell (Stand 02/22) hat die Kaffeerösterei 24 Espressi und 31 Filterkaffee-Sorten im Sortiment.  Die Sorten werden in 250g oder 500g (nicht bei allen Sorten) abgepackt. 
 
Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test wurden uns die Filterkaffee-Sorten „Il Barone“, „Baghira Royal“, „Gato“, „Falmingo“ und der limitierte „Rothaus Black Forest Single Malt Whisky Kaffee“ zur Verfügung gestellt. 
Alle Sorten kommen in einer Standboden-Verpackung daher, sodass der Kaffee leichter und auch häufiger zu entnehmen ist. Die Beutel sind wiederverschließbar. Aus Gründen des Umweltschutzes wurde auf große Labels verzichtet. Stattdessen hängt ein kleines Label am Verschluss, was wir als ein wenig unpraktisch finden, da beim Öffnen des Beutels das Label abfällt und nicht wieder aufgesetzt werden kann. Probiert ihr – wie in unserem Fall – mehrere Sorten, werdet ihr schnell die Übersicht verlieren, da die Beutel ansonsten komplett in schwarz gehalten sind und keinen Aufdruck mit Hinweisen auf die Sorte bieten. Doch auch hier ist man "auf Zack" und aktualisiert derzeit die Logos. 
Auf der Rückseite der kleinen Labels finden wir Angaben zum Tassenprofil, der Aufbereitung sowie der Bohnenqualität. Einige Sorten bieten Hinweise zum genaueren Ursprung des Rohkaffees und ab und an die Varietäten. Auf dem Boden des Beutels ist das MHD zu finden. 
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter und im Kaffeevollautomaten als Milch-Mischgetränke. 
 
Geschmackstest
Der "Rothaus Black Forest Single Malt Whisky Kaffee"
Der Rohkaffee wurde über einige Tage in einem Whisky-Fass der Staatsbrauerei Rothaus gelagert, welches vorher mit dem bekannten "Rothaus Black Forest Single Malt Whisky Kaffee" belegt war. Durch die Lagerung im Fass haben die Kaffeebohnen die Aromen des Whiskys aufgenommen. Nach der Lagerung wurde der Kaffee von unserem Röstmeister Jochen Ludat im Trommelröstverfahren schonend geröstet. Beim Öffnen der Kaffeepackung strömt ein angenehmer Whiskyduft durch den Raum. Und auch ein interessanter Whiskygeschmack bleibt im Kaffee erhalten.
Beim verwendeten Premium-Rohkaffee handelt es sich um einen 100% Coffea Canephora aus Indien. Wie alle Kaffees vom Röstwerk HerzogKaffee beziehen wir auch diesen Kaffee aus direktem Handel. Durch die Hitze beim Rösten ist kein Alkohol mehr im Kaffee enthalten.
 
Unser Eindruck: Welch ein fulminanter Start! Da hat man uns nicht zu viel versprochen. Der Kaffee verströmt schon beim Öffnen der Verpackung ein intensives Bouquet von Rosinen und Rum, das beim Aufbrühen noch verstärkt wird. Im Mund machen sich diverse fruchtige Noten bemerkbar und der volle Körper liegt angenehm auf der Zunge. Im Abgang bleibt der Kaffee mit langem Nachklang. Auch mit Milch schmeckt der Whiskey Kaffee wunderbar und die Aromen werden von der Milch nicht überlagert. Ein wenig abgekühlt arbeiten sich die Noten von Schokolade deutlicher hervor – absolut toll! Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber wenn ihr euch darauf einlassen könnt, werdet ihr definitiv nicht enttäuscht. 
 
RoestwerkBild2Der „Baghira Royal“
Der zweite Kaffee, den wir für euch testen durften, ist der „Baghira Royal“. Hierbei handelt es sich um einen zu 100% aus Coffea Canephora bestehenden Kaffee, der aus dem Norden Indiens stammt. Er liegt in der Varietät Timor vor und ist gewaschen aufbereitet. 
 
Unser Eindruck: Der kann etwas! Der geht ordentlich nach vorne und zeigt sich im Geschmack ebenso „königlich“ wie der Panther auf dem Label. Die Zartbitterschokolade ist hier dominant, aber keineswegs unangenehm. Die dunkle Röstung bringt eine gewisse Stärke mit sich und leichte Raucharomen mit ein wenig Tabak als feine Beinote. Hier kann ich mir auch den Espresso vorstellen, den es ebenfalls im Sortiment gibt. Die exzellente Crema, die der Canephora bildet, spricht für sich. 
 
Der „Flamingo“
Ein 100% Coffea Arabica aus Brasilien von der Fazenda Alianca - Sao Paulo
Wer es leichter mag, der greift zum „Flamingo“. Hierbei handelt es sich um einen schönen Terrassenkaffee, den man im Frühling bei gutem Wetter mit Freunden zum sonntäglichen Kuchen genießt. Mit seinem eher zarten Körper und seinen feinen, säurearmen Grundnote sowie den Anklängen von Milchschokolade, weiß er vom ersten bis zum letzten Schluck zu überzeugen. 
 
Der „Il Barone“
Wenn ihr es „typisch italienisch“ mögt, dann seid ihr bei diesem Kaffee bestens aufgehoben. Hierbei handelt es sich um einen Blend mit Arabica aus Brasilien und Canephora aus Tansania im Mischungsverhältnis 50% zu 50%. 
 
Unser Eindruck: Der Kaffee ist nicht allzu aufdringlich und hat einen recht bodenständigen Geschmack. Die schokoladige Note ist recht kräftig vertreten und eine leichte Würze ist mit dabei. Der Abgang ist recht kurz. Dennoch bleibt der „Il Barone“ im Gedächtnis. 
 
Der „Gato“
Noch ein wenig dunkler und intensiver ist der „Gato“. Dieser stammt aus dem Hochland von Brasilien und ist ein typischer „Mundo Novo“. Durch seine dunkle Röstung ist er recht intensiv und hat tolle Noten von Schokolade und leichtem Steinobst. Die feine Süffigkeit weiß ebenso zu gefallen, wie die angenehme, aber doch merklich erkennbare Würze. Dennoch erschlagen diese herben Noten Beinoten zu keiner Zeit. Kühlt der Kaffee ein wenig ab, tritt die ganz nuancierte Honignote dezent nach vorne, was dem Gaumen zusätzlich schmeichelt. 
 
Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten uns voll und ganz überzeugen. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness könnte beispielsweise noch aufgezeigt werden, was den Kaffeebauern vor Ort genau gezahlt wird, in welche (sozialen) Projekte Geld fließt etc. Die damit verbundene Transparenz ist nicht immer klar, da nicht alle Fincas benannt werden, was bei Parzellenkaffees kein Problem darstellen sollte und auch nicht immer die Anbauhöhe, die Varietäten, die Aufbereitung und das Röstdatum zu finden sind. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
9Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten
Geschmack: 8,5 von 10 Punkten
Transparenz: 8 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Kaffeerösterei „Herzog Kaffee Röstwerk“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen
 

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