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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Crazy Sheep aus Bayreuth

| Marc Heiland | Kaffeewelten

CrazySheepBild1Wisst ihr eigentlich, woher euer Kaffee ursprünglich stammt? Also ich meine jetzt nicht, aus welchem Anbauland, sondern, wo der Kaffee als allererstes entdeckt wurde. Als „Wiege“ des Kaffees wird Afrika angenommen, genauer gesagt: Äthiopien. Hier war er bereits im 9. Jahrhundert nach Christus bekannt und bei den Einheimischen beliebt.

Von Äthiopien aus gelangte der Kaffee wohl durch Sklavenhändler nach Arabien. Quellen belegen, dass die Jemeniten im Mittelalter erste Kaffeeanbauflächen betrieben haben. In der alten Hafenstadt Mokka, in Jemen, wurde der Kaffee umgeschlagen. Gebräuchlich war damals das arabische Wort „Qahwa“, das Lebenskraft oder Stärke bedeutet.  
 
Doch es gibt natürlich auch – wie bei allen berühmten Dingen, Städten und Völkern - eine Legende rund um den Ursprung des Kaffees. Diese handelt vom Ziegenhirten Kaldi, der im 9. Jahrhundert in Äthiopien seine Ziegen hütete. Als er sah, dass seine Ziegen von einem Baum die Früchte fraßen, die kirschenähnlich aussahen, bemerkte er, dass diese außergewöhnlich fit blieben. Dies interessierte Kaldi sehr und auch er probierte die Früchte. So erkannte er die Wirkung, die Kaffeekirschen haben. 
 
Warum ich euch diese Legende über den Ursprung des Kaffees erzähle? Dies hängt mit der Kaffeerösterei „Crazy Sheep“ aus Bayreuth zusammen, die sich so vorstellt und auch, weil „Crazy Sheep“ – in Anlehnung an eben diese Sage – das verrückte Schaf – im Firmenlogo hat. 
Seit 2019, als die Kaffee-Manufaktur in Bayreuth ihren Shop und ihr Café eröffnete, verfolgen wir den Weg des Unternehmens und waren von Anfang an neugierig, wer oder was hinter dem verrückten Schaf steckt. 
Verantwortlich für die Kaffees und Espressi von „Crazy Sheep“ sind der Brauerei-Chef Jeff Maisel (u.a. Maisel’s Weiße) und der in der Bayreuther Szene bekannte Gastronom Thomas Wenk sowie Barista und Röstmeister Simon Bayer. Neben Blends finden sich verschiedene sortenreine Microlots im Portfolio von „Crazy Sheep“. Neben dem Verkauf in der Manufaktur gibt es den Kaffee und Espresso im Onlineshop. 
 
Übersicht über das Sortiment
Aktuell (Stand 09/22) hat die Kaffeerösterei „Crazy Sheep“ 14 verschiedene Sorten im Angebot. Zu den acht dauerhaft im Sortiment befindlichen Kaffees und Espressi, gesellen sich derzeit sechs Limited Edition-Sorten. Während man bei den Standard-Sorten zunächst ein wenig rätseln kann, welcher Rohkaffee dahintersteckt, ist es bei den Limited Editions in den meisten Fällen sofort klar. Der „Happy India“ hat sogar im Verkostungswettbewerb der Röstergilde 2021 Gold gewonnen. 
Alle Kaffees und Espressi werden in den Mengen 250g, 500g und 1kg angeboten – wahlweise gemahlen oder als ganze Bohne. Ob allerdings schon gleich für die jeweiligen Zubereitungsarten wie V60, Aeropress, Filtermaschine, Karlsbader Kanne etc. oder in welchem Mahlgrad, wird auf der Homepage nicht kommuniziert. 
Was wir allerdings dort finden, sind viele Informationen zur genauen Herkunft des Rohkaffees, zur Anbauhöhe, zum Kaffeebauern, zur vorliegenden Varietät, zur Aufbereitungsmethode, ob es sich um Direct Trade-Kaffee handelt und wer als Händler fungiert wie zum Beispiel Touton Specialties aus Hamburg. Zu den einzelnen Ursprungsländern gibt es ein kleines YouTube-Video, das noch genauer auf die Details eingeht. Abgerundet wird die Informationsübersicht durch eine Landkarte mit Hinweis, wo genau die Farm zu finden ist.
 
Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test haben wir von der Kaffeerösterei „Crazy Sheep“ die Kaffee-Sorten „Amore Mio“ und „Tango Negro“ sowie die Espressi „Samba Olé“ und „Italiano“ zur Verfügung gestellt bekommen.
Auffällig an den Verpackungen ist, dass Farbe hier Trumpf ist, da die angebotenen Sorten in diversen Farbvarianten vorzufinden sind. Die Beutel bestehen aus Papier und ein wenig Aluminium. Sie sind wiederverschließbar, was wir begrüßen, da so die Aromen länger erhalten bleiben. Die Verpackungen kommen mit einem Standboden daher, damit der Kaffee sich portionsweise besser entnehmen lässt. Auf der Vorderseite der Beutel finden wir den Namen des Kaffees, die Herkunft, den Charakter des Kaffees (hier: „Crazyness“) und die Aufbereitung, die Anbauhöhe und die hauseigenen Bohnen-Stufen zu „Intensität“, „Geschmack“ und „Röstgrad“. Dazu kommen Angaben zum MHD (das Röstdatum fehlt) und die Kontaktdaten samt Internetadresse sowie die Füllmenge des Beutels.
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270Wi für den Espresso. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, im Kaffeevollautomaten und im Siebträger. Das Bohnenbild der von uns getesteten Sorten ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr homogen.
 
Der Espresso „Samba Olé“
„Copa Cabana, heiße Rhythmen, Carneval und Party am Strand. Mit Samba Olé tanzt Du die lauen Sommernächte in Rio de Janeiro durch. Für den perfekten Hüftschwung haben wir Arabicabohnen aus Brasilien und Guatemala mit indischen Robustabohnen vereint. Unser Samba Olé ist elegant wie die Tänzerinnen in ihren aufwändigen Kostümen, dazu gesellen sich vollmundige Noten nach Milchschokolade, Marzipan und Nougat.“
Der Rohkaffee dieses Blends stammt aus Brasilien, Guatemala und Indien. Der Brasilianer wächst in  Sul de Minas, Nova Resende/Petúnia, wird in einer Höhe von rund 970 bis 1150m angebaut, natural aufbereitet und liegt in den Varietäten Red und Yellow Catuai vor. Der guatemaltekische Rohkaffee kommt aus der für Kaffee auf Guatemala legendären Region Huehuetenango, wird in einer Höhe von 1600 bis 1800m in den Varietäten Bourbon, Caturra und Pache angebaut und gewaschen aufbereitet. 
In den Tiefen der Monsunwälder Karnatakas im Südwesten des Subkontinents gibt es im Bergland des westlichen Ghats um die Stadt Chikmagalur in Hochlagen um die 1100 Meter einen Bestand nur hier anzutreffender Arabica-Variation. Von Hand im picking-Verfahren geerntet und zweimal gewaschen aufbereitet, weist er eine hohe Qualität auf.
 
Unser Eindruck: Wir haben den Espresso als Latte Macchiato und schwarz probiert. Die Espressozubereitung bietet eine feinporige, stabile, üppige haselnussbraune Creme. Die Nuancen von Schokolade, Anklänge von Gewürzbrot begeistern uns. Säure und Bitternoten treten zu keiner Zeit auf. Im Nachklang ist er klar. 
Als doppelter Espresso mit Milchschaum kann er überzeugen, sollte allerdings auch im richtigen Mischungsverhältnis genossen werden. Als einfacher Espresso oder mit zu viel Milch (in Form eines Latte Macchiato) geht der Geschmack etwas unter. 
 
Der Espresso „Italiano“
"Italien hat eine unvergleichliche Kaffeekultur, denn dort beginnt jeder Tag mit einem guten Espresso. Wir lieben nicht nur das, sondern auch historische italienische Kaffeemaschinen und Vesparoller. Unser Italiano ist ein Blend, den wir zur Hälfte aus indischen Robusta- und brasilianischen Arabicabohnen zusammengestellt haben. Wir entführen den Genießer mit dem cremig, karamelligen und schokoladigen Geschmack unserer Espressomischung direkt in ein Café an die Küste des Lago di Garda."
 
Unser Eindruck: Der „Italiano“ lässt sich am besten als „klassische Bar-Espressomischung“ beschreiben. Er besitzt einen vollmundigen, kräftigen Körper, ist säurearmen und schokoladig im Geschmack. Durch einen ordentlichen „Kick“ kann er sehr gut als Wachmacher am Morgen getrunken werden. Auch als Basis im Cappuccino oder Latte Macchiato ist der „Italiano“ bestens geeignet. Einfach lecker!
 
CrazySheepBild2Der „Tango Nero“
„Vermutlich ist kein Tanz dieser Welt sinnlicher als ein Tango. Genau diese Passion findet der Coffeelover in unserem Tango Nero wieder. In enger Umarmung verschmelzen 65% Arabicabohnen aus Kolumbien und Indien mit 35% Robustabohnen aus Indien. Tango Nero hat duftet und schmeckt sehr kräftig und hat ein angenehm süßes Aroma. Ein inniger Tanz und ein unvergleichliches Aromenspiel.“
 
Unser Eindruck: Hier haben wir also als „Tango-Partner“ den Rohkaffee aus Kolumbien mit seinem spannenden Arabica und den Robusta Indiens. Eine recht interessante und sehr harmonische Bindung. Mit Steinbost als dominierende Note und leichtem Karamellbonbon-Geschmack ist er eine echte Überraschung. Ein wenig Säure ist ebenfalls dabei ohne zu sehr den Geschmack zu dominieren.
 
Der „Amore Mio“
„Kaffee ist fertig! Es steckt so viel Liebe in diesem kurzen Ausruf. Wir lieben die Liebe und wir lieben guten Kaffee. Für alle Verliebten haben wir eine ganz besondere Mischung aus Guatemala, Brasilien und Kolumbien zusammengestellt, die ausschließlich aus Arabica-Bohnen besteht. Unser Amore Mio bezirzt alle Kaffeeliebhaber mit einem vollen Körper und einer beerig-würzigen Süße. Ti amo!“
Dieser Blend setzt sich aus den beiden bereits bekannten Rohkaffee-Sorten aus Brasilien und aus Guatemala zusammen. Hinzu kommt Rohkaffee aus Kolumbien, genauer gesagt, aus der Region Huila. Verschiedene Kleinbauern ernten die Bohnen in unterschiedlichen Varietäten, die sich in einer Höhe von 1200 bis 1500m anbauen. Der Rohkaffee wird gewaschen aufbereitet. Rund zwölf Prozent des kolumbianischen Kaffes stammen aus den Bergen der Region Huila, die bei Kennern für die beste Region des Landes steht. Dank der unterschiedlichen Mikroklimata, erhalten die Kaffees vielseitige Bouquets.
 
Unser Eindruck: Hier erkennt man ganz klar den fruchtig-beerigen Geschmack, der typisch für Kaffee aus Huila ist. Auch eine lebendige Säure ist vorhanden. Die dichte Textur und der komplexe Geschmack wissen zu überzeugen. Die leicht würzigen, begleitenden Noten bilden einen schönen Nachklang. Über allem breitet sich ein feines, florales Aroma aus. Eine sehr interessante Mischung, die wir für einen Nachmittagskaffee empfehlen, weniger als „Wachmacher“ am Morgen.
Fazit: Die uns zur Verfügung gestellten Sorten überzeugten allesamt durch eine spannende Komplexität, durch hohe Qualität und durch ihre Frische. In Punkto Nachhaltigkeit und Fairness erfahren wir auf der Homepage von „Crazy Sheep“ eine Menge. Die begleitenden Videos sind toll gemacht und bringen noch mehr Tiefe in die Erläuterungen. Die Qualität des Kaffees ist auf hohem Niveau. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
9Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 9 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Crazy Sheep“ aus Bayreuth für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
Bilder sowie einleitende Texte zu den einzelnen Kaffeesorten: (c) Crazy Sheep, Wertungstest und Test: D. Stappen
 

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