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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei "Röstzeit" aus Hilden

| Marc Heiland | Kaffeewelten
RoestzeitLasLajasDie Kaffeerösterei-Szene an Rhein und Ruhr ist reich an erstklassigen Spezialitätenröstereien und tollen Kaffees und Espressi. Von Essen und Dortmund bis hin zu Köln und Düsseldorf haben wir euch bereits viele spannende Röstereien präsentiert. Ein wenig abseits gelegen ist die Kaffeerösterei „Röstzeit“ von Jörg Plümacher. Diese liegt im schönen Hilden, im Kreis Mettmann quasi zwischen Rheinland und Bergischem Land. Dort röstet Jörg Plümacher Rohkaffee, den er von Kaffeebauern aus verschiedenen Ländern bezieht. Auf der Homepage ist zu lesen, dass die Kaffeebauern „fair und überdurchschnittlich bezahlt werden sowie unter guten Bedingungen arbeiten.“ Klar, dass wir, die auf Kaffee im Sinne der Third Wave Coffee-Bewegung Wert legen, hier neugierig geworden sind. Dank der freundlichen Unterstützung von Jörg Plümacher können wir euch im Folgenden verschiedene Sorten aus dem Portfolio von „Röstzeit“ vorstellen.
 
Übersicht über das Sortiment
Schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei „Röstzeit“ im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 12/22) zwölf Kaffeesorten (plus einen „Weihnachtskaffee“) und elf Espresso-Sorten. Ein sehr umfangreiches Repertoire, wie wir finden. Besonders gefallen hat uns, dass Jörg Plümacher nur einen Kaffee führt, der bei den meisten Röstereien zu finden ist: Der Monsooned Malabar. Versteht mich bitte nicht falsch: Der Kaffee hat durchaus seine Daseinsberechtigung und ist geschmacklich durchaus gut. Doch da er so oft geführt wird, ist er zum „Allerweltskaffee“ geworden, der seinen ursprünglichen Reiz eingebüßt hat. 
Ansonsten beinhaltet das Sortiment eine Reise rund um den „Kaffeegürtel“ also um den Äquator, wo ein Großteil der Kaffeesorten angebaut wird. 
 
Jörg Plümacher zeigt auf den ersten Blick die Stärke und Säure seiner Kaffees in Form eines „Bohnen-Ratings“ (von 0 bis 5) an. Der Kaffee kann bei ihm im Shop in den Verpackungsgrößen zu je 250g und 1kg bestellt werden. Auf die 500g-Verpackung wird hier verzichtet. Der Kaffee kann wahlweise für verschiedene Zubereitungsarten (Filtermaschine, Frenchpress, Handfilter und Herdkocher) sowie in ganzer Bohne bestellt werden. Des Weiteren gibt es Informationen zu den einzelnen Farmen, der Qualität des Rohkaffees, der Ernte, der vorliegenden Varietäten, der Aufbereitung des Rohkaffees, der Produzierenden, der Erntezeit und Erntemethode, der Anbauhöhe sowie des Cupping Score. Auch das Tassenprofil darf hier nicht fehlen. Im Sinne der Transparenz ist dies wirklich lobenswert! 
 
Neben den Kaffee-Sorten und Espressi könnt ihr verschiedene Rohkaffee-Sorten, einen kleinen Kaffeeröster für Zuhause mit passendem Handbuch, umfangreiches Zubehör sowie die beliebten Moccamaster - nebst Zubehör - bestellen.
 
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns jetzt einmal die Verpackungen an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat sich Jörg Plümacher für Standbodenbeutel entschieden. Dies ist leider nach wie vor nicht bei allen Kaffeeröstereien die erste Wahl. Wir begrüßen diese Art von Verpackung, da die Beutel so hingestellt werden können und der Kaffee genau in der Menge entnommen werden kann, der benötigt wird. Nach der Entnahme der Bohnen oder des Kaffeepulvers, kann die Verpackung wiederverschlossen werden. Der Beutel kommt mit einem Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass das CO2 entweichen kann. Schöner Nebeneffekt: Man kann die Aromen des Kaffees bereits vor dem Brühvorgang „erschnuppern“. 
 
Auf der Vorderseite der Verpackungen ist das Label mit dem Namen des Ursprungslandes und des Kaffees zu finden. Darunter folgen stichwortartige Angaben zu den Aromen des Kaffees, zur Anbauhöhe, zu den Varietäten, zur Aufbereitung, die Füllmenge und das MHD. Das Röstdatum ist nicht zu finden, sodass man dieses rückrechnen muss. Darüber hinaus sind die Kontaktdaten der Kaffeerösterei „Röstzeit“ am unteren Teil des Labels zu finden. Die Rückseite ist ungelabelt. 
Ein Wort zur Qualität der Kaffeebohnen: das Bohnenbild / Röstbild der uns für den Test zur Verfügung gestellten Sorten ist sehr gleichmäßig. Defekte sind nur wenige zu finden. Generell wurden die Sorten allesamt dunkel geröstet.
 
Zubereitung
Für unseren Test haben wir den Kaffee mit unserer Baratza Sette 270Wi für den Hario V60 Handfilter bzw. die Chemex und die AeroPress bzw. den Siebträger gemahlen.
 
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Für diesen Test hat uns Jörg Plümacher den Kaffee „Las Lajas“ aus Costa Rica, den Omniroast „Guji Tero Farm“ aus Äthiopien, „La Morena“ aus Guatemala sowie den Espresso „X-Blend“ zur Verfügung gestellt. 
 
Der „Las Lajas“ – Costa Rica
Kaffees aus Costa Rica sind sehr spannend, zeigen sie doch häufig eine komplexe Süße, kombiniert mit feiner Säure, sanfter Textur und einer Reihe von Zitrus- und floraler Noten. Um die empfindlichen Ökosysteme zu schützen, wurden bereits vor Jahren strenge Umweltrichtlinien von Seiten der Regierung erlassen. Kein Wunder: Costa Rica hat über 50000 Kaffeeerzeuger, von denen rund 90 Prozent kleine Farmer mit weniger als fünf Hektar Land sind. In den vergangenen Jahren wurden viele kleine Aufbereitungsstationen errichtet, in denen einzelne Bauern oder auch kleinere Kooperativen ihre eigene Ernte aufbereiten und verbessern können. Zu den bekanntesten Kaffeeanbaugebieten des Landes gehören Tarrazu, Valle Central und Valle Occidental und Tres Rios. 
 
Über drei Generationen hinweg bewirtschaftet in dritter Generation die Familie Chacon an den Hängen des Vulkans Poas in Alajuela, Central Valley eine knapp 24ha große Farm. Die fruchtbaren vulkanischen Böden bieten eine gute Ausgangsbasis für Qualitätskaffee. Oscar Chacon und seine Frau Francisca nutzen eine Kleinstmühle in der Nähe der Farm, wo der Kaffee unter kontrollierter Fermentationen aufbereitet wird. Durch zahlreiche Versuche mit der Fermentation in der  „Las Lajas Micro Mill“ ist es der Familie Chacon im Laufe der Zeit gelungen, aufregende Geschmacksprofile zu entwickeln und neu zu erschaffen.Oscar und seine Frau Francisca bereiten ausschließlich Honeys und Naturals auf. Neben der klassischen Fermentation experimentieren sie auch mit den neuen Aufbereitungsmethoden wie anaerobe Fermentation und Black Honey. Der „natural“ aufbereitete Kaffee liegt in den Varietäten Catuai und Caturra vor. 
 
Unser Geschmackseindruck: Frucht trifft schokoladige Noten. Eine absolut interessante Mischung. Vor allem im Handfilter machen sich die fruchtigen Noten bemerkbar. In der AeroPress lässt sich der Körper noch ein wenig herauskitzeln und die Nougat-Note kommt ein wenig stärker zur Geltung. Im Abgang ist der Kaffee hervorragend und sehr fein nuanciert mit einer sanften Textur und einer ebenso feinen Säure.
 
Unser zweiter „Testkandidat“ ist ein Kaffee, der aus El Salvador stammt. Liebhaber exzellenter Kaffees wissen, dass aus El Salvador einige der aromatischsten Kaffees der Welt stammen. Süß und cremig, mit Noten von Trockenobst, Zitrusfrüchten, Schokolade und Karamell – da ist für jeden Geschmack etwas mit dabei.
 
Knapp zwei Drittel des angebauten Kaffees sind Bourbon, das letzte Drittel setzt sich zusammen aus Pacas und Pacamara, einer einheimischen Kreuzung. Ungefähr die Hälfte aller Kaffeefarmen liegt in der Region Apaneca-Llamatepec. Da der Kaffee überwiegend unter Schatten wächst, sind die Bäume enorm wichtig im Kampf gegen drohende Entwaldung und den Verlust von Lebensraum. In den vergangenen Jahren haben die Erzeuger der heimischen Kaffees die Qualität immer weiter verbessern können, um sie an Spezialitätenhändler zu verkaufen. So auch die Finca „La Belgica“, wo mittlerweile in der vierten Generation Kaffee angebaut wird. Ernesto Samayoa Denys und seine Frau Liza achten dabei vor allem auf ökologischen Anbau und Nachhaltigkeit. 
 
Der Kaffee von der Finca „La Belgica wächst in einer Höhe von 1050m in der RegionUsulután im Südosten des Landes. Der lehmige Vulkanboden sorgt für ausreichend Nährstoffe. Der Kaffee wird von Hand gepflückt und liegt in der Varietät Yellow Icatu vor. Er wird natural anaerob im eigenen Nassbeneficio aufbereitet.
 
Unser Geschmackseindruck: Der El Salvador Kaffee hat einen wunderbar ausgewogenen feinen Geschmack. Beim Brühvorgang erkennt man bereits klar die Nussschokolade. Im Mund nimmt man Toffee und eine angenehme Süße wahr, dazu eine am Gaumen kitzelnde Säure und einen recht langen, herb-süsslichen Nachgeschmack von Kakao und Anklängen von Steinobst. Das alles hält sich wunderbar die Balance und schmeckt sehr spannend.
 
Der „La Morena“ – Guatemala 
Guatemaltekische Kaffees können sehr unterschiedlich ausfallen: mal schmecken sie süß mit Kakao- und Toffee-Noten, mal krautig und zitruslastiger oder auch floral mit einer spritzigen Säure. Dank der mannigfaltigen Mikroklimata von den Berghängen bis zu den Tiefebenen, die zusammen mit Niederschlag und fetten Böden für geschmackliche Vielfalt sorgen, gibt es hier ein spannendes Angebot einzigartiger Kaffees. 
 
Auf den „La Morena“ ist man verständlicherweise bei der Kaffeerösterei „Röstzeit“ besonders stolz, da es sich hierbei um einen Projektkaffee handelt, der vollständig durch Kleinbäuerinnen in Guatemala hergestellt wird. Auf der Homepage von „Röstzeit“ erfahren wir: „Die Initiative startete 2015 mit 22 Farmerinnen und 30 Säcken und wuchs in der Zwischenzeit auf 93 Frauen mit 2300 Säcken an, die Kaffee in Eigenregie produzieren. Eine Erfolgsgeschichte! Und das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Kaffeesektor ist in Guatemala eine von Männern dominierte Branche. In diesem Umfeld Fuß zu fassen und erfolgreich zu sein, ist herausfordernd. Deswegen wurde ein Ausbildungsprogramm gestartet, das die Farmerin dazu befähigte, ihren eigenen Kaffee zu produzieren. Das Wissen über die Kaffeeproduktion geben die erfahrenen Farmerinnen an weitere Kolleginnen in der lokalen Gemeinschaft weiter. 

 
Mit dem Kauf unseres neuen Kaffee “La Morena'' unterstützen Sie die Arbeit der Kleinbäuerinnen und investieren in die Zukunft von nachhaltigen Kleinbetrieben im ländlichen Guatemala.“
Der Kaffee wurde mit einem Cupping Score von 84,6 bewertet. Er wird in einer Höhe von 1400 bis 1600m angebaut, fully-washed und sonnengetrocknet aufbereitet und liegt in der Qualität Grade 1 SHB+ in den Varietäten Bourbon, Catuai und Caturra vor. In der Anbauhöhe wachsen die Bohnen langsamer, werden dabei dichter und größer. Daher ist für die südamerikanischen Länder die Anbauhöhe ein Qualitätsmerkmal. 
 
Unser Geschmackseindruck: Wow! Das war mein erster Eindruck. Dieser Kaffee geht (selbst im Handfilter) ordentlich nach vorn. Tolle Aromen, feine Anklänge von Schokolade, ein wenig erdig und in den Obertönen leicht nussig. irgendwie auch eine gewisse filigrane Süße und eine minimale Würze. Sehr interessant! 
 
Der Espresso „Guji Tero Farm“ – Äthiopien
Bei diesem Kaffee handelt es sich um eine 100% Arabica-Röstung aus Äthiopien, der „Wiege“ des Kaffees, der als Omniroast also als Espresso wie auch als Kaffeegetränk genossen werden kann. Der Rohkaffee stammt aus der Region Oddo Shakiso. Dort liegt die Tero Farm von Getachew Zeleke. Der Kaffee wächst in einer Höhe von 1800 bis 2200m als Ethiopien Heirloom. Aufbereitet wird der Rohkaffee natural. Der Gründer der Tero Farm, Getachew Zeleke, sorgt für beste Qualität, nachhaltigen Anbau und Rückverfolgbarkeit. Nur die reifen Kirschen werden per Hand gepflückt und danach im Fruchtfleisch bis zu 20 Tage getrocknet bis sie geschält werden. Zeleke und sein Team sorgen bewusst für biologischen Anbau. 
 
Unse Geschmackseindruck: Der Espresso besticht durch seine komplexen, fruchtigen Aromen von Hagebutte, Kirsche und Blaubeere sowie einem langen, schokoladigen Abgang. Der Espresso weist eine angenehme Säure auf, die sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund drängt. Die schöne Textur weiß zu überzeugen. Ein wunderbarer Kaffee, der nicht zu fruchtig ist und somit auch gut im Winter genossen werden kann.
 
RoestzeitXBlendDer „X-Blend“ Espresso – Brasilien und Indien
Zum letzten „Testkandidaten“ können wir leider nicht viel sagen, außer, dass es sich hier um Rohkaffee aus Brasilien und Indien handelt. Der jüngste Blend aus der Röstzeit besteht aus brasilianischen und indischen Bohnen. 
 
Unser Geschmackseindruck: Der nussige Ersteindruck, den man beim Öffnen der Verpackung vernimmt, verstärkt sich während des Brühvorgangs. Als Espresso wirkt er kräftig und schmeckt ein wenig nach Zartbitter-Schokolade. Auch hier wirken die Aromen gleichberechtigt nebeneinander. Da der Espresso nahezu keine Säure aufweist, kann er auch von empfindlichen Naturen genossen werden. Im Test haben wir ihn auch als Kaffee Latte getrunken. Hier empfiehlt sich allerdings, weniger Milch hinzuzugeben, da er ansonsten etwas schwach wird. Andererseits könnt ihr ihn durchaus auch als double shot trinken, da er sich nicht zu stark in den Vordergrund drängt.  
 
Fazit: Die Kaffeerösterei „Röstzeit“ bietet euch tolle Kaffee-Sorten und Espressi, die durch komplexe und facettenreiche Aromen und spannenden Geschmack überzeugen. In Punkto Qualität, Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness bietet Jörg Plümacher viele Informationen, wenngleich noch mehr möglich wäre, um zu sehen, was „from seed to cup“ mit dem Kaffee und für die Kaffeebauern gemacht wird. Aufgrund all dieser einzelnen Aspekte können wir euch die von uns getesteten Sorten ganz klar empfehlen.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
8Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten
Geschmack: 8 von 10 Punkten
Transparenz: 8,5 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Herrn Jörg Plümacher von der Kaffeerösterei „Röstzeit“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare. 
 
D. Stappen

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