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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei "Kleeberger" aus Röttenbach

| Marc Heiland | Kaffeewelten
KleebergerLogoAls wir vor rund sechs Jahren bei inn-joy.de mit unseren „Kaffeewelten“ anfingen, war eine unserer Maximen, kleinen Röstereien, die ihren Kaffee noch „handmade“ rösten und anbieten eine Plattform zu bieten. Dabei hatten wir allerdings auch immer im Auge, dass im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung Transparenz, Nachverfogbarkeit und Fairness mit im Vordergrund stehen. Denn gerade die Informationen, woher der Rohkaffee stammt, was den Kaffeebauern vor Ort gezahlt wird, wer den Kaffee importiert oder auch, welche sozialen Projekte vor Ort umgesetzt werden, sind heutzutage für Verbraucher wichtiger, denn je.  
 
Und in den ganzen Jahren haben wir viele begeisterte Rösterinnen und Röster kennen gelernt, die mit Herzblut genau diese Linie verfolgen. Einige von ihnen stammen dabei aus Traditionsunternehmen und mussten erst einmal lernen, sich dem Zeitgeist zu öffnen. Andere wagten als Quereinsteiger und „Neulinge“ den Sprung in die Selbständigkeit als Kaffeerösterin bzw. Kaffeeröster. Dabei sind viele Partnerschaften erwachsen und spannende Geschichten. Eine davon möchten wir euch an dieser Stelle vorstellen. Mit Tobias Kleeberger hat ein weiterer begeisterter „Kaffee-Nerd“ 2021, mitten in der Corona-Pandemie, seine eigene Rösterei in Röttenbach, in der Nähe von Erlangen, die natürlich seinen Namen trägt, eröffnet. Über seine Motivation schreibt Tobias Kleeberger:
 
„(…) Viele fragen mich wie es dazu kam..
Man muss wohl damit anfangen, dass der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit die treibende Kraft ist. Etwas zu kreieren und sich selbst kreativ zu verwirklichen.
Und so dachte ich mir nach dem Genuss hunderter verschiedener Kaffeesorten aus aller Welt ich könnte doch auch mal Kaffee rösten. Klein angefangen habe ich mir schnell einen neuen 6kg Trommelröster angeschafft. Und eine kleine aber feine Auswahl meiner Lieblingskaffees handwerklich geröstet. Weitere folgen natürlich! Mein Ziel ist es der Region exquisiten Kaffee zugänglich zu machen. Ein Café mit selbstbestimmter Kaffeequalität ist das non plus Ultra. Den Menschen die ganze Geschmacksvielfalt an Kaffeespezialitäten servieren zu dürfen wäre mir eine Freude.“ 
 
Ihr seht: Der Mann hat’s verstanden!
 
Übersicht über das Sortiment
Aktuell (Stand 12/22) bietet euch Tobias Kleeberger in seinem Shop zwei Filterkaffee-Sorten sowie einen Espresso. Die Sorten können in verschiedenen Mahlgraden oder als Ganze Bohne erworben werden. Verkauft werden die Sorten zu je 250g, damit der Kaffee auch schnell verbraucht werden kann. Die Idee ist zwar nicht schlecht. Aber bei Vieltrinkern wäre 500g umweltbewusster und auch wir hätten gerne mehr von dem tollen Kaffee getrunken! 
 
Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test haben wir  den Filterkaffee der Kooperative Coocamu aus Ruanda, den Filterkaffee der Kooperative Tarrazu aus Costa Rica sowie den Espresso der Kooperative Guaxupe aus Brasilien zugesandt bekommen. 
 
Die Packungen sind alle in einem schicken cremefarbenen Ton gehalten und insgesamt eher schlicht aufgemacht. Auf der Vorderseite prangt das Logo der Kaffeerösterei Kleeberger. Angaben zur Intensitätsstufe, zum Herkunftsland und den Geschmacksnoten sind ebenfalls auf der Vorderseite zu finden. 
 
Dreht man die Verpackung einmal um, gibt es Infos zu den vorliegenden Varietäten, zur Aufbereitung, der genauen Herkunft des Rohkaffees, zu Zubereitungsempfehlungen, zur Anbauhöhe des Kaffees sowie der Sorte. Dazu kommen ein kleiner Infotext zur Finca, auf der der Rohkaffee wächst, das MHD bzw. Röstdatum in grober Angabe und die Medienkontakte der Kaffeerösterei. Alle drei Sorten werden im praktischen, wiederverschließbaren Standbeutel geliefert, sodass ihr stets portionsweise den Kaffee entnehmen könnt. 
 
Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270Wi für die Espressi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, im Kaffeevollautomaten und im Siebträger. 
Das Bohnenbild der von uns getesteten Sorten ist gut, Defekte und ungleiche Röststufen sind nur ganz gering auszumachen. 
 
KleebergerDer Espresso „Coop Guaxupe“
Die brasilianische Landschaft und das Klima bieten ideale Wachstumsbedingungen für Kaffee in mittleren bis hohe Lagen und ein mildes subtropisches Klima, das durch ganzjährige Temperaturen, teils sehr nassem und regnerischem Sommer und einem trockenen Winter gekennzeichnet ist. In Brasilien werden viele verschiedene Kaffeebaumsorten angebaut, wobei die Zwergsorte Caturra am weitesten verbreitet ist. Sie liefert einen konstant guten Geschmack, einen hohen Ertrag und eignet sich hervorragend für eine skalierbare Ernte größeren Maßstabs.
 
Minas Gerais, aus dem Portugiesischem übersetzt „Allgemeine Minen“, erinnert an den Goldrausch im 18. Jahrhundert. Es ist die größte Kaffeeernte-Region Brasiliens und macht fast 50% des gesamten Kaffeeanbaus des Landes aus. Besonders hervorzuheben ist die Region „Sul de Minas“ (südlich der Minen), mit ihrem milden Klima und Temperaturen fast ganzjährig um die 22 Grad Celsius. Die kleineren Farmen liegen größenmäßig zwischen 10 und 100 Hektar und produzieren fast 30% aller brasilianischen Kaffees, die für ihren vollen Körper mit fruchtigen und teilweise zitrischen Aromen bekannt sind.
 
Der Rohkaffee dieses Espressos stammt von der weltweit größten Privatkooperative „Guaxupé“ in Minas Gerais. Etwa 12.000 Mitglieder sind in der Kooperative vertreten. Die Kooperative besitzt eine eigene Spezialitätenabteilung. Die Kooperative unterstützt die Bauern wirtschaftlich durch Hilfsprogramme und finanziell. Gegründet wurde Guaxupé 1970 von Olavo Barbosa. Der Rohkaffee setzt sich aus verschiedene Varietäten zusammen und wird „natural“ aufbereitet. 
 
Unser Geschmackseindruck: Geschmacklich ist der Espresso sehr aromatisch. Er weist Noten von getrockneten Früchten aus. Beinoten sind Kakao und Toffee. Auch als Latte Macchiato oder Cappuccino gibt er einen hervorragenden Geschmack ab. Der volle Körper und der lange Abgang wissen zu gefallen. 
 
Der Filterkaffee „Coop Coocamu“ – Ruanda  
Kaffee aus Ruanda wird in aller Welt geschätzt, weil er feine und ausgewogene Aromen bietet. Kaffees aus Ruanda zählen zu den weichsten, süßesten und blumigsten ostafrikanischen Kaffees. Höhenlage und verlässliche Niederschläge sichern ein hohes Qualitätspotential. Der Rohkaffee des vorliegenden Filterkaffees stammt aus dem Westen des Landes, aus dem Distrikt Rutsiro, in der Nähe des Kiwu-See. Der Red Bourbon wird von der gebürtigen Ruanderin Immaculee Steinlechner importiert. 
 
Unser Geschmackseindruck: Der hell geröstete Filterkaffee besitzt einen komplexen Körper und eine schöne Süße mit floralen Beinoten. Die Fruchtnote entsprechen ein wenig Maracuja, Ananas und Orange. Ein kleiner „Fruchtcocktail“, der einen mittleren Abgang aufweist. Ein schöner Kaffee für gemeinsame Nachmittage mit Freunden. 
 
Der „Coop Tarrazu“ – Costa Rica
Der dritte Kaffee stammt aus Costa Rica, genauer gesagt aus der bekanntesten Kaffeeregion Costa Ricas, aus Tarrazú. Hier wachsen – unter Schatten – auf einer Höhe von 1200m bis 1900m vor allem die Varietäten Caturra und Catuai. Der Rohkaffe von knapp 3000 Kleinbauern wird über die „Cooperativa Tarrazú“ abgewickelt. Die Cooperativa Tarrazú wurde 1960 von knapp über 200 kleinen Kaffeefarmern gegründet. Die Kooperative hilft heutzutage ihren Mitgliedern mit Krediten, technischem Service, Dünger und anderer Unterstützung. 
 
Unser Geschmackseindruck: Der Filterkaffee, der in den Varietäten Caturra und Red und Yellow Catuai vorliegt und gewaschen aufbereitet wurde, besticht durch einen intensiven Geschmack von Schokolade und Karamell. Die Honignote ist angenehm deutlich herauszuschmecken. Insgesamt ein toller Kaffee, den wir zu Weihnachten begeistert genossen haben. 
 
Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten uns allesamt überzeugen. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness erfahren wir schon einiges. Die Transparenz gut, kann aber noch optimiert werden (Was wird für Kaffee gezahlt bzw. was bekommen die Kaffeebauern? Wie werden Gelder vor Ort in soziale Projekte investiert? Ggf. kann das Röstprofil noch vorgestellt werden.) Und auch wenn es „nur“ ein paar allgemeine Sätze auf der Homepage sind, so ist das schon mal ein Anfang. Darüber hinaus sollten wir Tobias Kleeberger Zeit geben, da das Unternehmen ja noch jung ist und seine Zeit zur Entwicklung braucht. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 8 von 10 Punkten
8Fairness und Nachhaltigkeit: 8 von 10 Punkten
Geschmack: 8 von 10 Punkten
Transparenz: 8 von 10 Punkten
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Kleeberger“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
 
D. Stappen

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