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inn-joy @ Mary Poppins im Theater an der Elbe Hamburg

| Marc Heiland | Musical

MaryPoppins1Als Robert Stevenson 1964 seinen Musical-Fantasyfilm „Mary Poppins“ in die Kinos brachte, hätten er, die Hauptdarstellerin des Films, Julie Andrews, und Walt Disney wohl kaum geglaubt, dass es sich bei diesem Film um einen der beliebtesten Disney-Filme aller Zeiten handeln würde. Denn auch für damalige Verhältnisse war es mutig und gewagt, Teile der Bücher von P. L. Travers um extra für den Film geschriebene Lieder von Richard M. Sherman und Robert B. Sherman zu ergänzen und daraus quasi ein Musical zu machen. Doch der Erfolg gab allen Beteiligten Recht.

Nicht nur, dass Die Komponisten-Brüder und Julie Andrews für ihre Leistungen mit einem Oscar ausgezeichnet wurden; sie begründeten damit auch gleichzeitig noch das Genre der Musical-Filme und Musicals, die einen Wechsel von der Bühne auf die Leinwand oder von der Leinwand auf die Bühne ermöglichten. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis „Mary Poppins“ auch von der Stage Entertainment auf die Musical-Bühnen gebracht wurde. Nach der Uraufführung im Londoner Westend 2004 und einem Ausflug an den New Yorker Broadway, reiste das fliegende Kindermädchen nach Stuttgart und schließlich nach Hamburg. Dort macht sie noch bis zum 18. August Station. Wir durften um Rahmen unseres „Musical-Marathons“ in Hamburg in die zauberhafte Welt von Mary Poppins eintauchen und berichten von einem unvergleichlichen Abend in der Hansestadt.

Neues und Altes

Seitdem Anfang der 2000er Jahre die Stage Entertainment die damals finanziell angeschlagene „Stella AG“, seinerzeit Hauptanbieter von Musicals in Deutschland, übernommen hat, floriert das Musical-Business in unseren Breitengraden. Neben Spielstätten in Berlin, Oberhausen und Stuttgart, ist Hamburg (mit dem Hauptsitz der deutschen Niederlassung des Musical-Imperiums) der zentrale Dreh- und Angelpunkt für neue Musicals. So feierte hier das erste Musical auf deutschem Boden, „Cats“, ebenso Premiere, wie das erste Musical, für das in einem Hafen eigens eine Halle errichtet wurde. Und wer nun dachte, dass mit dem Spielbudenplatz auf der Reeperbahn und der „Neuen Flora“ die Grenze erreicht ist, der wurde 2014 eines Besseren belehrt. Da eröffnete nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu „Der König der Löwen“, dem „Theater im Hafen Hamburg“, das „Theater an der Elbe“ mit dem damaligen Musical-Debüt von „Das Wunder von Bern“. Nach „Ich war noch niemals in New York“ und „Tanz der Vampire“, gibt nun „Mary Poppins“ sich ein Stelldichein, bevor im Herbst „Pretty Woman“ debütieren wird.

Für die Bühneninszenierung haben sich die Verantwortlichen der Stage Entertainment mehr an den Büchern orientiert, als der „alte“ Film es tat. Dies hat zur Folge, dass die Mary Poppins auf den Hamburger Bühnenbrettern recht streng daher kommt und das Ganze etwas düsterer wirkt, als im Film. Manches mal wirkt das Kindermädchen auch recht zickig und eitel. Auch das sind Züge der Buchvorlage. (Doch keine Sorge: Bei „Mary Poppins“ darf natürlich auch der Humor nicht zu kurz kommen!)

MaryPoppins2Und dennoch kann auch die Hamburger Mary Poppins von der ersten bis zur letzten Minute mitreißen, begeistern und überzeugen. Dies liegt natürlich vor allem an der tollen schauspielerischen und gesanglichen Leistung von Hannah Leser, die „ihrer“ Mary Poppins einen eigenen Stempel aufdrückt und sie somit auch zu etwas ganz Besonderem macht. Hinzu kommen die extra für das Musical geschriebenen Nummern, die zwar nicht ganz an die Original-Songs (von denen leider auch nicht alle erkllingen) heranreichen, aber auch teilweise mit Ohrwurmqualität überzeugen. Dann ist das fabelhafte Bühnenbild zu nennen, dass so manches Mal zum Staunen einlädt. Wenn beispielsweise mit verschiedenen Lichteffekten gearbeitet wird, das Bühnenbild mit einem gigantischen Puppenhaus (dem Haus der Familie Banks mit seinen verschiedenen Zimmern wie der Küche und dem Kinderzimmer) aufwartet oder Teile der Bühne aufgeklappt werden, ist das schon ganz großes Programm. Ein wirklich grandioser Moment ist, wenn der unscheinbare Park auf einmal in knallbunten, leuchtenden und fantasievollen Farben erstrahlt. Einfach nur toll! Doch nicht nur die Hauptrollen (wie auch David Boyd als Bert), auch die übrigen Rollen (allen voran Mr. & Ms. Banks, die Haushälterin, Mrs. Brill, die Vogelfrau aber auch die beiden Banks-Kinder, die den Großen in mancher Szene die Show stehlen), die allesamt stimmig besetzt sind, Kostüme und Maske erzeugen eine glaubhafte Atmosphäre. Und ganz zum Schluss, wenn dann Mary Poppins – wie einstmals im Film – über die Köpfe der Zuschauer entschwindet – gibt es einen garantierten Gänsehautmoment, der mit zu den Highlights der Show gehört. Ein großes Lob gebührt auch dem Live-Orchester, das stets auf dem Punkt ist und hervorragende Arbeit leistet. Auch die Choreographie ist auf höchstem Niveau und das Ensemble kann mit ähnlich beeindruckenden Szenen wie damals im Film überzeugen. Ganz klar zu nennen ist hier selbstredend die Choreographie zu „supercalifragilisticexpialigetisch“. Wer mal die Gelegenheit hatte, sich im Internet Proben hierzu anzuschauen, der weiß, wie viel Arbeit (und ein hohes Maß an Konzentration) in dieser Darbietung steckt. Ein weiteres Highlight ist, wenn David Boyd kopfüber  an der Bühne Decke steppt. So etwas hat man noch nicht gesehen.

Fazit: Ein tolles Bühnenbild, hervorragende schauspielerische und gesangliche Leistungen, tolle Kostüme – hier stimmt eine Menge. Dass die Geschichte ein wenig träge ist und hier und dort Längen auftreten, liegt jedoch mehr an der Buchvorlage. Als „Familienmusical“ können wir „Mary Poppins“ absolut empfehlen, wenngleich es nicht ganz an „Aladdin“ und „König der Löwen“ (wobei wir hier den Begriff „Familienmusical“ nur ganz zaghaft verwenden) heranreicht.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Stage Entertainment für die freundliche Unterstützung.

M. Heiland

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