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Escape Room - Das Spiel | Brettspiel-Rezension

| Marc Heiland | Navigation

EscapeRoomSpielBild1Kennt ihr so genannte „Escape“-Spiele? Diese stammen aus dem Computer-Bereich und tauchten erstmals im Jahr 2004 in einem Onlinespiel auf. Ziel des Spiels ist es, mithilfe von Rätseln an Schlüssel zu gelangen, um den Ort, an dem man gefangen ist, verlassen zu können. Während der Spielzeit stehen diverse Hilfen zur Verfügung. Diese Spielform erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit, sodass seit 2007 sogar „Live Escape Games“ weltweit aus dem Boden schießen, in denen kleinere Personengruppen (meist 2-6 Spieler) in Räume eingeschlossen werden und innerhalb von 60 Minuten nach eben jenem Schema des Onlinespiels aus dem Raum entkommen müssen. Dabei werden sie über Kameras beobachtet und die vor den Monitoren sitzende Person kann immer wieder Hilfestellungen über Funk einbringen. Alternativ hierzu gibt es auch „Escape“-Spiele, bei denen die Spieler zwar nicht eingeschlossen werden, dafür jedoch in einer Stunde eine Hauptaufgabe durch verschiedene, aufeinander aufbauende Rätsel lösen müssen.

Neu sind diese „Escape“-Spiele für zuhause als Gesellschaftsspiel. Einer der Vorreiter und größten Anbieter ist Noris Spiele. Das „Escape Room - Das Spiel“ hat inzwischen viele Fans und kann darüber hinaus mit einigen Erweiterungen punkten. Wir haben uns für euch in das Hauptspiel gewagt, welches vier einzelne Abenteuer beinhaltet. Auch für die vier Herausforderungen geben die Entwickler eine Spielerzahl von 2-5 Spielern an. Wir haben uns sowohl zu dritt, als auch zu viert ins Spiel gewagt. Als Altersempfehlung geben die Entwickler 16 Jahre an. Dies finden wir allerdings ein wenig zu hoch gegriffen, da auch jüngere Spieler gut miträtseln können.

Ein Fall, ein Decoder, eine Stunde Zeit

Wie bereits erwähnt erhaltet ihr mit dem Kauf des Spiels gleich vier Abenteuer, die im Schwierigkeitsgrad aufeinander aufbauen und auf höchster Stufe sogar Experten ziemlich fordern. Herzstück von „Escape Room – Das Spiel“ ist ein so genannter Chrono Decoder. Dieser kleine batteriebetriebene „Plastikkasten“ hat mehrere Funktionen. Zunächst einmal zählt er die Zeit runter, was manchmal schon für einen gewissen Druck sorgen kann, vor allem dann, wenn man mal nicht weiterkommt. Des Weiteren können Rätselbestandteile an den Seiten des Decoders entnommen werden (zu finden sind unter anderem ein Morsealphabet und ein Freimaurer-Alphabet) und – das Wichtigste überhaupt – Schlüsselkombinationen in den Decoder gesteckt werden. Diese werden vom Decoder entschlüsselt, sodass er euch akustisch anzeigt, ob ihr im Abenteuer den nächsten Rätselschritt gehen dürft, oder nicht. Jeder Schlüssel enthält dabei unterschiedliche Formen oder Aussparungen, was der Decoder dann zur richtigen Folge entziffert. Insgesamt gibt es 16 verschiedene Schlüssel. Leider wurden dem Set keine Batterien beigelegt. Daher solltet ihr euch vorab ein Set zulegen – mindestens drei werden benötigt, um den Decoder zu starten. Darüber hinaus könnt ihr euch die offizielle App zulegen, welche den vier Herausforderungen entsprechende Hintergrundmusik spielt, um die Atmosphäre noch weiter zu vertiefen. Hierzu sei gesagt, dass die App mit 247MB recht groß ist. Daher solltet ihr sie ausschließlich über WLAN aus dem Store herunterladen. Im Hauptmenü wählt ihr eine der Herausforderungen aus. Dann erklärt euch die App kurz, dass ihr Fotos von eurer Runde nach dem Entkommen aufnehmen könnt und los geht’s mit einem Druck des „Musik abspielen!“-Buttons. Die Musik selbst ist recht atmosphärisch und verändert sich mit fortschreitender Zeit. Da die App kostenlos und recht nett gemacht wurde, können wir sie absolut als optionale Ergänzung empfehlen. Der einzige Haken dabei ist, dass die Geräusche, die aus dem Decoder kommen (diese kann man leider nicht leiser stellen oder gar ganz ausschalten) die Soundkulisse der App häufig übertönen. Zweierlei Geräuschkulissen können da schon mal anstrengend sein. Wir haben nach einer halben Stunde die App wieder ausgeschaltet. Ein Tipp für die Entwickler: Sollte ein neuer Decoder entworfen werden, wäre eine Taste zum deaktivieren oder leiser stellen des Tons eine sinnvolle Investition.

EscapeRoomSpielBild2Zurück zum Spiel: Was zunächst einfach klingt, entpuppt sich als richtig fordernd. Dies liegt daran, dass die Rätsel manchmal ein „um die Ecke denken“ erfordern, manchmal zwar recht offensichtlich sind, aber aufgrund des Zeitdrucks unter Umständen doch übersehen werden oder weil man sich denkt: „So einfach kann das jetzt aber nicht gewesen sein!“ Diese Mischung macht den Reiz aller vier Abenteuer aus. Wir empfehlen jedem übrigens sich an die Reihenfolge zu halten, da ihr mit dem ersten Abenteuer („Prison Break“) quasi in die Feinheiten des Decoders und des Spielprinzips eingeführt werdet. Denn wie in einem „echten“ Escape Room ist zunächst gar nicht offensichtlich, was zu tun ist und wie ihr vorgehen müsst. Das Prinzip ist jedoch in allen vier Abenteuern gleich: Ihr beginnt mit dem Öffnen des ersten Umschlags. Darin enthalten sind sämtliche Materialien, die ihr zum Lösen des ersten Teils benötigt. Meint ihr, die richtige Lösung zu kennen, steckt ihr die ersten Schlüssel in den Decoder. Dann geht es weiter zu Umschlag zwei und schließlich zum finalen Umschlag. Zwischendurch könnt ihr Lösungshinweise nutzen. Das funktioniert so: Auf den entsprechenden Kärtchen findet ihr einen kurzen Text abgedruckt. Dieser kann jedoch nur dadurch gelesen werden, dass ihr eine rote Folie drüber legt. Ansonsten bleibt er verborgen. Das Spiel gibt euch vor, wann ihr die Hinweiskarten nutzen dürft, damit nicht vorschnell eine Lösungskarte gezogen wird. Klar, dass ihr euch auch daran halten solltet.

Unser „Lieblingsfall“ ist „Nuclear Countdown“. Hier müsst ihr eine Bombe entschärfen. Diese muss jedoch zuvor erst einmal gefunden werden, was sich alles andere als einfach gestaltet und für ordentlich Schweiß auf der Stirn sorgt. Wenn man soweit ist, kann man das Spiel nur als „gelungen“ bezeichnen. Gerahmt werden die Escape Room-Fälle durch eine gut geschriebene Geschichte, in welche die Vorgaben (öffnet den Umschlag etc.) mit eingebaut wurden.

Ein Tipp von uns noch zum Schluss: Um sämtliche Informationen, Hinweise etc. auch gut lesen zu können, empfiehlt es sich, das Spiel nicht bei gedimmter Beleuchtung zu spielen. Dies mag vielleicht die Stimmung fördern, führt aber unter Umständen dazu, dass ihr in der Hektik nicht alles richtig lest. Ebenfalls wichtig ist es, die Spielanleitung genau zu lesen, um jede noch so kleine Feinheit des Spiels verstehen zu können.

Im Spiel selbst solltet ihr euch auch Notizen machen, um Zusammenhänge klarer vor Augen und Details auch nach wenigen Minuten präsent zu haben. Ein weiterer Tipp, den wir uns während unserer Herausforderungen mit „Escape Room – Das Spiel“ mehrfach sagen mussten: Niemals aufstecken! Auch wenn einige Rätsel wirkliche „Kopfnüsse“ sind, geht es immer irgendwie weiter. Alle Rätsel sind lösbar und manchmal ist die Lösung naheliegender, als es im ersten Moment scheint. Der Zeitdruck „vernebelt“ oft den klaren Blick. Und falls ihr einmal überhaupt nicht mehr weiterkommen solltet, findet ihr die Lösungen auf der offiziellen Homepage. Dies solltet ihr natürlich nur im äußersten Notfall tun, da dieses „Abspicken“ natürlich dem Spiel seinen Reiz komplett nimmt.

Fazit: Ein Fazit zu ziehen, fällt nach den aufregenden vier Stunden mit „Escape Room - Das Spiel“ sehr leicht. Jeder, der auch nur ansatzweise Interesse an Rätselspielen, an Team-Herausforderungen und an Spielspaß und auch ein wenig Nervenkitzel hat, sollte sich dieses Spiel zulegen. Hier stimmt einfach alles. Der einzige kleine Kritikpunkt, den sich jedoch jedes „Escape Game“ gefallen lassen muss (und wofür Noris nichts kann) ist, dass man nach einem Mal durchspielen alles kennt und es keinerlei „Mehrwert“ gibt. Da ihr jedoch diverse Erweiterungen kaufen könnt (Stand November 2017 gibt es bereits 5 Erweiterungen zu kaufen), und der Chrono Decoder natürlich auch immer wieder eingesetzt wird (und in der Herstellung auch etwas mehr kosten wird), sind die knapp 35 Euro absolut gerechtfertigt. Etwas nervig sind die permanenten Geräusche des Chrono Decoders, die sich leider nicht leiser stellen oder ganz abschalten können. In Kombination mit der eigentlich nett gemachten Soundkulisse der App, ist das schon mal ein wenig zu viel „Umgebungslärm“. Schade ist auch, dass dem Spiel keine Batterien beiliegen. Ebenfalls schade ist, dass manche Rätsel ein wenig zu kompliziert, ja beinahe schon unlogisch sind und nur mithilfe der Hinweiskarten gelöst werden können. Dies kommt jedoch sehr selten vor und schmälert den Spielspaß nicht.

9Auch wenn das Spiel (wie alle anderen Escape Room-Titel aber auch) keinen echten Escape Room ersetzen kann, kommt diese Fassung dem echten Escape Room-Gefühl besonders nahe. Wir hatten in der Redaktion mit den vier Abenteuern unglaublich viel Spaß und sind alle der Meinung, dass es aktuell keine bessere Umsetzung des Escape-Room Spielsystems auf dem Markt gibt. Daher können wir das Spiel ohne Einschränkungen empfehlen. Falls ihr nach diesem Test noch weitere Infos zum Spiel und den Erweiterungen bekommen wollt, folgt einfach diesem Link.

PS: Wer möchte, kann die Materialien für die Rätsel im Spiel erneut aus dem Netz laden, um es dann auch verschenken zu können.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Noris Spiele für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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