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Iron Harvest | Review (PC)

| Marc Heiland | PC-Games
IronHarvestBild1Spiele aus Deutschland stehen seit Jahrzehnten für hohe Qualität, bringen oftmals mit kreativen Ideen die Genres weiter und sind nicht gerade selten Impulsgeber für die großen Firmen weltweit. Beispiele sind hier Piranha Bytes aus Bochum mit ihren „Gothic“-Titeln, Yager aus Berlin, Daedalic aus Hamburg, Kalypso Media aus Worms mit der „Tropico“- und „Port Royale“-Reihe aber auch Crytek aus Frankfurt und „Die Siedler“ aus dem Hause Blue Byte aus Mülheim an der Ruhr (die nun für und mit Ubisoft entwickeln). Gerade letztgenanntes Unternehmen gehört im Bereich der Echtzeitstrategie (auch RTS aus dem Englischen) zu den Pionieren. Neu in diese Riege der RTS-Titel „made in Germany“ reiht sich nun auch „Iron Harvest“ von King Art aus Bremen und Deep Silver ein. Wir durften das lang erwartete Echtzeitstrategie-Spiel für euch testen und verraten euch, ob es sich bei dem zunächst ausschließlich auf dem PC veröffentlichten Titel um einen Pflichtkauf handelt. 
 
Die „eiserne Ernte“
Die Story von „Iron Harvest“ spielt in den 1920er Jahren, allerdings in einer Alternativen Zeit (hier auch 1920+ genannt). Es beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem sich die drei großen Mächte „Polania“, das „Sächsische Imperium“ („Saxony“) und „Rusviet“ feindlich gegenüberstanden. Bereits hier bemerkt man den Einfluss der deutschen Spieleschmiede, sind diese drei Großmächte doch ganz klar an den real existierenden Ländern (und damaligen Großmächten) Polen, das Deutsche Reich und die Sowjetunion angebunden, die im Ersten Weltkrieg verfeindet waren. So vermischen die Entwickler Realität und Fiktion. Während er Kampagne übernehmt ihr jede Kriegsmacht in einem Kampagnenzweig. 
 
Und wie auch im wahren Leben, zeichnet sich die Republik „Polania“ durch ihr stark agrarisch gehaltenes Wirtschaftssystem aus. Das sächsische Imperium setzt hingegen auf hochgerüstete Technologien und wird angeführt von einem Kaiser, der zwischen Krieg und Frieden hin und her gerissen ist sowie der gigantischen Armee der Rusviet (Sowjets) und ihrem Zaren, der sein enorm großes Reich zunehmend nicht mehr unter Kontrolle hat. Ihr seht: Es gibt auch innerhalb der Länder genug Konfliktpotential. 
Das Besondere an „Iron Harvest“ ist jedoch nicht der Konflikt der drei ehemaligen Großmächte, sondern dass schwere Mechs Teil der Kriegsführungen sind. So gibt es einerseits den Kampf Mann gegen Mann, andererseits den hochgezüchteten Kriegsmech-Kampf der Maschinen, was die sowieso schon für damalige Verhältnisse unglaubliche Militärtechnologie in dieser fiktiven Zeitlinie auf ein neues Level hebt. 
 
Dabei beginnt das Spiel noch relativ harmlos und führt dennoch unmittelbar in die Steuerung und Spielmechanik ein. Während einer Schneeballschlacht „kämpft“ ein junges polonisches Mädchen gegen eine Handvoll Jungen, die die feindlichen Mächte symbolisieren. Auf diese spielerische Weise erlernt ihr, wie man über die großen Karten zieht, Deckung aufnimmt, Gegner unter Beschuss nimmt und vieles mehr. Kurze Zeit später wechselt dann die Geschichte aus dem Tutorial heraus und direkt in die Geschichte, die nur einige Jahre später beginnt, über. Was auffällt und sich im weitere Spielverlauf bestätigt, ist, dass die Entwickler eine unglaublich dichte Atmosphäre erschaffen und eine emotional packende und intensive Story entwerfen, die uns bis zum letzten Moment an den Bildschirm fesselt. Selten haben wir gerade im RTS-Genre eine derart intensive Handlung mitverfolgen dürfen. Auch wenn grafisch hier nicht alles bis ins kleinste Detail sauber programmiert wurde, kann die ein wenig im Stile der industriellen Revolution gehaltene Grafik absolut überzeugen. Vor allem die stellenweise gigantischen Mechs sind die optischen Highlights und gehören indirekt zu den „Stars“ des Spiels. 
Hinzu kommt ein unglaublich toller Soundtrack, der sowohl melancholisch-düsterer Klangbilder als auch heroisch-epische Momente auf den Bildschirm zaubern kann. Gleiches gilt für die auf hohem Level angesiedelte Sprachausgabe mit vielen professionellen Sprechern, die hervorragende Arbeit leisten. Ein wenig schade ist jedoch, dass die landestypischen Akzente im Original besser daher kommen als in der deutschen Synchronisation. 
 
IronHarvestBild2Taktisches Vorgehen ist das A und O
Doch nimmt man die alternative Zeitleiste, die emotionale Story und den tollen Soundtrack weg, bekommt man als Spieler im Kern ein eigentlich doch recht typisches und zeitloses Echtzeitstrategie-Spiel geboten. So befehlt ihr Einheiten, die über individuelle Stärken und Schwächen verfügen, lenkt sie per Mausklick oder Tastatur-Befehl über die großen Areale, begebt euch in Deckung, nutzt strategische Möglichkeiten innerhalb der Map, flankiert Gegner, sucht ihre Schwachstellen, erfüllt Neben- und Hauptmissionen, sammelt Ressourcen, baut kleine Basen, sammelt zurückgelassene Waffen auf (was für das RTS-Genre doch recht bemerkenswert, da eher im Shooter-Genre zu finden, ist) und vieles mehr. Wer nicht die Kampagne spielen möchte oder sich nach der Kampagne noch mehr im „Iron Harvest“-Universum tummeln will, der kann sich im Multiplayer oder im Gefechts-Modus gegen die KI probieren. Hier bietet euch das Spiel diverse Herausforderungen, sie allesamt recht unterhaltsam ausgefallen sind, die wir jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht allzu intensiv antesten konnten, da wir euch in erster Linie einen Überblick zur Kampagne und den Vorzügen des Spiels bieten wollen. Auffällig ist der zum Teil recht knackige Schwierigkeitsgrad der einzelnen Missionen. Denn obwohl es ein gut erklärendes Tutorial gibt, sind bereits die ersten Missionen eine Herausforderung. Und auch im weitere Spielverlauf wird es nicht unbedingt leichter. Einsteiger, die sich zum allerersten Mal ins Genre begeben, dürften so schnell das Ende der Mission erleben. Daher benötigt ihr stets ein wachsames Auge sowie die richtige Strategie, um gegen die tonnenschweren Mechs und größeren Einheiten überhaupt bestehen zu können. Habt ihr es dann aber geschafft, wird sich schnell ein gutes Gefühl einstellen, dass eure Strategie aufgegangen ist. 
Schaffe, schaffe Basis baue…
Wie bereits erwähnt, gehört zu „Iron Harvest“ auch der Basis-Bau. Hierzu gehören eine Baracke, ein HQ sowie eine Werkstatt. Hinzu kommen Geschütztürme zur Verteidigung, ebenso wie die Möglichkeit, die Basis gegen Feinde abzusichern. Das mag recht rudimentär klingen, ist unterm Strich aber vollkommen ausreichend. Denn wichtiger ist das Gefecht. Um die Gebäude und Einheiten errichten bzw. erschaffen zu können, benötigt ihr Öl oder auch Eisen, die ihr über Minen und Pumpen abbauen könnt. Diese baut ihr selbst oder nehmt sie auf den Karten ein. Dasselbe versuchen natürlich auch die Gegner, sodass es immer hin und her gehen kann und spannend bleibt. Dieser Anteil ist – gemessen am gesamten Spiel – zwar etwas geringer, als bei vergleichbaren Mitbewerbern, wurde aber dennoch zu einem spannenden Aspekt ausgebaut. Schön ist auch, dass ihr strategisch wichtige Punkte wie Gebäude einnehmen oder auch zerstören könnt, um euch selbst Vorteile zu verschaffen oder es dem Gegner schwieriger zu machen. Gerahmt wird das Ganze durch tolle Zwischensequenzen, die immer wieder eine Identifikationsmöglichkeit bieten, uns aber nicht zu tief an die Charaktere binden, um immer noch ausreichend Platz zum Nachdenken zu bekommen. Gefallen hat uns, dass die Storys der einzelnen Kampagnenteile nie versucht, mit dem moralischen Holzhammer auf den Spieler einzudreschen, aber dennoch zum richtigen Zeitpunkt die passenden (und nicht selten kritischen) Töne anzustimmen. Denn trotz ein wenig viel Klischee hier und etwas zu viel Stereotypen dort hält sich unterm Strich alles die Waage. 
 
Fazit: „Iron Harvest“ holt nicht nur das ein wenig vernachlässigte RTS-Genre aus seinem Dornröschen-Schlaf, sondern es setzt auch tolle neue Akzente, die abermals zeigen, dass Entwickler hierzulande sehr gute und „reife“ Spiele auf den Weltmarkt bringen können. Bis auf wenige 9Kleinigkeiten ist der Titel ein grandioses Spiel geworden, das wir Fans storylastiger Titel absolut empfehlen können. Einsteiger dürften allerdings schnell überfordert werden. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Deep Silver für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
U. Sperling
 

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