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F1 2016 | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen

F12016Bild1Die Formel 1-Titel aus dem Hause Codemasters sind so etwas wie das FIFA für Rennsport-Fans. Alljährlich bietet uns der Entwickler und Publisher eine Neuauflage mit einigen Neuerungen, aber immer auch einigen Macken. Besonders F1 2015 trieb den Fans die Sorgenfalten auf die Stirn, fehlten doch ein Karriere-Modus, und auch das typische „F1-Flair“ war nur in Ansätzen vorhanden. Für die diesjährige Ausgabe gelobten die Mannen bei Codemasters Besserung und wollten nicht nur die Karriere wieder in den Fokus rücken, sondern auch das unnachahmliche F1-Flair in bislang nicht gekannter Form auf den heimischen Bildschirm bannen. Wir haben uns anhand der PS4-Version ein Bild von den Versprechen machen können und berichten euch von unseren Erfahrungen mit F1 2016.

Altbekanntes und Neues

Beginnen wir doch erst einmal mit dem, was offensichtlich ist. Wie in jedem Jahr kann auch in der 2016er-Ausgabe auf die komplette F1-Lizenz zurückgegriffen werden. In der Praxis bedeutet dies, dass ihr sämtliche Strecken der aktuellen Saison 2016 samt der neuen Strecke in Baku (Aserbaidschan), alle F1-Boliden, Fahrer und Teams geboten bekommt. Auch mit dabei sind die wichtigen Teamköpfe (Teamchefs), die hin und wieder zu sehen sind. Kenner des F1-Zirkus werden sie rasch wiedererkennen. 

Ebenfalls mit dabei sind die „altbekannten“ Spielmodi im Offline- und Online-Bereich wie Einzelrennen, Zeitfahren und der komplette F1-Rennkalender 2016. Auch dürft ihr in diesem Jahr wieder entscheiden, ob ihr verkürzte Rennen (ab 25% der Originaldistanz) fahrt, euch in benutzerdefinierten Rennen messt (ab 5 Runden) oder euch die volle Renndistanz gönnt. All das ist möglich. Selbiges gilt auch bei den Trainings und für den Umfang des Qualifying. 

F12016Bild2Die erste Neuerung gibt es bei der Einführungsrunde. Diese ist erstmals mit dabei, um euch die Chance zu geben, die Reifen eures Boliden auf Renntemperatur zu bringen. Mit dabei ist auch das Safety-Car mit Bernd Mayländer und – erstmals – das neue virtuelle Safety-Car. Last but not least kommt hinzu, dass ihr wahlweise automatisch zur Boxengasse hin abgebremst werdet, oder das Prozedere manuell vorgenommen wird. Dies hat den Reiz, dass ihr sehr genau auf eurer Renntempo achten müsst, um nicht wegen zu hohem Tempo in der Boxengasse eine Strafe erhaltet. Auch auf der „anderen Seite“ haben die Codemasters etwas Neues eingeführt: Denn neben der Startautomatik könnt ihr jetzt auch wieder „von Hand“ den Startvorgang auslösen. Auch hier kommt es dann auf exaktes Timing an. 

Doch wer nun denkt, dass das ja alles ganz nette Gimmicks sind, aber wo denn die echten Neuerungen bleiben, dem sei gesagt, dass die Arbeiten für die aktuelle Ausgabe ganz klar auf dem „Drumherum“ und der Karriere lagen. (Dafür gibt es keine 2015er Saison und keine Rennen auf „alten Strecken“ mit den damals gängigen F1-Wagen) 

Der Karrieremodus hat es dafür in sich. Denn ihr erstellt nicht nur nach einen eigenen Fahrer und sucht euch eines der realen Teams aus, um dort die erste Saison im Cockpit Platz zu nehmen. Vielmehr hat Codemasters das bestmögliche getan, um euch das Gefühl zu geben, tatsächlich Teil des Teams und des echten F1-Zirkus zu sein. Dafür haben sie euch, eure Beraterin und euer Büro aus dem kleinen „Trailer“ vergangener Jahre heraus geholt und stattdessen in einen den realen Fahrerlagern nachempfundenen Raum gebracht. Dort warten die Beraterin und euer Cheftechniker auf euch, um euch mit Tipps zur Seite zu stehen. Auch wenn deren Charaktermodelle etwas bieder daher kommen, das Fahrerlager etwas schwach aufgelöste Texturen bietet (vor allem die Schatten auf dem Boden und das teilweise heftige Tearing sind ein Graus) und die Sprecher nicht in der Lage waren, synchron zur Lippenbewegung der virtuellen Figuren ihre Monologe einzusprechen, ist das alles hier viel mehr an der Realität dran, als früher. Darüber hinaus steht euch neben dem Laptop, der euch mit vielen Informationen versorgt, auch eine Voicemail zur Verfügung, über die euch Infos über die Zielvorgaben des Teams in regelmäßigen Abständen übermittelt werden. Sind diese bei den kleinen Teams noch moderat, so nehmen die Zielvorgaben bei den größeren Teams und den Superstars der F1 deutlich zu. Habt ihr die gewünschten Ziele nicht erreichen können, wird eine Vertragsverlängerung schwieriger für euch. Eine schöne Dreingabe ist die – beispielsweise bei Hamilton und Rosberg per excellence auch in der Realität präsente – interne Teamrivalität oder die Rivalität mit einem anderen Fahrer. So werdet ihr motiviert, eure Topleistungen auf die Strecke zu bringen, um nicht in der Gunst der Verantwortlichen ins Hintertreffen zu gelangen. 

F12016Bild3Ebenfalls neu mit dabei ist die Entwicklungsabteilung. Dieser könnt ihr eure verdienten Ressourcenpunkte spendieren. Mit diesen Punkten, die ihr für erreichte Vorgaben im Freien Training, dem Qualifying und Rennen erhaltet, können verschiedene Aspekte eures Boliden verbessert werden. Auch Reifentests sind erstmals im Umfang enthalten. Last but not least wirken Boxenstopps, das Zurückschieben bei Ausfällen oder Abbrüchen in die Box, die Kommunikation mit dem Team und der Kontakt zu den Teammitgliedern echter an. Ein Wermutstropfen ist jedoch im Rennen zu finden: Die KI ist nach wie vor nicht auf der Höhe der Zeit (anscheinend hat man die 2015er KI genommen). Viel zu oft geht sie aggressiv auf Idealkurs und rammt euch manchmal noch kurz vor dem Ziel gnadenlos von der Piste. So etwas (im Hamilton-Stil) darf nicht passieren. 

Intensiv und packend?

Doch Codemasters hat nicht nur den Karrieremodus aufgepeppt. Auch das TV-Flair wurde optimiert. So hat man neben RTL Formel 1 Urgestein Heiko Wasser in diesem Jahr nicht Christian Danner verpflichtet, sondern Stefan Römer, der ebenfalls Experte der Formel Eins ist. Die beiden geben nicht nur Informationen zum Rennen, der Strecke oder den Fahrern ab, sondern geben interessante Anekdoten aus der großen F1-Welt zum besten. Verbessert wurden auch die Siegerehrung, die Einblicke in die Boxengasse und die Charaktermodelle der Fahrer, die Fans fast immer sofort erkennen.Ein wenig schade ist, dass das rege Treiben vor dem Rennen (Crewmitglieder, die Reifen mit Decken auf Temperatur halten) und nach dem Rennen (Fans rennen in Italien / Monza auf die Strecke) nicht bzw. nur in ein paar Szenenzusammenschnitten im Spiel vorkommen. Das wäre noch das Tüpfelchen auf dem sprichwörtlichen i. Cool wäre es auch gewesen, wenn ihr Interviews hättet geben können oder hören könntet, wie sich die Rennfahrer nach dem Sieg miteinander unterhalten und zum Abschluss eines Rennens die Hymnen gespielt würden. Trotzdem ist die Atmosphäre nie besser eingefangen worden, als in dieser Ausgabe. 

Von wechselndem Wetter und alten Fehlern

Beim ganzen „Neuland“ stellt sich natürlich die Frage, ob Codemasters alles umgekrempelt hat oder auch „Altlasten“ zu finden sind. Wie bereits erwähnt ist die KI noch mit den bereits bekannten Fehlern belastet. Auch die Boliden hat man 1:1 aus dem Vorgänger übernommen (lediglich der Klang der Motoren und das Zuschalten des DRS klingen noch einen Tick glaubwürdiger). Und die Strecken wirken nicht sonderlich beeindruckender. Dennoch sieht F1 2016 alles andere als schlecht aus. Der Titel zeigt nur eindeutig, dass die von Codemasters verwendete Engine am technischen Limit der Möglichkeiten zu sein scheint. Das merkt man auch beim Wetter, das zwar nach wie vor dynamisch ist und euch vor Herausforderungen stellt. Doch irgendwie merkt man hier einen gewissen Stillstand auf hohem Niveau. Wenig überzeugen kann das Schadensmodell der Rennwagen und das erneut viel zu unausgewogene Strafen-Reglement, welches manches minimale Vergehen hart bestraft, Gegner, die euch jedoch von der Strecke abschießen, hin und wieder gekonnt ignoriert. Dafür klappt die Kommunikation mit dem Team via PS4-Kamera und Sprachbefehlen auch in diesem Jahr ohne Probleme. 

Wer lieber mit Gleichgesinnten um die F1-Meisterschaft fährt, für den hat Codemasters einen wirklich gelungenen Multiplayer auf die Beine gestellt. Hier können 22 Spieler das komplette Startfeld besetzen. Sollten weniger Spieler am Start sein, werden die freien Plätze wie gewohnt von KI-Fahrern ergänzt. Vorbildlich: Im Vergleich zu einigen anderen Rennspielen könnt ihr nicht nur Spielen beitreten, sondern auch eigene Lobbys erstellen. Hier sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. 

8Fazit: In Sachen Rennatmosphäre führt in dieser Saison kein Weg an F1 2016 von Codemasters vorbei. Endlich haben die Entwickler die Bitten der Fans erhört und das typische F1-Feeling, das sogar TV-Liveblicke auf die Trainings und das Qualifying ermöglicht, auf den Bildschirm gebannt. Darüber hinaus hat man eine tolle Karriere inszeniert und viele kleinere Verbesserungen getätigt. Aber auch manche Altlast schleppt F1 2016 mit sich herum. Die KI hat immer noch ihre nervtötenden Macken, die Grafikengine hat manche Schwäche und auf die letzte Saison müsst ihr komplett verzichten. Ansonsten ist F1 2016 das Spiel geworden, welches wir uns schon im vergangenen Jahr gewünscht haben.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten. 

Die inn-joy  Redaktion bedankt sich bei Codemasters für das zur Verfügung gestellte Review-Muster.

M. Plischka

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