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Final Fantasy XV | Review (PS4 Pro)

| Marc Heiland | Konsolen

FFXVBild1Final Fantasy gilt in Fernost als die Mutter aller Rollenspiele. Und kaum eine Reihe erfreut sich seit vielen Jahren in Japan und anderen asiatischen Ländern, aber auch außerhalb, einer so unglaublichen Fangemeinde, wie die Spiele aus dem Hause Square Enix. Wer allerdings noch nie etwas mit dem FF-Universum zu tun hatte (und man munkelt, dass dies auch für Kenner der zahlreichen Ableger gilt), der wird sich mit den Charakteren, Spielwelten und Gegebenheiten schwer tun. Umso erstaunlicher ist es, dass Square Enix bereits vor dem eigentlichen Spielbeginn erwähnt, dass es sich beim neusten Ableger, „Final Fantasy XV“, um einen Titel (in den Augen der Entwickler) handelt, der sich sowohl an Fans, als auch an Neulinge wenden soll. Wir haben uns anhand der PS4-Version davon ein Bild gemacht und erklären euch, ob Square Enix diesen Spagat auch konsequent einhalten kann.

Ende einer Odyssee

Der November und der Dezember 2016 scheinen für Videospieler die Monate zu werden, in denen kleine Wunder geschehen. Denn nicht nur Sony veröffentlicht in der kommenden Woche, pünktlich zum Nikolaus, nach zehn Jahren Entwicklungszeit, endlich seinen ambitionierten Fantasy-Titel „The Last Guardian“. Auch Square Enix hat mit „Final Fantasy XV“ einen ähnlichen Kandidaten für ein Jahrzehnt der Entwicklung am Start. Denn was vielleicht einige von euch nicht wissen: Auch dieser Titel sollte (unter einer anderen Zählweise) erscheinen und wurde vor rund einer Dekade das erste Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert, nur um dann erst einmal in der Versenkung zu verschwinden bzw. von der „Verschiebungsseuche“ betroffen zu sein. Damals noch für die „alte“ Konsolengeneration geplant, haben die Entwickler sich im Laufe der Entwicklung dazu entschieden, aus „Final Fantasy XV“ einen exklusiven Current-Gen Titel zu machen. Und so steht das Spiel mit vollkommen neuen Gameplay-Elementen, wie einer offenen Spielwelt, Echtzeitkämpfen, grafisch neuen Möglichkeiten und einer neuen Story in den Händlerregalen. Klar, dass sich FF-Fans rund um den Globus fragen, wie der Titel den Sprung auf die PS4 verkraftet hat und was vom ursprünglichen Konzept überhaupt noch übrig geblieben ist.  

FFXVBild2Nacht, Licht und Himmel – sowie weitere lustige Namen

In Teil fünfzehn dreht sich alles um den jungen Prinzen Noctis Lucis Caelum (wer auch immer sich diese albernen Namen ausdenkt), in dessen Haut ihr schlüpft. Gemeinsam mit seinen Buddys Gladiolus Amicitia, Ignis Scientia und Prompto Argentum reist ihr mit eurem Luxusschlitten, dem Regalia, der dummerweise aber recht schnell seinen PS-Geist aufgibt, ansonsten jedoch als Schnellreisemittel dient und von euch selbst oder automatisch gefahren werden kann, in die Nachbarschaft, wo ihr zur Heirat mit der schönen Lunafreya Nox Fleuret  erwartet werdet. Noctis und Lunafreya sind quasi Sandkastenfreunde und nun endlich dürfen sie also den Bund der Ehe eingehen. Doch die Hochzeit geschieht nicht nur aus Liebe. Vielmehr fußt auf ihr ein möglicher Frieden zwischen den beiden verfeindeten Königreichen Lucis, aus dem Noctis stammt, und Niflheim (nordische Sagenwelt ick hör dir trappsen), dem bösen Erzfeind. Klar, dass das Ganze nicht friedlich über die Bühne geht, sondern sich bald schon ein erbitterter Kampf bis aufs Blut entzündet, der alle Beteiligten an den Rand ihrer Existenz sowie ihrer physischen und psychischen Möglichkeiten bringt. Und so erzählt auch „Final Fantasy XV“ wieder eine Story rund um Freundschaft, Liebe, Pflicht und Ehre, natürlich gepaart mit einem ordentlichen Schuss Monster, Dämonen und Göttertheater. Ganz so, wie es sich Veteranen von FF-Spielen her wünschen. Bereits nach wenigen Spielminuten werdet ihr zunächst auf kleine Skorpione und ähnliches Viehzeugs losgelassen, bevor es dann im Laufe der Reise zu zahlreichen Begegnungen mit immer größeren und stärkeren Widersachern kommt, die natürlich auch immer in Rudeln auftauchen. Cool: Nachts gibt es andere Gegner zu bekämpfen, wie beispielsweise die starken Siecher. Daher empfiehlt es sich, eher tagsüber unterweg zu sein. Solltet ihr doch mal in einen solchen Kampf verwickelt werden, könnt ihr jedoch auf eure Freunde zählen (wie natürlich auch bei den Kämpfen am Tag). Beim Kampf gegen eure Feinde agiert ihr immer gemeinsam, wobei jeder einzelne Charakter individuelle Stärken (wie zum Beispiel Noctis Teleportationstalent) hat und über einen Talentbaum aufgelevelt werden kann. Da die Welt von Eos, so der Name des Kontinents, auf dem FF XV angesiedelt ist, sehr groß ist, werdet ihr natürlich auch viele Schlachten schlagen. Zwischendurch müsst ihr euch in Camps ausruhen, essen (was euch weiter levelt bzw. aufwertet) und trainieren. Diese „Refugien“, wie die Camps heißen, sind in der Spielwelt überall zu finden. Apropos enorm: Enorm ist auch die Zeitspanne, bis die Story mal in die Gänge kommt. Viele Stunden seid ihr damit beschäftigt, Jagdaufträge zu absolvieren oder Quests zu erledigen und habt immer wieder das Gefühlt, auf der Stelle zu treten. Fast wirkt es, dass es eigentlich gar nicht mehr um das große Ganze geht, sondern sich die Entwickler im ewigen klein-klein verfransen, bevor es dann doch urplötzlich wieder hektisch weitergeht und man gar nicht mehr so recht weiß, warum hier auf einmal die Storyschreiber Gas geben. So wirkt das Spiel in Sachen Erzählung recht ausgewogen. Gleiches gilt auch für die vielen Kämpfe. Manche wirken so, als seien sie ins Spiel aufgenommen, um die Spielzeit zu strecken. Andere hingegen wirken viel zu kurz oder aufgesetzt. Ausgenommen sind natürlich die epischen Zwischen- und Boss-Gegner. Hier zeigen die Entwickler die Stärken des Spiels. Die Kämpfe tragt ihr FF-typisch mit verschiedenen Großwaffen und Magie aus. Die Verwaltung der Waffen über das Pad klappt wunderbar, in Windeseile habt ihr die passende Waffe aus dem Inventar gekramt und auch das Blocken funktioniert ohne Probleme. Neulingen empfehlen wir dennoch die Trainingsmöglichkeiten zu nutzen und das Tutorial zu spielen, damit es in den Kämpfen nicht unnötig zu Komplikationen bei der Nutzung der richtigen Steuerungsbutton kommt. 

Trotz gewissem Leerlauf und einigen sich wiederholenden Ideen (Stichwort: Tanken) kann FF XV gefallen. Dies liegt vor allem an den vier vollkommen verschiedenen Kumpel, die das Helden-Quartett ausmachen. Mit vielen coolen Sprüchen spielen sie sich schnell in eure Herzen. So hat FF XV viel von einem Roadtrip mit guten Freunden. Auch die Gespräche der vier Helden untereinander, das sich gegenseitige Piesaken und Fotos machen trägt dazu bei, dass hier eine tolle Atmosphäre entsteht. So wachsen euch Noctis und Co unglaublich schnell ans Herz und man leidet spürbar mit, wenn einer der vier Protagonisten in Not gerät. Gut, wenn die anderen drei aushelfen können. 

FFXVBild3Die Schönheiten von Eos

Eine Stärke von FF XV ist die Inszenierung. Die Zwischensequenzen wirken sehr gut in Szene gesetzt und wie aus einem Guss. Und auch die Spielwelt bietet schöne, ja geradezu sehenswerte Landschaften, abwechslungsreiche Orte und idyllische Postkarten-Panoramen. Statt japanischem Flair und Mythologie wird hier alles in eine Welt eingebaut, die es auf diese Weise auch in der Realität geben könnte. Moderne Elemente wie Smartphones, Autos und Navis vermischen sich auf interessante Weise mit Fantasy-Elementen, ohne dass diese jedoch in irgendeiner Art und Weise störend wirken. Was das Ganze darüber hinaus glaubwürdig wirken lässt, sind das Tag-/Nachtsystem und auch Wettereinflüsse, die sich zwar nicht unmittelbar auf das Spielgeschehen auswirken, dafür aber umso schöner aussehen. Wo so viel Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Denn die Schönheit und Vielfalt der Schauplätze in Eos werden durch sichtbare Fade-Ins, Popups, kleinere Ruckler und leichtes Kantenflimmern erkauft. Dies gilt leider auch für die PS4 Pro-Version, die wir als Testgerät nutzen. Egal, ob ihr den Grafikmodus „Visuell“ wählt, bei dem es leicht optimierte Schatten und mehr Vegetation zu sehen gibt sowie besseres Antialiasing, oder „Leistung“, bei dem ihr ein zwar etwas detailärmeres Bild bekommt, dafür aber weniger Framerate-Schwierigkeiten, ist das Spiel in Punkto nicht ganz rund. Das Zuschalten von HDR macht das Spiel optisch auch nur in Sachen Kontrast minimal hübscher. Größere HDR-Auswirkungen gibt es (im Gegensatz zum letzten Lara Croft-Ableger oder „Call of Duty: Infinite Warfare“) jedoch nicht zu bestaunen. Neben den vielen imposanten Gegenden in Eos, gibt es auch einige, die nicht so schön sind und in der Gesamtsicht deutlich abfallen. Manchmal hatten wir beim Testen das Gefühl, als hätten die Entwickler PS3-Versatzstücke mit eingebaut. 

Besser sieht es da schon bei der Sprachausgabe aus. Diese liegt nicht nur komplett auf Deutsch vor, sondern überzeugt auch durch professionelle und erstklassige Synchronsprecher, welche sehr gute Arbeit leisten. Leider ist das Gesprochene nicht lippensynchron. Alles kann man wohl nicht bekommen. Ansonsten bietet FF XV tolle Surround-Effekte und eine gute musikalische Untermalung mit einigen bekannten Songs. 

8Fazit: Auch wenn „Final Fantasy XV“ eine lange Odyssee hinter sich hat, hat es sich gelohnt, zu warten. Wer denkt, dass Square Enix ihr absolutes Meisterstück abgeliefert haben, mag vor allem aufgrund der Längen, die die Story aufweist, enttäuscht sein. Dennoch: FF-Fans werden sich über das coole Herren-Quartett, die tollen (Boss-) Kämpfe, die riesige Spielwelt und viele gelungene Einfälle freuen. Über 60 Stunden Spielspaß verspricht der aktuelle Ableger. Und wer alles mitnimmt, also auch sämtliche Nebenaufträge, und sich nicht hetzen lässt, kann die Spielzeit noch einmal verlängern. So oder so: FF XV wird seine Fans nicht enttäuschen und jeder, der Spaß am asiatisch angehauchten Flair der FF-Reihe hat (auch wenn die Reihe für den außerasiatischen Markt im Laufe der Zeit immer weiter angepasst wurde), kann zugreifen. 

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten. 

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Square Enix für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

D. Stappen

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