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Little Nightmares II | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

LittleNightmaresIIBild1Was waren früher als Kinder eure größten Alpträume? War es die fiese Lehrerin, die mit ihrer Strenge für eine gewisse Atmosphäre im Unterricht sorgte und die scheinbar alles sah, was ihr getan habt, ihren Blick überall hatte und auch sonst eher unsympathisch wirkte? War es die Angst, dass das, was sich im Fernseher abspielte, auf einmal aus ihm herauskommen und euch jagen könnte? Oder war es die Furcht vor dem Tod, der Einsamkeit und überdimensional und furchteinflößenden Personen? Mit Sicherheit dürfte sich der eine oder andere von euch bei diesen Beschreibungen wiederfinden. Ähnlich haben sich wohl auch die Entwickler von „Little Nightmares II“, die Tarsier Studios, gefühlt haben. Denn anders lässt sich der Inhalt des neuen Horror-Titels kaum erklären. Wir haben uns die PS4-Version geschnappt und geschaut, wie uns die Entwickler erneut das Fürchten lehren.

Der Albtraum auf leisen Sohlen
Ich weiß noch, als ich 2016 auf der gamescom in Köln war. Einer der Publisher vor Ort war Bandai Namco. Auf der Fläche, die dort angemietet wurde, war ein großes Zimmer zu sehen, in dessen Mitte eine kleine Figur mit einem gelben Regenmantel stand. Alles wirkte überdimensional und schon auf den ersten Blick ein wenig furchteinflößend, aber zugleich machte das Setting auch neugierig. Über dem Raum stand in großen Lettern der Titel des kommenden Spiels „Little Nightmares“. Das Rätsel-Jump-’n’-Run-Adventure konnte bereits auf der E3 im selben Jahr überzeugen und wurde auch auf der gamescom in Köln begeistert aufgenommen. Doch worum ging es? Im fertigen Spiel übernahm man als Spieler die Steuerung über ein kleines Mädchen namens Six. Es musste durch verschiedene albtraumhafte Settings gesteuert werden, um schlussendlich einer Meeresstation voller Gefahren zu entkommen. Da Six – im Verhältnis zum Rest der Spielwelt – sehr klein und eher schwach war, musste das Spiel allein durch Schleichen und Springen sowie dem Lösen von Rätseln bewältigt werden.


Und auch der Nachfolger, „Little Nightmares II“ ist nach beinahe demselben Schema aufgebaut. Der Unterschied zum Vorgänger ist – neben dem neuen Setting – dass ihr in die Rolle des kleinen Mono schlüpft, der – ohne große Vorstellung seiner Person und eines aufwendigen Intros – durch einen Fernseher an einen Ort voller Albträume gesogen wird, der auf den Namen „Pale City“ hört. Dort muss er sich mit quälenden und schaurigen Albträumen auseinandersetzen, die uns als Spieler nicht selten mit subtilen Horror- und Gruselelementen schocken.
Denn die Tarsier Studios setzen wieder einmal auf das perfekte Zusammenspiel aus Grafikeffekten, spärlich eingesetzten Sounds und überraschenden und äußerst abgedrehten Momenten, die alle zusammen eine äußerst dichte Atmosphäre erzeugen. Das Erschreckende dabei ist nicht nur der subtil eingebundene Grusel. Vielmehr ist es die Mischung aus Realität und Irrsinn, die es schaffen, dass der eigene Puls stets hochgetrieben wird. So befindet ihr euch oft in Settings (dunkler Wald, Schule, Psychiatrie und Signalturm) die alle äußerst real wirken und so auch durchaus existieren könnten. Was das Ganze dann aber zu virtuellen Albträumen macht, sind die „Bewohner“ der Stadt, die überzeichnet, karikiert und schauderhaft-monströs inszeniert wurden mit dem Ziel, euch einen Schauer im Sekundentakt über den Rücken zu jagen und Mono zu töten.


LittleNightmaresIIBild2Ein weiterer Unterschied zum Vorgänger ist, dass ihr auf ein kleines Mädchen trefft, die euch für eine gewisse Zeit als Begleiterin zur Seite steht und verschiedene Rätsel mit euch gemeinsam löst. So wird das Mitleiden mit dem Schicksal der beiden Protagonisten weiter verstärkt. Dadurch, dass sowohl Mono als auch das Mädchen nicht sprechen, ist man als Spieler hin und her gerissen zwischen der Sorge um das Schicksal der Kinder und dem „mit Gesprächen wäre hier mehr Identifikation mit den beiden möglich“ Gefühl. Was mir persönlich gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Begleiterin recht gut mit Monos Handlungen unterstützend interagiert, wenngleich das Ganze nicht immer zu 100 Prozent klappt. Besonders intensiv sind dann die Momente, in denen Mono bzw. auch seine Begleiterin vor den skurrilen Gegnern fliehen müssen.


Was dann weniger begeistert ist die zum Teil recht schwammige Steuerung, die unglücklich belegten Tasten, die auch manchmal zusammen gedrückt werden müssen, was in der Hektik einiger Szenen zu unschönen Komplikationen führt sowie die an einigen Stellen extrem schweren Passagen, die nicht selten zu Frustmomenten führen, da ihr dann immer wieder denselben Abschnitt spielen müsst. Trial & Error kann Spaß machen – führt im hohen Maße aber nicht ans Ziel, den Spieler zu unterhalten. Immerhin wurden die Speicherpunkte besser platziert als im Vorgänger.
Ebenfalls nicht sonderlich glücklich wurde das Kampfsystem umgesetzt. Ja, ihr habt richtig gelesen! Denn im zweiten Teil von „Little Nightmares“ muss Mono sich gegen verschiedene Gegner mit „Waffen“ wie einer Axt, einem Gewehr oder einem Rohr zur Wehr setzen. Das Problem hierbei ist, dass das Timing absolut präzise sein muss, da Mono so einen großen Gegenstand nur einmal heben kann, wenn ihn ein Gegner attackiert, und bis zum nächsten Schlag zu lange benötigt. Auch dies kann hin und wieder eher in Frustmomenten ausarten als in Spielspaß. Auch dann, wenn die Gegner aus verschiedenen Richtungen her angreifen. Da nützt es auch nur wenig, wenn ihr sie mit Hilfe eurer Taschenlampe durch ihren Lichtschein kurz stoppt.


Schaurig - schön
Doch keine Sorge: Trotz der Kritik hat auch Little Nightmares 2 viele gute Seiten. Neben der tollen Grafik und dem grandiosen Klangteppich (den ihr auf der PS5 am besten über den Kopfhörer genießen solltet), wartet auch ein umfangreicheres Gameplay mit dem Einsatz der Taschenlampe, dem Portieren durch Fernsehgeräte, dem Suchen von Schlüsseln und verschiedenen in den Arealen zu findenden Geheimnissen. Hierdurch entsteht mehr Abwechslung als im Vorgänger.


Für die PS5 gibt es leider keine Unterstützung der DualSense-Controller Features. Zwar wird auch hier von der Rumble-Funktion Gebrauch gemacht. Doch die adaptiven Trigger und der interne Lautsprecher des Controllers erhalten keinen Support. Vielleicht wird hier vonseiten der Entwickler noch etwas nachgereicht. Einen Mehrwert würde es auf Sonys neuer Konsole auf jeden Fall bieten.


Fazit: Trotz diverser kleinere Macken und etlichen Frustmomenten kann auch „Little Nightmares 2“ überzeugen und knüpft an den tollen Vorgänger mühelos an. Vor allem das 8erweiterte Gameplay und der grandiose Sound gepaart mit einer intensiven Atmosphäre und vielen verstörenden Inszenierungen werden euch etliche Gänsehautmomente spendieren. So kann das es mit den Horrorspielen in 2021 gerne weitergehen.


Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.


Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bandai Namco für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.


U. Sperling

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