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Psychonauts 2 | Review (Xbox Series X)

| Marc Heiland | Konsolen

Psychonauts2Bild1Die Älteren unter euch werden sich noch erinnern: In den 1990ern stand kaum ein anderer Mann so stark Pate für Point&Click-Adventures, wie Tim Schafer. Der Schöpfer von Spiele-Legenden wie „The Secret of Monkey Island (1990)“, „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge (1991)“, „Day of the Tentacle“ (1993), „Vollgas“ (1995) und „Grim Fandango“ (1998) sind allesamt in der Hall of Fame der besten Spiele aller Zeiten aufgenommen worden und setzten Meilensteine im Genre. Gemeinsam war allen Spielen von Schafer vor allem der abgedrehte Humor, der den Altmeister bis heute auszeichnet. In den 2000ern wurde es dann ein wenig ruhiger und mit „Psychonauts“ (2005) setzte Schafer das vorerst letzte geniale Ausrufezeichen seiner beachtlichen Karriere. Das 2009 erschienene „Brütal Legend“ konnte dann leider nicht mehr an den Erfolg vergangener Zeit anschließen, ebenso wie „Broken Age“, das mittlerweile auch schon sieben Jahre auf dem Buckel hat. Doch ein Tim Schafer gibt nicht auf und kramte – wie es derzeit immer mehr Entwickler und Produzenten tun – ordentlich in der Mottenkiste. Nach einer Verjüngungskur seiner „alten“ Spiele, hatte er mit „Psychonauts 2“ endlich eine erste echte Fortsetzung angekündigt. Wir durften noch vor Release ausgiebig das Spiel auf der Xbox Series X testen und klären in der Review, ob der Nachfolger ebenso abgedreht und herrlich albern ist, wie „Psychonauts“ und vielleicht lässt sich nach dem Start und einem ebenso guten Medien- und Käufer-Echo Tim Schafer ja doch noch zu einem neuen „Monkey Island“ überreden. Nach der erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne wäre doch bestimmt noch was drin…

 

Alle(s) Psycho oder was?
In „Psychonauts 2“ schlüpft ihr wieder in die Haut des jungen Rasputin „Raz“ Aquato, dem Helden des ersten Teils. Da der Nachfolger nahezu ohne Bruch an Teil eins anknüpft und nicht davon ausgeht, dass ihr nach 16 Jahren überhaupt noch wisst, was damals geschehen war, gibt es zu Beginn gleich eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse des Vorgängers.
Wir erinnern uns: Raz wollte in Teil eins ein Psychonaut werden. Die Psychonauten sind eine weltweit operierende Geheimorganisation von Menschen mit besonderen Fähigkeiten, quasi wie die „X-Men“. Um an Geheimnisse zu kommen, dringen die Psychonauten in die Gehirne anderer Menschen ein und erleben dabei manch seltsamen Ideengang.
Nun, in Teil zwei, ist Raz bei den Psychonauten angekommen und landet in deren Headquarter. Allerdings nicht als Geheimagent, sondern als Praktikant inmitten von Akten und jeder Menge Email- und Schriftverkehr. Während Raz hofft, eines Tages aus dieser Misere herauszukommen, ereignen sich seltsame Dinge in der Zentrale und urplötzlich findet sich Raz als Agent mitten im Chaos wieder.


Fans des ersten Teils dürfen sich in Teil zwei über die Rückkehr alter Bekannter, aber auch neuer Charaktere freuen. Wie schon im Vorgänger, so stehen auch in „Psychonauts 2“ abermals jede Menge skurriler Einfälle, abgefahrene Level (unter anderem mit einem Casino/Krankenhaus und einer Zahnarztpraxis bzw. im Mund des fiesen Dr. Loboto) und durchgeknallte Charaktere sowie der zum Teil komplett bescheuerte, aber dennoch irgendwie auch immer liebenswürdige Humor an der Tagesordnung. „Psychonauts 2“ nimmt sich zu keiner Zeit Ernst, was dem Spiel gut tut. Denn wenn man die Figuren und ihre „geistigen Unzulänglichkeiten“ erforscht, ist das ganze ziemlich „drüber“, bezieht aber gerade dadurch seinen ganz eigenen Charme (vorausgesetzt, ihr könnt euch darauf und auf den Humor der Entwickler einlassen), da es nie mit dem moralischen Zeigefinger im Umgang mit geistigen Problemen daher kommt oder diese gar durch den Kakao zieht. Stattdessen setzt man auf Psychonauts2Bild2Emotionen und Mitgefühl. Dies gilt auch für die Zeichnung von Raz. Dieser wurde recht facettenreich gestaltet und ihn durch die verrückten Welten der geistig gehandicapten zu begleiten, macht einfach nur Spaß. Während ihr die Gedanken / Gehirne durchforscht und versucht, dem ganzen Chaos auf die Spur zu gelangen, werden immer wieder kleine Rätsel eingebaut, die vor Abwechslung sorgen. Dazwischen gibt es Jump’n’run-Passagen zu bewältigen, die klassisch gehalten sind. Mit allen möglichen Collectibles versehen, habt ihr eine ganze Menge zu tun. Im Laufe des Spiels könnt ihr Raz aufleveln, was vor allem seinen Psi-Kräften zugute kommt. Diese unterscheiden sich in Schweben, Hellsehen, Telekinse und Schlägen sowie diverse Fähigkeiten. Die Steuerung geht dabei schnell in Fleisch und Blut über. Was uns besonders gefallen hat, ist die Tatsache, dass man Gegner zunächst einmal ein wenig studieren muss, bevor man austeilt, da alle anders agieren und meist in Gruppen auftreten. Wer da kopf- und planlos ans Werk geht, kann schnell mal ins virtuelle Gras beißen. Dies gilt auch für die Bossgegner, die allesamt verschiedene Taktiken besitzen.
Herrlich verrückt mit zeitlosem Charme


Die kunterbunten und abgefahrenen Level laufen auf der Xbox Series X ohne technische Schwierigkeiten. Allerdings muss dazu auch gesagt werden, dass „Psychonauts 2“ kein Grafikwunder ist und mit Sicherheit auch auf den alten Konsolen in einer ähnlich guten Performance laufen würde. Der Sound passt gut zum abgedrehten Setting und die – leider nur – englische Sprachausgabe wurde von professionellen Sprechern vertont. Dass beim Soundtrack auch Jack Black einen Auftritt hat, passt hier absolut wie die Faust aufs Auge.


8Fazit: Man braucht schon ein wenig Eingewöhnungszeit, bis „Psychonauts 2“ so richtig in Fahrt kommt. Wenn man dann aber erst einmal drin ist und die Handlung beschleunigt, ist der Spielspaß beinahe wieder so hoch, wie seinerzeit beim Original „Psychonauts“. Ihr müsst euch allerdings im Klaren darüber sein, dass „Psychonauts 2“ ordentlich an den Nerven zerren kann, was nicht unbedingt jedem gleichermaßen gefallen wird. Schade, dass auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet wurde. Alles in allem ist der Nachfolger eine gelungene Fortsetzung geworden, an die sich (nicht nur) Fans mit Sicherheit noch länger erinnern werden. Wer sich dennoch nicht sicher ist, der sollte (insofern nicht bereits vorhanden) sich den Game Pass zulegen, da der Titel seit dem Tag der Veröffentlichung ein Teil des Game Pass ist.

 

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

 

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Microsoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.


L. Zimmermann

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