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Chorus | Review (XBSX)

| Marc Heiland | Konsolen
ChorusIn den 1990ern und frühen 2000ern waren Weltraumspiele eine feste Größe. Nachdem der „Urvater“ all dieser Spiele 1984 mit dem Namen „Elite“ veröffentlicht wurde, kamen Meilensteine wie die „Wing Commander“-Reihe, „X-Wing“, „T-Fighter“, „Star Trek“ oder die „Eve“-Spiele auf den Markt. Mal boten sie für die damalige Zeit revolutionäre Freiheiten und Grafiken, ein anderes Mal eine tolle Story und ein eingängiges Gameplay. Doch nach der „Hochzeit“ der Weltraumspiele darbte das Genre an neuen und wirklich frischen Impulsen. Lediglich neue Aufgüsse der alten Klassiker wurden veröffentlich. Daher freute es Fans des Genres in aller Welt umso mehr als „Star Wars Squadrons“ veröffentlicht wurde. Auch wenn hier ebenfalls ein betagtes Franchise genutzt wurde, spielten sich die Dogfights erstaunlich erfrischend. All die eingangs erwähnten Elemente, die die legendären Vorreiter so mit sich brachten vereint nun „Chorus“ in sich. Dazu haben die Entwickler bei Deep Silver noch eine vollkommen neue IP geschaffen, die zu neuen Geschichten, Schauplätzen und Charakteren einlädt. Wir haben den vielversprechenden Titel für euch anhand der Xbox Series X-Fassung getestet. 
 
Schießbude mit Höhen und Tiefen aber auch mit Tiefgang?
In Chorus übernehmt ihr die Rolle der Elite-Pilotin Nara. Diese gehört einem religiösen Zirkel an. Ihre Aufgabe ist es, Gegner des Zirkels zu eliminieren. Doch eines Tages tauchen Zweifel auf, da Nara viele unschuldige Leben mit auf dem Gewissen hat. So wendet sie sich gegen den Zirkel und kämpft gegen ihn und seine Machthaber, ihren ehemaligen geistigen Lehrmeister, an. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Der Mentor und seine Armeen greifen ihre Heimat an und Nara sieht sich in einen spektakulären Kampf verwickelt. 
Die Geschichte von „Chorus“ ist recht umfangreich und wird von den Entwicklern sowohl in Zwischensequenzen als auch Dialogen, die Nara mit anderen Mitstreitern und Vorgesetzten führt, so wie ihrer inneren Stimme, vorangetrieben. Warum jedoch bei einem in Deutschland entwickelten Spiel nur die englische Sprachausgabe zu hören ist und uns ausschließlich deutsche Untertitel geboten werden, ist mir ein Rätsel. Auch wenn man das Spiel für den Weltmarkt entwickelt hat, wäre es doch wünschenswert gewesen, eine deutsche Sprachausgabe spendiert zu bekommen. Wer keine guten Sprachkenntnisse hat und in den Gefechten nicht immer die Untertitel lesen kann und will, der verpasst eine Menge. Die Story ist linear und bietet keine großen spielbeeinflussenden Entscheidungsmöglichkeiten, was aber auch irgendwie passend ist, da man sich als Spieler hier lieber auf das Geschehen fokussieren und nicht noch zahlreiche Entscheidungen (womöglich auch noch mitten im Kampf) treffen will. 
 
Bevor ihr in die intensiven Kämpfe einsteigt, führt euch das Spiel zunächst einmal in die Steuerung eures Raumschiffs ein und gibt es die Gelegenheit, euch langsam an die doch recht überfrachtete Steuerung, die in hektischen Situationen zu Beginn nicht selten zu Frustmomenten führt, zu gewöhnen. Überhaupt solltet ihr in den ersten Stunden recht viel Frustbewältigungspotential mitbringen und „Chorus“ eine Chance geben, da sich sowohl die Spielsteuerungen mit ihren Feinheiten erst nach und nach entfaltet und auch die Story ihre Zeit benötigt. Wer auf schnelle und unkomplizierte Dogfights setzt, könnte anderenfalls enttäuscht werden. 
 
Ein wenig schade ist, dass die Entwickler euch nicht mehrere Schiffe anbieten. Zwar könnt ihr missionsbedingt im späteren Spiel auch mal Platz hinter dem Steuerknüppel anderer Raumkreuzer nehmen. Doch in den meisten Fällen bleibt ihr an euren Gleiter gebunden. Vergleicht man dann aber die teilweise sehr starken Geschütze eines solchen Kreuzers mit den drei Waffen, die ihr zu Beginn des Spiels mit an Bord habt, tun sich Welten auf. Denn schon die ersten Kämpfe vermitteln das Gefühl, eure Waffen können den Feinden, die gefühlt viel mehr wegstecken können als euer Raumschiff, kaum etwas entgegensetzen. Gut, dass diese Schwäche später etwas ausgemerzt wird. In den Momenten, in denen euch mehrere Gegner gleichzeitig aufs Korn nehmen, kann aber auch gerade die Schwäche der Waffen für so manchen Frustmoment (nicht nur bei Einsteigern) sorgen.  Warum sich die Entwickler für Zeitpassagen entschieden haben, ist ebenso unklar. Möglicherweise wollten sie so die Spannung aufrechterhalten. Doch wenn ich ein und dieselbe Passage immer wieder durchleben muss, weil ich partout innerhalb des Zeitlimits die Rätsel und Aufgaben nicht schaffe, habe ich irgendwann kaum noch Motivation. Klar ist: Bei „Chorus“ müsst ihr euch immer wieder durchbeißen. Wer so etwas mag, der wird dann auch für seinen Durchhaltewillen belohnt. 
Ab und an streuen die Entwickler kleine Rollenspiel-Einlagen mit ein, die zwar nett sind, aber nicht unbedingt sonderlich motivierend. Wenn ihr dann Waffen findet, die aber nicht allzu viel Unterschied zu den installierten Waffen hergeben, ist das eher ein „nice to have“ als ein „must have“-Moment. 
Grafisch kann „Chorus“ sich durchweg sehen lassen und erinnerte mich persönlich an die überraschenden Momente, die das ebenfalls in Deutschland entwickelte „Yager“ seinerzeit zu bieten hatte. Die Planeten sind detailreich und beeindruckend in ihrer Größe, die visuellen Effekte, die kleinen Gesteinsbrocken, die durch das All fliegen, die Explosionen – all das weiß zu begeistern und zeigt ganz eindeutig Richtung „next gen“, auch wenn ich im Test auf der XBSX immer noch das Gefühl hatte, dass der für beide Konsolengenerationen entwickelte Titel hier und da noch eine Schüppe drauflegen könnte. 
 
Fazit: „Chorus“ wurde bei den diversen Portalen der Kolleginnen und Kollegen stellenweise unglaublich stark über den Klee gelobt. Ich kann mit dem nur teilweise anschließen. Zwar ist die Story gut geschrieben, doch muss sie von einem Unternehmen, dass seinen Sitz in Deutschland hat, ausschließlich auf Englisch angeboten werden? Auch die Steuerung finde ich zu überladen, die Waffen zu Beginn zu schwach, wodurch vor allem Einsteiger anfangs genervt sein dürften und irgendwie kommt mir die Story zu langsam in Gang. Bei der Grafik gibt es einige „Wow“-Momente zu erleben, aber in den Szenen, in denen wenig los ist und den Zwischensequenzen hatte ich stellenweise das Gefühl, zu sehr im last Gen-Rad gefangen zu sein. Das ist natürlich ganz klar dem Umstand geschuldet, dass sich reine Current-Gen Spiele aktuell aufgrund der Konsolenknappheit kaum rentieren. Dennoch: Wer Weltraum-Shooter mag, sollte die knapp 40 Euro investieren, vorausgesetzt, er verfügt über eine gewisse 7Frusttoleranz. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Deep Silver für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
L. Zimmermann
 

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