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Dying Light 2 | Review (Xbox Series X)

| Marc Heiland | Konsolen
DyingLight2Viele Videospiele haben in den vergangenen Jahren eine kleinere oder größere Odyssee von der Ankündigung über die Entwicklung bis hin zum endgültigen Release durchgemacht. Zu ihnen gehört auch das Survival-Horrorspiel „Dying Light 2“, der direkte Nachfolger des 2015 von Techland entwickelte und von Warner Bros. Interactive Entertainment veröffentlichte Titel „Dying Light“. Im Spiel konnten wir in die Rolle des Geheimagenten Kyle Crane schlüpfen, der in die Stadt Harran im Nahen Osten geschickt wurde. Diese unter Quarantäne stehende Stadt wurde durch Zombies terrorisiert, die nachts durch die Gassen und Straßen marodierten und euch das virtuelle Leben schwer machten. Das Spiel setzte damals auf Parcours-Einlagen in der Ego-Perspektive, wodurch sowohl die Parcours-Elemente als auch die zahlreichen Kämpfe intensiver gestaltet werden könnten.  
 
Nun, mit deutlicher Verspätung und diversen (nicht nur damit verbundenen) Problemen, ist Teil zwei erschienen und steht für PC-Spieler sowie Besitzer der Sony- und Microsoft-Konsolen in den Händlerregalen und den jeweiligen Stores. 
Im Nachfolger schlüpft ihr dieses Mal in die Rolle des jungen Aiden, einem so genannten Pilger, der in die Stadt Villedor gelangt. Warum er dort aufschlägt, erfahrt ihr bereits im gut gemachten Intro: Die aus „Dying Light“ bekannte „Global Relief Effort“-Forscher haben versucht, ein Heilmittel gegen die Ansteckung mit dem Zombie-Virus zu entwickelt und dabei dummerweise ihre Macht missbraucht, was zur Folge hatte, dass etliche Städte, darunter auch Villedor, durch chemische Attacken nahezu ausgelöscht wurden. Einzig die Untoten sind noch immer auf den Straßen zu finden. Die wenigen Überlebenden haben sich auf die Dächer der einst so prosperierenden Stadt zurückgezogen, um ihr Leben irgendwie fortführen zu können. Doch es gibt nicht nur Zombies, gegen die ihr kämpfen müsst. Auch verschiedene Fraktionen, denen ihr euch später anschließen könnt und die allesamt ihr Vor- und Nachteile haben, treiben ihr Unwesen in Villedor und bekämpfen sich teilweise gegenseitig oder greifen euch an. 
 
Was uns direkt mit dem Intro und auch innerhalb der ersten Spielstunden auffällt, ist, dass sich die Entwickler von Techland mehr Mühe mit der Entfaltung der Story geben als beim Vorgänger. Auch den einzelnen Charakteren wird mehr Raum zur Entfaltung gegeben. Dies umfasst jedoch nur die ersten Stunden und ändert sich im Laufe des Spiels. Warum, erklären wir später.
Ebenfalls positiv ist aufgefallen, dass die Stadt glaubhafter, abwechslungsreicher und größer ist und Aiden als Protagonist mehr spricht als viele Protagonisten in ähnlichen Genrevertretern. Allerdings bleibt er trotz zahlreicher visueller Flashbacks bis zum Schluss hin austauschbar und oberflächlich, was sehr schade ist, da die Story emotional und tiefgründig beginnt, im Verlauf jedoch zu wenig daraus macht. Manchmal hatten wir das Gefühl, der Titel ist bei zwei ganz verschiedenen Studios parallel entwickelt worden, ohne, dass sich die Teams abgesprochen haben. Denn wenn wir schon unmittelbar durch die Augen von Aiden blicken, so wollen wir doch sein Handeln nachvollziehen können, wollen erkennen, wie er sich entwickelt und wollen mit ihm mitleiden, uns freuen, erstaunt sein und vieles mehr. Bei all den Emotionen kratzt Techland lediglich an der Oberfläche, nachdem man doch sehr stark begonnen hat, fällt der Titel genauso schnell in eine gewisse Belanglosigkeit beim Zeichnen seines Protagonisten. Gleiches gilt aber auch für die anderen handelnden Charaktere, die ebenso austauschbar und beliebig wirken und nur scheinbar interessante Geschichten spendiert bekommen haben. Hier ist deutlich Luft nach oben zu erkennen. 
 
DyingLight2Bild2Der Hauptaspekt, der Parcours-Teil, hat seine Höhen und Tiefen. Gleich zu Beginn stellen vor allem Anfänger schmerzhaft fest, wie schwer es (vor allem unter Zeitdruck) sein kann, sich durch die großen Areale zu bewegen. Das liegt vor allem daran, dass man nicht immer erkennt, wie hoch man springen muss, wohin man springen sollte, wie nah der Charakter zum nächsten Hindernis steht etc. Dies alles ist bei einem Titel, der in Third Person-View gespielt wird, wesentlich leichter abzuschätzen. Zum anderen kommt auch noch hinzu, dass nicht – wie bei vielen ähnlich gelagerten Spielen – der A-Button zum Springen genutzt wird und der linke Stick zum Rennen. Stattdessen müsst ihr – mal länger oder mal kürzer – die RB-Taste drücken, was einige Übung benötigt und auch in der Schnelligkeit der Parcours schon mal zu unnötiger Verwirrung führen kann. Zwar levelt ihr Aiden und seine Fähigkeiten im Verlauf des Spiels auf. Dennoch ist es gerade am Anfang frustrierend, immer wieder abzustürzen, wenn sich der recht schnell sinkende Energiebalken leert und Aiden abstürzt. Dies hätte eleganter gelöst werden können. Kommt man jedoch erst einmal in den Flow und hat man Aiden bei seinen Attributen optimiert, macht das „Parcouring“ durchaus Spaß. 
Doch es geht in „Dying Light 2“ nicht immer nur hektisch und adrenalingeladen zu. Der Titel bietet auch immer wieder Momente, in denen ihr durchatmen könnt, die Panoramen genießt und euch überlegt, wohin ihr als nächstes gelangen wollt. Die Reihenfolge der Quests ist beliebig. Apropos Quests: Diese sind oft nach dem Schema F (bring dieses, hol das und erhalte dann von XYZ einen Bonus) gestrickt und kommen nur selten an die Qualität eines „The Witcher 3“ heran. 
Einige Quests könnt ihr nur tagsüber erledigen, während andere die Nacht als Voraussetzung vorgeben. Beides hat seinen Reiz. Denn tagsüber sind in diversen Bereichen weniger Untote unterwegs, während andere Bereiche von ihnen durchaus stark bevölkert sind. Manche Zombiearten schlafen, sodass ihr euch an ihnen vorbeischleichen könnt, andere hingegen bleiben im Schatten und Warten nur, dass ihr in ihre Nähe kommt, um dann erbarmungslos zuzuschlagen. Des nachts machen die Zombies gnadenlos Jagd auf euch. Hier helfen nur Verstecke in Gebäuden oder der Schutz von UV-Lampen, gegen den die Widergänger machtlos sind. Sucht euch also Stellen mit dem Fernglas, die euch Schutz vor der Verfolgung bieten. 
 
Drei Modi – doch welcher überzeugt?
Grafisch bietet euch „Dying Light“ – wie viele aktuelle Titel, die auf den aktuellen Konsolen laufen, drei verschiedene Darstellungsmodi: 
Im Qualitätsmodus spielt ihr mit 30 fps, bei einer Auflösung von 1080p, erhaltet dafür aber Ray-Tracing. Im Auflösung-Modus sind es ebenfalls 30 fps, dafür aber 1800p ohne Ray-Tracing, wohingegen euch der Leistung-Modus mit 60 fps und 1080p, aber ebenfalls ohne Ray-Tracing geboten wird. 4K bekommt ihr leider in allen drei Modi nicht geboten. Während im Leistung-Modus das Spiel stabil mit 60 fps läuft, sackt die Framerate in den anderen beiden Modi ab und an ein wenig ab. Aufgrund des teilweise recht schnell Spielablaufs sind die 60fps die beste Variante. 
Um die Welt dennoch glaubwürdig darzustellen, bedienen sich die Entwickler einiger Tricks. So sind die Tages- und Nachtzyklen nicht fließend, sondern in Zonen eingeteilt, wird Motion-Blur eingesetzt, welches akkurat arbeitet und dadurch ein sauberes Bild aufweist, sowie an einigen Stellen mit den sich ins Bild bewegenden Texturen gespielt. Dennoch sieht „Dying Light 2“ bei der Darstellung der großen Stadt sehr gut aus. Anders verhält es sich bei der Mimik der Figuren, die oft hölzern, ja beinahe schon altbacken daherkommt. Trotz des Day 1-Patches, der etliche Fehler behebt, haben wir während unserer Testsessions diverse grafische Probleme sehen können, wie stellenweise sich durch das Bild ziehende Farbbalken, die irgendwann wieder verschwanden. Die Xbox Series X-Fassung profitiert bei der Darstellung von wesentlich kürzeren Ladezeiten. 
 
In Punkto Audiodesign überzeugt „Dying Light 2“ in weiten Teilen. Vor allem die unheimlichen Geräusche der Untoten, die Hilfeschreie und die Umgebungsgeräusche wirken (egal ob mit dem Kopfhörer, der Soundbar oder der Heimkino-Anlage) sehr glaubwürdig und können – zusammen mit der spärlich eingesetzten aber absolut stimmungsvollen Musik – ein großartiges Gesamterlebnis bieten. Bei der Synchro hat man sich bei Techland mit den Deutschen Stimmen Mühe gegeben. Dennoch solltet ihr – sofern ihr der englischen Sprache mächtig seid – den Titel im Original spielen, da die Sprecher dort noch glaubwürdiger agieren. 
 
8Fazit: „Dying Light 2“ ist ein Spiel mit Höhen und Tiefen, mit Licht und Schatten, dem man die zahlreichen Probleme bei der Entwicklung immer wieder ansieht. Wer den Vorgänger mochte, der wir auch mit Teil zwei seinen Spaß haben. Doch einige Schnitzer, die trotz des Patches noch vorhanden sind, einige merkwürdige Entscheidungen bei der Charakterzeichnung sowie Schwächen bei der Steuerung, versagen dem Spiel einen Einzug in die „Hall of Fame 2022“. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Techland für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
 
U. Sperling
 

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