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The Quarry | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
TheQuarryBild1Supermassive Games, die Macher von „Until Dawn“ und der „The Dark Pictures Anthology“-Reihe melden sich mit ihrem neusten Spiel „The Quarry“ zurück. Und obwohl es sich bei dem Titel um keine Fortsetzung zu „Until Dawn“ handelt, weisen beide Spiele viele Parallelen auf. Welche das sind, ob die Schwächen des Erstlings von Supermassive Games in „The Quarry“ ausgemerzt wurden und wie uns das Spiel insgesamt gefallen hat, klären wir im Test. Für unsere Review hat uns 2K Games freundlicherweise einen PS5-Code zur Verfügung gestellt.  
 
Jugendcamp statt Blockhütte
Im 2015 erschienenen „Until Dawn“, das seinerzeit exklusiv für die PS4 veröffentlicht wurde, ging es um acht Freunde, die sich auf einer abgelegenen Blockhütte treffen. Anlass ist der Jahrestag des Verschwindens von zwei ihrer Freunde, die in eben dieser Blockhütte gemeinsam mit den verbliebenen acht ihren Winterurlaub genossen. Was sie nicht ahnen können ist, dass dort der blanke Horror auf sie wartet und sie bis zum Morgengrauen überleben müssen. 
 
Das Spiel selbst bestach durch eine erstklassige Inszenierung, die Möglichkeit, in die Handlung an vielen Stellen aufgrund von Entscheidungsmöglichkeiten und Quick Time Events eingreifen zu können und zu sehen, welche Folgen für die Protagonisten unsere Entscheidungen haben werden. („Schmetterlingseffekt“)
Aufgrund der Tatsache, dass wir in sämtliche Figuren schlüpften und so aktiv die Handlungen übernahmen, wechselte nicht nur die Identifikation mit den Charakteren, sondern das Mit-Leiden mit den Figuren war weit intensiver als in den meisten vergleichbaren Titeln. Ähnliches schafften vorab nur Titel wie „Heavy Rain“ und „Detroit: Become Human“. 
 
Und auch bei „The Quarry“ gehen die Entwickler ähnliche Wege. Dieses Mal verschlägt es uns nicht auf eine eingeschneite Berghütte. Stattdessen befinden wir uns im titelgebenden Jugendcamp. Dorthin wollen die beiden Camp-Betreuer, Laura Kearney und Max Brinly. Mitten in der Nacht bleiben sie jedoch nach einem beinahe Zusammenstoß auf dem Waldweg, mit ihrem Auto stecken.  Während Max das Auto repariert, erkundet Laura den nahen gelegenen Wald und hört körperlose Stimmen, die nach jemandem rufen. Voller Angst läuft Laura zurück zu ihrem Freund, um ihm von den Ereignissen zu berichten. Als sie vom örtlichen Sherriff gefunden werden, versucht dieser, sie zu überzeugen, nicht ins Camp zu fahren, sondern stattdessen ein Motel in der Nähe aufzusuchen und am kommenden Morgen zum Camp zu fahren.
 
Doch natürlich kommt es anders. Denn Laura überzeugt ihren misstrauischen Freund und beide brechen zum Camp auf. Als sie dort sind, untersuchen sie das scheinbar verlassene Camp und finden im Keller des Haupthauses eine scheinbar gefangene oder verletzte Person. Während sie nachschauen, wird Max von einer Kreatur angefallen. In wilder Panik versucht Laura ihn aus dem Keller zu schleppen. Im letzten Moment erreicht sie der Sherriff und erschießt das Wesen. Über den Verbleib von Laura und ob Max überlebt hat, erfahren wir zunächst im Prolog nichts. 
 
Die folgenden Geschehnisse werden dann in Kapiteln erzählt. Rund zwei Monate nach den Ereignissen brechen die sieben Camp-Betreuer Abigail Blyg, Dylan Lenivy, Emma Mountebank, Jacob Custos, Kaitlyn Ka, Nick Furcillo und Ryan Erzahler, vom Jugendcamp „Hackett's Quarry“ auf. Während sie sich vom Camp und von „Mr. H“ verabschieden, stellen sie fest, dass jemand allem Anschein nach den Van manipuliert hat und so eine Abreise nicht möglich ist. 
Aus diesem Grund müssen sie über Nacht bleiben. Doch „Mr. H.“, der nicht bei der Gruppe bleiben kann, fordert sie energisch auf, in der Nacht in der Lodge des Camps zu bleiben und unter allen Umständen keinen Fuß vor die Tür zu setzen. Klar, dass die Jugendlichen dies strengen Worte des Camp-Besitzers ignorieren und erst einmal eine ausgelassene Abschiedsparty im Freien veranstalten. Während dieser Vorbereitungen stellen sie alle jedoch fest, dass irgendetwas merkwürdig ist…
 
TheQuarryBild2Until Dawn light?
Wie auch beim geistigen Vorgänger müsst ihr nun aus den Perspektiven der sieben Protagonisten die Nacht überleben. An zahlreichen Stellen des interaktiven Films, wie sich „The Quarry“ am besten bezeichnen lässt, wählt ihr Antworten aus leider immer nur zwei Möglichkeiten aus. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, wird sich die Geschichte mehr oder weniger stark verändern. Da es hier viele Enden der Story gibt, ist der Wiederspielwert von „The Quarry“ hoch. Neben den Dialogen steht das Erkunden der Umgebungen und Quick Time Events in den Actionszenen im Vordergrund. Dabei setzen die Entwickler von Supermassive Games allerdings auf Einsteigerfreundlichkeit. Elemente, mit denen ihr interagieren könnt, werden stets optisch hervorgehoben, das Niveau der Quick Time Events ist niedriger als noch bei „Until Dawn“ und die Einfärbung des Bildschirms zeigt euch immer dann, wenn ihr die Luft anhalten müsst, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Manchmal jedoch empfiehlt es sich, bei Gesprächen nicht zu antworten oder auch generell nicht zu schnell oder zu leichtfertig zu agieren, da das nicht Handeln besser sein kann als falsch zu handeln. Hier setzt Supermassive Games wieder auf den psychologischen Faktor und lässt uns als Spieler oft im Ungewissen, welche Konsequenzen dieser oder jener Weg gehabt hätte. Und genau das ist es, was die Stärke der Spiele und damit auch den Reiz von Supermassive Games-Titeln ausmacht.
 
Was die Entwickler allerdings wie einen roten Faden durch all ihre Spiele führen, ist, dass sie die Handlungen immer wieder durch externe Figuren durchbrechen, die zunächst mit der Kernhandlung nichts zu tun haben. In „The Quarry“ ist es eine alte Frau, die immer wieder auftaucht und Tarot-Karten von euch erbittet, um für euch einen vagen Blick in die Zukunft der Handlung mit versteckten Tipps und Hilfestellungen zu werfen. Da wir auf diese Weise immer für einige Minuten aus der Handlung gerissen werden, ist dieses Stilmittel nicht sonderlich glücklich gewählt. 
 
Klischees über Klischees
Wie auch in „Until Dawn“ arbeiten die Autoren der Story von „The Quarry“ mit zahlreichen Klischees. Oft ist die Story ziemlich „drüber“, hin und wieder gibt es Logiklücken und einige Längen machen sich deutlicher bemerkbar als beim geistigen Vorgänger. Insgesamt hätte es dem Spiel gutgetan, wenn die Handlung gerafft worden wäre. Was ebenfalls stört, ist die fehlende Möglichkeit, manuell zu speichern und beim zweiten oder dritten Durchspielen Dialoge zu überspringen. Dennoch macht es Spaß, der Story zu folgen. 
 
Technikfest und Gruselspaß
Optisch bietet „The Quarry“ tolle Panoramen, glänzt durch stimmungsvolle Beleuchtung, ein hervorragendes Licht- und Schattenspiel und absolut beeindruckende Charaktermodelle. Vor allem der von Ted Raimi dargestellte Sherriff ist optisch herausragend umgesetzt worden. 
Etwas weniger gelungen ist hingegen manchmal die Mimik der Figuren und die Tatsache, dass sie sich frei durch die Level wie einstmals ihre Horror-Genre Vorfahren aus den alten Teilen von „Resident Evil“ bewegen inklusive der seltsamen, weil oft unpassend gewählten Kopfbewegungen. Warum schauen die Figuren intensiv in die eine oder andere Richtung, was für mich als Spieler suggeriert, dass sich dort etwas Wichtiges befindet, wenn da gar nichts ist? Ebenfalls schwierig ist es, wenn mich in den „Off-Story“-Elementen die Wahrsagerin anzusehen scheint, es dann aber doch nicht tut. So etwas bricht den ansonsten nahezu perfekten Immersionsbogen ein wenig auf. 
Apropos Immersion: Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte diese auch im Hauptmenü auswählen. Zwar sind einige deutsche Synchronsprecher gut gewählt und machen ihren Job ordentlich. Manche hingegen agieren eher befremdlich und wirken stellenweise deplatziert. 
Ein Wort noch zur Altersfreigabe: Dass der Titel ab 18 freigegeben wurde, versteht sich bei den ganzen „blutigen Szenen“ von selbst. Wie auch „Until Dawn“ gehört „The Quarry“ nicht in die Hände von jüngeren Spielern!
 
Fazit: Insgesamt hatte ich mit „The Quarry“ durchaus meinen Spaß und wurde einige Stunden gut unterhalten. Leider wagen die Entwickler von Supermassive Games zu wenig, um sich von „Until Dawn“ abzuheben bzw. zu zeigen, dass sie in der Lage sind, sich und ihre Spiele weiterzuentwickeln. Zwar könnt ihr nun zurecht sagen, dass die „Assassin’s Creed“-Reihe, zahlreiche Sport-Serien etc. dies auch nicht oder nur minimal tun. Doch wenn man sich auch die „Dark Pictures Anthology“ anschaut erkennt man, dass Supermassive Games im Prinzip keine großen 8Sprünge wagen, sondern stattdessen nur kleine Schritte vorangehen. Die Entscheidungen wirken manchmal weniger gravierend, der Schmetterlingseffekt dadurch geringer, das Rausreißen aus der Immersion ist nach wie vor vorhanden, das manuelle Speichern fehlt und die Logiklöcher in der Handlung sowie einige Längen hätten die Entwickler durchaus vermeiden können. Auch der echte Horror kommt stellenweise etwas zu kurz. Trotzdem lohnt sich der Kauf von „The Quarry“. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei 2K Games für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
 
U. Sperling

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