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The Walking Dead: Saints and Sinners | Review (Oculus Rift S)

| Marc Heiland | Konsolen
TheWalkingDeadVREigentlich mag ich keine Zombies. Ich finde das Thema rund um Untote, die durch Straßen schlurfen, um sich ihre Opfer zu suchen, total sinnfrei und spaßbefreit. Auch mit „The Walking Dead“ kann ich rein gar nichts anfangen. Und dennoch habe ich mich freiwillig für den Test von „The Walking Dead: Saints and Sinners“ für die Oculus Rift S gemeldet. Warum? Ganz einfach: Wenn ein Spiel einen Menschen überzeugen kann, der mit dem Genre nichts anfangen kann, dann sollte es durchaus hohes Potential haben. Ob mich die Untoten in New Orleans von meinen Vorurteilen abbringen konnten, welche guten Ansätze der Titel bietet und wo es möglicherweise hapert, erfahrt ihr im Folgenden.
 
Was für eine Seuche mit der Seuche!
Eines vorweg: Um „Saints and Sinners“ bis ins kleinste Detail verstehen zu können, solltet ihr über ein gutes Englisch verfügen bzw. Untertitel für euch schnell auffassen können. Denn wie bei den meisten Spielen, die für die Oculus VR-Brille erscheinen, kommt auch dieser Titel komplett in englischer Sprache daher. Auf eine deutsche Version werdet ihr ebenso vergeblich warten, wie auf deutsche Untertitel. Das ist eine für mich nur schwer nachvollziehbare Entscheidung, da man so mit Sicherheit eine noch größere Spielerbasis erreichen könnte, aber ändern können wir nichts dran. 
Die rund 15 stündige Handlung des VR-Ablegers ist in New Orleans angesiedelt. Auch wenn ihr die Spiele aus dem Universum ebenso wenig kennen müsst, wie die TV-Serie, empfiehlt es sich wohl doch, ein wenig bewandert zu sein. Jedenfalls werdet ihr euch ansonsten fragen, warum die Stadt größtenteils entvölkert und dafür ziemlich „zombifiziert“ ist. Hier und da gibt es noch einzelne Menschen sowie die „The Tower“ genannte Organisation, welche New Orleans kontrolliert und die Gruppe „The Reclaimed“, die quasi die Gegenspieler sind. Inmitten dieses Konflikts geratet ihr hinein. Eure Aufgabe ist es natürlich primär zu überleben, aber auch den einzelnen Personen innerhalb der Spielareale mit Aufträgen zu helfen. 
Das Ganze beginnt schon recht atmosphärisch. Am Lagerfeuer erzählt euch ein alter Mann etwas über die Hintergründe. Wenig später sollt ihr ihn erneut treffen. Doch das Wiedersehen auf einem Friedhof entpuppt sich leider anders, als erhofft. Dieser Friedhof, der auch gleichzeitig zu eurer Basis wird, ist auch der erste Schauplatz des Spiels. Über ein Boot erreicht ihr später weitere Areale. Von denen gibt es im gesamten Spiel acht Stück. Eine offene Welt gibt es nicht. Stattdessen sind es in erster Linie kleinere Straßenzüge mit einer handvoll Häuser, die ihr durchstreift, dabei zahlreiche Gegenstände in eurem Inventar einsackt, um Waffen, Munition, Verbandszeug etc. zu craften. Denn wie in jedem Ableger dieses Genres, so sind auch hier Munition und Arnzei äußerst knapp. Wer beides nicht zur Verfügung hat, der muss sich seiner Haut mit verschiedenen in der Gegend herumstehenden oder liegenden Gegenstände erwehren wie Flaschen, die man den Untoten gezielt über den Kopf zieht, Rohren etc. Das Ganze klingt nicht nur anstrengend und brutal – in VR ist es das auch. Denn das Stechen, Schlagen und Schießen ist schon bei „normaler“ Perspektive nicht immer angenehm. Wenn dann aber ein paar Zombies von mehreren Seiten auf mich zu schlurfen, ich zusehen muss, dass ich die Pistole aus dem Holster ziehe, Kugeln nachlade, den Hahn spanne etc., dann ist das sehr nervenaufreibend. Man muss schon einen guten Magen haben oder recht resistent sein, um Spaß zu empfinden, Untoten ein Messer mit voller Wucht in den Kopf zu rammen und wieder herauszuzuiehen. Klar macht man sowas auch an der Konsole. Und ja: Ich habe schon unzählige Soldaten in diversen Shootern niedergemäht. Doch das hier ist anders weil wesentlich intensiver. Hinzu kommt, dass die Zeit permanent gegen den Spieler tickt, da beim Schlag der Kirchturmglocke die Untoten in einer nicht zu bewältigenden Menge auftauchen. Wer dann nicht das Weite gesucht hat, zieht definitiv den Kürzeren. 
 
 
Intensiv auch bei der Steuerung und beim Craften
Die Steuerung funktioniert im Prinzip gut. Doch man muss sich schon eine Zeit mit ihr befassen, da hier eine Menge zu tun ist. Über einen Griff auf den Rücken holt ihr beispielsweise euren Rucksack nach vorne, um Medizin, Verbandszeug, Essen oder Munition etc. herauszuholen. Verbände werden mit einer Wickelbewegung angelegt. Über die andere Schulter holt ihr beispielsweise eine Axt nach vorne. Dann gibt es eine Taschenlampe, die aber nur dann länger Licht spendet, wenn ihr sie schüttelt. Auch müssen in realem Ablauf Waffen nachgeladen werden. Das ist zwar alles sinnvoll und logisch. Doch manchmal übertreibt es das Spiel auch und man fühlt sich unnötig gestresst. Vor allem dann, wenn die Kameras die Bewegungen mal doch nicht richtig einfangen und daher auch falsch deuten. Hinzu kommt das umständliche Craften über Zettel, die an den Wänden der Basis hängen und einen Recycler, in den man alles einfüllen muss. Das hätte charmanter gelöst werden können. Und trotz dieser Macken ist „The Walking Dead: Saints and Sinners“ ein durchaus beachtliches Spiel geworden, was durch seine gute, leider an einigen Stellen etwas zu dunkle Grafik, die gut animierten Charaktere und die tollen Synchronsprecher sowie den dezenten aber stimmungsvollen Gebrauch von Musik und einem dichten Klangteppich überzeugt. 
 
Fazit: Wer mit der Thematik etwas anfangen kann, wirklich intensiven Begegnungen mit Gewalt etwas abgewinnen kann, am eigenen Leib erfahren möchte, wie emotional VR sein kann und 8Survival mag, wird hier sicherlich seinen Spaß haben. Das umständliche Craften und einige kleinere Schwächen in der etwas zu überladenen Steuerung solltet ihr allerdings verschmerzen können. Ebenso die leider nur komplett englische Sprachausgabe. Für Fans ein Pflichtkauf.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
L. Zimmermann
 

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