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War Hospital - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

WarHospitalMan nannte ihn die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Die Rede ist vom Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 bei dem Millionen Tote und Verwundete auf den Schlachtfeldern Europas auf allen Seiten zu beklagen sind. Während wir viel über die Geschehnisse an den Fronten, dort, wo die Schlachten geschlagen wurden, Menschen gefallen sind, Existenzen vernichtet wurden und unzählige Soldaten nachträglich traumatisiert wurden, wissen wir wenig über die Personen, die sich um die zahlreichen Verwundeten kümmerten, sprich die Ärzte, Schwestern und andere Menschen, die in den Kriegshospitälern arbeiteten.

Wie es vielleicht gewesen sein könnte und wie es sich möglicherweise angefühlt hat, im Hinterland die Versorgung der Soldaten zu koordinieren und umzusetzen, das will uns der Entwickler Brave Lamb mit seinem Strategie-Spiel „War Hospital“ vor Augen führen. Wir haben den Titel, der für den PC und Konsolen erschienen ist, ausführlich gespielt und klären im Test, wie der Alltag der „stillen Helden“ hinter der Front hier präsentiert und umgesetzt worden ist.

Viel Monotonie
Dass der Arbeitsalltag in den betroffenen Dörfern und Städten, in denen die Feldlazarette (so die eigentliche Übersetzung von „War Hospital“) oftmals provisorisch errichtet wurden, mühevoll und beschwerlich war, kann man sich vorstellen. Dass häufig innerhalb von Minuten bei den teils gigantischen Schlachten über Leben und Tod entschieden werden musste, ebenfalls. Denn der Stress, dem sämtliche Beteiligte unterlagen, war – soweit wir wissen – gigantisch und forderte die Menschen bis zum Äußersten. So auch hier. Denn kaum haben wir uns in die Steuerung eingearbeitet, werden wir schon mit den ersten Problemen konfrontiert: Mal sind es zu wenige Ärzte, die uns zur Verfügung stehen, um wichtige Operationen durchzuführen, oder sie müssen sich kurz ausruhen, um wieder voll einsatzbereit zu sein. Ein anderes Mal mangelt es an Medizin und Verbandzeug. Selbst wenn es rechtzeitig geordert wurde, kann es sein, dass der Zug mit dem Nachschub an Personal oder Waren nicht schnell genug ankommt. Darüber hinaus müssen wir permanent im Blick behalten, ob Patienten versorgt werden, da es nur wenig automatisierte Abläufe gibt und ob der Platz für neue Einrichtungen bzw. Erweiterungen ausreicht. Und wenn dann noch Offiziere eine Sonderbehandlung bekommen sollen, wird es schon mal hektisch.

Was in der Theorie durchaus spannend klingt, ist in der Praxis leider nur halbherzig umgesetzt worden. Dies liegt vor allem an zwei Stellschrauben, die über das Gelingen eines solchen Spiels entscheiden können. Zum einen ist dies die Art, wie Missionen vorgestellt werden und wie es Feedback gibt. Hier enttäuscht uns „War Hospital“ komplett. So gibt es Briefings, Infos oder wichtige Missionsaktualisierungen ausschließlich in drögen Textfenstern oder knappen Durchsagen, welche komplett in englischer Sprachausgabe daherkommen und nicht immer verständlich sind. Zum anderen liegt es an der Atmosphäre. Spannende Zwischensequenzen sind ebenso rar gesät, wie ein ausgiebiges Feedback von Seiten des Spiels. Hinzu kommt, dass uns als Spieler kein einziger Patient, kein Arzt, keine Krankenschwester oder andere Personen im Gedächtnis bleiben, da sie alle nur als Gegenstand oder Ressourcen-Währung zu sehen sind. Ihr schneidet gut ab: Das Spiel belohnt euch. Ihr seid schlecht, das Spiel bestraft euch. Sämtliche Charaktere sind austauschbar. Natürlich zählte in der Masse der Beteiligten des Ersten Weltkriegs das Individuum fast nichts. Dennoch wäre es hier für die Immersion gut gewesen, ein wenig mehr Geschichte und Geschichten zu erzählen, statt voll und ganz auf Anonymität und Austauschbarkeit zu setzen. Zwar ist es am Anfang noch erschreckend, wenn ein Patient aufgrund einer falschen Entscheidung durch uns stirbt. Doch schon bald entsteht eine gewisse Gleichgültigkeit und Langeweile setzt ein. Außerdem nervt es, dass das Spiel nicht speichert. Habt ihr dies nicht selbst erledigt, müsst ihr noch einmal von vorne bzw. vom letzten selbst gespeicherten Spielstand anfangen.

Dass das Managen eines Feldlazaretts keine unterhaltsame Angelegenheit gewesen sein kann, ist klar. Doch hier vergeht der Spielspaß bereits nach kurzer Zeit, zumal auch der Zufall eine größere Rolle spielt, weil irgendwie immer das passiert, was man nicht selbst managen kann. Mal fehlt es am richtigen Team; dann werden Ereignisse vorab nicht angekündigt. Grafisch geht „War Hospital“ in Ordnung, reißt aber keine Bäume aus. Auch hier wird Abwechslung kleingeschrieben und eine Menge Potenzial vergeben.

Fazit: Eigentlich steckt eine wirklich interessante und noch unverbrauchte Idee hinter dem Spiel, die allerdings wenig unterhaltsam präsentiert bzw. umgesetzt wurde, sodass wir euch das 6Spiel nur bedingt empfehlen können.

Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei NACON für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

L. Zimmermann

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