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Alone in the Dark - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

AloneintheDark„Alone in the Dark" gehört zu den Spielen, welche in der Welt der Videospiele bis heute einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, das Genre des Survival-Horros (mit-)begründete und zahlreiche Entwicklerstudios für ihre Titel als Vorbild gilt. „Alone in the Dark“ wurde im Jahr 1992 von der französischen Firma Infogrames unter der Leitung von Frédérick Raynal entwickelt.

Das Spiel entführte uns damals in ein im viktorianischen Stil errichteten Herrenhaus namens Derceto. Angesiedelt ist das Spiel im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. In der Haut des Detektivs (oder eines weiblichen Charakters) Edward Carnby, sollten wir damals das mysteriöse Verschwinden eines Künstlers aufklären. Dabei gab es zahlreiche „Vorfälle“ im Haus und schon bald merkte man, dass dunkle Mächte am Werk sind.

Das Besondere an „Alone in the Dark“ war die damals vollkommen unbekannte 3D-Grafik mit festen Kameras. Während das Setting vorgerenderten Hintergründen bestand, waren es bei den Figuren Polygone. Als Basis für die Handlung diente der von H.P. Lovecraft erfundene „Cthulhu-Mythos“, in dem sich alles um uralte Gottheiten, übernatürliche Phänomene, Artefakte und Relikte und Okkultismus dreht.

Nach einigen Nachfolgern, die jedoch nicht einmal ansatzweise an den Urvater des Genres heranreichten, hat sich die Reihe über viele Jahre im Dämmerschlaf befunden, bevor sie endlich von Entwickler Pieces Interactive und Publisher THQ Nordic neu belebt wurde. Als Neuinterpretation des Originalspiels will der Titel die Story erweitern, die Grafik modernisieren und das Spiel insgesamt auf ein neues und zeitgemäßes Level anheben. Wir durften bereits im Vorfeld das Spiel auf der PS5 für euch testen.

Allein in der Dunkelheit 2.0?

Viele von euch – mich eingeschlossen – dürften bei der damaligen Vorstellung von „Alone in the Dark“ durch THQ Nordic große Bedenken gehabt haben, ob aus diesem Klassiker wirklich ein zeitgemäßes Spiel werden könne. Zu oft sind bereits Versuche diverser andere Studios grandios an ihren Ambitionen gescheitert und auch bei anderen, kommenden Titeln, sind die Bedingungen ehrlich, wie Bloober Team derzeit erfahren muss.

Bei der Neuauflage von „Alone in the Dark“ haben die Entwickler von Pieces Interactive einen durchaus interessanten Trick angewandt: So haben sie Elemente des damaligen Spiels genommen, neue Elemente hinzugefügt und dabei immer darauf geachtet, die tolle Atmosphäre des „Ur-Titels“ zu bewahren, so ähnlich, wie wir es auch beim aktuellen „Ghostbusters“ vorfinden. Auf diese Weise soll es gelingen, alte Fans wieder vor den heimischen Bildschirm zu locken, um in die Welt von „Alone in the Dark“ einzutauchen und neue Fans für sich zu gewinnen. Ohne allzu viel spoilern zu wollen: Pieces Interactive haben es – mit kleineren Abstrichen – tatsächlich hinbekommen!

Denn das neue „Alone in the Dark“ nutzt das bekannte Herrenhaus erneut als Schauplatz, lässt uns aber aufgrund einige paranormaler Vorkommnisse an zahlreiche weite (und weitläufige) Orte reisen. Und dies geschieht ebenso organisch, wie hin und wieder abrupt, ohne, dass es sich seltsam anfühlt. Einige echte „Mindfuck“-Momente sind selbstverständlich ebenfalls mit dabei. Neben einer neuen bzw. erweiterten Geschichte gibt es diverse Detektivarbeit, welche auf euch wartet, echten Grusel und psychologischen Horror.

Erlebt werden kann die Story wahlweise aus der Sicht von Edward Carnby, der dem bekannten David Harbour nachempfunden wurde, sowie der Schauspielerin Jodie Comer, die die Rolle von Emily Hartwood übernimmt. Auch dieser Charakter ist aus dem ersten Teil der Reihe bereits bekannt. Dabei werden in beiden Kampagnen die Figuren mit gemeinsamen, aber auch jeweils individuellen Leveln ausgestattet, sodass es sich lohnt, das Spiel ein zweites Mal (und dann auch auf einem höheren Schwierigkeitsgrad) durchzuspielen.

Grafisch kann das neue „Alone in the Dark“ absolut überzeugen. Egal ob die Abschnitte in Derceto, die ein wenig an die Villa aus Resident Evil 8 erinnern (wobei Resi natürlich sich das Herrenhaus aus „Alone in the Dark“ zum Vorbild genommen hat), in der näheren Umgebung von Louisiana, in dem der Voodoo-Kult in einigen Regionen noch tief verwurzelt ist, oder andere Bereiche: Alles sieht wahnsinnig glaubwürdig aus. Besonders beeindruckend sind die Licht- und Schatteneffekte, das wechselnde Wetter und der enorm hohe Detailgrad. Auch Kleinigkeiten, wie die Tatsache, dass Edward in einem kleinen Spiegel auf einem Tisch sich selbst sieht, wo andere Spiele nur unsaubere Spiegelbilder vortäuschen bzw. bieten, lassen uns staunend zurück. Die Gesichter und Haare könnten allerdings einen höheren Detailgrad vertragen.

Das Storytelling greift auf genretypische Elemente zurück. So werden neue Notizen aufgeschrieben und können im entsprechenden Menü von einer Erzählerin gesprochen abgerufen werden. Viel mehr erhaltet ihr an Informationen jedoch über Briefe und Notizen, welche in den großen Arealen verstreut sind. Die Dialoge sind allesamt im Original vorhanden. Auf eine deutsche Sprachausgabe wurde leider verzichtet. Dafür gibt es gut lokalisierte Untertitel.

Die Rätsel selber sind leider nicht immer klar, da einige Hinweise ungenau sind oder es überhaupt keine Hinweise gibt. Eine entsprechende Hilfefunktion könnt ihr aktivieren und deaktivieren. Aber auch bei der Unterstützung von Seiten des Spiels sind einige Rätsel eher Trial and Error-Passagen geworden. Da die meisten Rätsel sich gut in die Story einfügen, wiegt dies allerdings nicht allzu nervig.

Die Steuerung geht gut von der Hand und bei den meisten Kämpfen klappt die Verteidigung problemlos. Lediglich in einigen engeren Bereichen hatte die Steuerung ihre Grenzen erreicht. Für die meiste Zeit des Spiels gilt dies allerdings nicht. Die Kamera ist ebenfalls überwiegend optimal platziert. Nur in einem Abschnitt ist sie – möglicherweise als Hommage an die alten Teile – starr fixiert.

Ein Wort zu den Horroreffekten und Spukelementen: Diese sind durchaus auch für ängstlichere Naturen geeignet, da vieles von dem, was an gruseligen Moment entsteht, vor allem durch die grandiose Klangkulisse in eurem Kopf erschaffen wird. Zwar gibt es auch einige Momente, in denen wir uns im Test für einen kurzen Moment erschreckt haben. Doch das Meiste ist einfach und schlicht gesagt etwas, dass das Spiel mit eurem Kopf macht. Selten haben wir einen derart aktiven und mit etlichen fein aufgelösten Details ausgestatteten Klang gehört, wie bei „Alone in the Dark“. Auch der Soundtrack tut sein Übriges. Mal hört ihr Stücke im typischen New-Orleans-Jazz Stil, ein anderes Mal klagt der Sound und manchmal verstärkt er die scheinbar emotional ausweglose Situation der einzelnen Figuren.

Fazit: Die Neuinterpretation von „Alone in the Dark“ hat mich vollkommen kalt erwischt. Nie hätte ich damit gerechnet, dass dabei eine derart tolle Neuinterpretation herauskommen würde, die zwar mit einigen kleineren Macken zu kämpfen hat, im Großen und Ganzen jedoch absolut Spaß 8gemacht und bestens unterhalten hat. Auch wenn möglicherweise ein Nachfolger noch unklar ist, würde ich ihn mir wünschen. Dies ist ganz klar der Beginn einer tollen, neuen Reise, die auch gleichzeitig die alten Fans abholt und die Spiele nach Teil eins vergessen macht. Bitte mehr davon!

 

Wir bedanken uns bei THQ Nordic für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

M. Heiland

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