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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei "Bohnen & Söhne"

| Marc Heiland | Kaffeewelten

BohnenundSoehne1Mitten im Herzen von Wetzlar, zwischen Lahn und Dom gelegen, im „Haus zur Sternwarte“, befindet sich die Spezialitätenkaffeerösterei „Bohnen & Soehne“ von Nikolai Weber. Dort veredeln er und sein Team besten Rohkaffee aus verschiedenen Ländern rund um den Kaffeegürtel. Dabei ist Weber wichtig, mit den Kaffeebauern in unmittelbarem Kontakt zu stehen und auf Direct Trade-Kaffee zu setzen, um so garantieren zu können, dass der Kaffee „from seed to cup“ rückverfolgbar ist, der Kunde als genau nachvollziehen kann, woher sein Kaffee bzw. Espresso stammt und, um soziale Projekte vor Ort mit unterstützen zu können. Da wir mit unseren „Kaffeewelten“ seit 2018 mit dem Support dieser Kaffeeröstereien genau diese Maxime vertreten, war es uns eine Herzensangelegenheit, „Bohnen & Soehne“ bei uns auf inn-joy.de vorzustellen und einige Kaffee-Sorten und Espressi zu testen.

Übersicht über das Sortiment

Aktuell (Stand 8/23) hat die Rösterei „Bohnen & Soehne“ 11 Sorten (davon einen entkoffeinierten) im Sortiment, die als Filterkaffee, Espresso oder für Vollautomaten geröstet werden. Auffallend ist, dass es einige Sorten in Größen von 100g bis zum 1kg angeboten werden. Diese Range haben wir so bislang selten gesehen. Gerade für diejenigen, die einfach mal „querbeet“ testen wollen, sind 100g-Beutel ein sehr gutes Argument! Natürlich gibt es den Kaffee nicht nur in Ganzer Bohne, sondern auch für verschiedene Zubereitungsmethoden gemahlen. Wer Interesse gefunden hat, kann seinen Filterkaffee oder Espresso auch im Abo beziehen. Ein schönes Service-Angebot, das immer mehr Röstereien anbieten. Wer sich nicht so gut in der Welt des Kaffees auskennt, dem bietet „Bohnen & Soehne“ den virtuellen „Bohnenfinder“. Hier können Interessierte ihre persönlichen Vorlieben auswählen und der „Bohnenfinder“ schlägt dann entsprechende Sorten vor.

Zu den unterschiedlichen Sorten gibt es auf der Homepage des Unternehmens umfassende Informationen zur genauen Herkunft des Rohkaffees, zur Anbauhöhe, zum Kaffeebauern, zur vorliegenden Varietät, zur Aufbereitungsmethode und zum Röstgrad sowie Vorschläge zur Zubereitungsmethode.

Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test haben wir von der Kaffeerösterei „Bohnen & Soehne“ die Sorten „Lampocoy Grand Cru“, „La Mejorana Supremo“, „Columbia DECAF“, „Houseblend No.1“, „Italian Flair“, „Kenyan Summer“, „Espresso Sternwarte“ und „Gayo Organic“ zur Verfügung gestellt bekommen. Schauen wir uns – wie immer – zunächst einmal die Beutel an, in denen der Kaffee verpackt wird: Hierbei handelt es sich um die klassischen recycelbaren Polyethylen-Standbeutel. Diese sind wiederverschließbar, um so die Aromen länger zu erhalten. Auf der Vorderseite der Beutel finden wir den Namen des Kaffees bzw. Espressos, das Logo der Kaffeerösterei „Bohnen & Soehne“, eine stichpunktartige Beschreibung des Geschmacks des Kaffees, einen Hinweis, dass es sich um Kaffee aus Direct Trade handelt, eine Zubereitungsmethoden-Empfehlung sowie die Internetadresse der Rösterei. Rückseitig gibt es Infos zur Füllmenge des Beutels, eine Direct-Trade Erklärskizze, ein kleines Foto von Nikolai, Angaben zur Firmenanschrift und das MHD. Das Röstdatum steht nicht auf der Verpackung. Besonders hervorzuheben ist, dass es sich beim „Espresso Sternwarte“ um den von den Abonnenten des Fachmagazins „Crema“ gekürten Espresso des Jahres 2022 handelt! Angaben zum Ursprung des Rohkaffees, der Finca / Farm, der Anbauhöhe, der vorhandenen Varietäten und der Aufbereitung des Kaffees, gibt es zum jeweiligen Filterkaffee und Espresso im Online-Shop zu finden.

Zubereitung

Für den Test haben wir den Espresso sowohl im Kaffeevollautomaten als auch im Siebträger getestet, den Filterkaffee mit der V60-Brühmethode. Ein Wort zum Bohnenbild, dass die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr homogen.

Der Espresso Hausblend No.1

Unser erster „Testkandidat“ ist ein Blend mit Rohkaffee aus Mexiko, Kolumbien, Brasilien und Indien, der für Kaffee-Vollautomaten geröstet wurde. Der Espresso besitzt ein dunkles, kräftiges Aroma. Durch das Zusammenspiel von indischem Robusta und lateinamerikanischen Arabicas entsteht ein runder, voller Geschmack.

Unser Geschmackseindruck: Wenn man bedenkt, dass ein Vollautomat eher „lange“ Getränke, die also mit deutlich mehr Wasser daher kommen als bei einer Zubereitung im Siebträger, kann man hier wirklich staunen, wie präsent die einzelnen Noten herausgearbeitet wurden, ohne dabei im Vollautomaten unterzugehen. Dominierend ist hier geröstete Erdnuss mit Zartbitter-Schokolade. Im Abgang schmeckt der Blend leicht holzig, aber auch nach Marzipan. Der langanhaltende Geschmack ist absolut bemerkenswert, sodass er auch als Milch-Mischgetränk nicht verloren geht.

Der Espresso Italian Flair

Gleiches gilt auch für den zweiten Espresso. Dessen Arabica-Anteil stammt ebenfalls aus Lateinamerika, genauer gesagt, aus Kolumbien, Brasilien und Guatemala, der Robusta-Anteil aus Indien.

Unser Geschmackseindruck: Der Espresso bildet intensiven Nougatnoten und eine samtigen Crema aus. Die würzige Note sorgt dafür, dass er auch als Milch-Mischgetränk absolut zu gefallen weiß. Der recht dunkel geröstete Espresso Blend macht einfach Spaß.

Der Espresso Sternwarte

Unser letzter „Test-Espresso“ wurde von den Leserinnen und Lesern des Fachmagazins Crema zum Espresso des Jahres gewählt. Der mittelkräftig geröstete „Espresso Sternwarte“ besteht zu 100% aus Arabica-Bohnen aus Brasilien, Indien, Bolivien und Guatemala. Die genaue Aufteilung ist: 40% Brasilien, 30% Indien, 15% Bolivien und 15% Guatemala. Der Espresso liegt in den Varietäten Yellow Icatu, Selektion 9, Catimor, Caturra und Bourbon vor und wurde natural und gewaschen aufbereitet.

Unser Geschmackseindruck: Wow! Ein echt spannender Espresso! Dies war das Erste, was uns beim Testen durch den Kopf ging. Komplexe Aromen, ein wenig obstig und mit einer ganz feinen Säure, dennoch kräftig im Geschmack und mit einem langen, angenehmen Abgang, wunderbar mit aber auch ohne Milch. Das ist tatsächlich etwas ganz Exquisites.

Der Gayo Organic

Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen Single Origin Kaffee aus Indonesien, genauer gesagt, aus dem Gayo Hochland auf der Insel Sumatra. Dort, im Norden des Landes, wird der Kaffee auf einer Höhe von 1100 – 1500m angebaut. Indonesien produziert überwiegend Robusta und in geringem Umfang auch Arabica. Der Kaffee wird oft mit einer Mischbepflanzung angebaut, was zu einer natürlichen Hybridisierung führt. Da das Wasser oft knapp ist, nutzen die Kaffeebauern meist die traditionelle „Giling-Basah-Methode“, bei der die Kirschen entpulpt, dann etwa einen Tag lang getrocknet und dann von der Pergamenthaut befreit werden, solange die Bohnen noch viel Feuchtigkeit enthalten. Ein deutlich geringerer Teil wird gewaschen aufbereitet. Der „Gayo Organic“ wird nachhaltig von einer Frauen-Kooperative ökologisch angebaut und unterstützt soziale Projekte auf Sumatra.

Unser Geschmackseindruck: Der Kaffee besticht durch seine leicht nach Zeder duftende Basisnote, die schwere Textur und seine schwache Säure. Der vollmundig Körper und der lange Nachhall können überzeugen. Vielleicht nicht unbedingt ein Kaffee für die Masse, aber durchaus spannend und interessant.

BohnenundSoehne2Der Lampocoy Grand Cru

Das Kaffeeprojekt Kooperative Lampocoy wurde 2011 von Dethlev Cordts, der 25 Jahre lang für ARD und ZDF aus aller Welt berichtete, und seiner Frau Milvia Pineda ins Leben gerufen. Die rund 50 Kaffeebauernfamilien des kleinen Bergdorfes Lampocoy im Nuevo Oriente in Guatemala bauen ihren Rohkaffee biologisch-organisch, ohne Zuhilfenahme künstlicher Dünger an, auf durchschnittlichen Anbauflächen von nur fünf Hektar. Der Kaffee für diesen Grand Cru liegt in den Varietäten Catimor, Catuai, Bourbon und Caturra vor. Er wird per Hand gepflückt und gewaschen aufbereitet.

Unser Geschmackseindruck: In den vergangenen Jahren hatten wir das Vergnügen, schon diverse Kaffees des „Lampocoy-Projekts“ testen zu dürfen. Daher ist es uns immer wieder eine Freude, Kaffee aus Guatemala zu testen. Der Kaffee, der in den Varietäten Caturra, Catimor und Bourbon vorliegt und gewaschen aufbereitet wurde, verströmt einen recht würzigen Duft, der beim Aufbrühen sich noch einmal verstärkt. Unser Tipp hier (wie bei allen Kaffees): Lasst den Kaffee nach dem Aufbrühen noch ein wenig stehen. Dann entfaltet er seine Aromen noch weiter und ihr entdeckt weitere Noten in der Tasse. Der sortenreine Arabica-Kaffee duftet nach Kakao und erdigen Noten. Im Mund machen sich Anklänge von Nuss und Toffee bemerkbar. Der Kaffee hat einen vollen Körper, eine ganz feine Säure, die allerdings erst nach hinten raus deutlicher wird und einen langen Abgang. Ein wirklich toller Kaffee.

Der Colombia DECAF

Für diejenigen unter euch, die entkoffeinierten Kaffee mögen oder diesen gerne verschenken, hat „Bohnen & Söhne“ den Espresso Arabica Blend mit mittelkräftiger Röstung im Sortiment. Der aus Kolumbien stammende Rohkaffee wurde als Omniroast hergestellt und ist auch die Grundlage für den „La Mejorana Supremo“. Omniroast bedeutet, dass der Kaffee auch als Filterkaffee oder im Vollautomaten problemlos zubereitet werden kann. Die Bohnen für diesen Kaffee stammen von der Finca La Mejorana aus der Region Quindío in den Anden Kolumbiens in einer Höhe von 1.200 bis 1.800 Metern. Dank der Vielzahl von Mikroklimata, welche in den Anden vorkommen, entstehen hier Kaffees mit einzigartiger Charakteristik. Vor allem werden die beiden Varietäten Typica und Bourbon angebaut und nass aufbereitet.

Unser Geschmackseindruck: Wie bereits erwähnt, sind Kaffees aus Kolumbien sehr facettenreich, was man auch hier schmeckt. Der volle Körper wird begleitet von Aromen von Nussschokolade, einer feinen Süße und ganz leichten floralen Beinoten. Ein sehr spannender Kaffee, der perfekt geröstet wurde.

Die limitierte Röstung Kiriga – Kenyan Summer

In einer limitierten Röstung wartet der „Kiriga – Kenyan Summer“ auf seine Käufer. Angebaut in einer Höhe von 1550 – 1650m liegt der aus der Region Murang’a County in Zentralkenia stammende Rohkaffee in den Varietäten SL-28, SL-34, Ruiru11 und Batian vor. Der gewaschene Kaffee ist ein hell gerösteter Omniroast. Dass aus Kenia einige der aromatischsten und säurereichsten Kaffees der Welt kommen, merkt man auch hier. Bereits beim Öffnen der Verpackung strömt ein wunderbares Bouquet in die Nase, das sich beim Aufbrühen weiter verstärkt. Die Beeren stehen ganz klar im Vordergrund und die saftig-volle Textur macht Lust auf Mehr. Die Säure ist ebenfalls recht präsent. Im Siebträger lässt sich noch ein wenig stärker die Süße heraus kitzeln. Im Filter kommt stärker eine zitrige Beinote zum Tragen.

Fazit: Die von uns getesteten Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt und Qualität überzeugt. 
In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet man mehr als manch anderer Röster und auch die Transparenz wird groß geschrieben. Von der Qualität des Kaffees her beweist „Bohnen & Soehne“, dass es nicht immer ein „Cup of Excellence“-Gewinner sein muss, um sehr guten Kaffee zu bieten. Insgesamt gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 9

Geschmack: 8,5 von 10 Punkten

Transparenz: 9 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Nikolai Weber von der Kaffeerösterei „Bohnen & Söhne“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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