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Gears 5 | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

Gears5Bild1In der heutigen Zeit, in denen man mit PC- und Videospielen unglaublich viel Geld verdienen kann, gibt es kaum noch Exklusivtitel und wirklich „System-Seller“. Dies hat für die Konzerne den Nachteil, dass nicht mehr so viele Konsolen über „only on Xbox“ oder „only on PlayStation“ Blockbuster an den potentiellen Kunden gebracht werden können. Für den Käufer haben derartige „Multiplattformer“ häufig den Nachteil, dass die Umsetzungen nicht immer mit größter Sorgfalt vorgenommen werden und er mit diversen Einschränkungen leben muss. Auf Microsofts Xbox One gehören – neben der Forza Motorsport und der Halo-Reihe – noch die „Gears of War“-Titel zu den Alleinstellungsmerkmalen der Xbox One-Software. Denn Entwickler „The Coalition“ hat alle bislang erschienenen Ableger des Third Person Shooters exklusiv für die Redmonder Konsolen veröffentlicht. So auch den neuen Teil „Gears 5“. Wir haben die Kampagne und den Multiplayer gespielt und verraten im Test, was Teil fünf von seinen Vorgängern unterscheidet, ob die Entwickler sich getraut haben, dem Titel mehr zu spendieren, als nur eine Weiterführung der bisherigen Story mit neuen Levels.

It’s a family business

Geschichten in Shootern sind ja eigentlich eher schmückendes Beiwerk und haben selten enormen Tiefgang. Um einen Shooter spielen und verstehen zu können, muss man die Hintergrundgeschichte in der Regel nicht unbedingt bis ins kleinste Detail verstehen. Doch wer eine Serie spielt und gerne wissen möchte, worum es überhaupt geht, der sollte schon die Vorgänger kennen, um mit der Handlung klar zu kommen. So auch bei „Gears 5“. Auch wenn man den Shooter losgelöst von seinen Vorgängern spielen kann und unmittelbar zum Anfang (nach dem Tutorial) die Geschehnisse aus Teil vier zusammengefasst werden, versteht man die Handlung des neuen Ablegers nur dann richtig, wenn man sich im „Gears“-Universum auskennt. Und selbst dann kann es (wie beispielsweise beim Übergang von Kapitel eins zu Kapitel zwei) vorkommen, dass man sich fragt, warum man sich denn nun ausgerechnet in diesem Bereich befindet und die vorgegebenen Aufgaben zu erfüllen hat. Nicht alles erschließt sich, manches hat Logiklücken.

Dafür fühlt man sich als Veteran der Reihe gleich von Beginn an heimisch. Denn mit dem ehemaligen Protagonisten Marcus Fenix und dem Trupp rund um die im vierten Teil bereits eingeführte neue Heldin Kait, JD und Del, kommen alle beliebten und bewährten Charaktere auch im fünften Teil vor. Gekämpft wird gegen den Schwarm, die als Bösewichte den legendären Locusts folgen und die Menschheit wieder einmal ausrotten bzw. unterjochen wollen.

Gears5Bild2Bei den Gegnern gibt es welche, die denen aus den Vorgängern ähneln und etliche neue Feinde. Neben kleinen und wendigen Widersachern, stehen natürlich auch richtige Brocken und Bosse auf dem Plan, die euch das Leben schwer machen. Hier bieten die Entwickler von The Coalition jede Menge Abwechslung, da sich die Gegner nach den verschiedenen Settings auch noch hier und dort unterscheiden. Da sämtliche Gegnertypen über individuelle Stärken und Schwächen verfügen, müsst ihr häufig taktisch vorgehen. Stupides Ballern in Rambo-Manier funktioniert gegen kleinere Gegner (die häufig aber auch in größeren Rudeln auftauchen). Gegen die größeren (und stellenweise haushohen) Widersacher hilft nur Deckung suchen (auch wenn diese häufig bereits nach kurzen Gefechten in unzählige Einzelteile zerschossen wurde) und schauen, wie sich der Gegner verhält. Ein wenig schade ist, dass für Teil fünf einige Ideen auch hier zu finden sind. So gibt es beispielsweise Scharfschützen, die explosive Geschosse abfeuern, die euch fast eure gesamte Lebensenergie abziehen. Diese gab es auch schon im Vorgänger. Ebenfalls schade ist, dass die KI der Mitstreiter und Gegner immer noch schwankend ausfällt. Manchmal helfen euch eure Teammitglieder, um dann ein anderes Mal einfach im Weg zu stehen oder sich direkt in die Schusslinie zu begeben. Bei den Feinden verhält es sich ebenso. Hier hätten die Entwickler dem Spiel noch mehr Feinschliff verpassen können.

Offener = besser?

Was man der „Gears“-Reihe seit Teil drei vorgeworfen hatte, sind die schlauchförmigen Levels, die euch keine Alternativrouten vorgeben und bei denen ihr euch quasi von einem gescripteten Event zum anderen hangelt. Für Teil fünf haben sich die Entwickler die Kritik und Verbesserungsvorschläge der Fans zu Herzen genommen und präsentieren eine mehr oder weniger offene Spielwelt. In dieser seid ihr nun mit einer Mischung aus einem Schlitten und einem Kite unterwegs (Skiff genannt). Dieses mobile Gefährt ist ein Novum im „Gears“-Universum. Während euer Partner vorne sitzt, lenkt ihr, gebt Schub und bremst. Hierfür macht ihr euch die vorherrschenden Windverhältnisse zu Nutze. Rechts und links des Gefährts gibt es zwei Slots, in die ihr Waffen einhängen könnt. Was mich persönlich im Test störte war zum Einen, dass man teilweise sehr lange Strecken mit dem Gefährt hinter sich lassen muss, um an einem neuen Ziel anzukommen und in dieser Zeit nicht viel passiert. Zum anderen klappt die Navigation über die Karte nicht immer exakt. So wurde die Suche nach einem Wegpunkt im Eis in Kapitel zwei unnötig in die Länge gezogen, da ich einfach nicht herausfinden konnte, wie ich zu diesem Punkt gelangen kann. Dies nahm doch ziemlich viel aus dem typischen „Gears Flow“ heraus und wurde irgendwann recht nervig.

Mit der Wumme auf die Omme

Was die „Gears“-Reihe seit jeher auszeichnet, sind nicht nur die testoseronschwangeren Dialoge, sondern auch die aberwitzigen Waffen, wie der „Hammer der Morgenröte“ (der auch im neuen Teil eine gewisse Rolle spielt) Im neuen „Gears“ kommen natürlich die legendären Wummen wie der „Retro-Lancer“, verschiedene Granaten oder auch Scharfschützen-Gewehre ebenso vor, wie eine Handvoll neuer „durchschlagender Argumente“. Diese lassen sich in den Levels finden sofort entdecken, werden von den zahlreichen Gegnern nach deren Ableben fallen gelassen oder sind in Truhen verborgen. Solltet ihr einmal Waffen in weiterer oder unerreichbarer Ferne erspähen, kann euch euer treuer Roboter „Jack“ diese apportieren. Jack ist auch im Kampf und beim Knacken der Schlösser eine unschätzbare Hilfe. Der kleine „Blechfreund“ schützt euch mit einem auf Buttondruck aktivierbaren Schild, heilt auf Befehl Teammitglieder, kann Gegner unter Strom setzen und vieles mehr. Um all das zu realisieren und euren Roboter-Begleiter fit und stärker zu machen, müsst ihr entsprechende Vorrichtungen finden, die Upgrade-Punkte wie in einem Rollenspiel ermöglichen. Sogar ganz simple Rätsel könnt ihr mit „Jack“ lösen. Hier dürft ihr allerdings nichts Außergewöhnliches erwarten.

Grandiose Optik aber kein grafischer Overkill oder: Alles Gute kommt von oben

Gears5Bild3Audiovisuell ist „Gears 5“ ein echter Leckerbissen – mit kleinen Einschränkungen - geworden. So zeigt sich der Shooter auf der Xbox One X in nativem 4K und HDR-Support. Wer einen OLED-Fernseher sein Eigen nennt, freut sich zudem über einen fast perfekten Schwarzwert. Die unterschiedlichen Szenarien überzeugen mit vielen Objekten, einer hohen Detailfülle und überwiegend knackscharfen Details. Hin und wieder kommt es zu etwas spät nachladenden Texturen. Dies lässt sich allerdings fast schon an einer Hand abzählen. Sonst werden die 60fps nahezu konstant gehalten. Da merkt man, dass die Entwickler die potente Hardware der Xbox One X gute im Griff haben.

Besonders beeindrucken kann „Gears 5“ vor allem im Dolby Atmos-Bereich. Wer ein entsprechendes Equipment besitzt, bekommt bereits im Tutorial einen Vorgeschmack auf das geboten, was in der eigentlichen Kampagne noch so alles folgen soll. Und das kann sich absolut hören lassen. Etwas schade ist jedoch, dass die Dialoge manchmal im Action-Trommelfeuer untergehen. In einigen Szenen waren wir im Test froh, die Untertitel eingeschaltet zu haben. Dafür bietet „Gears 5“ eine fantastische und äußerst aktive Surround-Kulisse mit einer vorbildlichen Einbindung sämtlicher Boxen, einem teils aggressiven Tiefton-Bass sowie einer hohen Feindetailwiedergabe und einem sehr guten Raumklang.

Mit mehreren Spielern im Gefecht

Die Kampagne des neuen „Gears 5“ ist in vier Akte mit einer divergierenden Kapitel-Anzahl unterteilt. Rund 10-13 Stunden könnt ihr einplanen, bis ihr am Ende angekommen seid. Fies: Die Handlung endet mit einem Cliffhanger, dessen Auflösung es wohl erst zum Start der neuen Konsolengeneration (aber natürlich dann auch mit Sicherheit für die Xbox One) geben dürfte. Wer sich in der Zwischenzeit einige tolle Stunden vor der heimischen Konsole gönnen möchte, oder „Gears“ sowieso nur aufgrund des Multiplayers erwirbt, bekommt im Mehrspieler-Bereich ausreichend Beschäftigung. So bietet euch der Multiplayer den allseits beliebten „Horde“-Modus, bei dem jede Figur individuelle Stärken hat, die durch Leveln verbessert werden, den Escape-Modus, bei welchem ihr in einen Schwarmbau einsteigt, um eine Bombe zu zünden, die alles vergiftet. Das Ganze funktioniert mit diversen Klassen und spielt sich recht flott. Last but not least findet ihr den „Versus“-Modus mit einigen 5 gegen 5-Spielarten wie King of the Hill oder auch Team Deathmatch.

Fazit: Mit einigen neuen Ansätzen wollen die Entwickler von „The Coalition“ der „Gears“-Reihe neue Impulse mit auf den Weg geben. Dies gelingt ihnen jedoch nicht zu einhundert Prozent in allen Belangen. So können die Abschnitte in der offenen Welt zwar neue Akzente setzen, bringen jedoch nicht unbedingt einen großen Mehrwert, vor allem dann, wenn man mit dem Skiff über längere Abschnitte durch die Gegend fährt, nicht viel passiert und man teilweise unnötig lange nach neuen Wegpunkten sucht. Auch in Punkto KI hätte es mehr Feinschliff gebraucht, da sowohl die Gegner als auch die eigenen Teammitglieder immer wieder einfach nur rumstehen oder in die Schusslinie laufen. Die Rollenspiel-Elemente fühlen sich bei „Gears 5“ irgendwie aufgesetzt, so als wolle man RPG-Fans vom Spiel überzeugen (zumal man als Spieler sowieso nicht alle Möglichkeiten von Jack nutzt bzw. nutzen kann) und die Story hat einige Logiklücken. Über den Cliffhanger am Ende der Kampagne kann man natürlich geteilter 8Meinung sein. Dafür bietet der Multiplayer wieder jede Menge Spielspaß. Insgesamt bietet „Gears 5“ einige Verbesserungen, macht aber keinen enormen Schritt nach vorne. Audiovisuell bietet der neue Teil abermals ein großartig inszeniertes Popcorn-Kino und leistet sich nur wenige Schwächen. Für Fans wie immer ein Pflichtkauf, auch wenn ich persönlich mehr erwartet hätte.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Microsoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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