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Project Cars 3 | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen
ProjectCars3Bild1Manche Entwickler lassen sich viele Jahre Zeit, bis sie ein neues Rennspiel auf den Markt bringen. Das kann gut gehen, kann aber auch von der Community ablehnend honoriert werden – je nach Marke und Strahlkraft. Ein Beispiel hierfür ist ganz klar die PlayStation exklusive Reihe „Gran Turismo“. Mit „Project CARS 3“ haben die Entwickler der Slightly Mad Studios knapp drei Jahre gewartet, um den Nachfolger des ambitionierten zweiten Teils herauszubringen. Zeit genug, um die Schwächen des Vorgängers auszumerzen? Das erfahrt ihr im Test der PS4-Version.
 
180°-Wende – mit angezogener Handbremse
Als seinerzeit der erste Titel herausgebrachte wurde, da stand „Project Cars“ noch für arcadelastige Rennen und eine Menge Spielspaß. Doch mit dem Nachfolger setzten die Verantwortlichen voll und ganz auf Simulation und stellenweise bockschwere Rennen. Für Teil drei will man nun wiederrum eine 180°-Wende vornehmen, und zurück zur Arcade. Ob das allerdings klappt, ist in den ersten Momenten noch offen. Denn zunächst müsst ihr euch durch einige dröge Menüs klicken und zwischen der Karriere oder dem Multiplayer wählen und die Optionen einstellen. Neben zahlreichen Fahrhilfen könnt ihr zwischen einem Lenkrad oder dem Controller wählen. Während Puristen natürlich das Lenkrad bevorzugen, sind Einsteiger und Gelegenheitsfahrer mit dem Lenkrad am Start. Wir haben beides getestet und waren – erstaunlicherweise – mit der Wahl des Controllers glücklicher. 
 
Bei der Grafik stehen die Performance oder wahlweise eine möglichst stabile Framerate zur Verfügung. Leider hat beides seine Schwächen. Denn setzt ihr auf den Punkt „Performance“, ruckelt das Spiel teilweise deutlich und Tearing ist immer mit dabei. Stellt ihr dann das Setting auf „Framerate“, bleibt das Ganze etwas stabiler, sieht dafür grafisch aber zum Teil wirklich furchtbar aus. Betrachtet man, was andere Studios aus der PS Pro herausholen können, fragt man sich, wer hier für die Programmierung des Titels verantwortlich zeichnete. Denn nicht nur die zahlreichen Pop-ups und Fade-ins hinterlassen das Gefühl, ein Spiel der PS3 zu spielen. Auch die verwaschenen Texturen, die schwache Beleuchtung und die nicht immer besonders ansehnlich gestalteten Fahrzeuge sorgen allseits für enttäuschte Gesichter. So etwas darf sich ein Entwickler im Jahre 2020 einfach nicht erlauben!
 
Habt ihr euch also für einen Spielmodus entschieden, geht es auch schon los. Naja. Schon ist auch hier relativ. Würde nicht am Horizont schon die PS5 mit ihren quasi nicht vorhandenen Ladezeiten winken, man könnte als Spieler ja noch einigermaßen mit den relativ langen Ladezeiten leben. Aber auch für PS4 Pro-Möglichkeiten bleiben die Entwickler teils hinter den Gegebenheiten der Technik zurück. Zumal grafisch ja nicht allzu viel geboten wird. Doch sei’s drum. Nachdem ihr also ein Auto aus dem Showroom erworben habt, geht es ab auf die Strecke. Zunächst sammelt ihr Erfahrungen und versucht, diverse Ziele zu erreichen. Hierfür erhaltet ihr dann einen XP-Bonus, der dem Auto und dem Fahrer zugute kommt. Mit der Erfahrung kann dann das Auto verbessert werden. Dabei müsst ihr jedoch immer im Auge behalten, dass sich mit dem Upgrade auch die Klasse ändern kann. Da sich hinterher nichts mehr rückgängig machen lässt und ihr im schlimmsten Fall alles noch einmal von vorne beginnen müsst (vor allem dann, wenn das Geld nicht für einen Neukauf eines Autos reicht), ist stets Vorsicht geboten. Wir hätten uns daher gewünscht, dass man mit einem Klick die montierten Upgrades einfach wieder rückgängig machen kann. 
 
ProjectCars3Bild2Während der unterschiedlichen Rennen fällt schnell auf, wie sehr die Slightly Mad Studios noch die Gegner-Ki hätten vor dem Launch des Spiels verbessern müssen. Denn wie kann es sein, dass es permanent zu Kollisionen mit den Mitstreitern kommt, diese nicht mal ansatzweise darauf aus sind, euch auszuweichen, seltsame Manöver unternommen werden und die Gegner überhaupt recht plan- und kopflos agieren. So macht es absolut keinen Spaß, gegen andere KI-Fahrer anzutreten. Was mich ebenfalls ärgert, ist das fehlende physikalische Schadensmodell, das Auswirkungen auf das Fahrverhalten hätte. Lediglich oberflächlichen Schaden kann das Fahrzeug nehmen. 
 
Mehr oder weniger?
Schauen wir uns doch noch einmal die Karriere im Detail an. Unterteilt ist sie in acht Rennklassen mit GT- und Straßeneinheiten sowie einige Einladungsrennen und Sonderveranstaltungen. Rennwochenenden samt Qualifying gibt es leider dieses Mal keine. Ihr beginnt also zunächst mit einem recht einfachen Fahrzeug, da ihr natürlich noch nicht allzu viel Geld auf eurem virtuellen Konto zur Verfügung habt. Erst durch Podiumsplätze oder Vorgaben, wie beispielsweise sechs perfekte Runden im Rennen zu absolvieren, erhaltet ihr mehr Credits, steigt stufenweise auf und könnt euch nach und nach neue Fahrzeuge zulegen. Der Fuhrpark umfasst dieses Mal knapp über 200 Wagen, die – wie bereits eingangs erwähnt – getunt werden können. Seltsamerweise wird nirgendwo im Spiel dargelegt, was die verschiedenen Tuning-Typen bedeuten. Wann benötige ich das „Track Car“-Setup, wann andere? Seltsam. Und warum ich keine Testfahrten machen kann, bevor ich mich für Tuning-Setups entscheide, das wissen allein die Entwickler. Aber nicht nur die Leistung eurer Autos sind entscheidend; auch das Wetter sorgt für Turbulenzen. Dummerweise ist es dabei egal, welche Reifen ihr habt, da sie während des Rennens sowieso nicht gewechselt werden können. 
 
Immerhin punktet „PC3“ mit einer guten Streckenvielfalt, die stellenweise aus dem Vorgänger übernommen wurden. Die Wahl der Fahrzeuge ist gar nicht mal leicht, da hier die großen, aber auch kleinen Marken mit ihren wichtigen Vertretern zu finden sind. In Sachen Sound funktioniert „Project Cars 3“ recht ordentlich. Zwar klingen die wenigstens Wagen wie ihre Vorbilder. Dennoch hat man das Gefühl, dass bei den leistungsstarken Fahrzeugen auch wirklich starke Motoren unter der Haube werkeln. 
 
Fazit: Manchmal fragt man sich ja schon, wie die Kollegen der schreibenden Zunft so werten, wenn sie einen Test verfassen. Sind es Ängste, dass Publisher ihnen keine Muster mehr zur Verfügung stellen, wenn sie Spiele etwas weiter in der Bewertung abstufen? Sehen sie die stellenweise eklatanten Mängel nicht oder wollen sie diese nicht erkennen? Anders kann ich es mir nicht erklären, dass einige Magazine „Project Cars 3“ mit Traumnoten von 8-9 (!) bewerten. Denn während dieselben Redakteure die Grafik bei den Mitbewerbern monieren, die teilweise um Längen (!) besser ist, als bei PC3, wird hier mal nicht nur ein Auge zugedrückt, obwohl der Titel (egal für welchen der beiden Darstellungsmodi ihr euch auf der PS4 (Pro) auch entscheidet) stellenweise ausschaut, als wäre er noch dem Zeitalter der PS3 entsprungen. Auch das Handling der Fahrzeuge und die grauenhafte KI, die einen eindeutigen Rückschritt gegenüber dem Vorgänger bedeuten, wird dann einfach hingenommen statt angesprochen. Da nützt auch der große Fuhrpark nichts. Hinzu kommt eine derart dröge und langweilige „Karriere“, dass wir uns im Test das eine ums andere Mal krampfhaft zwischen den (stellenweise langen) Ladebildschirmen wachhalten mussten, um nicht einzunicken. Auch die Tatsache, dass hier nur deutsche Untertitel geboten werden, hätte besser gelöst werden müssen. Hierfür ist einfach die Konkurrenz zu groß, als dass sich ein Entwickler dieses Kalibers 6solch halbgare Spiele „erlauben“ kann. Daher solltet ihr lieber euer Geld für den Launch der Next-Gen Konsolen sparen und so den Entwicklern zeigen, dass sie nicht alles mit euch machen können, nur um noch ein Spiel rauszuhauen und die Lizenzkuh weiter zu melken.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bandai Namco für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
U. Sperling
 

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