Skip to main content

Tales of Kenzera: Zau - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

ZauErst vor wenigen Wochen erschien mit „Prince of Persia: The Lost Crown“ ein überraschender 2.5-D-Plattformer, quasi wie aus dem Nichts und sorgte bei Fans und Presse weltweit für Eindruck. Nun schickt sich Publisher Electronic Arts mit „Tales of Kenzera: Zau“ an, seinen Beitrag zu leisten, um das Genre mit neuen Impulsen zu supporten. Dabei setzt man mit Afrika auf ein unverbrauchtes Setting und auch sonst bietet der Titel interessante Ansätze, die man beim persischen Prinzen so nicht gesehen hat. Wir haben die PS5-Version für euch getestet und klären im Test, ob uns der Ausflug nach Afrika überzeugen konnte.

Emotional packend
Der Tod wird in unserer Gesellschaft immer mehr ausgeklammert. Auch wenn wir alle einmal sterben werden, so passiert dies in den allermeisten Fällen eher hinter verschlossenen Türen, in Heimen oder Krankenhäusern. Tote aufzubahren, wie es noch vor 150 Jahren gang und gäbe war, findet heute höchstens noch auf dem Land statt. Ganz anders in anderen Ländern oder Kulturen. Dort ist der Tod noch ein Teil des Lebens, wird als zentraler Teil betrachtet und die Toten und Ahnen verehrt. So auch in der afrikanischen Kultur.

„Warum diese ausführlich Einleitung?“, werdet ihr euch vermutlich fragen. Nun: Der Tod steht auch bei „Tales of Kenzera: Zau“ im Mittelpunkt der Geschichte, ist zugleich Ausgangspunkt wie Ende. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass ein Vater verstorben ist. Genauer gesagt, der Vater eines jungen Mannes mit Namen Zuberi, der überwältigt und überfordert zugleich ist. Der frische Schmerz sitzt tief, wie ein Stachel in einer eiternden Wunde. In seiner Verzweiflung wendet sich Zuberi an seine trauernde Mutter, die ihm ein Buch in die Hand drückt, das der Vater, als er erfuhr, dass er unheilbar krank ist, für seinen Sohn geschrieben hat. Um vielleicht mehr über seinen „Baba“ zu erfahren, fängt Zuberi an zu lesen. Im Mittelpunkt des Buches steht der titelgebende Schamane Zau, der – wie auch Zuberi – seinen Vater verloren hat und ihn aus dem Reich der Toten zurückholen will. Hierzu lässt er sich auf einen Pakt mit dem Gott des Todes, Kalunga, ein, der ihn auf seinem Abenteuer zur Seite steht. Während seiner Reise erfährt Zau, dessen Rolle ihr übernehmt, nicht nur mehr über sich und seine Wurzeln, sondern taucht immer tiefer in die geheimnisvolle Welt der afrikanischen Mythen und Legenden ein. So ist es eure Aufgabe als Zau, drei große Geister einzufangen, die im Tausch mit seinem Vater dem Gott des Todes überreicht werden sollen. Dabei stellen sich Zau natürlich zahlreiche Feinde und Herausforderungen in den Weg, die es zu bewältigen und zu meistern gilt.

Das Geheimnis der Masken
Das Besondere von „Tales of Kenzera: Zau“ ist nicht nur das Setting, in welchem ihr euch bewegt, sondern auch die Tatsache, dass hier der bekannte Schauspieler Abubakar Salim den Tod und die Trauer um seinen geliebten Vater als Quelle für den Titel genommen hat. Zusammen mit den Surgent Studios hat er das Spiel umgesetzt. Die Geschichte wartet also mit viel emotionalem Tiefgang auf und kann die ganze Zeit überzeugen.

Denn zwischen den Rätseln, den Kämpfen, dem Klettern und dem Ausweichen von Hindernissen, steht vor allem die Story im Fokus des Spiels. So bietet euch „Tales of Kenzera: Zau“ mehr Tiefgang als „Prince of Persia“ und andere Genrevertreter.

Darüber hinaus findet ihr viele bekannte Elemente vor, die an den Prinzen erinnern. Ja, sogar der Levelaufbau ist ähnlich. Springen, Dashen, Klettern, Rutschen, stärkere und schwächere Gegner unterschiedlichster Art besiegen – all das kennen wir. Und dennoch kann das Spiel gefallen. Dies liegt vor allem an der hübschen Aufmachung und der grandiosen afrikanisch-folkloristischen Musik, die an Filme wie „Der König der Löwen“ erinnert und bereits in den ersten Minuten für Gänsehaut sorgt. Und auch wenn das Thema für einen gewissen Schwermut sorgt, so leiden wir nicht nur mit dem Protagonisten mit, sondern sind auch stets motiviert, ihm bei seiner Aufgabe zu helfen. Das ist schon deswegen sehr clever gemacht, weil viele von uns schon mal in ähnlichen Situationen, der Trauer um einen geliebten Menschen waren, oder uns zumindest gut in eine solche Situation hineinversetzen können. Die Atmosphäre und die Immersion werden hier großgeschrieben und klingen vor allem in den ruhigeren Momenten lange nach. Dies erkennt man schon daran, dass hier bewusst (außer Englisch) auf eine Lokalisierung verzichtet wurde (es gibt nur dt. Untertitel) und die komplette Geschichte in Swahili wahlweise wiedergegeben werden kann.

Wie bereits erwähnt, gibt es bei „Tales of Kenzera: Zau“ noch eine weitere Besonderheit. Dies sind zwei schamanische Masken, die Zau von seinem verstorbenen „Baba“ erhalten hat. Diese sind die „Maske der Sonne“ und die „Maske des Mondes“. Beide Masken können per Knopfdruck gewechselt werden und dienen zu eurer Unterstützung in Nah- und Fernkampf. Hierdurch erhält das Spiel eine ganz eigene Note, die es von anderen Genrevertretern absetzt.

Ein Wort zu den Kämpfen: Diese sind zwar gut zu bewältigen, nerven aber an einigen Stellen, da sich – anders als beispielsweise bei „The Lost Crown“ – die Gegner regenerieren, was zu unnötig ausufernden Kämpfen führt und den Spielfluss einschränkt. Gerade bei größeren Gegnermengen wird das Ganze schnell mal unübersichtlich und anstrengend, zumal ihr stets auf die richtige Maske achten solltet. Immerhin ist es möglich, über das D-Pad Zau schnell zu heilen, solange ihr genug Heilenergie besitzt. Gut, dass Zau im Laufe der Zeit seine Fähigkeiten verbessern kann, sodass diese Probleme etwas kleiner werden. Dennoch ist und bleibt „Tales of Kenzera: Zau“ alles andere als leicht. Das gilt auch für die teils verschlungene Levelarchitektur, die – trotz jederzeit einblendbarer Karte – manchmal ein wenig unübersichtlich ist. Leider könnt ihr euch nicht – wie bei PoP – Screenshots von wichtigen Bereichen machen und unpassierbare Bereiche werden nicht hinreichend angezeigt.

Wunderschöne Landschaften
Auch wenn das Spiel optisch nicht in den obersten Sphären rangiert, wissen die verschiedenen Settings zu gefallen. Mal seid ihr in Sümpfen, mal unter der Erde, mal in der Wüste und ein anderes Mal in einem von großen Bäumen durchzogenen Gebiet unterwegs. All das wirkt sehr organisch, wie aus einem Guss. Optisch monoton wirkt der Titel zu keiner Zeit. Da das Spiel in einer Art „Comiclook“ gehalten ist, sind die Bewegungen und Animationen der Zwischensequenzen recht einfach gehalten. Gestik und Mimik wurden bewusst zurückgeschraubt, was ein wenig im Kontrast zum Rest des Spiels steht.

Fazit: Wer die Mythen Afrikas spannend findet, vom Thema Tod, Trauer und Verlust nicht allzu stark abgeschreckt wird und eine Art „Prince of Persia“ in afrikanischem Setting interessant findet, wird an „Tales of Kenzera: Zau“ seine Freude haben. Auch wenn die Kämpfe nicht 8immer rundum gelungen sind und ihr hier keinen außergewöhnlichen Meilenstein erwarten dürft, bietet euch der Titel eine rund zwölf Stunden lange Reise mit Tiefgang in Sachen Story.

Wir bedanken uns bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

U. Sperling

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.