Wenn man – so wie ich – im Deutschland der 1980er Jahre aufgewachsen ist, dann hatte man zum Geburtstag häufig folgende Wahl: Entweder wurde daheim gefeiert und Mutter hatte für die eingeladenen Schulkollegen lustige Spiele, selbst gebastelte Hüte oder sonst etwas „Einfallsreiches“ vorbereitet. Oder man ging Kegeln. Beides war irgendwie mit einem wenig Fremdscham behaftet. Doch trotz allem machte uns beides als Kinder Spaß.

Im Laufe der Zeit änderten sich dann die Gewohnheiten. Während die Geburtstagsfeiern sich eher außerhalb der eigenen vier Wände abspielten, blieb man dem Kegeln noch einige Jahre treu. Doch mit der Zeit änderte sich auch hier die Priorität. Denn auf einmal wurde es hip, eine der gerade aus den USA über den großen Teich mitgebrachten Bowling-Bahnen zu besuchen. Hier gab es zahlreiche Bahnen, roch alles nach der großen Freiheit, der man als Jugendlicher so sehnlichst herbei fieberte und irgendwie hatte man das Gefühl, mit seinen Ball-Künsten dem weiblichen Geschlecht mehr imponieren zu können, als auf einer muffigen Kegelbahn, die gefühlt seit 30 Jahren nicht mehr renoviert und gelüftet worden war.

Nintendo holte meine Jugend zurück
So gingen die Jahre ins Land. Doch dann – es war der Dezember 2006 und Deutschland hatte gerade sein ganz persönliches „Sommermärchen“ erlebt – erschien etwas, das uns alle nachhaltig verändern sollte. Nintendo veröffentlichte auf seiner gerade erschienenen Familienkonsole „Wii“ das weltweit erste virtuelle Bowling in seiner „Wii Sports“-Sammlung. Und auf einmal war sie wieder da: Meine Begeisterung für Bowling! Ich konnte meine Liebsten vor dem heimischen Bildschirm versammeln und dank der damals absolut innovativen Steuerung der Wii-Controller, ein absolut intensives Erlebnis feiern.

Bowling 3.0
Der Hype rund um „Wii Sports“ blieb dann noch für einige Jahre bestehen. Doch auch hier verflog die Zeit viel zu schnell und schon bald landete die Wii in der Mottenkiste. Dann, Mitte der 2010er Jahre, erschienen die ersten VR-Brillen, die ein neues Zeitalter der Bowling-Titel mit sich brachten. Zunächst allerdings war ich – wie wohl die meisten unter euch – sehr skeptisch: „Wie soll das funktionieren?“ so überlegte ich. Isoliert von anderen Spielerinnen und Spielern, keine echte Bowling-Kugel in Händen und überhaupt – kann man damit Spaß haben? Die Antwort sollte schnell folgen: Man kann! Zwar war mit den ersten Bowling-Titeln – wie „Let’s Bowl VR“ der Turbo noch nicht gezündet, konnte die Ball-Physik noch nicht ganz überzeugen und auch das Gemeinschaftsgefühl war noch nicht gegeben. Doch es war ganz eindeutig ein virtuelles Bowling, was mir da unter der VR-Brille geboten wurde. Es folgten andere Ableger und 2019 dann die nahezu perfekte Bowling-Simulation mit Namen „Premium Bowling“. Dies sollte bis heute der Platzhirsch bleiben, da hier eine absolut fantastische Ball-Physik auf jede Menge Realismus und anspruchsvollem Turnier-Gefühl trafen. Seit 2021 versucht jedoch das exklusiv für die Quest VR-Brillen erschienene und neuerdings auch für die Quest 3 optimierte „ForeVR Bowl“ als neuer Thronanwärter zu überzeugen. Dass der Titel andere Schwerpunkte setzt, indem er auf das soziale Element setzt, wird dabei ebenso schnell deutlich, wie, dass hier der Spielspaß eindeutig im Fokus steht. Doch „ForeVR Bowl“ hat noch mehr zu bieten als sein größter Konkurrent!

Wie viele Kugeln dürfen es sein?
Wie bereits erwähnt, fokussiert sich der Titel mehr auf den Spaß und die soziale Seite des Bowlings als auf absoluten Realismus und pure Simulation. Dies soll allerdings nicht heißen, dass es hier keinen Realismus gibt. Denn auch bei „ForeVR Bowl“ überzeugen die Ball- und Bahnpysik. Hier jedoch nehmen die Entwickler ein wenig die knallharte Simulation heraus und ergänzen sie durch Freude am Sport. Ein ganz besonderes Feature – und gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal des Titels – ist die enorme Zahl an unterschiedlichen Bowling-Bälle, welche euch zur Verfügung gestellt wird. Über 150 verschiedene Kugeln warten darauf, von euch ausprobiert zu werden. Sie alle verfügen über einen anderen Schwerpunkt, einen anderen Spin und ein anderes Gewicht. Meist sind es nur minimale Veränderungen, die aber auf der Bahn zu erkennen sind. Hier haben die Entwickler hervorragende Arbeit geleistet. Und damit die Motivation auch langfristig hoch bleibt, könnt ihr neue Bälle freischalten durch das Gewinnen von Partien, das Lösen von Aufgaben oder durch Online- und Multiplayer-Matches. Denn natürlich steht auch hier das Miteinander und Gegeneinander mit anderen Mitspielerinnen und Mitspielern als wichtiges Element des Spiels auf der Tagesordnung. Die Integration dieser sozialen Komponente funktioniert ebenfalls erstklassig. Wer sich auf Matches gegen echte Mitspieler einlässt, kann hier stundenlangen Spielspaß finden. Alternativ dürft ihr auch im lokalen Modus euer Headset weitergeben, mit mit bis zu acht Spielenden euch auf die Probe stellen. Dieser Modus macht zwar Spaß, wird aber dann ein wenig problematisch, wenn es mehrere Brillenträger gibt. Solltet ihr einsteckbare Linsen mit Sehstärke nutzen, dauert das Ganze dann eben ein wenig länger.

Was ebenfalls an „ForeVR Bowl“ begeistert, ist seine bunte und lebensfrohe Grafik, die einfach gute Laune macht. Hinzu kommt die tolle und motivierende Musik, die euch eine integrierte Jukebox bietet, in der ihr mittlerweile über 1000 (!) YouTube-Songs nutzen könnt. So habt ihr stets eure Musik mit am Start.
Auch die gebotenen Bahnentypen bieten eine Menge Abwechslung. Hier hätten wir gerne noch mehr.

Fazit: Wer gerne Bowling mit Freunden spielt und für den der Spielspaß eindeutig im Mittelpunkt steht, der sollte ganz klar zu „ForeVR Bowl“ greifen. Online, offline, mit Ranglisten und anderem mehr bietet euch der Titel jede Menge Unterhaltung auf hohem Niveau. Auch wenn der Realismus beim großen Mitbewerber noch mehr im Vordergrund steht, ist der Spaß hier höher. Und wer gerne Billard oder Darts spielt, sollte sich die anderen Titel von „ForeVR“ anschauen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei ForeVR für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling