Es gibt Momente im Leben, da steht man an einem Scheideweg. Da muss man überlegen, wie man weitermacht, wie man neue Konzepte entwickelt, um einen weiteren Schritt zu gehen. Manchmal muss man mit gewohnten Traditionen brechen, aus denen aber auch Neues entstehen kann, das ungeahnte Möglichkeiten mit sich bringt.

An diesem Scheideweg haben wohl auch Daniel Georgiev und sein Team 2022 gestanden als sie sich dazu entschlossen, ihr Sterne-Restaurant „Ratsstuben“ in Haltern am See aufzuteilen. So gibt es nun einen Bereich der Lokalität, die weiterhin auf den Namen „Ratsstuben“ hört. Hier werden 5-Gänge+-Menüs angeboten, die – zusammen mit dem neuen Interieur und der Neugestaltung des Raumes – sich explizit auf den Bereich „Sterneküche“ fokussiert. Daneben gibt es die bislang unter dem Namen „Ratsstuben“ bekannten Räumlichkeiten, welche nun unter dem Namen „Gute Stube“ laufen. Hier bietet man „Gutbürgerliche Küche“ auf gehobenem Niveau. Diese Unterscheidung muss man im Hinterkopf haben, wenn man einen Tisch bucht und auch dann, wenn man das alljährlich stattfindende „Menuekarussell“ genießen möchte. Wir haben uns erstmals auf das neue Konzept eingelassen und waren gespannt, inwieweit das Team und die Küche andere Impulse setzt als in den Jahren zuvor. Hier unser Bericht vom „Menuekarussell 2023“.

In diesem Jahr besteht das Menue-Karussell in der „Guten Stube“ aus vier Gängen. Preislich liegt man hier inklusive begleitender Weine bei 79 Euro. Dies ist ein absolut fairer Preis für das, was geboten wird. So kann sich jeder auch ein 3-Gänge-Menü "leisten". Ein guter Ansatz. Als erstes gibt es frisches Steinofenbrot vom örtlichen Bäcker mit einer aufgeschlagenen, gesalzenen Butter. Das Brot ist warm, knusprig und schmackhaft und die Butter fluffig und nicht zu stark gesalzen. 

Die Vorspeise bildet ein mildgebeizter schottischer Lachs mit Meerrettich und Wildkräutersalat. Der Lachs überzeugt durch seinen tollen Geschmack und das feste Fleisch. Der Meerrettich ist recht dominant und hätte besser neben dem Lachs angerichtet werden können, damit jeder nach seinem Geschmack den intensiven Rettich genießen kann. Aber dies ist natürlich unser subjektives Empfinden.

Der zweite Gang ist eine pikante rote Linsensuppe mit Kokos, Chili, Mango und Crevetten. Eine sehr fein abgeschmeckte Komposition, die überzeugt. Interessanterweise hat man hier Zitronengras als dominierendes Aroma. Insgesamt aber durchaus schmackhaft, wenngleich von der Portion her etwas viel.

Als Hauptgang wird ein Freiland Maishähnchen mit Jus, Senfgemüse und Kartoffel serviert. Auf einem Spiegel von Jus ist Kartoffelpüree angerichtet, daneben das Gemüse, dem ein wenig der Biss fehlt. Darauf gebetet ist das sehr zarte Maishähnchen.

Final schließt das Menü mit „Birne & Mascarpone“. Dahinter verbergen sich Rosmarin-Eis, Hagebutte, und Walnuss-Crumble. Ein kleines, leichtes Dessert, dass durchweg zu gefallen weiß.

Fazit: Das neue Konzept mit der Aufteilung in „Ratsstube“ und „Gute Stube“ ist interessant, da sich das Team auf einen Teil klar fokussieren kann und auch die Besucher wissen, was sie erwartet. Das Menü zum diesjährigen Menue-Karussell ist dann auch eher bürgerlich als Sterneküche, was eben dem neuen Konzept zuzusprechen ist. Wer also ein 3-Gänge-Menü möchte, für dass er finanziell nicht allzu tief in die Tasche greifen muss, aber dennoch auf Kreativität und hervorragenden Geschmack Wert legt, wird hier nicht enttäuscht. 

Die inn-joy Redaktion bedankt sich beim Team von den „Ratsstuben“ Haltern am See für die freundliche Unterstützung.

M. Heiland