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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Privatrösterei Bonafede

| Marc Heiland | Kaffeewelten

BonafedeRäumen wir an dieser Stelle doch mal mit einem gängigen Klischee auf: Alle Italiener verstehen etwas von gutem Kaffee. Wer nicht besonders viel Ahnung von Kaffee hat und sich nach dem Essen, zu einem Stück Kuchen oder Eis einen Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato bei seinem Lieblingsitaliener oder dem Eiscafé um die Ecke bestellt, der wird sich über das entsprechende Heißgetränk freuen und denken: „Das muss ja so! Der Italiener weiß ja, was er tut!“ Doch auch wenn Italien sich für seine Espresso-Kunst rühmt und viele Italiener meinen, da sie täglich viele Espressi an den Mann oder die Frau bringen, perfekte Kenner, Barista oder sonst fachkundig zu sein, so sind sie doch genauso Gastronomen wie alle anderen auch, haben hin und wieder schlechte Bohnen, pflegen nicht in jedem Restaurant und in jeder Eisdiele ihre Maschinen gleichermaßen und besitzen nicht immer dasselbe Know How.

Warum ich diesen Artikel mit dem Italiener und dem Klischee über den Espresso-Experten beginne, werdet ihr euch vielleicht fragen? Ganz einfach: Heute stellen wir euch in unserer Rubrik „Kaffeewelten“ die Privatrösterei „Bonafede“ aus Hockenheim-Talhaus vor. Dass Rosario Bonafede und sein Team Ahnung von dem was er tut haben dürfte, wird schon beim ersten Blick auf seine Homepage deutlich, wurde er doch von Europas größtem Kaffeemagazin „Crema“ zur Rösterei des Jahres 2016 gekürt. Was „Bonafede“ auszeichnet, wie es bei der Privatrösterei um die Eckpfeiler der „Third Wave Coffee“-Bewegung steht und wie der Kaffee schmeckt, verraten wir euch im Folgenden.

Erfolg mit Höhen und Tiefen

Ein altes Sprichwort sagt: „Bevor du auf dem Gipfel ausruhen kannst, musst du zuerst durch viele Täler!“ Was vielleicht wie eine leere Phrase anmutet, trifft auf Rosario Bonafede zu. Seine „Karriere“ begann Ende der 1990er Jahre, genauer gesagt im Jahr 1998, als er – wieder ein Klischee – als junger Italiener ein Eiscafé übernahm. Doch schon damals überwog sein Interesse am guten Kaffee, den er seinen Gästen servieren wollte, war doch gerade in den 1990er-Jahren die Aufmerksamkeit weniger bei hochwertigen Kaffees, sondern häufig bei „Hauptsache warm!“ Aus diesen Ansprüchen, nur das Beste in die Tasse zu bringen, entstand Rosario Bonafedes Leidenschaft andere Eiscafés in Sachen Kaffee zu beraten und selbst seinen Kaffee zu rösten. Dass das jedoch alles andere als einfach ist, musste der junge Unternehmer über die Jahre feststellen. Denn weder die Kunden zu Beginn des Jahrtausends dachten so fasziniert über hochwertigen (und damit natürlich auch in gewisser Weise teurerem) Kaffee nach, noch konnten die Röstmaschinen das leisten, was Bonafede als top Kaffee vor dem geistigen Auge schwebte. Dies hatte zur Folge, dass Rosario sich selbst eine Rösttrommel baute und aus seinen Rückschlägen viel über das Verhalten der Bohnen und der einzelnen technischen Komponenten zueinander während des Röstvorgangs lernte. Das Ergebnis: Seine insgesamt vierte Röstmaschine konnte er nach eigenen Wünschen modifizieren, um endlich die erhoffte Qualität zu erreichen, was ihm dann auch gelingen sollte. Im Jahr 2011 eröffnete er dann in Hockenheim seine Rösterei, die ihm bis heute einen treuen Kundenstamm beschert und natürlich immer wieder neue Kunden anlockt, die von ihm in die Geheimnisse des Kaffees vom Anbau bis zum ersten Schluck aus der Tasse eingeweiht werden wollen.

Die bislang größten Erfolge für seine „gläserne“ Rösterei waren die Wahl zur „Rösterei des Jahres 2016“ durch die Jury des Magazins „Crema“ und die Wahl zum „besten Café bzw. Röster der Region“ mit der Auszeichnung „14 Tassen“.

Neben dem „normalen“ Verkauf und dem Betrieb im eigenen Café bzw. der eigenen Bar bietet Rosario Bonafede Beratung (Bonafede bietet aktuell 18 verschiedene Mühlen mit Kaffees an, welche direkt in der Bar verkostet werden können) und verschiedene Seminare an.

Die Grundpfeiler der Privatrösterei „Bonafede“ sind „Transparenz“, „Erlebnis“ und „Frische“. Um diesen Grundpfeilern nahe zu kommen und euch einen Einblick in das Produkt-Portfolio von Rosario Bonafede bieten zu können, haben wir verschiedene Sorten Kaffee und Espresso zum Testen erhalten. Diese und unsere persönlichen Eindrücke wollen wir euch nun vorstellen.

Bonafede2Für unseren Test hat uns Rosario Bonafede diverse Kaffees und Espressi zur Verfügung gestellt. Die Sorten-Verpackungen sind optisch sehr ansprechend gestaltet. So blickt der Chef persönlich bei „Don Bonafede“ in typisch sizilianischem „Pate“-Look dem Käufer des Kaffees ins Gesicht. Bei der Röstung aus dem äthiopischen „Yirgacheffe“ zieht man eine Prägung, die an afrikanische Gewänder erinnert. Auf den Verpackungen finden sich Angaben zur Herkunft, eine Einteilung in den Röstgrad und eine Information, wie die Zusammensetzung des Kaffees ist. Darüber hinaus gibt es Auskünfte über den Charakter des Kaffees, die Aromen und die Röstung selbst, was bei den wenigsten Röstern der Fall ist.

Geschmacklich merkt man, dass „Bonafede“ nicht ohne Grund 2016 zur Rösterei des Jahres gewählt wurde. Die Kaffees und Espressi schmecken alle sehr gut. Die landestypischen Aromen (z.B. floral und fruchtig für Yirgacheffe) kommen ebenso zur Geltung, wie die persönliche Note durch die Röstung von Rosario Bonafede und seinem Team. Qualitativ gibt es ebenso nur Bohnen auf hohem Niveau. Defekte tendieren gegen Null und auch das Röstbild ist sehr harmonisch.

Was mir persönlich fehlt, sind Angaben zu Transparenz im Sinne der „Third Wave Coffee“-Bewegung, mit der ich als Endverbraucher exakt nachverfolgen kann, woher der Kaffee genau stammt, wie er auf der Farm zubereitet wurde, wie die Nachhaltigkeit ist etc. Direkter Handel scheint kaum vorzuliegen. Auch wenn Bonafelde schreibt, dass er alles rückverfolgen kann, erwarte ich von einer Rösterei mit Auszeichnung, dass ich als Kunde dies ebenfalls kann. Hier besteht noch Nachholbedarf. Immerhin findet man das Zertifikat der „Rainforest Alliance“, welches für nachhaltigen Anbau steht.

Fazit: In Sachen Qualität des Kaffees und Geschmack gibt es kaum etwas zu kritisieren. Da wir aber auch hinter den Geschmack schauen, ist es schade, dass Rosario Bonafede nicht bis ins Detail auf die Herkunft eingeht, wir wenig über die Aufbereitungen erfahren und kaum etwas über die Farmen und Farmer bzw. den fairen Handel. Dennoch können wir euch natürlich die Kaffees und Espressi absolut empfehlen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: nicht bewertbar

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 6 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Rosario Bonafede von „Bonafede“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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