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Die Welt von gestern in Farbe...

| Marc Heiland | Fachliteratur
DieWeltvongesterninFarbeWas geschieht, wenn man die Epoche der Schwarz-Weiß-Fotografie aus ihrem monochromen Schlummer reißt? Seit dem 19. Jahrhundert wurden prägende Momente genauso wie Alltagsszenen auf Lichtbild gebannt. Das Zeitalter der Fotografie hatte begonnen und macht seither die Vergangenheit für die Nachwelt sichtbar – doch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein nur in Schwarz-Weiß.
 
Die Künstlerin Marina Amaral kolorierte mittels digitaler Bildbearbeitung 200 ikonische Bilder aus den Jahren 1850 bis 1960, sodass Schwarz-Weiß-Fotografien zu lebendigen und faszinierenden Farbfotos werden. Berühmte Staatsmänner, wichtige historische Ereignisse ebenso wie die Gesichter gewöhnlicher Menschen zeigen sich uns auf dramatische und unerwartete Weise. Ergänzt werden die Bilder durch informative Begleittexte des Historikers Dan Jones. Von der Zeit Bismarcks bis zum jungen Nelson Mandela, von der ersten Weltausstellung bis zur Epoche der Raumfahrt – Die Welt von gestern in Farbe bietet einen einzigartigen und oft wunderschönen neuen Zugang zur modernen Geschichte.
 
Rezension: Es gibt Personen der Geschichte und Ereignisse, die man kennt. Zu ihnen gehören Gandhi, Einstein, Edison, Kaiser Wilhelm II., Bismarck oder auch Tolstoi, Karl Marx oder Queen Victoria. Fotos von ihnen sind meist ebenfalls bekannt. Doch in Farbe bekommen all diese „Personen der Weltgeschichte“ eine ganz eigene Präsenz. Manche wirken, als wären die Aufnahmen erst vor kurzem gemacht worden, andere, als wären sie einem Gemälde entstiegen. Daneben gibt es aber auch viele Personen der Geschichte, die man vielleicht nicht kennt oder Ereignisse, von denen man nie ein Foto gesehen hat. Viele von ihnen sind nun Teil des Bandes „Die Welt von gestern in Farbe…“, der im Riva-Verlag erschienen ist. 
 
Der Band beginnt mit einer Einleitung, in der die Autoren erläutern, wie kompliziert es ist, Fotos nachträglich zu kolorieren. Auch wenn heutzutage modernste Computer bei der Bearbeitung der Fotos helfen können, muss alles per Hand vorgenommen werden. Und selbst dann kann natürlich niemand sagen, ob die Farben, Schattierungen und Feinheiten im Bild wirklich den „echten“ Farben entsprechen. Doch dank langer und intensiver Recherche haben die Autoren es geschafft, näher an das Original zu kommen, als jeder bislang unternommene Versuch. Natürlich ist es – oftmals ausgehend von der schlechten Qualität des Originals – nicht in jedem Fall möglich, eine hervorragend kolorierte Fassung des Bildes zu erschaffen. Vor allem dann, wenn das Original beschädigt ist, das Bildkorn zu stark oder die Momentaufnahme ein wenig verwackelt ist, kann das „neue“ Foto nicht klarer aussehen. So wirkt beispielsweise das Bild zur „langen Depression“ eher wie gemalt, während beim Foto der neun Könige, die sich anlässlich des Todes von Edward VII. in England einfinden, einige Monarchen etwas unscharf abbildet. Andere Fotos wirken durch die nachträgliche „Farbgebung“ noch brutaler, hoffnungsloser und schockierender. Äußerst beeindruckend sind u.a. die Fotos „Terra Nova“ von der Expedition Robert Falcon Scotts, das Foto der Gebrüder Wright bei einem ihrer Testflüge, das Foto zur Pariser Weltausstellung von 1889 oder von der Krankenschwester, von der man zur Zeit der Spanischen Grippe (1918) ein Foto gemacht hat. Diese Bilder sehen  absolut beeindrucken aus und könnten so auch mit einer modernen Kamera geschossen worden sein. Aber es sind auch Fotos dabei, über die man als Betrachter staunen kann. So beispielsweise die Fotoreihe über die Etappen zur Entstehung des Eiffelturms. Interessanterweise wirken manche um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert geschossenen Fotos qualitativ besser, als spätere Aufnahmen. Sie alle eint jedoch eines: Sie sind allesamt beeindruckende Zeugnisse von Geschichte und Geschehen. Somit ist der Bildband jedem, der sich für Geschichte und auch für Fotografien und deren Entwicklung interessiert, zu empfehlen. Die Texte ergänzen die Bilder sehr informativ und bringen die Bilder in den historischen Kontext. 
 
Titel: Die Welt von gestern in Farbe: Eine neue Geschichte der Welt von 1850 bis 1960. Mit über 200 historischen Fotografien erstmals in Farbe
Autor(en): Dan Jones (Autor), Marina Amaral (Autor), Angela Letmathe (Übersetzer)
10Verlag: Riva (10. September 2018)
ISBN-10: 3742307754
ISBN-13: 978-3742307750
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich beim Riva-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar
 
L. Zimmermann

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