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GI Folge 35: Der Holocaust: Erinnern reicht nicht

| Marc Heiland | DVD-Reviews
GI35Es ist eines der wohl furchtbarsten Themen unserer Geschichte: Die Zeit der Massenvernichtung der Juden, Sinti und Roma und anderen Minderheiten, auch bekannt als der „Holocaust“. Wie jedoch soll man sich mit dieser Zeit heute noch befassen? Wie soll man die „Erinnerungskultur“ wachhalten? Wie kann man in Zeiten, in denen der Rechtsradikalismus wieder auf dem Vormarsch ist, vorbeugen vor falschen „Rattenfängern“? Und wie soll man das Erbe all derer fortführen, die diese furchtbaren Erlebnisse selbst erlebt haben und nun kaum noch die Möglichkeit haben, von ihren Erinnerungen zu berichten? Ansätze bietet die neue DVD der Reihe „Geschichte Interaktiv“ Folge 35 mit dem Titel „Der Holocaust: Erinnern reicht nicht“, die jetzt bei dokumentARfilm in Münster erschienen ist.  
 
Die DVD befasst sich im ersten Modul („Geschichte im Zeitstrahl“) in drei Kapiteln mit der Aufarbeitung der Verbrechen der NS und der NS-Zeit von 1945 bis in die Gegenwart. Zunächst wird der Blick auf die unmittelbare Nachkriegszeit gelenkt, in der die Menschen versuchen mussten, mit dem noch Verbliebenen sich ein neues Leben aufzubauen und – so gut als eben möglich – zu arrangieren. In dieser Zeit war eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust nicht möglich und auch nicht gewünscht. Vieles wurde verdrängt. Anhand eines kommentierten Zeitstrahls werden die Geschehnisse erläutert und mit Originalaufnahmen visuell unterstützt. Im Anschluss rückt das Modul die Zeit von der deutschen Teilung (ab 1949) und der Gründung der DDR bis zum Ende des „Kalten Kriegs“ (1989) in den Vordergrund. Von Adenauer und seiner Weigerung, die NS-Vergangenheit aufzuarbeiten, da noch etliche ehemalige „hohe“ Nazis in Amt und Würden waren, die gezwungene Einweihung der Gedenkstätte „Bergen-Belsen“ und der Deutung der NS-Geschichte in der DDR über die Auschwitz-Prozesse in den 1960er Jahre bis hin zum Aufstieg der NPD und dem Aufstand der Studenten, die sich mit der Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern auseinandersetzen wollen bis hin zu Willy Brandts „neuer Ostpolitik“ sowie der umstrittenen Serie „Holocaust“ und dessen Rezeption in der Öffentlichkeit sowie Richard von Weizäckers legendäre Rede anlässlich des 8.5.1945, werden die wesentlichen Stationen nachgezeichnet. Kapitel drei befasst sich dann mit der Zeit vom „Mauerfall“ bis zur Wiedervereinigung. 
 
Modul zwei, „Geschichte im Film“, thematisiert die Erinnerungen einer Überlebenden. Nachgezeichnet wird das Leben der Yvonne Pollakova (heute Koch), die das KZ Bergen-Belsen überlebte anhand von Fotos, Archivmaterial und Berichten. Zunächst stehen ihre Kindheit und Jugend in der Slowakei bis 1938 im Mittelpunkt, danach ihre Deportation. Wie sie es schaffte, im KZ allein zu überleben, ist Kern des zweiten Kapitels. Die Zeit nach der Befreiung durch die Alliierten bis heute steht im Zentrum des dritten Kapitels. Über das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen und die heutige Gedenkstätte erfahren wir mehr in Modul drei. Von der Geschichte des Lagers zwischen 1941 und 1945, dem Gedenken nach 1945, dem Gedenken heute sowie Provokationen von rechts, die den unterschiedlichen Gedenkstätten widerfuhren (und immer stärker werden), schildern die jeweiligen Kapitel. 
 
Im letzten, dem vierten Modul der DVD, kommt abermals Yvonne Koch zu Wort. Als Rednerin und Zeitzeugin des Holocaust, klärt sie Schülerinnen und Schüler über die Verbrechen der Nazis auf, stellt ihre Geschichte dar und warnt davor, dass diese Zeiten noch einmal zurückkommen. Immer wieder werden dabei Erläuterungen der Zeitzeugin zusammengefasst und in den Kontext eingeordnet.
 
Fazit: Die neue DVD „Holocaust: Erinnern reicht nicht“ ist eine ganz andere Folge als die bislang erschienene. Sie ist auf ihre Art und Weise tiefgehender, intensiver aber auch in gewisser Art intimer. Daher werden wir an dieser Stelle auf eine Wertung in Form einer Note verzichten, sprechen der DVD allerdings eine unbedingte Kaufempfehlung für den Unterricht aus. 
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei dokumentARfilm für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
L. Zimmermann
 

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